Dienstag, 16. Juli 2013

Flug durch das Leben


Ein Mensch hat sein Examen geschafft. Die Wand die vor ihm  drohend aufragte ist zerfallen.  Hier hast Du das Papier. Auf dem Papier steht eine 1 oder eine  2 oder andere Zahlen. Jetzt gehörst Du zu uns, zum Club der Papierträger.  Jetzt bist Du qualifiziert. Qualifiziert zu was?  Qualifiziert zu leben?           
Ich träume oft, ich könnte fliegen. Ich fliege über eine idyllische Landschaft.Ich bin glücklich und völlig entspannt.  Und plötzlich hält mich etwas fest, will nicht dass ich fliege. Mein Traum endet.  Ich bin eingeholt von der Wirklichkeit.  Die Wirklichkeit sagt, Du kannst nicht einfach fliegen. Du musst am Boden bleiben und Lernen, einen Beruf haben, eine Familie gründen, ein Haus bauen. Du hast wenig Zeit zur Verfügung, das Leben ist schnell vorüber. 
Und da sitze ich nun und gehe zur Schule,  studiere,  mache Examen, und muss Geld verdienen und das machen, was die anderen machen, der Club der Papierträger. Und in mir ist der Wunsch meiner Seele zu fliegen, einfach da zu sein,  die Schönheit der Schöpfung in mir,  die Schönheit der Schöpfung um mich.  Ich rufe nach Freiheit für meine Seele, Freiheit  für mein Sein!
Und  dieser Konflikt begleitet mein Leben. Die Seele weiss woher sie kommt,  sie sehnt sich zurück, dahin woher sie gekommen ist, in die andere Welt der Freiheit,  in die Welt ohne Zeit, in die Welt in der ich nicht schlafen muss,  um zurückzugleiten in die Welt der Träume, in die Welt  in der ich in der Wirklichkeit  lebe.   Ich frage mich, gibt es wirklich einen Konflikt,  zwischen der Welt in der ich lebe und  der  anderen     Welt aus der ich komme?  Könnte es nicht sein, dass die Welt des Seins und die Welt der Formen sich durchdringen,  dass  hinter jeder Form das sichtbar wird, was die Form geschaffen hat, dass  das sichtbar wird, was ich bin?  Muss ich wirklich warten bis die Form zerfällt und das freisetzt, was meine Form  ausgemacht hat?
Haben wir nicht als Menschen im evolutionären Prozess der Schöpfung  einen Stand des Sichbewusst werden erreicht, der bereits  die äusseren Formen aufweicht, unser Wissen in Frage stellt,  die Welt der Gedanken  kritisch betrachten lässt,   Gedanken  die uns scheinbar unsere Sicht vernebeln.  Kommt es nicht immer häufiger vor, das wir einen Blick erhaschen auf das was wirklich ist,  wie das Wort sagt, auf das was bewirkt und das macht was ist. 
Die Welt des Lernens und Wissens könnte ein Auslaufmodell sein.  In der Evolution  war das Wissen notwendig um unser Bewusstsein zu erweitern.  Jetzt sind wir auf der Schwelle,  die Dinge jenseits unseres Wissens wahrnehmen zu können. Wir fangen an unseren Kosmos  mit anderen Augen zu sehen, begreifen  dass hinter den Gesetzen des  Alles eine  viel grössere Intelligenz herrscht  und dass diese Intelligenz ein Teil von uns selbst ist.  Wir begreifen auch, dass wir diese Intelligenz  nicht lernen müssen,  weil wir diese Intelligenz sind und uns nur öffnen müssen, um das zu sein was wir wirklich sind,  das unbegrenzte Potenzial. 

Und aus diesem Potenzial schöpfen wir unser Leben, und wir können unsere Form akzeptieren, in die wir uns  hineingeboren haben. Und wir können unser selbst geschaffenes Schicksal akzeptieren,  wir sind in unserer äusseren Form  reines Leben,  unser Leben erfährt sich in unserer individuellen Form, wir öffnen uns dem Leben,  und  schöpfen die Kraft, die wir brauchen um das zu leben, wer wir sind. Dann wird mich in meinem Traum nicht  mehr die Bremse der Gedanken einholen, wenn ich fliege möchte, ich fliege voll von Vertrauen in mein Sein durch mein Leben, und meine Gedanken verwandeln sich in kleine Vögel, die meinen Flug begleiten, mich nicht mehr behindern, sondern  mir Freude sind  und  kleine Helfer auf meinem Weg.