Sonntag, 25. Juni 2023

Zeitverschwendung

Ich frage mich oft, warum ich schreibe. Es sind eigentlich immer die gleichen Themen, die mich beschäftigen und die ich gemeinsam habe mit der gesamten Menschheit. Ich könnte sagen, es ist schon alles gesagt und gedacht, und es dabei bewenden lassen. Ich beobachte die Menschen, die sich nicht mit den Themen befassen, die die Menschheit bewegen. Was machen sie mit der Zeit, die ihnen als Geschenk von der Natur  überlassen wurde?   Schlafen, Essen, Arbeit, Vergnügen, Zeitvertreib?  Die ersten 3 Punkte scheinen essentiell zu sein,  das verlangt unser Überleben. Die wenige Zeit die uns daneben noch bleibt,  könnten wir umso  gezielter verwenden. Stattdessen werden Stunden am Fernseher verbracht, mit  Sportsendungen, seichten  Komödien, wir lassen uns berieseln, schalten ab und gehen weitgehend einer eigenen Denkaktivität aus dem Weg. Statt denken, den Verstand abschalten, statt Sport treiben, nur Sport sehen, statt selbständig das Leben gestalten, andere das eigene  Leben bestimmen lassen - ich könnte viele weitere Beispiele nennen. Ganz schwierig wird es im emotionalen Bereich, von dem ganze Berufszweige leben.  Wir beschäftigen uns nicht mehr mit unserer Seele, wir erwarten, dass Spezialisten das für uns tun; wir lieben nicht mehr, wir wollen geliebt werden, wir wollen gesund leben und überlassen so wichtige Dinge, wie  unser Essen und Trinken der Nahrungsmittelindustrie, mit ihren fadenscheinigen Versprechungen. Wir nennen uns Verstandesmenschen, lassen es aber zu, dass der Verstand ein Eigenleben führt und uns den grössten Teil des Tages mit einer sinnlosen Gedankenschleife  beschäftigt.  - Um meine Frage zu beantworten, warum ich schreibe? Weil es eine Tätigkeit ist,  bei der ich versuche Gedanken zu Ende zu denken, Sinn in meine täglichen Verrichtungen zu bringen, bewusst zu leben,  nicht andere für mich denken zu lassen und vor allem  selbst mein Tun und Handeln zu bestimmen und zu begreifen, - oder mit anderen Worten, für mich selbst verantwortlich zu sein und mein Leben nicht in die Hände von anderen zu legen. Ich möchte die wenige Zeit,  die ich habe, eigenverantwortlich gestalten und nicht mit sinnlosen Tätigkeiten verschwenden. Ich bin Teil der Schöpfung und als solcher versuche ich meinen Teil zur Schöpfung beizutragen. Ich leiste es mir nicht, meine Zeit zu verschwenden.

Samstag, 17. Juni 2023

Leben lernen

 

Für die meisten Menschen ist Leben einfach eine Tatsache, die man nicht lernen kann,  weil Leben einfach da ist, so wie es uns erscheint. Kinder sollen von ihren Eltern, an der Schule, im Beruf lernen was Leben ist. Unsere Lehrer wissen aber selber nicht, was Leben ist, für jeden scheint Leben etwas anderes zu sein. Allen aber scheint eins gemeinsam zu sein,  Leben ist das, was die Sinne erfassen können. Unsere Sinne erfassen aber nur Bruchteile von dem was das Leben ist. Die Wissenschaft hilft uns nur bedingt weiter. Jede Wissenschaft beleuchtet nur einen Teilaspekt des Lebens und kein Wissenschaftler hat je die Ganzheit des Lebens erfahren. Um die Ganzheit des Lebens zu erfahren, müssen wir alle unsere Vorstellungen von Welt hinter uns lassen, alle Vorstellungen, die wir von unserem Leben haben, alle sinnlichen Vorstellungen, alle wissenschaftlichen Vorstellungen, alles was unser Verstand uns je über unser Leben gesagt hat. Erst wenn wir dann  in den Raum der Stille und Leere angelangt sind, in dem es keine Erklärungen und kein Wissen mehr gibt,  hebt sich der Schleier, der uns das Leben verborgen hat.    Wir erkennen, dass jeder Gedanke, den wir je gedacht haben, jede Erkenntnis,  jede Wissenschaft, jedes Wort, das wir je gesprochen haben, aus diesem Raum der Stille kommt und in diesen Raum zurückkehrt. Es ist der Raum, der für den menschlichen Verstand nur Leere und Nichts ist, aber gleichzeitig uns selbst und alles um uns ausmacht, der uns teilhaben lässt, an der Allem innewohnenden göttlichen Intelligenz , am Leben das Allem innewohnt und an der gesamten Schöpfung, ob Mensch,  Tier,  Pflanze.  Das  ganze Universum mit seinen Welten und Planeten entstehen für unsere Wahrnehmung aus dem ewigen Raum, scheinbar aus der Leere und dem Nichts, - in Wirklichkeit aus der Fülle des Seins, das für uns Menschen nur Ahnung bleibt. Voller Ehrfurcht fühlen wir uns als Teil dieser Schöpfung, als Teil dieser Intelligenz, als Teil des Lebens,  das sich nur dem offenbart, der die Dimension des Denkens hinter sich lässt.

Donnerstag, 8. Juni 2023

Unsere wichtigste Beziehung

Wenn  wir in den Spiegel sehen, dann scheint  hier eine Person zu sein, der Beobachter,  und im Spiegel ein anderer Gegenüber.  Was wir sehen stellt uns oft nicht zufrieden.  Die Person die wir sehen ist zu dick oder zu dünn,  zu jung oder zu alt, ein ganzer Katalog von Beanstandungen, die eine ganze Schönheitsindustrie ernähren. Es scheint zwei Personen zu geben, die eine Person, die beobachtet, und die andere Person, die beanstandet wird. Das geht oft viel weiter als nur auf das äussere Erscheinungsbild, auch die soziale Stellung, die berufliche Entwicklung, alles kann Gegenstand der Unzufriedenheit des Betrachters sein. Die Beziehung zwischen Betrachter und der im Spiegel beobachteten Person scheint gestört und gibt Anlass zur Unzufriedenheit. Es scheint fast als ob der Beobachter und die beobachtete Person zwar miteinander in Beziehung stehen, aber die Vorstellung voneinander so unterschiedlich sind, dass man fast meint zwei Personen vor sich zu haben. Ideal wäre es natürlich, wenn die zwei Sichtweisen, das Idealbild und das realistische Bild, zusammengeführt werden könnten, und zu einem verschmelzen würden. Solange wir die zwei Personen sehen, werden wir in unserer Beziehung zu uns selbst nie glücklich sein. Es ist gerade diese Beziehung zu uns selbst, die entscheidend für unser Leben ist. Nehmen wir den Fall einer Frau, die von der Natur mit den vielfältigsten Begabungen ausgestattet ist – Intelligenz, Schönheit, innere Stärke, Charakter, vielfältige Begabungen, und die Natur hat ihr im Laufe des Lebens einige Pfunde zu viel  geschenkt. Sie wird blind für alle ihre anderen Geschenke, sie sieht nur noch das Bild im Spiegel, das sie unglücklich macht. Sie vergisst, dass der Spiegel ihr nur die Oberfläche zeigen kann, nicht aber die Realität ihres Seins, ihre innere Tiefe, die Geschenke, die ihr das Leben gemacht hat, sie ist verzweifelt, weil  sie glaubt, dass sie die Person im Spiegel sei und vergisst, dass sie auf ihr Trugbild schaut. Die imaginäre Spiegelperson lähmt den Menschen, in seiner Verzweiflung werden zwei Menschen geschaffen, und der imaginäre Mensch verdeckt den wirklichen Menschen, unsere dunkle Seite scheint gesiegt zu haben. Nur der Mensch kennt die Aufspaltung seiner Person in die Zweiheit, in den Menschen der an sein Spiegelbild glaubt und den Menschen, der darüber sein Gesamtsein übersieht.  Keine Pflanze, kein Tier und kein Stein haben dieses gespaltene Bewusstsein; sie erwachen,  wachsen blühen und vergehen, sie haben keinen Zweifel an ihrer Existenz und wenn sie gehen, dann gehen sie in Würde. Nur dem Menschen ist es vorbehalten, in den Zweifel hineingeboren zu werden,  und sein Weg scheint darin zu liegen, aus seiner imaginären Welt, zurück zu finden, in sein eigentliches Ich. Es scheint nur einen Weg aus der Verzweiflung zu geben, die Akzeptanz dessen was ist. Sich so anzunehmen, wie wir geschaffen sind, und nicht unser mentales Spiegelbild die Herrschaft über uns ausüben zu lassen. Wir müssen uns daran erinnern, dass uns die Sinne nur unsere Oberfläche zeigen, und hinter der Oberfläche die ganze Tiefe unseres Seins auf seine Entdeckung wartet.  So ist die wichtigste Beziehung, die unser Leben bestimmt, die Beziehung zu uns selbst: nur wenn wir das Trugbild durchschauen, das uns unsere Sinne zeigen, überwinden wir die Oberfläche unseres Menschseins und erfahren die ganze Tiefe, die sich hinter unserer Oberfläche verbirgt.  Aus den zwei Menschen, wird wieder der eine ganze Mensch, so wie die Natur ihn gewollt hat.

Sonntag, 4. Juni 2023

Wahrnehmungsebenen

In Lebenskrisen lernen wir Ebenen von uns kennen, die uns vorher nicht bewusst waren. Auf der Verstandesebene verarbeiten wir eine lebensbedrohende Krise wie ein Arzt. Die Situation wird analysiert, eingeordnet, die notwendigen Massnahmen werden eingeleitet. Wir vertrauen uns anderen Menschen an, die  auf der Körperebene regulierend eingreifen. Wir wissen instinktiv, dass unsere eigenen Fähigkeiten nicht ausreichend sind, um uns aus dieser Krisensituation zu helfen. Wir sind auch in der Lage, bei vollem Bewusstsein, einen Eingriff am Bildschirm mitzuverfolgen, zu verstehen und zu kommentieren.  Dann gibt es  parallel die höhere Bewusstseinsebene, das Leben in uns und um uns, das seinen Mantel um uns ausbreitet, das eigene Leben, das uns mit den Menschen verbindet, die um uns helfen. Obwohl wir die  Stimmen der Helfer hören, die sich verständigen, nehmen wir an dieser Welt nicht teil, wir sind ihr entrückt, und gleichzeitig fühlen wir die tiefe Verbindung mit dem Leben der Anderen. Wir befinden uns auf der Ebene des Lebens, aus dem wir, und  alles um uns besteht, wir sind Teil des Ganzen, Teil von etwas Höherem als unserer Vernunft.  Dieses höhere Bewusstsein hält uns umfangen und gibt uns  das  Signal, es ist alles in Ordnung, so wie es ist, es hält uns mit unserem Körper verbunden, der so ganz in den Händen der anderen Menschen liegt, denen wir anvertraut sind.  Und die ganze Zeit hat unsere emotionale Körperintelligenz geschwiegen und sich nicht geäussert, nicht die Massnahmen behindert, die in den Momenten der Not erforderlich waren. Erst Tage später, nach der Operation, als die existentielle  Gefahr längst gebannt ist, holt der emotionale Schmerzkörper das nach, was er in höchster Lebensgefahr zurückgehalten hat,  die Angst vor dem Tod. Die Angst  packt, wie aus heiterem Himmel,  den Körper mit voller Gewalt, bemächtigt sich seiner Funktionen, hyperventiliert, die Glieder fangen an zu fliegen, Todesangst bemächtigt sich des Menschen,  unser Schmerzkörper tut sein Werk,  das er solange zurückgehalten hat.  Nur dunkel dringen die Stimmen der Helfer zu uns durch, nur mühsam gelingt es, den Schmerzkörper wieder einzufangen, den Atem und das Zittern zu beruhigen, und erst eine Spritze schafft wieder Frieden. Eine Begegnung mit unserem emotionalen Körper hat stattgefunden, der sich verselbständigt hat, jenseits unseres Verstandes, und das über uns ruhenden allumfassenden Leben ignorierend. Es ist eine existenzielle Angst, die sich nur auf die körperliche Ebene, auf die Welt bezieht, und  die sich vor dem Verlust ihrer physischen Existenz fürchtet. Auch diese Angst gibt es in uns, und sie holt uns ein, wenn die Gefahr schon längst vorüber ist. Eine Krise unserer menschlichen Existenz führt uns durch alle Ebenen unseres Bewusstseins, was bleibt ist die tiefe Ruhe, wenn alles vorüber ist, unsere eigentliche ewige Heimat.