Sonntag, 31. Dezember 2023

Rückblick, Ausblick, Einblick

Zum Jahresende neigen wir dazu, das vergangene Jahr zu analysieren, Schlüsse zu ziehen und einen Ausblick auf das kommende Jahr zu entwerfen.  Natürlich alles nur mit sehr begrenztem Erfolg. Der Blick rückwärts zeigt nur das, was im Gedächtnis hängen geblieben ist, der Blick vorwärts ist müssig, weil noch niemand die Zukunft sehen konnte.  Es lohnt sich eher, einen Blick nach innen zu werfen und sich dem zuzuwenden, was für uns persönlich  wichtig in diesem Jahr war. -  Die zwei kriegerischen Konflikte haben mich daran erinnert, dass wir immer noch in einer Welt der Dualität leben. Es gibt in dieser Welt keinen Frieden ohne Krieg, keine Konjunktur ohne Rezession, keine Religion ohne Atheismus. Und unser Urteil , gut oder schlecht, kann immer für beide Versionen gelten. Wir erkennen dies, wenn wir die jeweilige Version in allen Facetten durchdenken und erkennen, dass jede Version sowohl Gutes als auch Schlechtes in sich birgt. – Ich habe mich in diesem Jahr auch  tiefer mit meiner eigenen inneren Welt befasst. Ich habe verstanden, dass es für jedes Wesen eine eigene Welt gibt, und dass alle Welten miteinander verbunden sind und im Austausch miteinander stehen. Das,  was wir Welt nennen, ist das,  was unser individueller Verstand erkennen kann. Es ist aber nur unsere eigene Welt, die wir sehen können, die Welt des anderen Menschen sehen wir nicht, sie ist eine andere Welt, so wie die Welt der Fliege oder des Delfins eine ganz andere Welt ist. Die Welten der anderen Lebewesen sehen wir durch die Brille unserer eigenen  Welt.  Die Erkenntnisse der Physik haben mir geholfen, die unterschiedlichen Welten wahrzunehmen. Alle Welten scheinen individuell zu sein, voneinander getrennt,  und  doch sind alle Welten miteinander verbunden, bedingen einander. Wenn ich meine eigene Welt im Gleichgewicht halte, beeinflusse ich alle Welten, mit denen ich in Berührung bin. Das Gleichgewicht in mir herzustellen, scheint meine einzige Aufgabe in der Schöpfung zu sein. Wenn mir das gelingt, beeinflusse ich alle Welten, die mit mir in Berührung stehen. – Die Welt, in der ich lebe, scheint klein und übersichtlich zu sein.  Sie geht aber gleichzeitig in ihren Auswirkungen weit über ihren kleinen Rahmen hinaus.  Der Gedanke Kants zum gestirnten Himmel und dem inneren Gesetz hat sich  mir bewahrheitet.  Wenn ich in mich blicke, sehe ich den gestirnten Himmel in allen Energieteilchen, die sich in mir bewegen, sie sind  Abbild des gestirnten Himmels über mir. Der zeitlose und unermessliche Raum über mir spiegelt sich in den sterngleichen Teilchen in mir. Beide Welten scheinen sich gegenseitig zu bedingen  -   Mich haben auch dieses Jahr  Gedanken zur Unsterblichkeit bewegt.  Scheinbar stirbt mit unserem physischen Körper unsere Existenz in der Welt. Aber ändert der physischen Körper nicht nur seine Struktur bei unserem Tod,  entlässt die Energiekörper aus ihrer Bindung an den bisherigen Körper, und gibt die Energie nur dorthin zurück, woher er sie erhalten hat? Mir scheint, dass nichts verloren geht, das je erschaffen wurde, aber alles ist einer ewigen Änderung unterworfen.   Das Leben und der göttliche Geist sind nicht vergänglich, nichts von dieser höheren Intelligenz stirbt, wenn für die menschliche Wahrnehmung ein Leben zu Ende geht oder ein Planet erlischt. Der schöpferische Geist kehrt nur an seinen Ursprung zurück,  in die Einheit mit dem höheren Sein. – Nur dem Menschen ist es gegeben, das Göttliche in sich und in allem wahrzunehmen. Der Blick in uns selbst kann uns dies   lehren, wir müssen nur bereit sein, unser inneres Auge zu öffnen, um die tieferen Wahrheiten zu sehen. In jüngeren Jahren waren mir diese Einblicke nicht möglich, es scheint ein Privileg des Alters zu sein,   tiefere Wahrheiten zu erkennen  und sich als Teil der göttlichen Intelligenz zu fühlen, die jedes und alles erfüllt.-  So blicke ich zum Jahresende auf mein Leben in der Welt, und fühle mich in diesem Leben sicher und geborgen, vom gleichen Leben beseelt, das mich von Anbeginn begleitet hat und mich nie verlassen wird. Mit Mut und Zuversicht beginne ich ein neues Jahr zusammen mit den Menschen, die mir in Liebe verbunden sind.

Mittwoch, 27. Dezember 2023

Das Portrait

Für Weihnachten  habe  ich bei unserem polnischen Malerfreund LS  drei Portraits, von mir für meine Söhne, als Andenken an unser gemeinsames Leben in Auftrag gegeben.  Auf den Bildern sieht mir ein alter vom Leben geprägter Mann entgegen.  Tiefe Linien zeichnen das Gesicht, das Alter hatte seinen Tribut gefordert. Ich habe ein expressionistisches Bild erwartet,  nicht ein Portrait, das mir schmeichelte, und das bekam ich.  Ich sehe auf dem Portrait einen entschlossenen Menschen, der nach vorne blickt, niemals zurück, der vom Leben gezeichnet ist, aber sein Leben lebt. Was man nicht sieht, sind die Augen, die lebendig geblieben sind, und noch immer voll Neugier am Leben teilnehmen. Auch das innere Gefühl ist nicht erkennbar, das Lebensgefühl, das sich genau so jung anfühlt wie am ersten Tag. Anders als ein Foto ist das Portrait auf  das Wesentliche beschränkt, es versucht den Menschen einzufangen und für die Nachwelt zu erhalten.  Was mögen wohl die Kindeskinder denken, wenn sie später über das Portrait rätseln, wie ihr  Ururgrossvater einmal war? Ich kann ihnen versichern, nicht anders  als sie, -  jung wie am ersten Tag, voller Kraft und Lebensfreude, nie verzagt, mit einem Leben voller Tiefen und Höhen,  ein wundervolles reiches Leben, von dem er keinen Tag bereut. Vor allem aber ein Leben voller Wunder, die  er erleben durfte, das Überleben von Tod und Hunger im  2. Weltkrieg,  ein Leben ohne jede materielle Voraussetzungen, wunderbare Eltern und Brüder, die  aus dem Nichts Grosses schufen, in meinen kühnsten Träumen hätte ich mir ein solches Leben nicht vorstellen können.  Ich hoffe, mein Gesicht, das mich aus dem Portrait anschaut spiegelt dieses Leben wider. 





Montag, 25. Dezember 2023

Der Weihnachtsmythos

Die Weihnachtsgeschichte hat mich schon immer fasziniert. Nicht die Entstehung, nicht die Verfasser, das kann man bei Wikipedia nachlesen. Die Weihnachtsgeschichte berührt die geistigen Wurzeln des Christentums. Ein Kind wird geboren und gleichzeitig ein Kind Gottes.  Da geht es nicht um ein historisches Ereignis, es geht darum, dass das Göttliche, das Leben,  Mensch wird,  nicht nur im Kind Jesu, sondern in allen Kindern dieser Welt,  Es geht nicht um ein historisches Ereignis, sondern um ein metaphysisches Geschehen, die Geburt des Lebens in die Welt. Welcher Tag wäre  symbolischer als die Sonnenwende, wenn das Licht aus der Dunkelheit zurückkehrt und das Leben wieder erwacht?  Maria ist die ewige Mutter, die seit  undenklichen Zeiten von den Völkern  als Symbol der Fruchtbarkeit und des Lebens verehrt wird. Die umstehenden Personen, Josef, die Tiere, die Hirten mit ihren Herden, weisen darauf hin,  dass das Licht des Lebens auch für sie von Bedeutung ist, aber noch nicht in ihr Bewusstsein gedrungen ist. Nur die drei Könige mit ihren Gaben sind die mystischen Gestalten, die um die Bedeutung  der Geburt des Lebens wissen, und sie bringen ihre Gaben voll Ehrerbietung dar.  Denn was wirklich stattfindet, ist die Geburt des Göttlichen in die  Welt , in den Menschen, in die Natur, in die Tiere und Pflanzen, in den gesamten Kosmos. Alles ist erfüllt von göttlichem Leben,  alles ist Abbild Gottes, der Intelligenz, die höher ist, als all unsere Vernunft. So ist die Geburt des Lichtes an diesem Tag, auch die Geburt der Erkenntnis, dass  Göttliches nicht von dem Erschaffenen getrennt ist, dass die gesamte Schöpfung erfüllt ist vom Göttlichen Geist, und nicht nur der Mensch Sohn Gottes ist, sondern auch jeder Stein und jeder Grashalm. Nur der Mensch hat, durch seinen Verstand,  die Möglichkeit erhalten,  in sich die Gegenwart des Göttlichen zu spüren. Weihnachten sind  wir in jedem Jahr  der Geburt des Lichtes am Nächsten, das wir Erleuchtung nennen, wenn wir erkennen,  dass wir und die gesamte Schöpfung, als Gottes Kinder geboren sind. Im tiefsten Inneren unseres Herzens warten wir auf den Moment, in dem sich der uns innewohnende Gott offenbart. - Wenn die Weihnachtskerzen am Baum entzündet werden, und ich in die Augen meiner Kinder und  Enkel blicke, dann sehe ich die tiefe Ehrfurcht vor dem göttlichen Geheimnis, und ich erlebe immer aufs Neue die Anwesenheit der Gottheit in den Menschen, die ich liebe und in mir Selbst – oder wie Goethe es ausdrückte,  - Nur Göttliches kann Göttliches erblicken. -

Weihnachten als Geschenk

Weihnachten ist das Fest der Geschenke,

der Geschenke an uns und an die Welt;

Weihnachten ist das Geschenk des Lichtes, 

des Lichtes in uns und in der Welt;

Weihnachten ist das Geschenk des Kindes,

des Kindes in uns und in der Welt;

Weihnachten ist das Geschenk des Lebens,

des Lebens in uns und in der Welt;

Weihnachten ist das Geschenk der Liebe,

der Liebe in uns und in der Welt;

Weihnachten ist das Geschenk der Freude,

der Freude in uns und in der Welt;

Weihnachten ist das Geschenk des Friedens,

des Friedens in uns und in der Welt;

 

Sonntag, 24. Dezember 2023

Der Schöpfungsmythos

In allen Völkern und Religionen gibt es einen Schöpfungsmythos. Es geht um die Erschaffung der Welt und  um die Entstehung des Menschen.  Das ist eine auf das Denken des Menschen ausgerichtete Sichtweise. Der Schöpfungsmythos muss viel weiter gefasst werden: Auf die Entstehung der Natur, aller Lebewesen, aller Dinge, auf die Entstehung des gesamten Kosmos.  Mit der Entstehung dieser Welt sind unzählige Welten entstanden. Jedes Lebewesen hat seine eigene Welt, in der es lebt, mit jeder Geburt entsteht eine neue Welt und alle Welten sind miteinander verbunden, gehen ineinander über, beeinflussen sich, keine Welt ist getrennt von der anderen und doch ist jede Welt individuell. Die Ameise lebt in ihrer Welt, jede Ameise mit ihrem eigenen Schicksal. Selbst die Bakterien und Viren auf meinem Körper leben in ihrer Welt in ihren Einzelschicksalen und dennoch im Verbund mit Allem.  Wenn der Löwe die Gazelle schlägt,  endet die Welt der Gazelle, aber nicht das, was die Welt der Gazelle geschaffen hat, der Geist der Gazelle kehrt an seinen Ursprung zurück. Es ist dieser allumfassende Schöpfergeist, der allem innewohnt, der alles mit allem verbindet, unzählige Welten, vereint durch eine übergeordnete höhere Intelligenz.  Und immer wenn eine der unzähligen Welten sich auflöst, kehrt das Leben, das Allem  innewohnt an seinen Ursprung zurück, an die Quelle allen Lebens. Das ist der wahre Schöpfungsmythos, der die gesamte Schöpfung umfasst, und nicht nur den Menschen.  So war es von der Geburt unseres Planeten an, von der Entstehung des Lebens, am Anfang war der Gedanke Gottes, und der Gedanke wurde in die Welt geboren und wurde Welt und kehrte zurück und wurde Gedanke.

Freitag, 22. Dezember 2023

Horoskope

Kürzlich lasen wir uns, aus einem Horoskopbuch,  die Beschreibung unserer Eigenschaften vor. Die Beschreibungen fielen erstaunlich zutreffend aus. Alles Humbug, würden viele sagen. Wenn wir aber ein tieferes Verständnis für unser Leben haben, dann wissen wir, dass alles miteinander verbunden ist, wir eingebettet sind in die gesamte Schöpfung.  Alles hat Bedeutung für unser Leben, nicht nur die Menschen um uns, alle Lebewesen, alle Pflanzen und natürlich der gesamte Kosmos. So wie in der heutigen Physik, der Beobachter und das Beobachtete miteinander in Beziehung treten, so ist unser Verhältnis zur Welt und zum Kosmos. Der Kosmos und wir als Betrachter werden eins und die Geheimnisse der Natur und von uns selbst entschlüsseln sich uns. Und wenn wir die  Regeln und Zeichen der Natur so richtig zu deuten wissen, dann können wir nicht nur aus den Sternen Gesetzmässigkeiten  für unsere Eigenschaften erkennen, sondern vielleicht auch aus Karten und anderen Dingen. Pars pro totum, haben die Lateiner gesagt, wir sind Teil des Ganzen und das Ganze sagt etwas über uns aus. Wir selbst sind  Abbild der Schöpfung, und wenn wir in unser Inneres eintreten,  sehen wir  ähnliche Welten,  wie sie uns unser Planet und  der gesamte Kosmos zeigen.  Das Ganze ist Teil von uns,  und im Ganzen erkenne ich mich.  Vielleicht können zukünftige Generationen, mit tieferem Wissen,  auch in den Pflanzen in ihrem Garten oder in den Bäumen des Waldes, in den Steinen auf dem Feld, etwas über sich erfahren, wenn  sie tiefer eingedrungen sind in die Geheimnisse der Schöpfung, und die Geheimnisse  der Natur zu Offenbarungen des Lebens geworden sind.


Mittwoch, 20. Dezember 2023

Ein göttliches Geschenk

Manchmal stelle ich mir vor, wir könnten wie Gott sehen. Wir würden in den Spiegel schauen und nur Leere sehen, vielleicht noch die Energiekörper, die wie Sterne im Himmel ihre Bahnen ziehen. Die ganze Schönheit der Schöpfung, die Menschen um uns, die Natur, alles würde sich unseren Blicken entziehen. Vielleicht aber hätten wir auch die Fähigkeit, beides zu sehen, die Nähe und die Weite,   die Schönheit der Schöpfung und die zeitlose Leere, in der die Schöpfung aufscheint und gleichzeitig vergeht. Der menschliche Verstand sieht sich überfordert, wenn er sich als Teil dieser Ewigkeit sehen soll, als Teil dieser Allem innewohnenden Intelligenz, aus der ständig pulsierendes Leben erwächst und wieder zurückgenommen wird. Wer sich überfordert fühlt ist sein Verstand, der begrenzt ist in seinen Wahrnehmungsmöglichkeiten. Aber gerade der Verstand ist es, der diese Schönheit wahrzunehmen vermag. Er ist das Geschenk des Verstandes an uns, aber um den Preis auch des Gegenteils der Schönheit, der Vergänglichkeit, des Verfalls, des Todes. Ein Danaergeschenk, wie die Griechen sagen würden und dennoch ein göttliches Geschenk. Müssen wir uns aber entscheiden, ob wir wie Gott sehen wollen oder wie Menschen, schliesst nicht das Eine das Andere ein? Ist nicht das wirkliche Geschenk, die Fähigkeit beides zu sehen, zu sehen wie ein Mensch, und vielleicht so wie Gott? Anmassend, würden manche sagen, gewaltig sagen andere, grenzenlos, ewig, wenn die Natur uns unser inneres Auge sehen lehren lässt, und wir die Grenzen zwischen Welt und Ewigkeit überschreiten. Wenn wir die Grenzen der Welt überschreiten, dann scheint die innere Gewissheit auf, ich möchte nicht nur wie Gott sein, ich bin ein Teil des göttlichen Alles, ganz von dieser Welt und auch Teil der übergeordneten Intelligenz, die sich mir mitteilt. Welch göttliche Geschenke.  

Sonntag, 17. Dezember 2023

Herbsttage

In diesen grauen Tagen ziehen wir uns zurück in die Wärme unserer Zimmer. Auf dem See wallen die Nebel, die Bäume haben sich in sich zurückgezogen und im Garten liegen die Pflanzen tot auf dem Boden und werden sich bald in Erde verwandeln. Es ist die Zeit, in der wir uns in uns selbst zurückziehen, und viele Menschen nehmen auch Abschied vom Leben. Es sind aber auch Tage, in denen wir Zeit und Musse haben über das Leben zu reflektieren, wenn die Nächte ewig dauern, und die Tage kaum Zeit lassen, zum Leben zu erwachen. Gerade wenn die Dunkelheit nicht enden will, ist das Licht des Lebens uns am nächsten. Weihnachten kündigt sich an, die seit Urdenken heilige Nacht, in der das Licht neu geboren wird, die heiligste Nacht in unserem Jahreszyklus, das neue Erwachen des Lebens, der Schimmer, der die Dunkelheit durchdringt, der die scheinbar tote Natur zu neuem Leben erweckt.  Es ist der ewige Zyklus des Lebens, der uns bewusst wird, das scheinbare Sterben und das Erwachen neuen Lebens. In den Häusern werden die Christbäume aufgestellt und bald werden die Lichter angezündet werden, die von der Geburt neuen Lebens künden, ein ewiger Kreislauf von Vergänglichkeit und Neubeginn. Welch schöneres Bild könnte es geben, wenn wir über Vergänglichkeit und Ewigkeit nachdenken.

Samstag, 16. Dezember 2023

Kollektives Bewusstsein

Wenn es schon schwer ist, die Frage zu beantworten, ob es ein kollektives Bewusstsein gibt, dann genauso schwer, ob es ein individuelles Bewusstsein gibt und wie es sich zu einem Gesamtbewusstsein verhält. Freud und C.G.Jung  haben sich mit diesen Themen beschäftigt, sie haben aber nur die Bereiche berühren können, die unserem menschlichen Verstand zugänglich sind. Auch Träume und Schlaf sind noch für uns zugänglich, obwohl sie eher dem Bereich der sinnlichen Wahrnehmung entzogen sind.  Die 12 Archetypen bei Jung sind der Versuch, das Bewusstsein im menschlichen Verstand sichtbar zu machen, berühren aber nur die Bereiche, die für die menschliche Natur erkennbar sind. In den spirituellen Lehren wird über die 7 Körper des Menschen gesprochen, wobei die Monade in der Philosophie von Leibniz oder Adonai in der hebräischen spirituellen Lehre, meinen Vorstellungen von Sein am Nächsten kommen. Aber schon jeder Versuch der Klassifizierung oder auch nur Benennung geht am tiefsten Wesen des Menschen und der gesamten Schöpfung vorbei.  Das Unnennbare kann nicht benannt werden. Nur in Bildern und Gleichnissen können wir uns dem Unnennbaren nähern. Ich verwende am liebsten das Wort Leben oder Sein, wenn ich vom tiefsten Geheimnis der Schöpfung spreche. Das Wort Gott, von den Religionen verwendet, entspricht dem, ist aber so oft missbraucht, dass ich es nicht verwenden mag. So sind auch die Bilder vom Vater und dem Sohn entstanden, von den Kindern Gottes, und von der Dreifaltigkeit, in der die geistige Verbindung zwischen Schöpfer und Geschaffenem  hergestellt wird. Wir abstrahieren mit Worten, damit es in unsere menschlichen Denkkategorien passt und gehen damit einen Irrweg. Wenn wir die tiefe spirituelle Dimension betreten, dann vereinen sich Schöpfer und  Geschaffenes,  Gott und Mensch und alles Geschaffene wird wieder  Eins.  Es gibt keine Trennung der Schöpfung vom Göttlichen, oder wie Jesus es ausgedrückt hat: Der Himmel ist mitten unter uns - und ich möchte hinzufügen: IN UNS. Erst wenn der Mensch erwacht, wird ihm bewusst, dass er Teil eines kollektiven Seins ist, Teil der gesamten Schöpfung, Teil der schöpferischen Kraft, die Allem innewohnt, auch in ihm selbst. Es ist der Teil in uns, der sich nicht mit Worten beschreiben lässt, der nicht der Vergänglichkeit unterworfen ist, der immer war und sein wird, auch wenn es diesen Planeten und uns selbst nicht mehr gibt. Noch ist dieses Wissen nur im kollektiven Unterbewusstsein vorhanden, aber dieses Wissen drängt an die Oberfläche, und  obwohl die grossen geistigen Lehrer immer wieder auf diese tiefen Wahrheiten hingewiesen haben, wurden sie meistens nicht verstanden. Erst wenn der Mensch versteht, dass er selbst Teil des Göttlichen, Teil des Seins ist, Teil der Ewigkeit ist,  erwacht er zum Leben und sieht sich nicht mehr als kleines Individuum, getrennt von der Schöpfung, dann ist nicht mehr hineingeworfen in Raum und Zeit, sondern Teil des übergeordneten göttlichen Geistes, zeitlos, körperlos, ewig.

Sonntag, 10. Dezember 2023

Von der Leichtigkeit des Seins

Das Leben hat es gut mit mir gemeint. Die Lebensumstände, in die ich hineingeboren wurde waren nicht einfach. Krieg, Hunger, Krankheiten, Mangel. Und doch habe ich das nie als negativ empfunden, es war für mich einfach Teil meines Lebens. Und so ging es mein ganzes Leben lang, einfach war es nie, aber wie ein Fluss alle Widerstände überwindet, so habe ich mich nie verleiten lassen, etwas negativ zu sehen, es war wie es war,  und ich habe nie etwas als negativ empfunden, sondern nur nach neuen Lösungen gesucht und diese gefunden. Vielleicht denken die Menschen in meinem Umfeld, ich hätte viel Erfolg gehabt,-  ich hab das nie so empfunden, es hat sich einfach so ergeben, ich habe immer das Leben so angenommen, wie es auf mich zu kam.  Ich ziehe heute, im Alter, daraus den Schluss, dass das Leben alles von sich aus regelt, wenn wir uns seinem Lauf anpassen und nichts als gut oder schlecht bewerten. Das Leben ist etwas Gewaltiges, etwas Wunderbares, kaum Fassbares, ein grosses Geschenk unseres Schicksals, in welcher Form es auch auf uns zukommt.   Wenn wir es annehmen wie es ist, fliesst es leicht und wunderbar dahin, nicht als träger langsamer Fluss, eher wie der Flug eines Vogels von Baum zu Baum.  Immer bieten sich neue Perspektiven, immer gibt es etwas neues zu sehen, zu erleben und in unser Leben zu integrieren. Oft reicht es nur unseren Zweig zu wechseln, Neues in uns hereinzulassen, um unserem Leben neuen Sinn und Schwung zu geben. Und das gilt für jeden Tag, für jeden Baum, auf dem wir uns niederlassen. - Vor meinem Fenster befindet sich ein Busch, der von vielen Spatzen bevölkert ist. Wenn die Jungen im Frühjahr zur Welt kommen und ihre ersten Flugversuche machen, fliegen sie oft gegen die Scheibe meines Zimmers, weil sie die Scheibe nicht sehen können. Sie fliegen auf eine Illusion zu, die oft das Ende ihres Lebens bedeutet. Ihr Leben würde anders verlaufen, wenn sie sich auf den nächsten Ast  schwingen würden, wie die anderen Vögel, und nicht  einer Illusion  zum Opfer fielen. Mir haben immer die nächstliegenden Ziele gereicht, und deshalb habe ich mein Leben immer als leicht und wunderbar empfunden. Auch wenn ich, eher selten, auf eine Illusion zugeflogen bin, und die Illusion mir als Realität erschien,  habe ich mich schnell von dem Irrtum erholt.  Mir haben immer die jungen Spatzen leidgetan, die immer wieder auf ihre Illusion zuflogen und nicht erkannten, dass dort eine  für sie nicht bestimmte Welt lag.  Auch heute im Alter sitze ich auf meinen Zweig, und noch immer bietet mir das Leben neue Perspektiven, immer neue Schönheiten und neue Einsichten, und noch immer singe ich mein Lied wie in früheren Jahren und der Zweig auf dem ich sitze ist immer der schönste, auf dem ich je sass.

Sonntag, 3. Dezember 2023

Wie das Leid und die Konflikte in die Welt kommen

Die Schöpfung kennt kein Leid und keine Konflikte. Es ist wie immer der Mensch, der die Konflikte verursacht und unendliches Leid in die Welt trägt, weil er nicht einmal in der Lage ist die Konflikte in sich selbst zu erkennen und zu lösen. Das Hauptproblem liegt im Verstand und in den Sinnen des Menschen. Beide täuschen ihm eine Welt vor, die imaginär ist, und die auf Sinnestäuschung beruht.  Die Mehrheit der Menschheit glaubt an eine Geschichte, die ihnen ihr Verstand erzählt, eine Geschichte ihres Lebens, ihrer Familie, ihres Stammes, eines Gottes der nur ihnen gehört. Sie glaubt, dass ihnen das Land gehöre, in dem sie wohnen, die Häuser, in denen sie leben, an die Geschichte, die ihnen ihre Eltern erzählen, an die Geschichten, die in alten Büchern stehen und die sie heilig nennen.  Sie glauben allein im Besitz der Wahrheit zu sein, und dass es sich lohne für diese Wahrheit zu sterben. Und so stehen wir immer wieder erschreckt vor der Gewalt, die Menschen gegenüber anderen ausüben, weil sie vermeintlich im Besitz  der Wahrheit sind,  vor Kriegen die von Wahnsinnigen ausgelöst werden, weil sie von grossen Reichen träumen, stehen vor dem Leid der Kriege und der Unterdrückung, die die in den Köpfen von Menschen entstehen,  weil der Mensch die Illusion seiner Sinne für Wahrheit hält.  Es gibt nur einen Schuldigen für das Leid der Menschheit,  den Wahnsinn des Egoverstandes im einzelnen Menschen und in ganzen Völkern, die Illusionen von Glauben, Kultur und Geschichte, die durch die Jahrhunderte geistern und immer weiter vererbt werden. Erlösung von diesem Fluch des Wahnsinns würde die Menschheit nur erreichen, wenn sie zum Leben erwacht, wenn sie begreift, wer sie wirklich ist, Teil einer unendlich weisen und gütigen Schöpfung, die in Jedem und Allem vorhanden ist. Dann würde der Wahnsinn der Welt vor der tiefen Wahrheit, der uns allen innewohnenden höheren Intelligenz, weichen und der Mensch wieder in der Einheit mit sich und der uns allen gehörenden Natur leben. Die Menschheit wäre erlöst von dem Wahn ihrer Sinne, von allen Leiden, von allen Konflikten. Aber bis dorthin scheint es ein weiter Weg zu sein, und die Menschheit lauscht noch immer den Geschichten der Narren, von denen Shakespeare spricht, und feiert die alten Mythen, in denen Kain seinen Bruder Abel erschlägt.