Immer wieder schreibe ich über unsere Beziehungen zum
anderen Geschlecht. Es ist die wichtigste menschliche Beziehung, weil es um die
Ergänzung des eigenen Ich geht. Wenn ich in der Ichform schreibe, geht es nicht um mich, sondern um die Menschen
in meinem Umfeld. Wenn die Illusionen, die wir uns zu unserem Partner gemacht
haben, verflogen sind, fangen wir an unseren Partner in Frage zu stellen: Haben
wir den richtigen Partner gewählt, habe ich nicht viele Jahre meines Lebens an
der Seite des falschen Partners gelebt?
Würde meine Familie unter einer Trennung leiden? Kann ich erwarten, dass
noch ein anderer Partner mir meine Vorstellungen erfüllt? - Wir
stellen aber in den seltensten Fällen uns selbst in Frage, wie unserer Partner
uns sieht. Dabei sollte die erste Frage lauten: Bin ich der ideale Partner,
erfülle ich die Vorstellungen, die ich vom Anderen habe, in mir selbst? Bin ich nicht auch nach den vielen Jahren des
Zusammenseins älter und unansehnlicher geworden, bin ich nicht auch nachlässiger
in meinem Umgang mit meinem Gefährten, erfülle ich die Ansprüche, die ich an
den anderen habe auch mir selbst gegenüber?
Beginnt nicht jede Liebesbeziehung bei mir selbst, gehe ich liebevoll mit mir selbst um, mit
meinem Körper, mit meinem Geist, mit meiner Seele? Wir kann ich etwas vom Anderen erwarten, das
ich bei mir selbst vernachlässigt habe? Habe ich überhaupt ein Recht über meinen
Partner zu urteilen, wenn ich die Liebe
zu meinem eigenen Menschsein vernachlässigt habe? -Die meisten Menschen sind
schnell mit ihrem Urteil, wenn es um den Anderen geht, sich selbst übersehen
sie dabei. Erst wenn ich eine Liebesbeziehung zu mir selbst gefunden habe, die
Geschenke der Natur an mich so
behandele, wie man ein so wertvolles Geschenk behandelt, die Geschenke, die ich mit meinen Körper,
meinem Geist und meine Seele erhalten habe, erst wenn ich in meinem innersten
Raum auf mein Leben gestossen bin, erst dann kann ich auch in dem Anderen an
meiner Seite so sehen, wie ich mich
selber sehe. Vielleicht bemerke ich plötzlich, dass die Fehler, die der andere
in meinen Augen hat, auch meine eigenen Fehler sind, dass alles, was mich am
anderen stört , mich an mir selbst stört. Der Blick wird ein anderer, wenn er
sich auf mich selbst richtet. Er wird
weiter, wird grosszügiger, am Ende so weit, dass er den Anderen liebevoll
umschliessen kann. Vielleicht wird mir auch klar, dass ich bei mir selbst beginnen
muss, um eine gestörte Beziehung ins Gleichgewicht zu bringen. Erst
wenn wir das Liebesverhältnis zu uns selbst in Ordnung gebracht haben, können
wir auch liebevoll unsere Beziehung zum anderen Menschen überdenken und dann
haben wir die nötige Einsicht zu entscheiden, ob wir den verlorenen Zugang zum
Gefährten wieder finden oder uns in Liebe trennen.
Donnerstag, 31. August 2023
Gestörte Beziehungen
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