Montag, 30. Juni 2014

Suchen



Eine Freundin  erzählte von ihrem Vater,  er habe die russische Kriegsgefangenschaft kraft seines Glaubens überlebt.  Sie fügte hinzu,  er komme aus einem streng katholischem Elternhaus. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass der Glaube an eine schützende Kraft  so motiviert, dass man auch schlimmste  persönliche Einschränkungen besser überleben kann. Dabei ist es   unwesentlich, welcher Glaubensrichtung man angehört.  Nur eins ist auch klar, dass alle Religionen Gedankengebäude sind, die der Mensch aus seinem  Verstand erschaffen hat und weit entfernt von dem sind , was den Menschen ausmacht und  was die Gedanken erst erschaffen hat.  Der denkende Mensch kommt schnell an die Grenzen seines Denkens und stellt dann das in Frage, was andere gedacht und ihm vorgegeben haben. Er beginnt Fragen zu stellen und nach den Regionen zu suchen, die sich seinem Denken entziehen. Es sind die Räume oder Ebenen jenseits von Denken, von  Form und Energie, von denen wir annehmen, dass aus ihnen  die uns bekannte physische Welt geformt wurde. Kann aber Suchen überhaupt zu einem Finden führen, kann das Undenkbare gefunden werden?  Gilt nicht vielmehr, wer nach dem Undenkbaren sucht kann nichts finden, weil das Undenkbare von einem denkenden Menschen nicht gefunden werden kann?  Aber wer nicht sucht wird auch nichts finden, das Nichtsuchen ist daher auch keine Lösung.   Wir sind auf der Suche nach Regionen jenseits von Gedankengerüsten, Philosophien und  Religionen, nach den Räumen, die sich unserem Geist verschliessen, von denen wir aber innerlich wissen, das sie da sind, so  wie wir wissen, dass da ein leeres  All ist, das die Sterne trägt und ihnen Form und Bahnen gibt.  Die Sprache zeigt uns hier den Weg,  wir nennen das All das Alles, obwohl da scheinbar nichts ist.  Das ist das, was ich das innere Wissen nenne,  wir erkennen das da eine Region in uns und um uns ist, aus der alles fliesst aus der die Formen entstehen und in das die Formen vergehen. Suchen bringt uns diesem Alles nicht näher,  wie wollen wir etwas suchen, was schon da ist?   Wir brauchen nur den Schleier wegzuziehen, der uns von unserem Alles trennt, uns öffnen, damit wir wieder  eins sind, mit dem was wir wirklich sind, uns vom Denken leeren und die Kraft in uns lassen, die uns ausmacht.  Wir brauchen dann keine Philosophien, keine Religionen,  keine Gurus und keine Lehrer.  Wenn wir erkennen wer wir wirklich sind,  sind wir unser eigener Lehrer.  Wir haben uns selbst gefunden, die Suche ist zu Ende. 

Freitag, 20. Juni 2014

Freude


In der  Ode an die Freude  wird die Freude als Götterfunke bezeichnet.  Wen ergreift nicht ein heiliger Schauer, wenn die Musik von Beethoven ertönt  und  der Chor einsetzt.  Sowohl der Dichter als auch der Komponist  haben in diesem Moment   die  Göttliche Freude gespürt, die Freude jenseits  von  Leid.  

Freude und Leid existieren nur auf der Ebene unseres Verstandes,  im himmlischen Elysium,  auf der Ebene jenseits des Verstandes  ist das Leid unbekannt.  Wem es wie mir geht, wenn er  die Ode an die Freude hört,  der hat das Satori  Erlebnis,  der erwacht  aus der Illusion der Dualität, der befindet sich im Himmel. Wie wahr, wenn Schiller diese Freude als himmlische bezeichnet und wenn die Töne aus der Stille des Seins uns ergreifen und  heilige Schauer  über uns kommen.


Mittwoch, 18. Juni 2014

Frieden



Solange ich auf der Zeitschiene   Vergangenheit -  Zukunft lebe,  wird es mir nicht gelingen  in Frieden zu leben. Eins ist mir  seid frühester Kindheit klar,  dass alles sich in einer ständigen Veränderung befindet und  kein Zustand beständig ist.  Selbst, wenn ich auf einen Stein schaue, der doch so beständig erscheint, ändert sich dieser unablässig,  verwittert, Teile spalten sich ab,  er verwandelt sich.  Nur in Momentaufnahmen gelingt es mir einen Zustand einzufangen,  auf der Zeitschiene gibt es keinen Zustand, da gibt es nur Veränderung.



Wenn ich als mein höchstes Ziel  für mein Leben den inneren Frieden und die ausgeglichene Zufriedenheit suche, dann finde ich ihn sicher nicht,  wenn ich durch Veränderung etwas in der Zukunft suche.  Denn  in dem Moment, in dem ich scheinbar in der Zukunft angelangt bin, ändert sich bereits dieser Moment, und damit auch der Frieden.  Frieden kann ich nur in der Gegenwart finden, in diesem Moment und ich könnte idealerweise Moment an Moment reihen, um im Frieden zu bleiben.  Wenn da nicht meine Gedanken wären. Wie kann ich in Frieden leben, wenn mich eine Krankheit plagt,  mein Partner nervt mich, meine Kinder streiten.  Dann kommen die Gedanken, wenn ich erst einmal die geplante Operation hinter mir habe,  wenn ich mich habe scheiden lassen, wenn die Kinder aus dem Haus sind,  dann werde ich meinen Frieden haben.  Alles nur Gedanken, alles nur Illusionen.  Der Frieden ist ganz nah.  Er ist uns.  Wie aber komme ich in diesen Frieden:   Einen Hinweis gibt der Segensspruch:  Der Friede  Gottes, der höher ist als alle Vernunft erfülle unsere Herzen und Sinne.  Das ist der Hinweis für mein Leben, dass ich aus der Ebene der Gedanken, aus der Linie  von Vergangenheit und Zukunft hinaustreten muss, in die vertikale Linie von  no mind, in die Gedankenstille, in den Raum jenseits der Zeit.  Und wie mache ich das?   Ich bringe meine Gedanken zum Schweigen, ich trete in das Jetzt ein und bleibe im Jetzt.  Dann ist alles wie es ist,  ich nehme das  Jetzt an, in welcher Form es sich mir auch zeigt, und in der ständigen Veränderung des Jetzt ändert sich auch mein Leben.  Ich lebe ohne Vergangenheit und ohne Zukunft im Frieden jenseits unseres vernünfigen Denkens.  Es ist dieser Frieden von dem ein Kritiker der reinen Vernunft spricht, die Ehrfurcht vor den Gesetzen des gestirnten Himmels und des moralischen Gesetzes in uns.  In der Gedankenstille finde ich diesen Frieden, der im Osten das Dao genannt wird. 

Donnerstag, 12. Juni 2014

Mein Leben


Gerade blättere ich in einem Geoheft über den Sinn des Lebens und über Glücksmomente.  Es werden  viele Menschen befragt, was denn das Glück in ihrem Leben ausgemacht habe, welches denn die Glücksmomente waren.  Viele verbinden Glück mit der Natur, andere mit der Familie, keiner beschreibt die Erfüllung materieller Wünsche als Glück.  Allen ist gemeinsam, dass nach den Momenten des Glücks auch eine Zeit der Leere eintritt, die Kinder gehen aus dem Haus, das tägliche Leben, der  Beruf nimmt uns in Anspruch.  Allen Glücksmomenten ist gemeinsam, dass  der Mensch im Glück aus der Fülle des Seins schöpft, er ist eins mit dem Sein.  Sein Leben ist eins mit der Natur, eins mit dem Leben, eins mit seinem Partner, eins  mit den Kindern.  Wenn  die Zeit des Glücks vorbei ist, muss das nichts schlechtes sein, denn wie könnten wir Glück empfinden, wenn uns nicht das andere Gefühl auch eigen wäre,  das Nichtglück,  die Leere.  Wir müssen nur auf eins achten, dass wir nicht über den Verstand in die Welt der Dualität abgleiten und  das Fehlen von etwas das vorher da war als Unglück deuten.  Die  Verstandestätigkeit  führt in die Illusion  der Zweiheit,  und in der Zweiheit erleben wir Zweifel  und Verzweiflung.  Wie klug die Sprache, die dies   erkennen lässt. 
Ja aber Einsamkeit,  darunter leiden doch soviele Menschen, welches Unglück, wenn uns unser Partner verlässt, wenn der Mensch alt wird und langsam alle Freunde um ihn herum gehen. Auch hier trügen uns unsere Gedanken.  Wir haben auch den anderen Aspekt in uns, wir können Einsamkeit als Chance begreifen.  Wir müssen nicht Numerologe sein  um in der Einsamkeit die Eins zu entdecken,  das Eins mit dem Sein, und in dem Verlust der Zukunft die Ankunft in der Gegenwart, die Ankunft im  Jetzt.  Welches Glück, wenn ich in der Ruhe und in der Stille meinen Garten anschaue  oder Musik höre. Wenn ich im Jetzt bin  verliere ich die Zeit,  es scheint so, als ob die Zeit stehen bleibt. Nur im Jetzt erlebe ich die Fülle des Seins,   das volle Potential des Lebens,  jenseits der Welt meiner Gedanken.
Was kann es schöneres geben als auf sein eigenes Sein zu blicken, in seiner physischen und seiner geistigen Gestalt,  auf die Fülle des Lebens, die  einem ständig, in jedem Moment des Lebens geschenkt wird, auf die Menschen, die einen durch  das Leben begleiten,  Familie und Freunde,  aber auch soviele berufliche und  soziale  Bekanntschaften,  mit denen man gerne zusammen  ist. 

Heute blicke ich mit Dankbarkeit auf  die Gefährten meines Lebens. Welcher Reichtum wird mir durch Euch  alle zuteil. Und welches Geschenk hat mir mein Leben  mit meiner Gesundheit, mit meinen  Gedanken und dem grossen Abenteuer der Zeit  beschert.  Danke an  Euch  alle,   meine Familie, meine Freunde  und an mein Leben,  -   als ob das Leben etwas anderes wäre als ich selbst.