Sonntag, 28. November 2021

Novembertage

Wenn sich die Nebel über den See legen, die letzten Blätter  noch nicht den   Novemberstürmen zum Opfer gefallen sind, lockt es uns nicht mehr ins Freie hinaus. Es ist die Zeit der trüben Gedanken – wer unter Depressionen leidet ist jetzt besonders betroffen. Uns wird der Ablauf des Jahres bewusst,  der Verlust von Zeit  und   Leben.  In der Natur beobachten wir, wie sich die Bäume in ihr Wurzelwerk zurückziehen, um im nächsten Jahr wieder in das Leben zurückzukehren.  Pflanzen,  deren Lebenszeit abgeschlossen ist, setzen sich über ihren Samen fort, es ist die Zeit des Wandels, der Erneuerung.  Es ist nicht nur eine Zeit des Abschieds, es ist die Zeit der Metamorphose. - Im menschlichen Leben entspricht der November den 70er und 80er Jahren, wenn Frühling, Sommer und Herbst hinter uns liegen und wir alle Äusserlichkeiten ablegen, alle Attribute eines erfolgreichen Lebens. Es ist der Monat, in dem wir viel über unser Leben erfahren können. Wenn die Nebel über dem See liegen und wir nicht mehr das jenseitige Ufer sehen können, wird uns bewusst, dass sich nichts geändert hat. Noch immer liegt der See da, in seiner unergründlichen Tiefe – die Oberfläche verhüllt sich und wir ahnen die Geheimnisse der Tiefe. Es ist nicht umsonst, dass Menschen, die  im Alter den Verlust von allen äusseren Attributen erleben, sich in kognitive Krankheiten flüchten. Der November ist der Monat, in dem der Mensch mit den Worten des Dichters zu sprechen in die Einsamkeit fällt -  wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben,  wird wachen lesen, lange Briefe schreiben und in den Alleen hin und her unruhig wandern, wenn die Blätter treiben.-  Der November ist der Monat in dem wir lernen können zu sterben  bevor wir sterben und zu erfahren, dass Tod nur Wandel ist und nur das   Leben verdeckt,  das sich hinter den Nebelschwaden unseres Bewusstseins versteckt. Ein wunderbarer Monat kann der November sein, wenn wir ihn zu nutzen wissen, Gedanken von Abschied und Tod verwandeln sich in Verheissung und Leben und Neubeginn.


Donnerstag, 18. November 2021

Wofür lebe ich?

Diese Frage wurde in einem Artikel gestellt, den ich kürzlich las.  Der Autor hat  als Antwort gefunden:  Für die Nachkommen.  Er hat die Frage biologisch verstanden und die Antwort – für die Fortführung des Lebens in unseren Kindern -  ist sicher berechtigt.  Viele Antworten sind möglich, und die meisten Antworten berechtigt.  Andere werden antworten:  Für die Selbstverwirklichung -    jede Antwort führt zu weiteren Fragen:  Was ist dein Selbst, was ist die Wirklichkeit? Und mit jeder Antwort gehen wir mehr in die Tiefe und weitere Fragen entstehen,  und wahrscheinlich gelangen wir niemals bis auf den Grund der Erkenntnis. Unsere Fragen schweben im Raum und je mehr Fragen wir stellen und Antworten finden, desto tiefer kommen wir den Wahrheiten näher. Wichtig ist die Frage, - auch wenn keine befriedigende Antwort gefunden wird.  Wenn ich antworte für meine Familie – und was ist wenn die Kinder ins Leben hinausgehen und meine Ehe geschieden wird?  Dann könnte ich antworten – ich lebe für die Anderen. Bestimmt eine sinnvolle  Antwort, wenn sich meine Liebe zum Leben anderen zuwendet.  -  Auf die Frage: Wofür lebe ich? -   werden andere sagen, ich lebe für meinen Beruf, für meine Karriere -  und dann fragt sich der Mensch, ist das nicht nur ein Broterwerb und für was setze ich mein Leben wirklich ein?   Wenn Beruf und Karriere zu Macht und Ansehen gelangt, dann sagt der Mensch – Ich habe es geschafft, ich trage das Verdienstkreuz, bin Präsident und besitze ein dickes Bankkonto – und auch bei ihm kommt die Stunde des Abschieds von Ruhm, Ehre und Vermögen und  was bleibt ist eine Inschrift  auf einem Grabstein.  -   Was ist, wenn sich unsere Fragen  nach dem Sinn unseres Lebens nach innen richten, wenn wir anfangen unseren Geist und unsere Seele zu hinterfragen, wenn wir den Weg der Selbsterkenntnis beschreiten?  Da wird die Tiefe der Fragen und Antworten immer gewaltiger und wir gelangen an die Grenzen unseres  Denkens. Bei keinen Antworten, auf die wir stossen sind wir sicher, das wir den Kern der Frage wirklich verstanden haben-   Zu einer Erkenntnis gelangen wir immer, dass die Welt um uns und das Leben in uns,  auf das tiefste miteinander verbunden sind,  keines kann ohne das andere sein.  Nur bedingt können wir das Christuswort verstehen:  Die Welt verlieren – das Leben gewinnen.  Wir können das Leben nur als Teil der Welt begreifen, in der wir leben,  Leben und Welt sind eins, wir können nicht das Eine ohne das Andere haben. Wenn die Sinnsucher sich von der Welt abwenden und  Erleuchtung und Erlösung  jenseits der Welt suchen, werden sie diese nicht finden. Erleuchtung können wir nur finden, weil es die Welt gibt. Ohne  die Welt gäbe es auch keine Erlösung. Zur Ausgangsfrage zurück: Wofür lebe ich?  Ich lebe ganz für die Welt, weil ich nur durch die Welt das erfahren kann, was das Leben ist. Und ich lebe für die Fragen die ich stelle, was ist die Welt und was ist das Leben das ich lebe? -  Und ich lebe für die Antworten, die ich auf meinem Weg finde, Antworten, die nie die volle Wahrheit erfassen können. - So gehe ich durch die Welt, stelle meine Fragen, und bin auf der Suche nach Antworten:  Dafür lebe ich.


Sonntag, 14. November 2021

Der Mangel an Energien

Das Hauptproblem unserer Zeit scheint  der Mangel an Energie zu sein. Dabei sind wir umgeben von Energie.  Die Sonne als grösster Energiespender produziert seit Millionen von Jahren Energie. Das gesamte Leben auf der Erde lebt von Sonnenenergie. Selbst  die fossilen Brennstoffe sind gespeicherte Sonnenenergie. Die Lösung unseres Energieproblems könnte durch Sonnenenergie erfolgen. Die gleiche energetische Quelle  wie bei der Sonne ist auch auf unserem Planeten vorhanden. In jedem Atom ist Energie. Bereits ist es dem Menschen gelungen diese Energie durch Spaltung freizusetzen. Und man denke auch an die unendliche Energie  die sich unter der dünnen Erdkruste verbirgt, ein  glühender Erdball, der uns für Millionen von Jahren mit Energie versorgen könnte. - Wir befinden uns in unserer Energieversorgung noch ganz am Anfang der Entwicklung, fast noch in der Zeit, wo wir die Energiegewinnung an den ersten Holzfeuern gelernt haben. Wohin wir blicken bieten sich unendliche Energiequellen an, wir müssen nur lernen sie zu nutzen.  -  Wir wissen noch nicht einmal wie die Energie unseres eigenen Körpers funktioniert.  Durch Essen werden uns die Mediziner sagen,  wir verbrennen die in der Nahrung gebundene Sonnenenergie.  Wir wissen aber so gut wie nichts über unsere Lebensenergie, das was die Prozesse  des Energieaustausches trägt, sie geschaffen hat.  Wir nehmen jede Form von Energie als gottgegeben hin, sie ist einfach da. - Unendliche miteinander verflochtene Prozesse bestimmen das, was wir das Leben auf diesem Planeten nennen. Und Energie spielt in Allem eine Rolle.   Und alles wird zusammengehalten von einer  Intelligenz, die allem innewohnt, die wir aber nur in Ansätzen ahnen können.  Wir haben begriffen, welche ungeheuren Energiereserven um uns sind. Es geht jetzt nur darum diese Energie nutzbar zu machen, ohne die Schöpfung  zu zerstören.  Der Weg dahin wird  möglich sein,  denn wir leiden nicht an einem Mangel an Energie, sondern uns steht ein Übermass zur Verfügung,  wenn wir nur lernen die Energien sinnvoll zu nutzen.   

Samstag, 13. November 2021

Ich definiere mich über meinen Verstand

Kürzlich las ich diesen Satz einer bekannten Buchkritikerin. Sicher ist der Verstand ein nützliches,  um ein gutes Buch beurteilen zu können. Wirklich gute Literatur entsteht aber nicht aus dem Verstand und aus Worten,  die nur die Werkzeuge des Dichters sind. Die grosse Literatur und Dichtung entstehen aus dem Schöpfungsprozess eines Menschen, der in Verbindung mit seinem höheren Selbst steht. Und wenn wir ein solches Werk in die Hände bekommen,  sind wir fassungslos von der Schönheit der Worte und Bilder, dann ist es nicht das solide Handwerk, nicht die Verstandesleistung, die uns berührt, es ist der Geist des Dichters und das Leben,  das in diese Dichtung geflossen ist. Es ist das gleiche Leben, das uns selbst erfüllt, und das  seinen Widerhall in den Gedanken und Worten des Dichters  findet. Nicht der Verstand ist es, der diese Worte gefügt hat, es ist die Seele und das höhere Sein des Dichters, die sich in Worten verewigen.  Wirklich grosse Werke  der Literatur berühren unser Innerstes, weil der Dichter die Fähigkeit hatte, mit dem Ewigen  in sich selbst in Verbindung zu stehen. Die Seele des Dichters kann nicht über den Verstand erfasst werden, nur unsere eigene Seele kann sie begreifen.  Der Satz, -Ich definiere mich über meinen Verstand, - macht daher nicht allein eine gute Buchkritikerin aus. Hinzukommen muss die Fähigkeit, sich mit der Seele des Dichters in Verbindung zu setzen, das Leben zu fühlen, das in Worte geflossen ist, mit dem Dichter im Gleichklang    zu schwingen,  den Dichter als Werkzeug zu begreifen, durch den das Ewig Gültige in die Welt einfliesst. Wenn ich in einem  Buch oder Gedicht diesen Flow in mir spüren kann,  dann habe ich es mit grosser  Dichtung zu  tun.

Sonntag, 7. November 2021

Eine Welt des Glaubens

Die Kirchen leeren sich, die letzten Gläubigen aus der Welt der heiligen Bücher werden nur noch milde belächelt.  Und doch leben wir in einer Welt der Gläubigen. Wir glauben an das Aussen, das was uns unsere Sinne zeigen und ignorieren unser Inneres, unseren Geist.  Wir glauben wir seien aus Fleisch und Blut geschaffen und ignorieren die Erkenntnisse der Wissenschaft , die uns als Energiekörper aus Atomen und Molekülen unseren Körper erklärt.  Wir glauben nur an unsere eigene Sinneswahrnehmung ,wenn wir uns im Spiegel betrachten  und uns als einzige Person wahrnehmen und übersehen die Milliarden von Kleinlebewesen, die mit uns in Symbiose leben. Wir glauben, die Welt wäre so, wie wir sie sehen und erleben  und  vergessen, dass jedes andere Lebewesen  eine andere Wahrnehmung von Welt hat,  -denken wir nur an eine Ameise, eine Fliege oder einen Fisch deren Welt ganz anders aussieht als unsere. - Alle glauben, dass ihre Wahrnehmung die einzig richtige sei, wir vergessen, dass Wahrnehmung immer von dem abhängt, der wahrnimmt.  -  Wir glauben   an die Wissenschaften, - immer das, was gerade gilt wird als höchste Erkenntnis gepriesen – und doch wissen wir,  dass die Wissenschaft des Menschen nur Bruchteile der Schöpfung begreift, und das Wissen von heute schon morgen überholt sein wird. - Wir glauben an ein Recht des Menschen auf  die freie Entfaltung seiner Persönlichkeit, und sehen mit Entsetzen wohin uns das gebracht hat . Die freie Entfaltung des Menschen    hat die halbe Welt  nahezu unbewohnbar gemacht. - Die Menschheit glaubt, sich an  dem Reichtum der Natur   bedienen  zu können, mit den Folgen  von  verbrannter Erde und unbewohnbaren Landschaften. - Das woran wir glauben scheint uns in die falsche Richtung zu führen,  denn unser Glauben wird von unserem Denken beherrscht und unsere Gedanken haben uns meistens in die Irre geführt.  Wir müssen tiefer als das Denken gehen, wir müssen auf unser eigentliches Wesen und  Wissen zurückgreifen auf die übergeordnete Intelligenz, deren Teil wir sind. Wir müssen mit den Augen des Schöpfers auf sein Werk blicken, uns als Teil eines Schöpfungsprozesses begreifen. Erst wenn wir unser eigentliches tiefes Wissen zum Einsatz bringen, werden wir die Welt des Glaubens hinter uns lassen und das tun, was nötig ist, um die Schöpfung zu erhalten. Das gelingt nur, wenn wir Glauben durch tiefes Wissen ersetzen, das Wissen, das uns mit unserer übergeordneten Intelligenz verbindet, deren Teil wir sind.