Mittwoch, 19. Oktober 2011

Vergeben

Was vergeben? - Eine Kränkung, eine Verletzung, kurz eine Tat , die ein anderer gegen mein Selbst gerichtet hat? Oder etwas abstrakter, meinem Schicksal vergeben, dass es scheinbar so schlecht mit mir gemeint hat, geht es um meine Eltern, die alles falsch gemacht haben und Schuld an meinem Versagen haben, geht es um Krankheiten, die mein Leben verändert haben? - In allen Fällen geht es um mein Ego, das verletzt ist, das Ego, das vom Verstand beherrscht wird, um ein scheinbares Ungleichgewicht von den Polaritäten Glück und Unglück, mit dem ich nicht zurechtgekommen bin. Mein Wertmesser ist mein Verstand. Verstand und Widerstand sind in diesem Fall eins, man beachte die Ähnlichkeit der Worte, ich lehne mich auf gegen die Ungerechtigkeiten, die gegen mich verübt wurden. Widerstand und Hader sind aber nicht der Weg, die Balance von Gut und Böse wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Vielmehr muss ich den Blick meines Herzens auf die Ereignisse richten, die mich verletzt haben, ich muss diese Verletzungen annehmen und Ihnen vergeben, sei es einem anderen Menschen, einem Verlust, einem Unglück, einer Krankheit. Wie kann das schlecht für mich sein, was das Schicksal auf meinem Lebensweg vorgesehen hat - das muss ich mir vor Augen halten. Nehme ich die Situation an, wie sie ist, vergebe ich ihr innerlich und dieses Vergeben stellt das Gleichgewicht von Gut und Böse, Glück und Unglück wieder her. Gleichzeitig gewinne ich meinen inneren Frieden, der höher ist als alle Vernunft. Denn wer kann schon sagen ob Krankheit nicht Glück ist, vielleicht zur Besinnung zu kommen und eine innere Wende in sich zu vollziehen, oder Verlust nicht eine Chance sich klar darüber zu werden, dass alles vergänglich ist?

Samstag, 15. Oktober 2011

Fallen

Klare Herbsttage. Die Blätter fallen. Heute morgen kamen mir die Verse von Rilke in den Sinn. Die Blätter fallen.....ein Gedicht, das sich mit der Vergänglichkeit beschäftigt. Vergänglichkeit hat etwas negatives an sich, wenn wir nicht auch den Gegenpol, das Werden gleichzeitig sehen können. Bei Rilke ist es dieser "Eine", der dies Fallen unendlich sanft in seinen Händen hält, - eine Perspektive wird nicht gezeigt, nur eine Hoffnung und ein Glaube. Werden und Vergehen sind eins - so wie Geburt und Tod. Hinter Werden und Vergehen steht das Leben, das die eigentliche Essenz unseres Seins ist und das Wissen, dass diese Essenz nicht dem Werden und Vergehen unterliegt, immer war und immer sein wird.

Mittwoch, 5. Oktober 2011

Der Zweifel

Alles Leben entsteht aus der Einheit. Durch die Geburt tritt der Mensch in sein Leben. Kurz nach der Geburt beginnt die Entwicklung der Persönlichkeit. Schon als Kind lernt der Mensch seinen Namen und fängt an sein Ego zu entwickeln. Mit zunehmendem Verstand entfernt er sich immer weiter von der Einheit. Der Verstand macht ihn glauben, seine materielle Erscheinungsform wäre sein ich. Er vergisst woher er gekommen ist. Der Mythos vom " verlorenen Sohn" beschreibt die Entfernung vom Vaterhaus (der Einheit) den Weg in die "die Zweiheit" und in die "Verzweiflung". Ursache für die Verzweiflung ist der Zweifel. Man beachte in allen Wörtern die zwei. Das Ego wird nur in unserer materiellen Erscheinungsform entwickelt. Mit dem Tod stirbt das Ego. Aus dem Ego fliesst die Angst vor dem Tod und die Angst vor dem Verfall der materiellen Erscheinungsform.
Der Weg des Menschen ist daher ein Weg in die Zweiheit und zurück in die Einheit, wenn es nicht ein Weg werden soll, der in die Verzweiflung mündet. Dabei ist es nur eine Illusion zu denken, wir wären nicht allezeit mit der Einheit verbunden, ein Wahnsinn der durch die Entwicklung des kollektiven Verstandes in der Menschheitsgeschichte entstanden ist. Es ist Sinn unseres Lebens den Weg zurückzufinden in die Einheit, den Zweifel des Verstandes zu überwinden. Es hat Millionen von Jahre gekostet in die Zweiheit zu gelangen und in den Glauben, die materiellen Erscheinungsformen wären alles was wir sind. Es kostet aber nur einen Moment der Erleuchtung um in die Einheit zurückzufinden.