Sonntag, 26. März 2023

Eine glückliche Beziehung

Ein ganzer Berufszweig ernährt sich von der Beratung von unglücklichen Ehen. Ständig lese ich Statistiken, wie lange eine Beziehung dauert, was man für eine glückliche Beziehung tun kann, warum Ehen scheitern. In früheren Zeiten wurden Ehen von den Eltern gestiftet, soziale Position, Ansehen und Vermögen waren entscheidend.  Der Prozentsatz von glücklichen und unglücklichen Beziehungen war sicher kaum anders als heute. Kopfgesteuerte Beziehungen halten oder halten nicht – ob sie glücklich sind, ist eine andere Frage. -   Wenn ich eine Beziehung zu beraten hätte, dann würde ich aus eigener  Erfahrung sagen, dass glückliche Beziehungen aus dem Herzen entstehen, und auch jeder die Fähigkeit hat, eine glückliche Beziehung zu führen. Wir brauchen unseren Partner nur zu bitten, uns, ihre  Gefährten, so zu sehen, wie die gemeinsamen Kinder. Jeder hat die angeborene Fähigkeit, seine Kinder zu lieben, wie sich selbst. Die gleiche Fähigkeit hat er auch für den Lebensgefährten, wenn nicht ihre Beziehung oft das Opfer kopfgesteuerte Gedanken würde.  Wir müssen uns immer wieder in das Bewusstsein rufen, dass wir nicht nur mit den Augen sehen, sondern auch mit dem Herzen, und da sieht die Welt ganz anders aus.  Kinder vertrauen uns ihr Leben an, aber auch unser Partner tut das gleiche, er vertraut uns auch sein Leben an. Warum machen wir einen Unterschied zwischen den Kindern und den Erwachsenen?  Wenn wir das gleiche Verantwortungsbewusstsein, die gleichen Liebe, die gleiche Zuwendung,  die wir für unsere Kinder haben, auch  für unseren Partner übrig  hätten, dann würden nicht so viele Ehen scheitern. - Wir können es doch, wir wissen, was uneingeschränkte Zuneigung ist,  wir beweisen es täglich bei unseren Kindern, warum nicht bei unseren Parntnern. Das gilt für Frauen und für Männer gleichermassen. Uns muss doch klar sein, dass eine Beziehung nur dann lebenswert ist, wenn wir unseren Partner genauso sehen können, wie unsere Kinder. Wir müssen ihm die gleiche Aufmerksamkeit widmen, ihm zuhören, Geduld haben, für ihn da sind, ihn achten und schützen. Kinder lehren uns,  wie wir miteinander umzugehen haben.  -  Vielleicht sind Beziehungen in der Phase des Kennenlernens noch von körperlicher Anziehung, von Sex und anderen Motiven bestimmt.  Spätestens wenn Kinder in unser Leben treten,  sollten wir umlernen. Das was im Umgang mit unseren Kindern selbstverständlich ist, sollte auch für unsere Beziehung gelten: Toleranz, liebevoller Umgang mit dem Anderen, Achtung, Wertschätzung.  Der Egoverstand mit seinen egoistischen Motiven hat in einer Beziehung nichts zu suchen.  - Wenn wir auf unser Leben zurückblicken, dann war die Kindheit meistens die glücklichste Zeit in unserm Leben.  Warum haben wir aufgehört wie die Kinder zu leben?   Das einzige was sich gegenüber der Kindheit  geändert hat, wir sind jetzt Erwachsene, die glücklich sein wollen, und wir können glücklich sein, wenn wir das zurückgeben was wir in unserer Jugend  erhalten haben, Zuneigung, Liebe,  Aufmerksamkeit  und Schutz. Wir haben gelernt glücklich zu  leben. Wir hatten die besten Lehrmeister, in unseren Eltern und in unseren Kindern. Wir brauchen uns nur daran zu erinnern, was wir viele Jahre erfahren haben, was zu unserem tiefen Wissensschatz gehört, wie wir mit den Menschen umzugehen haben, die ihr Leben dem unseren anvertrauen .  Wenn wir das tun,  erleben wir einen glückliche Beziehung.


Samstag, 18. März 2023

Grenzen der Menschheit

Ich habe immer die grossen Denker bewundert, die mathematische und physische Modelle erdacht haben. Sie haben die gleiche Fähigkeit wie Künstler und Dichter, sie gehen bis an die Möglichkeiten des menschlichen Denkens. Die Schönheit und Eleganz ihrer Denkmodelle entdecken immer Neues, aber enden immer dort, wo wir gerne einen Blick in den Raum der Schöpfung werfen würden. An die Stelle von Religion und Philosophie ist heute eine Wissenschaftsgläubigkeit getreten, die auch nicht  die Rätsel der Schöpfung oder des Menschseins zu lösen vermag. Im letzten Jahrhundert ist die Physik an ihre Grenzen gelangt und seit mehr als 40 Jahren hat sich auf diesem Gebiet nichts Weltbewegendes mehr getan. Es scheint immer noch der Satz des Sokrates zu gelten: Ich weiss, dass ich nichts weiss. Es liegt in der menschlichen Natur, zu versuchen, die Rätsel des Lebens zu lösen. Wir wissen heute, dass jedes Energieteilchen aus dem wir bestehen, die gesamte  Information von allen Generationen, die vor uns lebten, in sich trägt. Im   Zeugungsakt verbinden sich die Energieteilchen des männlichen und des weiblichen Körpers. Alle Informationen die sich seit ewigen Zeiten angesammelt haben verbinden sich im neu entstehenden Leben.  Es ist ein gottähnlicher Akt, wenn wir neues Leben erzeugen. Wenn wir vom ewigen Leben sprechen, dann ist es das, was dem Weiterleben am nächsten kommt. Aber da sind wir schon an den Grenzen unseres Denkens angelangt.-  Wenn der menschliche Körper stirbt, was geschieht mit den Energieteilchen, die freigesetzt werden und unsere gesamte Information enthalten? Kein Energieteil  geht verloren, alles wendet sich neuen Bestimmungen zu. Was geschieht mit dem Leben, das jeden organischen  und anorganischen Körper beseelt, und zu dem macht, was von unseren Sinnen wahrgenommen  wird?  Kehrt das Leben an seinen Ursprung zurück,  wird es wieder Teil des vom Menschen nicht wahr genommenen  Ursprungs allen Seins?  Ist es das, was wir das ewige Leben nennen? – Keine Antworten, nur Fragezeichen.  -  Die Mythen der Menschheit leben fort.  Die Mehrheit der Menschheit lebt im Mythos des Prometheus, sie glaubt an die Welt ihrer Sinne, an die Zeit, die Vergänglichkeit. -  Ich halte es eher mit Goethe, der in seinem Gedicht  «Grenzen der Menschheit»  den weise geworden Menschen schildert, der schon froh ist, wenn er den letzten Saum des Kleides der Gottheit küssen darf -  oder mit Hesse, der das Leben zurückkehren lässt, in den Schoss der ewigen Mutter. Wo der menschliche Verstand an seine Grenze kommt, da bleiben uns nur die alten Mythen.


Montag, 13. März 2023

Schwarmintelligenz

Die Schwarmintelligenz beschäftigt wieder einmal die Medien. Die Wissenschaftler beobachten wie immer das Phänomen, wissen aber keine Erklärung.  Keiner kommt auf die einfache Erklärung, dass alles was ist, im Wesentlichen aus leerem Raum besteht, und es dieser leere Raum ist, in dem eine Intelligenz zu Hause ist, die alles  miteinander verbindet.  Nur weil der menschliche Verstand die Leere als Nichts empfindet, bedeutet das nicht, dass der leere Raum leer ist. Obwohl der Mensch weiss, dass er in einer Welt lebt, die sich seinen Sinnen als Illusion darstellt, können sich selbst kluge Menschen nicht mit der Idee anfreunden, dass die Leere die entscheidende Kraft und Intelligenz enthält, aus der alles entsteht. In Tieren und Pflanzen ist die verbindende Intelligenz noch intakt geblieben, sie  sind miteinander verbunden, und die  Schwarmintelligenz bietet ihnen Schutz vor ihren Feinden. Das gilt nicht nur für Tiere, das gilt auch für Pflanzen mit ihren Ökosystemen, die sich gegenseitig Schutz geben.  Der Mensch hat  im Laufe seiner Entwicklung seine Schwarmintelligenz verkümmern lassen. Wir erleben sie nur noch manchmal, wenn wir Gefahr ahnen, die dann zeitverzögert eintritt, wenn wir Gedankenübertragung über grosse Entfernungen erleben- alles das Reste einer früher stärker ausgeprägten  Intelligenz. Der menschliche Verstand steht sich selbst im Wege, wenn er das nicht einordnen kann, was offensichtlich ist:  Leere ist nicht Leere,  alles was ist, entsteht aus Leere und kehrt in die Leere zurück, Stille ist nicht Stille, jeder Ton entsteht aus Stille und kehrt in die Stille zurück, das Nichts ist das Alles, das allumfassende, der Grund dessen, aus dem Alles entsteht. -  Auch unser menschliches Wissen entsteht nicht aus der Lehre, sondern aus der Leere,  . wir können es den Wissenschaftlern nicht übelnehmen, wenn sie nicht in die Tiefe des Lebens vordringen, denn sie beschäftigen sich nur mit dem menschlichen Wissen.  

Sonntag, 12. März 2023

Pars pro totum - Ein Teil des Ganzen

Wenn uns das  Leben die Gnade gewährt, im Alter den Weg aus der Welt in Ruhe zu finden und wieder das zu entdecken, was in unserem Leben immer da war, aber von uns nicht wahrgenommen wurde, dann ist das ein wunderbares Erlebnis.  Der Blick hinter die Kulissen der Welt ist so gewaltig, dass ein weiteres Leben nicht ausreichen würde, um über alles das zu schreiben, was Philosophen, Dichter und Gelehrte versucht haben in ihren Werken und Worten einzufangen. Montaigne hat gewusst, warum er die Form von Essays gewählt hat, um seine  Gedanken zu Papier zu bringen. Es ist unmöglich in einem Leben die Ganzheit der Welt, alles Wissen und  das Numinose als Grund allen Seins zu erfassen. Auch liest die Welt immer weniger und die grossen Werke der Vergangenheit werden immer mehr das Opfer der modernen Medien. Das ist nichts  Negatives, denn die Welt und der Kosmos und schon gar nicht das Numinose konnten jemals von den grossen Denkern erfasst werden. Vielmehr dämmerte die Erkenntnis herauf, dass in jedem auch noch so kleinstem Teil, die Schöpfung im Ganzen erkannt werden kann. Wenn ich  einzelne Gedanken in kurzen Essays beschreibe, so sind sie nur ein Teil des Ganzen und sollen anregen, in tiefere Dimensionen zu blicken.  So greife ich aus der Vielheit einzelne Aspekte heraus, im Einzelnen versuche ich das Ganze zu erkennen, vielleicht auch das, was hinter dem Ganzen liegt. 


Kunst und Transzendenz

Wir können nicht früh genug  Kunst in das Leben von Kindern bringen. Kunst ist ein Tor, durch das schon Kinder die Verbindung mit der Seele der Welt  halten. Wir sind verblüfft, wie schon in den Bildern von 5 – jährigen  das Wesentliche der Welt eingefangen wird, das Bild eines Baumes, eines Hauses, von Vater und Mutter. Auch das Hinschauen will gelernt sein. Oft sehen Kinder in den Bildern mehr als Erwachsenen,  erkennen wie der Künstler die Seele der Dinge eingefangen hat. Kinder haben ein ursprüngliches Verständnis für das was echte Kunst ist, das was aus der Ebene jenseits von unserem Verstand fliesst, und das was sich nur Kunst nennt, weil es künstlich vom Verstand erschaffen wurde. - Unsere Eltern haben uns schon früh in die grossen Galerien Italiens mitgenommen, in die Brera in die Uffizien. Dabei haben mich die frühen religiösen Bilder, in denen die Künster das Göttliche dargestellt haben genauso beeindruckt, wie die Bilder ab der Renaissance, die das Ewige in der Welt darstellten. Welche Schätze der Kunst hat mir Italien schon in frühen Jahren geboten. Kunst war für mich immer ein Mittel zum besseren  Verständnis der Welt, zur Einsicht in die  Tiefen des menschlichen Sehens, in die Begabung Einzelner, die uns anderen ein Geschenk war. Gerade sehe ich die Bilder einer Ausstellung von Katharina Grosse in Bern. Eine geniale Künstlerin, der es gelingt die Welt in den Farben einzufangen. Wieder eine echte Künstlerin, die Transzendenz in die Welt bringt. -  Wenn wir einmal unsere  Augen für Kunst geöffnet haben,  hört Kunst nie auf unser Leben zu beeinflussen.  Es beginnt bei den Kindern und begleitet uns unser ganzes Leben lang.


Montag, 6. März 2023

Der verlorene Schlüssel

Wir sind tief bewegt, wenn Kinder zur Welt kommen. Instinktiv wissen wir, dass Kinder noch in der Einheit leben, dass sie noch keine Zeit und keinen Verstand haben, dass sie noch ganz nah an ihrem Schöpfergeist sind, in der Einheit mit der Schöpfung. - In uns ist noch die Erinnerung, dass es auch in uns diesen Zustand gab, und  wir auch aus dieser Einheit kommen. Mit dem Erwachen des Verstandes fingen wir an, eine Mauer in uns zu bauen, zwischen der  Einheit mit der Schöpfung  und unserem Verstand. Und als wir anfingen unseren Verstand  zu vergöttern, als die einzige existierende Wahrheit, verschlossen wir das Tor zu der Kraft, die den Verstand erschuf. Wir hielten aber noch immer den Schlüssel zu diesem Tor in unseren Händen, bis wir auch diesen vergassen und ihn nicht mehr finden konnten, als wir später nach ihm suchten. - Das ist die Geschichte der Menschheit, die an das glaubt, was ihre Sinne und ihr Verstand ihnen erzählen, die Wissenschaft, Philosophien, Ideologien  oder Religionen zu ihren Götzen gemacht hat, die tief abgestürzt ist in die Dunkelheit des Vergessens und Nichtwissens,  die aus der Einheit mit der Natur und dem Göttlichen gefallen ist und vergessen hat, wer sie wirklich ist. Dabei hat die Menschheit den Schlüssel zu den höheren Wahrheiten in den Händen, den Schlüssel zum Tor, das ihnen die Rückkehr in die Einheit erlaubt. Selbst im tiefen Absturz in die Zeit und in die Vergänglichkeit, war etwas in jedem Einzelnen   erhalten geblieben, das ihn an das erinnerte, was einmal war.  Zu jedem Zeitpunkt könnte die Wende eintrete, der Schlüssel wiedergefunden und das Tor geöffnet werden, das uns zurück,  in unsere eigentliche Heimat führt, in  die Einheit mit der Natur, mit dem Leben, mit dem Göttlichen. Aber nur wenigen ist dieser Schritt   vergönnt. Die Menschheit taumelt noch immer durch ein Labyrinth von Lust und Schmerz, Zeit und Vergänglichkeit, Geburt und Tod, ständig auf der Suche nach dem vergessenen Schlüssel,  auf der Suche nach dem vergessenen Land.