Sonntag, 20. August 2023

Vom Leben getrennt

Fast alle Menschen fühlen sich als selbständige Individuen. Sie wollen eigenverantwortlich leben, eigenbestimmt. Sie glauben nicht an eine schicksalshafte Bestimmung ihres Lebens , und für sie ist nur das naturwissenschaftlich Erwiesene  die Realität. Soweit die Theorie. Tatsächlich handelt die Menschheit meistens wider ihr anscheinend besseres Wissen. Was unsere Sinnesorgane uns vortäuschen, wird als Realität betrachtet. Die Welt wird als Vielzahl fester Körper gesehen, die nur insoweit Beachtung finden, als sie der Menschheit dienen können. Unserer menschlicher Verstand wird als das Mass aller Dinge betrachtet. Die Erkenntnisse der Physik werden ignoriert, obwohl sie weitgehend bekannt sind. Der Mensch sieht sich als isoliertes Individuum inmitten einer Welt, die ihm zu dienen hat. Das Ego beherrscht den Menschen.  Das Ego ist nur auf sich selbst bezogen, nur was dem eigenen Individuum dient, ist nützlich. Mit dem Ego erwachen auch Emotionen, Lust,  Schmerz, Habgier, der ganze Katalog, von dem was die Religionen Sünde nennt. Das was den Menschen ausmacht wird vergessen.  Die Talente, von denen Jesus spricht, die grossen Geschenke der Natur an uns,   werden schlecht verwaltet. und als selbstverständlich angesehen. Der  Wunsch nach Mehr von den Dingen dieser Welt gerät in den Vordergrund des Lebens. - Doch nichts von dem, was anscheinend so wichtig ist, können wir an unsere Kinder weitergeben. Alles Materielle was wir erschaffen,  zerfällt und verschwindet mit unserem Tod.  Und am Ende unseres Weges  verschwindet auch der Mensch, so als hätte es ihn nie gegeben. - Die alten Buchreligionen haben erkannt, dass der Mensch den Weg zurück, in das wahre Leben, kaum jemals  finden wird. Die Menschheit hat den Schlüssel zu dem kleinen Tor, das zum Leben führt,  verloren. Das Gleichnis vom Tor, durch das eher ein Kamel, denn ein Reicher passt, hat viele Deutungen erfahren. Der Reiche ist der Mensch, der nicht erkennt, dass die Dinge dieser Welt ihm keinen Zugang zum Leben verschaffen. Und doch ist jeder Mensch einmal durch dieses Tor gekommen,  er findet nur nicht mehr den Weg zurück. Das Tor verschliesst ihm den Zugang zu seinem Zuhause, und der Mensch steht  vor dem Tor,  und findet nicht mehr den Schlüssel,  das Tor zu öffnen. Hinter dem Tor befindet sich das Leben, das Ewige, das Zeitlose, das was wir Himmel nennen.  Die Religionen behaupten den Schlüssel zu diesem Tor zu haben, aber  verschieben den Zugang für den Menschen, auf die Zeit nach dem Tod. Das ist einer der grossen Irrtümer der Menschheit, der sie in die Getrenntheit  vom Leben geführt hat.  Denn der  Schlüssel  zum Tor des Lebens steht jedem, schon jetzt,  zur Verfügung, der begreift, dass er  das Leben nur erfahren wird, wenn er in die Einheit zurückkehrt, in die Einheit die nur in ihm selbst liegt.  Eine Rückkehr findet nicht nur  im Tod, sondern in seinem  Leben statt, in dem Moment, in dem der Mensch sich erinnert, woher er kommt.  Der Mensch muss nur einen Moment innehalten und in sich selbst blicken, um seine wirkliche Heimat  zu finden. Die wenigsten Menschen verfügen über diese Fähigkeit und leben  in der Getrenntheit vom Leben. Sie haben vergessen, dass ihr Leben ihr eigentliches Zuhause ist.


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