Donnerstag, 31. August 2023

Gestörte Beziehungen

Immer wieder schreibe ich über unsere Beziehungen zum anderen Geschlecht. Es ist die wichtigste menschliche Beziehung, weil es um die Ergänzung des eigenen Ich geht. Wenn ich in der Ichform schreibe,  geht es nicht um mich, sondern um die Menschen in meinem Umfeld. Wenn die Illusionen, die wir uns zu unserem Partner gemacht haben, verflogen sind, fangen wir an unseren Partner in Frage zu stellen: Haben wir den richtigen Partner gewählt, habe ich nicht viele Jahre meines Lebens an der Seite des falschen Partners gelebt?  Würde meine Familie unter einer Trennung leiden? Kann ich erwarten, dass noch ein anderer Partner mir meine Vorstellungen erfüllt?  -  Wir stellen aber in den seltensten Fällen uns selbst in Frage, wie unserer Partner uns sieht. Dabei sollte die erste Frage lauten: Bin ich der ideale Partner, erfülle ich die Vorstellungen, die ich vom Anderen habe, in mir selbst?  Bin ich nicht auch nach den vielen Jahren des Zusammenseins älter und unansehnlicher geworden, bin ich nicht auch nachlässiger in meinem Umgang mit meinem Gefährten, erfülle ich die Ansprüche, die ich an den anderen habe auch mir selbst gegenüber?  Beginnt nicht jede Liebesbeziehung bei mir selbst,  gehe ich liebevoll mit mir selbst um, mit meinem Körper, mit meinem Geist, mit meiner Seele?  Wir kann ich etwas vom Anderen erwarten, das ich bei mir selbst vernachlässigt habe? Habe ich überhaupt ein Recht über meinen Partner zu urteilen, wenn ich  die Liebe zu meinem eigenen Menschsein vernachlässigt habe? -Die meisten Menschen sind schnell mit ihrem Urteil, wenn es um den Anderen geht, sich selbst übersehen sie dabei. Erst wenn ich eine Liebesbeziehung zu mir selbst gefunden habe, die Geschenke der Natur an mich  so behandele, wie man ein so wertvolles Geschenk behandelt,  die Geschenke, die ich mit meinen Körper, meinem Geist und meine Seele erhalten habe, erst wenn ich in meinem innersten Raum auf mein Leben gestossen bin, erst dann kann ich auch in dem Anderen an meiner Seite so sehen, wie ich mich selber sehe. Vielleicht bemerke ich plötzlich, dass die Fehler, die der andere in meinen Augen hat, auch meine eigenen Fehler sind, dass alles, was mich am anderen stört , mich an mir selbst stört. Der Blick wird ein anderer, wenn er sich auf mich selbst richtet.  Er wird weiter, wird grosszügiger, am Ende so weit, dass er den Anderen liebevoll umschliessen kann. Vielleicht wird mir auch klar, dass ich bei mir selbst beginnen muss, um eine gestörte Beziehung ins Gleichgewicht zu bringen.   Erst wenn wir das Liebesverhältnis zu uns selbst in Ordnung gebracht haben, können wir auch liebevoll unsere Beziehung zum anderen Menschen überdenken und dann haben wir die nötige Einsicht zu entscheiden, ob wir den verlorenen Zugang zum Gefährten wieder finden oder uns in Liebe trennen.


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