Sonntag, 28. Dezember 2014

Selbstwertgefühl

Bei jungen Menschen ist ein  Phänomen zu beobachten, sie nehmen sich mit ihrem Handy ständig auf und teilen ihr Foto mit ihren Freunden. Hat dieses Foto etwas mit ihrem Selbstgefühl zu tun, was wollen sie mit ihrem Foto ausdrücken? Identifizieren Sie sich mit ihrem Aussehen, mit dem Ort an dem sie sich befinden, mit dem was sie gerade tun? Oder ist dies ein Merkmal des Gruppenzwangs, wie wir ihn auf so vielen Ebenen des täglichen Lebens feststellen? In der Zeitschrift Brand Eins las ich einen Artikel über Selbstbestimmung und Fremdbestimmung. Vielleicht liegt das Ideal des menschlichen Lebens in der Selbstbestimmung, aber kein Mensch kann sich von der Fremdbestimmung, vom Gruppenzwang ganz frei machen. Es ist schon viel erreicht, wenn ich erkenne, dass mein Selbstwertgefühl nicht von den Dingen abhängt die ich kaufe, die ich besitze oder die ich weiß. Das Konsumdenken, das weite Bereiche unseres Lebens beherrscht, hat in  sich das Merkmal des Mehr, und gleichzeitig ist im Konsum auch das Paradox sichtbar, dass das was ich unbedingt haben möchte,   seinen Wert bereits verloren hat , wenn ich es erworben habe  und an seine Stelle tritt der Wunsch nach einem anderen Besitz. Mein Selbstwertgefühl wird also nicht dadurch gestärkt, dass ich etwas besitze, weil dieser Besitz mir nur einen kurzen Moment der Freude gönnt. In der Werbung werden   Gegenstände angepriesen, die an schönen Menschen oder interessanten Situation festgemacht sind – sieh  her, das musst du besitzen dann bist du so schön wie diese Schauspielerin, verwende dieses Produkt, mach jene  Reise und du gehörst dazu. Die Menschen rennen an einem Ort, weil dort die Schönen und Reichen sich aufhalten – dort muss ich unbedingt auch sein, dann gehöre ich dazu. Dieser Gruppenzwang ist nicht geeignet mein Selbstwertgefühl zu befriedigen. Je mehr ich konsumiere,   je mehr ich versuche mich der Gruppe anzupassen, desto weniger wird mein Selbstwertgefühl   befriedigt. Ich bin in diesem Gruppenzwang ganz weit von einer Selbstbestimmung entfernt. Was uns  wirklich   ein Selbstgefüh geben kann, ist  ganz weit von Konsum entfernt.  Je mehr wir uns von der Fremdbestimmung freimachen desto mehr werden wir Selbstwertgefühl bei uns feststellen können.   Wir können versuchen   bei allen unseren Entscheidungen   des täglichen Lebens uns unser eigenes Wertesystem  vorzuhalten und dann fällt manche Entscheidung sicher anders aus, unser  Konsumverhalten würde  sich ändern, Ich brauchte nicht mehr alles zu kaufen, was die Werbung mir vorspiegelt.  Ich würde dazu beitragen die Welt nicht durch immer mehr Konsum zu plündern. Ich brauchte nicht mein Foto ständig in die Welt hinaus zu schicken, seht her das bin Ich. Meine Akzeptanz bei Freunden  ist nicht davon abhängig, dass ich ständig versuche mich Ihnen anzupassen, das gleiche zu machen wie sie, mir die gleichen Dinge zu kaufen, die gleichen Orte zu besuchen, mit dabei zu sein. Wenn ich meinen Blick nicht nach außen auf meinen Besitz, mein Aussehen meine Marken richte,  sondern stärker nach innen auf mich selbst, dann habe ich möglicherweise einen höheren Wert für meine Freunde, weil ich meine eigenen Werte entdecke und damit auch Wert für meine Freunde gewinne. Meine Gefühle für meinen Eigenwert verändern mein Wesen und ich bin   in der Lage meinen Freunden mehr zu geben als wenn ich im Gruppenzwang mich versuche ständig Ihnen anzupassen.



Sonntag, 21. Dezember 2014

Meine Weihnacht

Weihnachten ist dieses Jahr ein besonderes Fest für mich. Wir feiern den Jahreszyklus, das Erlöschen und das Erwachen des Lichtes,  und Tod und Geburt des Lebens.  Zum ersten Mal sind meine beiden neuen Enkelkinder bei mir. Meine eigenen Kinder sind gross geworden und nun kommen sie Weihnachten mit ihren  Kindern. Wie wunderbar dieses neue Leben zu erleben.  Im immerwährenden Kreislauf von Geburt und Tod  manifestiert sich das Leben in uns und in unseren Kindern,  das unsterbliche Leben, Abschied und Wiederkehr.
Da  schauen einen die kleinen interessierten Augen an, so wissbegierig, alles wollen sie über das Leben erfahren. Und wir Älteren nehmen sie bei der Hand und geleiten sie bis zu dem Moment, an dem sie selber selbständig  leben können.  Das Kind in der Krippe, so hilflos und doch strahlt die Stärke des Lichts, das Lebens aus ihnen  und die Verheissung:  "Schau auf das Leben, das sich in mir manifestiert, das was stirbt lebt aufs Neue, im ewigen Rhythmus des Lebens.   Leben ist das was mich ausmacht, was mich geschaffen hat, was hinter dem Wunder meiner Geburt steht."  Und wir die Eltern und die Grosseltern und die ganze Reihe unserer Vorfahren stehen  voller Bewunderung vor diesem Wunder der Geburt, vor diesem Wunder des Lebens das alles um uns erfüllt.  Das Dunkel der Jahreszeit weicht dem Licht,  die Kälte draussen, wird von der Wärme des erwachenden Lebens erfüllt.  Wir die Alten  ziehen uns langsam zurück und den Platz, den wir schaffen erfüllt das neue Leben.  Und tief in uns ist dieses Wissen um die ständige Erneuerung, -  so wie die Natur nur scheinbar stirbt und sich erneuert, so  erneuert sich auch das Leben in uns selbst stets aufs Neue,  Geburt und Tod sind unsere Begleiter auf unserem Weg,  und das Leben ist  der Träger unseres Schicksals.   Was wünsche ich meinen kleinen Christkindern:  ein erfülltes Leben,  dass der Zustand, in dem sie sich befinden, der Zustand der Unschuld,  von ihnen auch wieder in ihrem späteren Leben erreicht wird, dass ihr Blick, der nach aussen strebt,  auf ihrem Weg sich auch wieder nach innen richtet, dass sie lernen mit dem Herzen zu sehen,   zu denken und zu fühlen.  Ich wünsche  Ihnen den wahren Reichtum des Lebens, den Reichtum des Herzens, ich wünsche Ihnen,   dass die Liebe ihrer Eltern sich in ihrer Seele bewahrt und sie fähig werden, diese Liebe weiterzugeben.  Möge der Stern der Weisen sie auf ihrem Weg leiten und die drei Gaben von Liebe, Weisheit und innerem Reichtum  ihnen erhalten bleiben. Ich wünsche Ihnen ein erfülltes Leben und den Frieden Gottes,  der heute unser aller Herzen erfüllt. 




Montag, 8. Dezember 2014

Ent-täuschung

Ich stehe vor einem Scherbenhaufen.  Ein Mensch, der eine wichtige Stelle in meinem Leben inne  hatte, ist nicht mehr da.  Mein Vertrauen und meine Zuneigung  sind  enttäuscht.  Ein grosser materieller Schaden ist entstanden. Meine Seele ist verletzt.  Wie gehe ich damit um?
Ich frage mich:  bin ich die ganzen Jahre so getäuscht worden?  Dann wäre ja die  Ent – Täuschung etwas Gutes,  nämlich die Aufhebung der Täuschung.  Oder ist da etwas passiert, was sich meinem Wissen entzieht, was eine solche Änderung in dem anderen Menschen hervorgerufen hat. Ich suche nach Entschuldigungen, weil ich diese Täuschung nicht begreifen kann,  weil ich nicht glauben will, dass ich mich so viele Jahre getäuscht haben kann.  Oder ist in diesem Menschen die dunkle Seite für mich nicht sichtbar gewesen, wollte ich nur die gute Seite sehen? Bin ich die ganze Zeit getäuscht worden?

Wir verbinden uns mit anderen Menschen, vertrauen uns anderen Menschen an,  oder andere vertrauen sich uns an. Dieses  Anvertrauen  ist  nur ein zeitlich begrenztes,  es ist ein grosser Vertrauens- , ein grosser Liebesbeweis.  Das Kind vertraut sich der Mutter an,  bis es soweit ist, dass es allein in die Welt hinausgeht,  wir vertrauen uns unserem Lebensgefährten an, bis der Moment kommt, wo  sich der Weg trennt.  Jeder von uns ist eingebettet in diese gegenseitigen  Beziehungen,  und diese Beziehungen sind einem ständigen Wandel unterworfen. Wir wissen um diesen Wandel und dennoch wünschen wir, der gegenwärtige Zustand solle für alle Ewigkeit halten.  Wir sind ganz allein auf dieser Welt  und wir sind ganz eingebettet in die gegenseitigen Beziehungen zu anderen Menschen.  Ent- Täuschungen erleben wir nur, wenn wir uns  über die  Wandelbarkeit aller Beziehungen um uns getäuscht haben. Wenn wir wissen, dass alles im ständigen Wandel begriffen  ist,  dass das Kind die Mutter verlässt,  der  Gefährte den anderen Gefährten,  wenn nicht in diesem Leben, dann spätestens im Tod,  dann können wir nicht ent-täuscht werden.  Den Verlust von materiellen Gütern können wir verkraften, den Verlust von Zuneigung und Liebe schon schwerer, weil  unsere  Seele die Liebe als Nahrung ihrer Selbst benötigt, aber was immer bleibt ist die Kraft  des Göttlichen in uns, die Kraft unserer Seele, die auf das Geschehen um uns blickt, liebevoll, verständnisvoll und alles begreift, was  um uns und in uns geschieht.  Auf dieser Ebene gibt es keine Enttäuschung.