Mittwoch, 17. Januar 2018

Flüchtlinge


Täglich lese ich kritische Kommentare über Flüchtlinge.  Vor 70 Jahren war ich selbst noch ein Flüchtling, unser halbes Volk befand sich auf der Flucht, haben wir das schon vergessen? Uns Flüchtlingen schlug Ablehnung und Hass entgegen. Wir nahmen denen, die noch Besitz hatten, etwas von ihrem Besitzstand weg. Es war nach dem Krieg, und die im Westen lebten hatten auch viel verloren. Heute sind die Flüchtlinge der damaligen Zeit vergessen, wir haben gemeinsam ein neues reiches Land aufgebaut. Aber wir sind   fett und bequem geworden. Flüchtlinge, die sollen woanders hin. Etwas abgeben, kommt nicht in Frage. Die wollen unser Sozialsystem ausbeuten, die haben eine andere Kultur, das sind keine Christen, die wollen sich nicht integrieren. Wie wäre es, wenn wir einmal auf die positive Seite schauen die es auch gibt. Flüchtlinge wecken uns aus unserer satten Lethargie. Sie bringen Menschen mit Initiative und dem Willen  es zu schaffen ins Land. Und da sollten wir es nicht schaffen? Aber unser Sozialsystem schafft es nicht, -dann ändern wir unser Sozialsystem.  Unsere Schulen schaffen das nicht, - dann ändern wir unser Schulsystem. Für jedes Problem gibt es eine Lösung, man muss sie nur wollen.  - Wenn Flüchtlinge  nur ein vorübergehendes Problem sind, dann gibt es in 50 Jahren keine Flüchtlinge mehr, sie sind zurück in die Länder gegangen, die ihre Heimat sind, sie sind gestorben oder sie haben sich integriert.  Ist aber die ganze Welt in Bewegung geraten, weil die Kriege kein Ende nehmen wollen und die Dürre ein Leben in manchen Ländern unmöglich macht, dann müssen wir  unseren Lebensraum mit anderen teilen, dann wird auch unser Land anders aussehen. Unsere Grenzen schliessen, das ist keine Option, wenn die Menschenströme zunehmen. Unsere Technologien einsetzen um verdorrte Länder wieder bewohnbar zu machen, Bildung in unterentwickelte Zonen unseres Planeten  zu transferieren, um dem Bevölkerungswachstum durch zunehmenden Wohlstand zu begegnen, das wären Optionen. Auch das fordert Abgabe von unserem Wohlstand. Wenn wir nicht freiwillig teilen wollen und unsere Augen vor dem Leid anderer verschliessen, dann wird sich die Welt nehmen, was uns ohnehin nur eine kurze Lebensspanne gehört. - Können wir nicht das Positive sehen, das jede Veränderung mit sich bringt? Sind wir so blind, dass wir nicht die ständige Veränderung sehen die Leben bedeutet? Glauben wir wirklich unseren Besitzstand wahren zu können, und den Lauf der Welt anhalten zu können?  Ich sehe nur die grosse Herausforderung, die das Leben ständig  an uns stellt, die Flüchtlingsströme sind eine solche Herausforderung. Wir  schaffen das, ist für mich eine Selbstverständlichkeit. Ich möchte mich nicht vor meinen Kindern schämen, weil ich mein Haus verschlossen habe und Menschen in Not nicht beigestanden habe. Meine feste Überzeugung ist, was ich mit anderen teile, bekomme ich doppelt und dreifach zurück.

Montag, 15. Januar 2018

Konzepte


Einer der Vorteile des Alters ist die Veränderung der Weltsicht. Konzepte wie gut-böse,  schön – hässlich, jung- alt,  verändern sich.  Ich blicke auf eine Blume, einen Baum, eine Landschaft, alles wirkt ganzheitlicher  auf mich  Ich sehe auf etwas und sehe den ganzen Lebensprozess, das Werden und das Vergehen. Ich blicke auf die Menschen um mich, ich sehe das Leben, das sich in jedem verwirklicht,  ich interessiere  mich für die Ausstrahlung des Menschen, die Liebe und Güte, die er vermittelt, nicht für das dick und dünn, jung und alt, reich und arm. Ich sehe die Eigenschaften, die die Natur ihm mit auf den Weg gegeben hat.  Die Atribute  mit denen wir Menschen und Dinge versehen fallen immer mehr ab, da sind nicht mehr Rang und Würden, Erfolg und  Geld , das verändert sich ständig und nichts davon bleibt.   Das  was hinter den äusseren Formen sichtbar wird, das wird mir immer wichtiger, das was alle Dinge ausmacht, was den Urgrund unseres Seins bestimmt, wird immer wichtiger. Unser Verstand denkt in Konzepten, meine Religion, meine Kultur, die Wissenschaft. Alles Illusionen, wie Buddha sagt,  alles Gedankenkonzepte, nichts davon hat Bestand. Nur was hinter den Formen,  den Konzepten  aufscheint, nur das ist das Leben, dem wir angehören.

Donnerstag, 4. Januar 2018

Blick auf das vergangene Jahr


Ich schaue auf das vergangene Jahr. Ich bin mir bewusst, dass das was ich sehe, meine reine subjektive Wahrnehmung ist. Jeder wird eine andere Wahrnehmung haben von dem was ich gesehen habe. Das was ich sehen kann ist ständige Veränderung, nichts ist wie es scheint.  Ich suche nach Konstanten, es gibt keine Konstanten. Ich suche nach meinem Leben, es gibt nur verschiedene Wahrnehmungen meines Lebens, meine eigene, meine Familie hat ganz andere Wahrnehmungen, und die Welt um mich wieder ganz andere. Ständig entstehen neue Formen, neues Leben und Formen vergehen, ändern ihre energetische Erscheinungsform.  Ich selbst, die Menschen um mich, alles ist ständigem Wandel unterworfen. Und doch ist da eine Konstante, die alles zusammenhält, mich, meine Umgebung, meine Welt,  die diesen Tanz der energetischen Formen ordnet und  ihnen ihren Rahmen gibt, die meine Atome und Moleküle zusammenhält und das formt, was meine Sinnesorgane  als mich wahrnehmen, die meine Existenz auf dieser Welt bestimmt. Es ist eine Kraft die ich nicht denken kann, die ich nur wahrnehme, weil ich sie bin.  Es ist mein eigentliches Leben, unter meiner energetischen Erscheinung, die Tiefe meines Seins, das was mich in meine Erscheinung in diese Welt ruft und das meine Energie wieder freigibt, wenn ich diese Welt verlasse. Es ist unser eigentliches Wesen, ewig, immerwährend, nicht dem Spiel der Zeit unterworfen. Mein Sein tanzt mit mir den Tanz des Lebens, bis ich müde bin und erschöpft in seine Arme sinke, ewig kommend und gehend, ein schöner Tanz durch das vergangene Jahr, ein reicher Tanz voller Wendungen und Figuren durch das Leben. Danke Urgrund meines Lebens für alles was Du mir gezeigt hast.