Freitag, 24. April 2020

Körperintelligenz im Kampf gegen den Virus

Jede Lebensform ist mit ihrer eigenen spezifischen Körperintelligenz ausgestattet, die ihr die nötige Energie verleiht, für die Dauer ihrer Existenz ihre Körperfunktionen zu erfüllen. Es ist diese spezifische Körperintelligenz, die es dem Menschen ermöglicht zu atmen, das Herz schlagen lässt, den Kreislauf reguliert , alles das beeinflusst, was wir für die körperliche Existenz benötigen. Die gleiche jeweils spezifische Körperintelligenz finden wir in allen Erscheinungsformen, eine jede auf ihre Erscheinungsform angepasst. Über die Dauer der Entwicklung der menschlichen Lebensform hat sich die Körperintelligenz andere Lebensformen wie Bakterien und Viren zu Nutze gemacht und ist mit ihnen Lebenssymbiosen eingegangen - ein Lebewesen bietet dem anderen Lebewesen eine Existenzgrundlage und leistet dafür spezifische Dienste. Problematisch wird es, wenn eine Lebensform mutiert und ihren Wirt wechseln will. Der Körper auf den diese Lebensform übertreten will ist auf diese andere Lebensform nicht vorbereitet, zwei Lebensformen geraten in Konflikt. Für Konfliktfälle verfügt jede Lebensform über Abwehrmechanismen. Bei Eintritt eines unbekannten Virus mobilisiert die Körperintelligenz alle Kräfte, um den unbekannten Eindringling zu bekämpfen oder ihn anzupassen. In den meisten Fällen gelingt dies, vor allem bei Menschen mit einer starken Körperenergie. Wenn Alter, Krankheit oder Lebensgewohnheiten die Körperenergie geschwächt haben, dann ist die Körperintelligenz dem Eindringling möglicherweise nicht mehr gewachsen, die von ihr kontrollierten Körperenergien reichen nicht mehr aus, um den Abwehrkampf zu bestehen. Der menschliche Geist steht diesen Vorgängen als Beobachter gegenüber, kann aber nicht eingreifen, - es ist das Leben selbst, das sich vor seinen Augen abspielt. Er kann diese Vorgänge verstehen und überlegen, wie er seiner Körperintelligenz helfen kann mit dem Eindringling fertig zu werden. Er versucht auf Distanz zu der anderen Lebensform zu gehen, nicht in Kontakt zu treten. Er überlegt wie er seine körpereigenen Abwehrkräfte stärken kann, um den Virus zu besiegen, wenn er dann mit ihm in Berührung kommen sollte. Vor allem aber aktiviert die Körperintelligenz den menschlichen Geist, um das zu erzeugen, was nötig ist, um unserer Körperenergie zur Hilfe zu kommen. Vielleicht beachten wir in unserem Leben künftig mehr unsere Freunde, die uns zur Seite stehen wenn wir in Gefahr geraten, unsere Körperintelligenz, unsere Lebensenergie und unseren menschlichen Geist.

Donnerstag, 23. April 2020

Vom unbewussten Handeln in Zeiten der Not

Wir lesen in Zeiten von Coronas von medizinischen Personal, Ärzten, Pflegern, Hilfskräften, die unermüdlich, ungeachtet der ständigen Ansteckungsgefahr, in völlig überlasteten Kliniken im Einsatz stehen, das alles bei unzureichenden Gehältern. Die Menschen danken ihnen mit spontanem Beifall. Solche kollektiven uneigennützigen Leistungen sind in Zeiten von Not möglich, warum sind sie soviel seltener in Zeiten der Normalität? In Zeiten von Not, wenn es um das Überleben geht, handelt der Mensch instinktiv, er verbündet sich mit den Menschen, die in der gleichen Situation sind, er wird Teil eines grossen Organismus, der daran mitwirkt zu überleben. Das Ego und Rollenspiele sind vergessen, er befindet sich in der gleichen Lage wie der Sterbende. Rang, Namen und Rolle des Lebenden werden abgelegt. Der handelnde Mensch wird eins mit seiner Handlung und eins mit den anderen Menschen, die mit ihm zusammenwirken und eins mit den Menschen, die seiner Handlung bedürfen. Solche Zeiten der Not prägen sich tief in das individuelle und kollektive Gedächtnis der Menschheit ein. Wer immer solche Zeiten der Not und Krisen erlebt hat, dem bleiben sie unauslöschlich in Erinnerung. Ich habe Menschen nach dem 2. Weltkrieg kennengelernt, die ihre Kameraden gerettet hatten, schwer verwundet wurden und dennoch nie ein Wort darüber verloren haben. Da wo heute die medizinischen Pflegekräfte Übermenschliches leisten, da wird man im Nachhinein kein Selbstberühmen hören. Da wo wir im Einklang mit dem Universum handeln, da sind Worte nicht nötig, es sind die wirklichen Momente unseres Lebens, sie sind das Leben selbst und bedürfen keiner Worte.
Wenn das Leben dann seinen Pulsschlag verlangsamt und wieder normale Zeiten herrschen, fällt der Mensch oft zurück in seine alten Rollenspiele, der Halbgott in Weiss, die machtbewusste Stationsschwester, das Ego erinnert an seine Existenz und verlangt Beachtung. Der gleiche Mensch, der vorher selbstlos sich für die Gemeinschaft eingesetzt hat wird wieder eitel und selbstbezogen. Der Mensch scheint verschiedenen Naturen zu haben und ist sich dieser Naturen nicht bewusst. Er ist situationsbezogen völlig uneigennützig oder fällt zurück in die Welt der Rollenspiele, wahrscheinlich ohne sich dieses Wandels bewusst zu werden. Im Narrativ seines Lebens spielt die Zeit in der er im Einklang mit der universellen Intelligenz gehandelt hat keine Rolle, das unbewusste Handeln bedarf keiner Worte, es spricht für sich selbst.

Sonntag, 19. April 2020

Die Angst vor Coronas

Die Angst vor Coronas ist die Angst vor dem Tod. Angst entsteht immer dort wo Verlust droht. Wir können nur dann etwas verlieren, wenn wir uns mit etwas identifizieren, wenn wir glauben, unsere Existenz hinge von einer materiellen Erscheinungsform ab. Wenn wir unser Leben mit dem Körper identifizieren, wenn ich meine ein Leben zu haben, weil ich einen Körper habe, dann ist der Verlust des Körpers durch Tod, der Sturz in die Tiefe der endgültigen Vernichtung. Viele Philosophen haben die Heilsversprechungen von Religionen -vom ewigen Leben - für Unsinn erklärt, nicht mit dem Verstand erklärbar, und nur als frommen Wunsch der zum Tode verurteilten Menschheit. Sie haben das Leben als einen Besitz des Einzelnen gesehen, den Verlust dieses Besitzes als das endgültige Aus. Und doch ist fast in jedem Menschen eine nicht vom Verstand angelegte Gewissheit, dass wir nicht nur dieses höchstpersönliche Leben haben, dass wir vielmehr das Leben selber sind. Das Leben als Sein zu begreifen, jenseits unseres Denkens, als das schöpferische Element das allem was ist zugrunde liegt. Wir können nicht etwas verlieren, was wir sind. Wohin wir auch blicken, wir sehen überall nur das sich ständig erneuernde Leben. Jeder Atemzug entspricht dem Leben, das Einatmen ist das Wachstum, das Ausatmen die Rückbildung, gefolgt von einem neuen Atemzug, der Morgen des Tages und der Abend als Ausklang, das Jahr in seinem Rhythmus von Werden und Vergehen – und alles im ewigen Rhythmus der Wiederholung und alles ein ewiges Versprechen des überall sichtbaren Lebens: Ich bin ewig, ich bin das Leben selbst, ich kann nicht verloren gehen, ich ändere nur meine Erscheinungsform, - solange es Zeit und Form und Raum gibt, werde ich sein, denn ich und wir und alles ist das Leben, nicht Geburt und Tod unterworfen, sondern Atemzüge des Ewigen.

Donnerstag, 16. April 2020

Wirf Deine Gedanken fort

Wirf Deine Gedanken fort – und Du gelangst ins Zen. Diese Forderung ist weit schwieriger, als ich es mir jemals vorgestellt habe. Sind nicht Gedanken ein wesentlicher Teil meines Lebens? Könnte ich überhaupt ohne Gedanken leben? Auch die Zen Meister haben Gedanken gehabt, sie auch zu Papier gebracht oder in der Lehre weitergegeben. Wir wären ohne Gedanken gar nicht in der Lage den Alltag zu leben. Und doch strebt das Zen den Zustand der Gedankenlosigkeit an. Ein erster Schritt in Richtung Zen ist es zu realisieren, dass es ständig Gedanken sind die mich beschäftigen. Weitgehend denke nicht ich, sondern es denkt mich. Ein weiterer wichtiger Schritt ist es, mich meiner Gedanken bewusst zu werden. Dann verlangsamt sich die Drehung meines Gedankenrades. Ein weiterer Schritt wäre es das Gedankenrad anzuhalten. Wenn mir das gelingt, jeden Gedanken aus meinem Kopf zu verdrängen, dann trete ich in die Leere ein und in die Zeitlosigkeit. Dann ist da nur noch die Stille, aber auch noch das Leben, das Einatmen und das Ausatmen, das Wunder durchläuft mich, das Leben lebt mich auch ohne meine Gedanken. Das Ich Bin wird sich seiner selbst bewusst. Das ist es was ich in jeder Meditation anstrebe.

Samstag, 11. April 2020

Ostern 2020

Wenn Karfreitag das Erinnern an die Wandlung des Menschen ist, das Sterben des Ego und das Bewusstwerden des eigentlichen Seins, dann sehen wir Ostern als das Ergebnis dieses Wandels. Die Mythologie nennt es die Auferstehung. Die Kammer, in der wir unseren Körper begraben haben ist leer, wir haben uns entkörperlicht. Ein neuer Mensch ist erstanden, ein Mensch, der sich von den Dingen und Wünschen dieser Welt getrennt hat. Er sitzt nicht nur als Sohn zur Rechten Gottes, diese Bilder führen uns eher in die Irre, - der Mensch hat sich, wie Meister Eckhardt es sagt, getrennt von allen Dingen und Handlungen, von allen Wissen und Worten, er gibt die Welt auf und alle Bilder dieser Welt und etwas Neues steht in ihm auf, das bisher geschlafen hat. Christus nannte es den Himmel, es ist die Auferstehung des ewigen Seins in uns. Wenn wir Ostern als die Auferstehung des Göttlichen in uns begreifen, dann sitzen wir nicht nur neben Gott, sondern Gott besitzt uns. Da bleibt nichts mehr von dieser Welt, nicht einmal mehr ein Gedanke an Gott, wir werden wieder das was wir immer waren und sein werden, das Grenzenlose, das Unbeschreibliche, das ewige Sein, wir leeren uns, um das einzulassen was ewig ist. Der Christus Mensch ist der auferstandene, der erlöste Mensch, der sich von allem geleert hat was diese Welt bedeutet und sich geöffnet hat, um das Göttliche in sich einzulassen. Wenn wir das ein wenig nachempfinden können, dann begreifen wir was Ostern und Auferstehung ist.

Freitag, 10. April 2020

Leiden als Weg

In Zeiten einer Pandemie kommt Karfreitag auf uns zu. Die alte Erinnerung steigt auf an den Weg des Kreuzes, der so viele Jahrhunderte der Weg des Menschen war. Der Weg des Kreuzes ist der Weg der Gebundenheit an die Materie des Kreuzes und die Erlösung aus dieser Gebundenheit durch den Tod. Nicht nur zufällig fällt Karfreitag im Jahreszyklus auf den Frühlingsanfang, der Tod und die Starre des Winters liegen hinter uns und das Leben beginnt wieder aufs Neue. Das Alte und Starre ist die Gebundenheit an die Materie, an Worte, an Riten, an akademische Vorschriften, gelehrte Bücher, Unterwerfung unter administrative Obrigkeiten, Todesdrohung für Abweichungen von der geschriebenen Lehre, Erstarrung in altem Brauchtum, - welche Unterwerfung unter Besitz, Worte und Materie, welche Hybris des Menschen zu glauben er sei im Besitz der Wahrheit, wenn er nur im Besitz von Worten und Gebräuchen ist und diese als unumstössliche Wahrheiten sieht. Er ist dem Ewigen ferner denn je.
Und die wenigen Worte, die grosse Lehrer der Menscheit geäussert haben, ein Jesus, ein Buddha, ein Laotse, die Lösung von Materie, das Erwachen des Geistes, die Erlösung aus der Illusion der Welt, die Erleuchtung durch das Leben selbst – wurden diese Worte jemals gehört? Es reicht nicht wenn wir gelehrte Bücher schreiben und in Schulen und Universitäten Religionen lehren. Wir müssen uns von den Worten und Lehren befreien, und begreifen dass die ewigen Wahrheiten nur in uns selbst liegen. Wenn wir Karfreitag als den Tod des Alten und den Beginn von etwas Neuem sehen können, das Sterben des Vergänglichen und das Sichtbarwerden des Ewigen, dann haben wir die Botschaft dieses Tages verstanden: Erlösung von der Gebundenheit an Materie, an Worte, an Phantasien des menschlichen Geistes - Öffnung des Menschen, Einlassen von Erkenntnis, Licht und Raum und Leben in seiner grenzenlosen Weite. Welch gewaltiges Symbol , der sterbende Mensch Jesus, an das Kreuz gebunden und zum Tode verurteilt, und seine Transformation in Christus, Symbol des Ewigen. Hat der Mensch in den Jahrtausenden jemals begriffen, dass Religion nicht in Synagogen und Kirchen gelehrt werden kann, dass nicht Schriften und Gelehrte oder alte Bräuche und Zöpfe ihn Gott näher bringen können? Solange wir an den Dingen dieser Welt hängen, uns durch Äusserlichkeiten definieren, solange werden wir durch Leiden daran erinnert, was unsere wirklichen Werte sind. Erst wenn wir alles abwerfen, was für unser Ego so wichtig ist, gelangen wir an den Kern von Allem was ist, und damit zu uns selbst. Es ist der Moment, in dem der Mensch aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit erwacht, die Fesseln des Ego abwirft und sich der Tiefe des Lebens öffnet, die in ihm und in Allem aufleuchtet. Wenn wir Karfreitag nicht als Tag des Leidens und des Todes begreifen, sondern als den Tag des Wandels und Erwachens dann haben wir die Botschaft dieses Tages verstanden, für mich der wichtigste Tag in der Symbolik des Kirchenjahres.

Mittwoch, 8. April 2020

Die Schule des Lebens

Jetzt erreichen meine Enkelkinder das Alter in dem Kindergarten und Schule die Überlegungen der Eltern beschäftigen. Wir fragen uns, was soll die Schule den Kindern vermitteln? Ist es Wissen und Bildung im klassischen Sinn? Müssen Kinder Wissen anhäufen, oder reicht es die digitalen Geräte bedienen zu lernen, in denen das Wissen inzwischen gespeichert ist, und die Methodik, wie das Wissen angewendet wird? Ist Schule noch die Schule des Lebens, in der wir lernen mit den Kindern aller Kulturen und Sprachen zu leben, oder ist die Schule der Platz, in der wir der Vermassung entgehen möchten, in der wir Kinder elitär erziehen wollen. Ich habe einige Sätze aufgestellt, die für mich wichtig wären, wenn es um die Bestimmung von Schulbildung geht:
- Schule soll nicht der Platz sein, wo Kinder abgestellt werden, damit Eltern endlich durchatmen können, die Eltern bestimmen durch Ihre Art zu leben noch immer die Entwicklung und Orientierung ihrer Kinder,
- Schule soll den Kindern nicht Wissen im Sinne von Haben vermitteln, keine Fabrik des Wissens und Denkens sein, sondern Kinder in die Anwendung von Wissen einführen und ihnen ermöglichen, selbständig zu denken. Die Kinder sollten alle Bereiche des menschlichen Denkens kennen- und anwenden lernen.
- Schule sollte die Begrenztheit des menschlichen Denkens vermitteln, deutlich machen, dass ein Grossteil des Lebens von Illusionen geprägt ist, und auch das Nichtwissen lehren, das Infragestellen aller sogenannten Wahrheiten,
- Schule sollte die Phantasie fördern, den Blick über den Horizont unseres Wissens hinaus,
- Schule sollte uns Einblick in die unterschiedlichen Kulturen vermitteln, das tolerante Miteinander von Menschen, die sich heute mit unserer Kultur vermischen und eine neue Kultur entstehen lassen,
- Schule sollte uns die Schönheit von Dichtung, Musik und Kunst lehren, und damit auch die Seele der jungen Menschen berühren,
- Schule sollte auch das alte Bildungsideal der Einheit von Körper, Seele und Geist vermitteln, und nicht sich nur auf Wissen beschränken,
- Schule sollte Freude machen, die Kinder Liebe zum Leben lehren, und vor allem die Wichtigkeit von Frieden lehren, nicht nur zwischen Menschen und Völkern, sondern auch den Frieden für die eigene Seele,
Unsere Kinder sind wunderbare bildungsfähige Geschöpfe. Immer wieder hat es grosse Lehrer gegeben, die versucht haben einige dieser Ideale zu verwirklichen, ein Steiner, Hahn, Montessori. Gelungen ist es in den seltensten Fällen. Ich bewundere die Mütter, die ihr eigenes Leben zurückgestellt haben, um die Defizite unseres Schulwesens zuhause auszugleichen. Ihre Kinder danken es ihnen.

Sonntag, 5. April 2020

Zeitfenster

Wenn wir von Zeit sprechen, dann erscheint uns Zeit eine Linie zu sein, auf der sich Zeit vorwärts bewegt. Die moderne Physik lehrt uns aber, dass Zeit nicht nur vorwärts läuft, sondern auch gleichzeitig rückwärts und wenn wir Zeit sehen könnten, diese eher einer Zeitschleife ähneln würde. Wenn ich diese Erkenntnis auf mein Leben anwende, dann blicke ich aus einem geschlossenen Raum auf ein Fenster. Vor dem Fenster sehe ich die Zeitlinie die von links nach rechts verläuft. Wenn die Linie den rechten Fensterrahmen erreicht hat, scheint das Leben beendet zu sein. Jetzt öffne ich das Fenster und blicke hinaus in den Raum. Die Linie ist plötzlich eine Schleife und der Anfang ist gleichzeitig das Ende der Schleife und das Ende der Anfang. Auf der Zeitschleife von Materie, von Menschen, und Lebewesen, von Sternen und Steinen sehe ich das Entstehen und Vergehen im ewigen Rhythmus der Zeit. Jeder Materie ist Zeit zugeordnet und Raum der sie trägt. Im Raum entstehen Materie und Leben, alles was entsteht hat seine Zeit und Zeit bestimmt das Werden und Vergehen. In den Raum verschwinden wieder Zeit und Materie. Das Konstante ist der ewige Raum, der Zeit und Materie trägt. Raum nennen wir das ewige Leben, bei Hesse ist er der Schoss der ewigen Mutter aus dem er das Leben kommen und gehen sieht. Wenn wir vor der Beschränktheit unseres zeitlichen Lebens verzagen, sollten wir häufiger das Fenster öffnen und uns der Zeitschleife unseres eigenen Lebens bewusst werden, unseres ewigen Kommens und Gehens.

Freitag, 3. April 2020

Fragen stellen

Bei unseren Kindern sehen wir, wie sie die Welt entdecken, indem sie Fragen stellen. Alles interessiert sie, allem wollen sie auf den Grund gehen. Die Welt ist voller Wunder und jeden Tag gilt es etwas Neues zu entdecken. Die Bäume und Pflanzen haben noch keinen Namen, Tiere sind Lebewesen wie sie selbst, sie erschaffen einen lebenden Kosmos um sich, ein jedes Kind einen ganz eigenen. - Und manche Menschen behalten sich diese Qualität. Das Leben ganzheitlich zu sehen, keine Etiketten an alles zu kleben, alles in Schubladen des Verstandes zu schieben, sondern alles zu erleben, so wie es ist, alles in Frage zu stellen was wir lernen, überlegen ob nicht das Gegenteil dessen, was die allgemeine Meinung ist, nicht genauso richtig sein könnte. Das klassische Bildungsideal, das Anhäufen von Wissen, sollte genauso in Frage gestellt werden, wie das Gegenteil, das Nichtwissen. Für mich waren Kinder immer genauso grosse Lehrmeister, wie wir als Bezugs-und Vertrauenspersonen ihre Führer und Lehrer waren. - Sobald die Kinder in die Schule gehen verschwindet diese Offenheit der Welt gegenüber, sie werden auf Lehrstoffe beschränkt, müssen Lernziele des Bildungsministeriums erreichen und am Schluss kommen verbildete Menschen aus Schulen und Universitäten, die an das Wissen glauben, das ihnen vermittelt wurde. Ich würde mir wünschen, dass es mehr Lehrer gibt, die Neugier in den Kindern fördern, die mehr Fragen stellen als Antworten geben, die in der Lage sind die Begeisterung für Themen zu erwecken, die sie selber interessieren, die Mensch geblieben sind, in vollem Bewusstsein der Beschränktheit ihres Wissens, aber voller Neugier auf die Welt, Fragen stellend und alles in Frage stellen, die keine festen Antworten haben, sondern unseren Kindern helfen spielend die Wunder des Lebens zu begreifen. Es gibt solche Lehrer, und wir erinnern uns gerne an sie zurück, wenn wir das Glück hatten, ihnen zu begegnen.