Donnerstag, 31. August 2023

Gestörte Beziehungen

Immer wieder schreibe ich über unsere Beziehungen zum anderen Geschlecht. Es ist die wichtigste menschliche Beziehung, weil es um die Ergänzung des eigenen Ich geht. Wenn ich in der Ichform schreibe,  geht es nicht um mich, sondern um die Menschen in meinem Umfeld. Wenn die Illusionen, die wir uns zu unserem Partner gemacht haben, verflogen sind, fangen wir an unseren Partner in Frage zu stellen: Haben wir den richtigen Partner gewählt, habe ich nicht viele Jahre meines Lebens an der Seite des falschen Partners gelebt?  Würde meine Familie unter einer Trennung leiden? Kann ich erwarten, dass noch ein anderer Partner mir meine Vorstellungen erfüllt?  -  Wir stellen aber in den seltensten Fällen uns selbst in Frage, wie unserer Partner uns sieht. Dabei sollte die erste Frage lauten: Bin ich der ideale Partner, erfülle ich die Vorstellungen, die ich vom Anderen habe, in mir selbst?  Bin ich nicht auch nach den vielen Jahren des Zusammenseins älter und unansehnlicher geworden, bin ich nicht auch nachlässiger in meinem Umgang mit meinem Gefährten, erfülle ich die Ansprüche, die ich an den anderen habe auch mir selbst gegenüber?  Beginnt nicht jede Liebesbeziehung bei mir selbst,  gehe ich liebevoll mit mir selbst um, mit meinem Körper, mit meinem Geist, mit meiner Seele?  Wir kann ich etwas vom Anderen erwarten, das ich bei mir selbst vernachlässigt habe? Habe ich überhaupt ein Recht über meinen Partner zu urteilen, wenn ich  die Liebe zu meinem eigenen Menschsein vernachlässigt habe? -Die meisten Menschen sind schnell mit ihrem Urteil, wenn es um den Anderen geht, sich selbst übersehen sie dabei. Erst wenn ich eine Liebesbeziehung zu mir selbst gefunden habe, die Geschenke der Natur an mich  so behandele, wie man ein so wertvolles Geschenk behandelt,  die Geschenke, die ich mit meinen Körper, meinem Geist und meine Seele erhalten habe, erst wenn ich in meinem innersten Raum auf mein Leben gestossen bin, erst dann kann ich auch in dem Anderen an meiner Seite so sehen, wie ich mich selber sehe. Vielleicht bemerke ich plötzlich, dass die Fehler, die der andere in meinen Augen hat, auch meine eigenen Fehler sind, dass alles, was mich am anderen stört , mich an mir selbst stört. Der Blick wird ein anderer, wenn er sich auf mich selbst richtet.  Er wird weiter, wird grosszügiger, am Ende so weit, dass er den Anderen liebevoll umschliessen kann. Vielleicht wird mir auch klar, dass ich bei mir selbst beginnen muss, um eine gestörte Beziehung ins Gleichgewicht zu bringen.   Erst wenn wir das Liebesverhältnis zu uns selbst in Ordnung gebracht haben, können wir auch liebevoll unsere Beziehung zum anderen Menschen überdenken und dann haben wir die nötige Einsicht zu entscheiden, ob wir den verlorenen Zugang zum Gefährten wieder finden oder uns in Liebe trennen.


Montag, 28. August 2023

Veränderung ist die Konstante in Beziehungen

Über Beziehungen ist schon oft geschrieben worden. In jedem Menschenleben spielen die gegenseitigen Beziehungen eine Rolle. Jeder glaubt, auch sich hierzu äussern zu können, betrifft es ihn doch auch selbst. Wenn ich  über Beziehungen schreibe, dann greife ich nur Teilaspekte heraus, in der Hoffnung, hieraus Rückschlüsse auf die Dynamik von Beziehungen ziehen zu können.-  Es gibt zwei Blickrichtungen, wenn wir auf   Beziehungen blicken, wenn wir nach aussen schauen und wenn wir nach innen sehen.  Unser Blick nach aussen beschäftigt sich mit dem Äusseren,  gutes Aussehen, Position  in der Welt, mit Erfolg, aber auch Charakter, Zuverlässigkeit, Treue und  Gesundheit. Das gilt nicht nur für uns selbst sondern auch für die Menschen an unserer Seite.  Wenn wir nach innen blicken, dann nur  in unser eigenes Inneres. In das Innere des Anderen können wir nur manchmal blicken, wenn er oder sie es zulässt. Nur in meinem eigenen Inneren  kann ich mit meiner Seele kommunizieren. - Als junge Menschen blicken wir auf die Welt. Wir gehen voller Mut und Hoffnung in die Welt hinaus, aber auch voller Illusionen. Wir glauben noch daran, das Leben draussen in der Welt, zu finden.  Spätestens wenn wir in der Welt unseren Platz gefunden haben und eine Familie gründen, ändert sich etwas in uns. Wir begreifen, dass das Du für uns genauso wichtig ist, wie unsere eigene Person.  Wir sind auf die Ergänzung zu unserem Leben gestossen, die uns bisher gefehlt hat, auf das andere Geschlecht.  Eine weitere grosse Veränderung tritt mit Kindern in unser Leben. Wenn wir bisher annahmen, dass die Liebe zu unserem Partner das Wesentliche in unserem Leben wäre,  erleben wir bei unseren Kindern eine völlig neue Liebe, eine bedingungslose Liebe, in der wir unsere Kinder aufwachsen lassen. Es ist die tiefste Beziehung, die wir zu unseren Kindern haben und die uns unser Leben begleitet. Die  Welt verkleinert sich, die Familie steht im Mittelpunkt der Welt.  Auch die Beziehung zum Partner ändert sich. Sie wird zu einer echten Partnerschaft, in der zwei Menschen für ihre Kinder sorgen, sich dabei aber auch nicht aus den Augen verlieren dürfen. Liebe erhält eine tiefere Qualität, wenn es nicht mehr um die Eigenliebe, sondern um die Liebe für die Anderen geht. Spätestens, wenn die Kinder aus dem Haus gehen, erhält die Beziehung zum Anderen ihre erste grosse Sinnkrise. In früheren Zeiten, in denen das Leben nur 40 oder 50 Jahre dauerte, musste eine Beziehung nicht so viele Jahre andauern.  War das schon alles, fragen sich heute die Menschen, was kommt in den nächsten 40 Jahren – es ist der Moment, in dem  viele Beziehungen auseinandergehen. Die Menschen glauben, die schöne Zeit der Jugendliebe liesse sich noch einmal mit einem anderen Partner wiederholen. Obwohl sie wunderbare Lehrmeister hatten, ihre Kinder, haben sie nicht begriffen, dass Liebe tief im Inneren des Menschen stattfindet und nicht vom anderen Menschen, nicht von der Dauer der Beziehung, nicht von den äusseren Umständen,  abhängt. Die Liebe ist in Wirklichkeit eine Liebe zum Leben, und das Leben äussert sich in uns selbst und in Allem das uns umgibt.  Aber wohlmöglich  kommen Zweifel auf.  Wir stellen unser bisheriges Leben in Zweifel, unseren Beruf, unsere  Beziehung zum anderen Menschen, selbst unser Leben.  Wenn der Zweifel in uns aufkommt, dann haben noch nicht   begonnen den Blick in unser Inneres zu richten, haben noch nicht unseren inneren Raum wiedergefunden, den wir auf unserem Weg durch die Welt vergessen hatten. Wir müssen wieder die Liebe zu uns selbst entdecken, die Liebe zum Leben das in uns stattfindet.  Wenn nur einer der Partner den Weg zurück in sein Inneres gefunden hat, dann kann er den Weg weisen, für die Menschen, mit denen er so viele Jahre verbunden war.   Es sind herausfordernde Zeiten, wenn wir in eine Krise geraten, den Gefährten können wir nur ändern, wenn wir uns selbst ändern. Wenn wir wieder in  Verbindung mit unserem Selbst stehen, erkennen wir, dass es keine Trennung zwischen uns und den Anderen gibt, zwischen uns und der Welt. Alles ist miteinander verbunden und wir beeinflussen uns gegenseitig , auf einer Ebene, die für die Verstandesmenschen nicht existiert, aber ein machtvolles Instrument ist. Keiner kann sich dem Einfluss unserer Wesenheit auf Dauer entziehen, wenn wir die Ganzheit in uns selbst wieder entdeckt haben. Daran sollten alle denken, die in eine Krise geraten. Alles ist miteinander verbunden und nichts kann sich der Veränderung entziehen. Wir müssen uns nur dem Fluss des Lebens anpassen,  unser Leben verändern, das uns immer vor neue Herausforderungen stellt. Krisen sind nur das leichte Kräuseln des Wassers auf der Oberfläche unseres  Lebens. In der Tiefe des Wassers verändert sich nichts, unbeirrt fliesst das Leben seine Bahn.


Sonntag, 20. August 2023

Vom Leben getrennt

Fast alle Menschen fühlen sich als selbständige Individuen. Sie wollen eigenverantwortlich leben, eigenbestimmt. Sie glauben nicht an eine schicksalshafte Bestimmung ihres Lebens , und für sie ist nur das naturwissenschaftlich Erwiesene  die Realität. Soweit die Theorie. Tatsächlich handelt die Menschheit meistens wider ihr anscheinend besseres Wissen. Was unsere Sinnesorgane uns vortäuschen, wird als Realität betrachtet. Die Welt wird als Vielzahl fester Körper gesehen, die nur insoweit Beachtung finden, als sie der Menschheit dienen können. Unserer menschlicher Verstand wird als das Mass aller Dinge betrachtet. Die Erkenntnisse der Physik werden ignoriert, obwohl sie weitgehend bekannt sind. Der Mensch sieht sich als isoliertes Individuum inmitten einer Welt, die ihm zu dienen hat. Das Ego beherrscht den Menschen.  Das Ego ist nur auf sich selbst bezogen, nur was dem eigenen Individuum dient, ist nützlich. Mit dem Ego erwachen auch Emotionen, Lust,  Schmerz, Habgier, der ganze Katalog, von dem was die Religionen Sünde nennt. Das was den Menschen ausmacht wird vergessen.  Die Talente, von denen Jesus spricht, die grossen Geschenke der Natur an uns,   werden schlecht verwaltet. und als selbstverständlich angesehen. Der  Wunsch nach Mehr von den Dingen dieser Welt gerät in den Vordergrund des Lebens. - Doch nichts von dem, was anscheinend so wichtig ist, können wir an unsere Kinder weitergeben. Alles Materielle was wir erschaffen,  zerfällt und verschwindet mit unserem Tod.  Und am Ende unseres Weges  verschwindet auch der Mensch, so als hätte es ihn nie gegeben. - Die alten Buchreligionen haben erkannt, dass der Mensch den Weg zurück, in das wahre Leben, kaum jemals  finden wird. Die Menschheit hat den Schlüssel zu dem kleinen Tor, das zum Leben führt,  verloren. Das Gleichnis vom Tor, durch das eher ein Kamel, denn ein Reicher passt, hat viele Deutungen erfahren. Der Reiche ist der Mensch, der nicht erkennt, dass die Dinge dieser Welt ihm keinen Zugang zum Leben verschaffen. Und doch ist jeder Mensch einmal durch dieses Tor gekommen,  er findet nur nicht mehr den Weg zurück. Das Tor verschliesst ihm den Zugang zu seinem Zuhause, und der Mensch steht  vor dem Tor,  und findet nicht mehr den Schlüssel,  das Tor zu öffnen. Hinter dem Tor befindet sich das Leben, das Ewige, das Zeitlose, das was wir Himmel nennen.  Die Religionen behaupten den Schlüssel zu diesem Tor zu haben, aber  verschieben den Zugang für den Menschen, auf die Zeit nach dem Tod. Das ist einer der grossen Irrtümer der Menschheit, der sie in die Getrenntheit  vom Leben geführt hat.  Denn der  Schlüssel  zum Tor des Lebens steht jedem, schon jetzt,  zur Verfügung, der begreift, dass er  das Leben nur erfahren wird, wenn er in die Einheit zurückkehrt, in die Einheit die nur in ihm selbst liegt.  Eine Rückkehr findet nicht nur  im Tod, sondern in seinem  Leben statt, in dem Moment, in dem der Mensch sich erinnert, woher er kommt.  Der Mensch muss nur einen Moment innehalten und in sich selbst blicken, um seine wirkliche Heimat  zu finden. Die wenigsten Menschen verfügen über diese Fähigkeit und leben  in der Getrenntheit vom Leben. Sie haben vergessen, dass ihr Leben ihr eigentliches Zuhause ist.


Selbstvertrauen

Oft erleben wir, dass hochbegabte Menschen kein Vertrauen in ihre eigenen Fähigkeiten haben. Sie fühlen sich minderwertig, obwohl sie von der Natur mit einer Vielzahl von Begabungen ausgestattet sind. Sie gehen durch das Leben und glauben  nicht wahrgenommen zu werden. Ursachen liegen meist im Kindesalter,  Eltern, die sich nur mit sich selbst beschäftigt haben, Waisen, die gar keine Eltern hatten, alleinerziehende Mütter, denen ihr Lebenskampf keine Zeit für ihr Kind liess, Eltern, deren Süchte keine Rücksicht auf ihre Kinder nahmen.  Wenn Kinder in der Liebe grossgezogen werden,  dann haben sie die entscheidende Nahrung, die aus ihnen selbstbewusste Menschen macht. Nicht die Liebe, die Kindern alles abnimmt, wie wir sie oft in Einkindfamilien antreffen, sondern die vertrauensvolle Liebe, die dem Kind Raum lässt, um sich in diesem Raum selbst zu entwickeln. Wenn ein Kind weiss, ich werde geliebt, dann hat es die wichtigste Nahrung, die es für sein Leben braucht. Wir sind in Zeiten des Krieges aufgewachsen. Beide Eltern waren berufstätig und ausser Haus. Wir Kinder wussten aber, dass wir geliebt werden. Auch wenn wir oft hungrig  in den Nachkriegsjahren schlafen gehen mussten,  es hat uns an nichts gefehlt. Wir haben die Liebe unserer Eltern verspürt, und das hat gereicht, das Selbstvertrauen in uns aufzubauen, und ein ganzes Leben zu bestreiten. Obwohl wir Geschwister nach dem Krieg mit nichts aufgewachsen sind, hat uns das Schicksal Eltern geschenkt, die uns gesehen haben. Das Gesehenwerden  und das Vertrauen in uns  sind schicksalshaft   und können auch nicht in späteren Jahren nachgeholt werden. Wenn ich meine Enkel erlebe, dann weiss ich, dass wir Eltern bei unseren Kindern alles richtig gemacht haben. Ihre Kinder wachsen auch auf, in der Liebe und im Vertrauen. Und Liebe und Vertrauen haben nichts mit den äusseren Umständen zu tun, die hätten in unserer Jugend nicht schlechter sein können. Entscheidend ist nur die seelische Zuwendung, die wir als Kinder erfahren. Wie viele Menschen habe ich in meinem Leben getroffen, die nicht diese Zuwendung hatten und sich nie von ihrer seelischen Mangelernährung erholt haben. Sie sind als seelische Krüppel aufgewachsen  und konnten  selbst auch keine Liebe geben, auch wenn sie so klug waren, ihre Defizite zu erkennen. Ich habe immer  meinem Schicksal gedankt, dass ich die Liebe und Vertrauen meiner Eltern hatte  und  meinen Kindern weitergeben konnte. Das  ist der wirkliche Reichtum, den wir unseren Kindern vererben können, wenn uns das Schicksal es erlaubt.


Sonntag, 13. August 2023

Fernsehen und Wirklichkeit

Wenn ich im Fernsehen die Nachrichten anschalte, dann erlebe ich eine Welt, wie sie die Mehrheit der Menschen sieht, eine Welt voller Probleme.  Da sind Klimawandel, Migration, Kriege, Seuchen, die Wirtschaft, die Politik, - nichts hat sich anscheinend über die Jahrtausende geändert, die Wahrnehmung der Wirklichkeit durch den Menschen scheint sich immer nur an dem Sichtbaren  und der Gegenwart zu orientieren. Die eigentliche Wirklichkeit liegt im Nichtsichtbaren, aber im Erfahrbaren, in dem was die Welt entstehen lässt, sie verändern lässt, sie vergehen lässt, immer und überall anwesend ist und doch nicht gesehen wird. Alles was wir in der Welt täglich sehen, hören, erleben, findet nur an der Oberfläche des Lebens statt. Wenn ich das Bild des Flusses für das Leben verwende, dann kräuselt sich die Oberfläche des Flusses, wenn in der Welt etwas passiert. Wir aber sind der  Fluss in seiner Gesamtheit. In der Tiefe  des Lebensflusses ist nichts zu  spüren, nichts von den Nachrichten, die uns aus der Welt täglich erreichen. In der Tiefe unseres Seins  gibt es keine Nachrichten, keine Kriege, keinen Klimawandel, keine Krankheiten.   An der Oberfläche sind wir nur ein kleines unbedeutendes Teilchen. In der Tiefe  unseres Seins sind wir ein Teil der Ganzheit, ein Teil des Lebens. Wenn ich die Nachrichten und Kommentare höre, dann höre ich meistens weg. Schon morgen sind die Nachrichten von heute in Vergessenheit geraten. Sie sind Schnee von gestern, verflogen, zerronnen. Die Wirklichkeit des Lebens erfassen sie nicht. Unbeirrt zieht der Fluss des Lebens seine Bahn und wir mit ihm, als Teil des Lebens.

Samstag, 12. August 2023

Verbundenheit

Jeden Morgen lächelt mich ein kleines Mädchen an. Es ist wie die Strahlen der Sonne, die uns glücklich machen. Das Kind ist erst 6 Monate alt, aber aus ihrem Lächeln spricht ein tiefes Wissen. Wahrscheinlich denken die Menschen um mich, was für ein reizender Charakter dieses Kind, was für ein liebenswürdiges Mädchen. Ich selber erkenne in diesem Lächeln noch die   Fähigkeit die Ganzheit des Lebens zu erfahren, das in Allem ist, was es selber ist und in allen Dingen, Menschen und der Welt erfahren werden kann. Noch lebt das Kind in der Ganzheit, fühlt sich verbunden mit seinen Eltern, mit allen Menschen und mit Allem was um es ist. Erst wenn der Verstand erwacht und seine Herrschaft über uns ausübt, fühlen wir uns getrennt von dem was umgibt. Solange wir in der Ganzheit leben, sind wir in der Einheit mit dem Leben, in der Einheit mit dem Göttlichen. Das ist es was wir fühlen, als Eltern und Verwandte wenn uns das kleine Mädchen sein Lächeln schenkt. Wir erinnern uns an etwas längst verloren Geglaubtes.  Wir alle kommen aus dieser Einheit mit dem Leben, und auf unserem Weg durch die Welt macht uns unser Verstand glauben, wir wären von der Einheit getrennt. Jeder glaubt, er wäre getrennt vom Anderen und lebte sein eigenes Leben. Es ist der grösste Irrtum, den unser Verstand in uns auslöst.  Es ist ein langer Weg, wieder in die Einheit mit dem Leben zurückzufinden. Unser Verstand ist dabei unser grösster Feind, er versucht uns in der Trennung zu halten. Erst wenn wir den Verstand in seine Schranken weisen, begreifen wir , dass wir immer in der Einheit waren, sie nie verloren haben. Das natürliche Wissen des kleinen Mädchens, dass wir alle eins sind,  ein Teil des Lebens, ein Teil des göttlichen Alles, strahlt auf uns alle über, denen es sein Lächeln schenkt. Es erinnert uns daran, dass wir alle verbunden sind, alle ein Teil des göttlichen Ganzen. Nicht umsonst hat ein Weiser das Himmelreich in den Kindern verortet, die noch in der Einheit leben. Wir Erwachsenen müssen wieder lernen, wie die Kinder zu sehen, wir sind nicht getrennte Wesen, wir sind alle miteinander durch das Leben verbunden.  Daran erinnere ich mich wenn mich das kleine Mädchen anlächelt.


Freitag, 11. August 2023

Unser Selbstwertgefühl

Bei den meisten Menschen meines Alters bemerke ich, dass sich ihre Erzählungen um die Vergangenheit drehen. Es wird von ihren Erfolgen erzählt, wen sie alles gekannt haben, was sie alles erreicht haben. Wenn es sich einmal um die Gegenwart  handelt, dann sind die Krankheiten und der körperliche Verfall im Mittelpunkt, das Schwinden ihrer früheren Gefährten, die Veränderung ihrer Welt zum Schlechten. Dieses Weltbild muss zwangsläufig im Alter eintreten, wenn sich unser Bild von uns selbst an der äusseren Welt orientiert, in der unsere Bedeutung im Alter im Schwinden begriffen ist und mit den Einschränkungen einhergeht, die das Alter zwangsläufig mit sich bringt. – Es könnte aber auch anders sein, wenn sich unser Blick nicht so sehr nach aussen richten würde, sondern nach innen geht, wo sich nichts verändert hat. In unserem Inneren treffen wir auf unser Leben, so wie wir es seit dem ersten Tag auf dieser Welt kennen. Nichts hat sich verändert. Wir fühlen uns jung und unbeschwert, voller Klarheit und Schönheit. Da gibt es keinen alten und verfallenden Körper, keine Krankheiten, da gibt es nur das eine strahlende Leben, genauso stark wie am Tag, an dem wir diese Welt betreten haben. Und bei diesem Blick nach innen kommen ganz andere Gedanken und Gefühle in uns hoch. Wir sehen, was uns das Leben so viele Jahre geschenkt hat, diese wunderbaren Jahre in der Welt, wir sehen unsere Familie und Gefährten, die Kinder und Enkelkinder, die vielen Jahreszeiten mit ihren Farben und Formen, die Zeiten, die wir erleben durften, Geschenke über Geschenke. Und wenn es uns vergönnt war, das Leben in uns und in Allem um uns zu sehen, dann wissen wir, dass es nichts Wertvolleres gibt, als das Leben selbst, das uns geschenkt ist. Da brauchen wir nicht den Blick in die Vergangenheit zu schicken, auf Ereignisse, die längst im Dunkel verschwunden sind, wir sind der gleiche Mensch wie am ersten Tag unseres Lebens, und unser Leben ist auch nicht vorbei, wenn unsere physische Existenz endet, es ist etwas Ewiges ohne Anfang und ohne Ende. Es öffnet sich unserer Gegenwart, wenn wir unseren Blick nach Innen richten, es ist das, was unser Selbstwertgefühl ausmachen sollte.

Samstag, 5. August 2023

Propheten als Boten

Zu allen Zeiten gab es Mittler zwischen den Menschen und der Gottheit. Bei den Naturvölkern war es der Schamane. Bei den Römern und Griechen Hermes und Merkur und die Buchreligionen haben  die Propheten gehabt, die den Geist der Gottheit an den Menschen vermittelten.  Der Mensch hat nur seine Sprache zu sprechen vermocht, die Sprache der Gottheit war ihm nicht zugänglich, und er brauchte einen Mittler, zwischen sich und der Gottheit, um die Botschaften des Jenseits zu verstehen. Zu allen Zeiten gab es auch selbsternannte Mittler,  Religionen, Schriften, Propheten, die diese Mittlerposition missbrauchten, um des eigenen Vorteils willen.  Die Menschheit wiederum konnte nicht unterscheiden zwischen den wahren Propheten und den Betrügern, denn die unsichtbare Gottheit entzog sich ihren Blicken und ihrem Verständnis.  Lieber war es ihnen, die Verkünder tiefer Wahrheiten zu verklären und zu Ersatzgottheiten zu machen. Und so beten die Menschen in allen Weltteilen zu den Heiligen, zur Jungfrau Maria, zum gekreuzigten Christus, zu Buddha, zu heiligen Bergen und Steinen.  Sie verwechseln die gesandten Boten mit der Gottheit oder hoffen, die Boten könnten dem unsichtbaren Gott ihre Gebete überbringen. Dabei sind die Botschaften schon vor 2000 Jahren so eindeutig wie befreiend gewesen. Die Gottheit ist nicht eine ferne, nicht abwesende Gottheit, sie ist mitten unter den Menschen und erfüllt Himmel und Erde. Jeder Mensch ist ein Kind Gottes, ist erfüllt von der Gottheit,  und wenn er sich erinnert, wer er wirklich ist, wird er ein heiler Mensch, wird heilig, wie die ganze Natur und die Schöpfung heilig sind. Er ist erfüllt von der Gottheit und bedarf keiner Mittler und Boten, um zu der ihm innewohnenden Gottheit zu sprechen. Selbst   jeder Gedanke  des Menschen wird bereits wahrgenommen und ist Gebet und unser Leben wird zu einem einzigen Gottesdienst, wenn wir uns des Höheren Wesens in uns bewusst sind. Solange  wir aber die Gottheit in uns nicht wahrnehmen können, werden noch immer Propheten und Boten erscheinen und uns daran erinnern, wer wir wirklich sind. Aber wie soll der blinde und taube Mensch erkennen, wer ein wahrer Bote ist?  Seine Sinne sind trügerisch und führen ihn oft in die falsche Richtung. Es ist die innere Wahrnehmung, nicht unserer Verstand, der ihm  den richtigen Weg weisen wird, wenn er ein ernsthaft  Suchender ist.