Dienstag, 26. April 2022

Falsche Entscheidungen

Ob eine Entscheidung in der Vergangenheit richtig oder falsch war, lässt sich nur aus der Gegenwart betrachten. Schon der rückwärtsgewandte Blick ist problematisch,  denn weiss ich noch, welches meine  Beweggründe in der Vergangenheit waren?  Kann es nicht sein, dass ich jetzt in der Gegenwart ein falsches Bild von meiner Vergangenheit  habe?  Die Träume meiner Jugend, waren die realistisch, konnte ich wirklich die Ziele, die ich mir gesetzt hatte,  erreichen?  Eine berühmte Künstlerin,  Schauspielerin, Sängerin – ein grosser Wissenschaftler, Konzernlenker, Politiker – reich und mächtig werden?  Oder auch etwas bescheidener: glücklich sein,  den richtigen Partner finden, eine glückliche Familie haben.  Und in der Mitte des Lebens:  habe ich meine Ziele erreicht?  Und bin ich unglücklich, dass meine Träume nicht in Erfüllung gingen?  -  Auf meinem Weg durch das Leben muss ich viele Entscheidungen treffen. Ist es möglich, dass meine Entscheidungen falsch waren, wenn ich nicht das erreicht habe, was ich wollte?  -  Der falsche Partner an meiner Seite -  vielleicht bin ich selbst der falsche Partner?  Die geschiedene Familie -  immer die Schuld des Anderen?  Das verfehlte Berufsziel -  vielleicht das eigene Versagen?  -  Die künstlerische Karriere -  vielleicht fehlender Ehrgeiz und Begabung?   Reichtum – der  bei meinem Tod  zerrinnt?  Überall nur Fragezeichen. -  Ich glaube nicht, dass wir falsche Entscheidungen treffen können, wenn wir uns dem Fluss des Lebens anvertrauen. Manchmal führt uns unser Weg ganz nach oben, und manchmal auch nach unten. Das , was wir als Scheitern sehen, ist notwendig,  um das zu  werden, was uns unser Schicksal als Ziel mit auf den Weg gibt.  Wissen wir wirklich was das Ziel unseres Lebens ist?  Könnte es nicht sein, dass ein gelungenes Leben schon darin liegt, zu erkennen was Leben ist, wer wir wirklich sind?  Vielleich will uns das Leben lehren, statt nach aussen,  nach innen zu blicken?  -  Wenn wir jung sind ist unser Weg auf die Ziele der Welt gerichtet, und irgendwo in der Mitte des Lebens ändert sich die Richtung, und der Weg führt zurück, dorthin  woher wir kommen.  Wenn wir unsere äusseren  Ziele in der Welt nicht erreichen, dann sollte es vielleicht so sein, dann  ist das Scheitern wichtig für unsere Selbsterkenntnis.   Unsere  Entscheidungen für unseren Weg durch das Leben können nie falsch sein,  sie sind allenfalls  Hilfen, zu uns selbst zurück zu finden.

Sonntag, 24. April 2022

Frieden finden

Ich bin ein Kind des 2. Weltkrieges, der Nachkriegszeit, des Wiederaufbaus, einer langen Friedenszeit. Während meines ganzen Lebens hat es irgendwo Krieg gegeben.  Jetzt ist der Krieg wieder in Europa angelangt. Ein Teil unserer Mitmenschen  scheint zu glauben,  durch ignorieren und schöne Worte den Frieden erhalten zu können, ein anderer Teil glaubt, nur durch Vorbereitung und Widerstand, dem Krieg begegnen zu können. Solange es die Welt  in ihrer Dualität gibt, solange wird es Krieg und Frieden geben, der eine bedingt das andere. Im Krieg gibt es nur Verlierer, es gibt keine gerechten Kriege, keine gute Seite, keine böse Seite, nur den leidenden Menschen auf beiden Seiten, junge Menschen die ihr Leben nicht mehr leben können, weil die Mächtigen sie in den Krieg zwingen. Wenn wir in die Welt des Krieges gezwungen werden, dann müssen wir uns wehren,  wir können nicht zulassen, dass  andere Menschen uns  unsere Heimat und unser Leben nehmen wollen. Und die Nachbarn, die diesen Krieg sehen müssen alles tun, um den angegriffenen Menschen zu helfen, denn es könnte sie genauso treffen.  Den Frieden können wir nur erhalten, wenn wir bereit sind Opfer zu bringen. – Bereite den Krieg vor, um den Frieden zu erhalten -  haben schon die  Römer gewusst. -  Der Mensch scheint ohne Krieg nicht leben zu können. In Friedenszeiten führt er politische Kämpfe, Kampf gegen die Klimakrise, Kampf gegen die Inflation, Kampf gegen die Krankheit, Kampf um das tägliche Brot,  Kampf wohin man auch blickt. -  Wenn wir von Frieden sprechen, meinen wir nur den Frieden  zwischen Völkern,  was ist aber mit dem Frieden in uns selbst, haben wir jemals  von diesem inneren Frieden gehört, der Voraussetzung von jedem äusseren Frieden ist?  Hat man uns jemals gelehrt  den inneren Frieden zu leben?  -  Jeder einzelne Mensch schafft um sich die Welt in der er lebt. Wenn unser Erziehungsideal  die Leistungsgesellschaft ist, der Konkurrenzkampf,  eine Welt, in der wir für Kampf  belohnt werden, indem wir uns immer mehr leisten können, dann werden wir nie im Frieden leben können, denn unser Nachbar wird das begehren, was er noch nicht hat. Frieden wird es in dieser Welt nicht geben, denn wir werden für den Kampf ausgebildet.  -  Frieden kann es nur geben, wenn wir ein anderes Erziehungsideal schaffen.  Wenn   schon  in den Elternhäusern, in den Schulen und Kirchen  Toleranz, Liebe und Frieden gelehrt werden,  dann lernen schon die jungen Menschen wie sie eine andere Welt schaffen , eine Welt in der Frieden herrscht, in der die Natur und die anderen Lebewesen respektiert werden, dann lernen sie, wie man eine bessere und lebenswertere Welt schafft.  Vielleicht lernen sie auch, wie  man den Frieden in sich selbst findet, wie man die Gegensätze in sich selbst sehen lernt und wie man mit ihnen umgeht.  Wenn wir den Frieden in uns selbst finden, dann tragen wir diesen Frieden auch in die  Welt, wir verändern die Welt.  Es gibt zu wenig  Lehrer und Weise in der Menschheit, die uns den inneren  Frieden lehren könnten, wir sind  auf uns selbst angewiesen, wenn wir den Frieden in uns finden  wollen.  Was bedeutet es, den Frieden in uns zu finden?  Es bedeutet in sich  hineinzublicken,  zu erkennen, dass  wir in der Dualität von Gut und Böse leben, von Licht und Schatten,  und wir nur dann inneren Frieden leben können, wenn es uns gelingt die  Einheit der Dualität  von Gut und Böse zu erreichen, wenn das Licht der Erkenntnis  die Schatten verdrängt, und die Gegensätzlichkeit durch Frieden ersetzt wird.  Innerer Frieden  kann  in die Welt getragen werden und die Welt zu einer besseren machen, einer Welt in der Kampf keine Rolle mehr spielt.


Sonntag, 17. April 2022

Ostern und das schwarze Quadrat

In der Karwoche las   ich  über  den deutschen Künstler Erwin Bechtold, der gerade 97 Jahre alt geworden war. Ihn hatte sein Leben lang die Farbe schwarz interessiert und sein Werk  geprägt. Er erinnert mich an Malewitsch, an das schwarze Quadrat, an eine Ikone der Moderne.  In der Natur gibt es kein Quadrat und auch schwarz verbinden wir nicht mit der Natur. Das schwarze Quadrat steht für das menschliche Denken, für dessen Beschränktheit, für das Gefangensein in der Dunkelheit des Nichtwissens. Es wartet darauf seine  Schranken zu durchbrechen und Licht in die Dunkelheit zu lassen.- Und jetzt  ist es soweit,  das Ostererlebnis,  die Schranken des Nichtwissens werden durchbrochen, Licht tritt in die Dunkelheit, die künstlichen Formen fallen in sich zusammen, die Verwandlung tritt ein,  das Gegenständliche wird zum Nichtgegenständlichen, Dunkelheit zu Licht.  - Wenn dieses Bild  von Malewitsch in einer byzantinischen Kirche hinge, dann verdiente es die gleiche Beachtung wie die heiligsten der Ikonen.  Wir brauchen die Kunst, um unser Leben besser zu verstehen, die Erinnerung, dass jedes Gegenständliche aus dem Nichtgegenständlichen entsteht und wieder dorthin vergeht. -  Ostern gedenken wir dieses Wandels: Die Bilder der leeren Grabkammer, wo gestern noch der tote Körper war, ist jetzt Leere, der Körper hat sich aufgelöst, ist auferstanden.  Auferstehung  ist nur möglich, wenn Verwandlung stattfindet, wenn Materie zu Geist wird. Das Gegenständliche wird zum Nichtgegenständlichen, Körper zur Seele,  Dunkelheit zu Licht.    Alles befindet sich in diesem ewigen Wandel, nichts bleibt wie es ist. Und doch leben wir nicht in einer Welt des Chaos, alles folgt Gesetzen, die vor Ewigkeiten  da waren,  auch diese Gesetze im ewigen Wandel, Gesetze die unser Verstand nur teilweise nachvollziehen kann, Gesetze von Wachsen und Vergehen, von Geburt und Tod, von Abschied und Wiederkehr.  Ostern feiern wir die Wiederkehr des Lebens in der Natur, - da wo noch gerade Tod und Leere war, beginnt etwas Neues. Wir  feiern   den Frühlingsanfang, das Erwachen des Lebens, das Fest des Neubeginns. Ein sehr esoterisches Fest, wenn wir begreifen, dass Auflösung und Neubeginn  EINS sind,  Tod auch Auferstehung,  und  Leere das Allumfassende. Diesmal hat mir ein Bild das Ostererlebnis vermittelt, und gleichzeitig habe ich mich in dieser Nacht in den Klöstern des Athos befunden, wo die Mönche in ihren Gesängen die Ewigkeit in die Endlichkeit des Menschseins bringen und wo ich als junger Mensch um Mitternacht zur Ostermesse ging.

Sonntag, 10. April 2022

Idealisten und Weltverbesserer

Es reicht nicht, wenn wir uns Etiketten ankleben, wie  LGBT, SRI, ESG,  Organisationen beitreten wie Greenpeace, Amnesty, Ärzte ohne Grenzen, grünen Parteien,   damit werden wir die Welt nicht verbessern, nicht das Klima verändern, geschweige denn die Menschheit von Kriegen, Krankheiten und Tod befreien. Wir können nur an der Welt etwas ändern, wenn wir uns selbst ändern.  Die Welt wird immer so sein, wie wir selber es sind.  Solange wir uns selbst vergiften, durch Konsum, durch Drogen, durch sinnentleertes Leben, vor allem aber durch unsere Gedanken, wird die Welt so bleiben wie sie ist, ein Spiegelbild von uns selbst. Die Gefahr für die Welt geht nicht von den Idealisten und Weltverbesser aus, sie geht von denen aus, die sich deren Ideen bemächtigen, sich deren Mantel umhängen. Beispiele sind  Ideologien und Religionen, die keine Verbesserung der Welt mit sich brachten, sondern immer Unterdrückung,  Krieg und Tod. Solange wir glauben die Rettung der Welt komme von Aussen,  solange werden wir nichts verändern. Erst wenn wir bei uns selbst anfangen, bei unserem eigenen Leben, da wo wir den Äusserlichkeiten gelebt und unserm Ansehen, Aussehen, Wohlstand gedient haben - und dort eine Änderung herbeiführen, dann fangen wir an die Welt zu verändern, unsere äussere Welt und unsere innere Welt. Niemand kann uns diese Aufgabe abnehmen.  Die Welt um uns wird immer so sein, wie die Welt in uns. Jeder Einzelne von uns ist der Schöpfer seiner Welt.  Die äusseren Bedingungen der Welt können wir nur ändern, wenn wir uns selber ändern. -  Vielleicht werdet Ihr sagen, wir können doch nicht verhindern, wenn ein Despot die Welt mit Krieg überzieht:  Das können wir tatsächlich nicht ändern, aber wir können ändern, wie wir damit umgehen. Wir sehen gerade, wie Menschen, die gestern noch Hausmeister und andere bürgerliche Berufe ausgeübt haben,  von einem Tag zum anderen ihr Leben ändern, nicht bereit sind sich Zwang und Unterdrückung  zu unterwerfen,  und  auch ihr eigenes Leben riskieren, indem sie sich für ihre Freiheit einsetzen. – Wir brauchen keinen Krieg um eine Änderung  unserer Welt zu erreichen. Wir müssen nur zum Leben erwachen, diesem kostbarsten Gut, das uns für kurze Zeit anvertraut wurde, alles in Frage stellen, was uns so selbstverständlich ist, die Bequemlichkeiten abwerfen, fragen, was jeder einzelne von uns tun kann, diese Welt zum Besseren zu ändern und vor allem nicht, sich auf andere verlassen.  Niemand nimmt uns unser Leben hab, wir haben es selbst zu leben, jeder Einzelne von uns, jeder in seiner Art.  Es sind nicht die Idealisten und Weltverbesserer, die die Welt zum Besseren verändern. Es sind wir selbst, die wir jeder Einzelne für sich die Welt schafft,  die für ihn die Richtige  ist. 

Samstag, 9. April 2022

Konzentrationsschwächen betreffen uns alle

Die Definition von Krankheit ist die  verminderte körperliche oder geistige Leistungsfähigkeit  . – Besser würde mir eine Definition gefallen, die Krankheit als Ungleichgewicht von körperlichen und  geistigen Funktionen sieht. Wenn wir letzterer Definition folgen, dann fallen die Zustände der Unter-und Überfunktion von Teilen unseres Körpers unter den Begriff der Krankheit. -  Wenig erforscht ist, ob unsere Körperintelligenz  krank werden kann und ob nicht gerade von einem Ungleichgewicht der Körperintelligenz Krankheiten ausgehen .  Psychologen und Psychiater befassen sich nur mit einem kleinen Teil unserer Körperintelligenz, dem Verstand. Wenn der Verstand in das Ungleichgewicht gerät, dann übernimmt er die Macht über unser Gehirn,  dann denkt das Gehirn nicht mehr, sondern eine andere Kraft fängt an zu wirken, und beeinflusst den Verstand . Der Verstand macht sich selbständig, und ohne dass wir es merken, denken wir nicht mehr sondern werden gedacht. Es ist wie ein Tonband, das in unserem Kopf läuft, ständig spricht, beurteilt, und sich  wiederholt. Dieser Denker im Kopf  beschäftigt sich überwiegend mit der Vergangenheit und mit der Zukunft. Wir sind  kaum mehr in der Lage diese Denkmaschine zum Stillstand zu bringen und uns auf das zu konzentrieren, was wir gerade machen,  im nächsten Moment  übernimmt wieder diese fremde Macht  das Geschehen. Es ist eine Art Wahn der Sinne, der uns beherrscht , wenn wir unser Denken nicht mehr kontrollieren können, es ist das was man als Wahnsinn bezeichnen kann, -  Dieser Zustand  unseres Kopfes ist heute eher die Regel als die Ausnahme.  Wie oft erleben wir,  wie jemand sich entschuldigt, weil er in Gedanken woanders war, das Woanders  hatte die Gedanken übernommen.  -Wenn  eine Zwangsidee im Verstand entsteht,  werden wir sogar zum Sklaven unseres Denkens und bedürfen  der Hilfe von aussen.  -  Wenn   Mütter und Lehrer immer mehr über die fehlende Konzentration  der Kinder klagen, dann handelt es sich um dieses Gedankenrad schon im Kopf der Kinder, das  so früh die Herrschaft übernommen hat. Es ist oft die ungeheure Reizüberflutung, mit denen die Kinder und die meisten Menschen nicht fertig werden. Es fehlt an Stille und Konzentration. Es lohnt sich diese Denkprozesse zu beobachten, bei uns selbst und bei Dritten. Wenn wir zum Beobachter des Denkens werden, distanzieren wir uns vom Denken,  der Beobachter findet  zu sich  selbst zurück, befreit sich von seinen Gedanken,  kann damit sich und auch anderen helfen, und vor Allem macht er wieder von seinem  Verstand so Gebrauch, wie er uns von unserer Körperintelligenz zur Verfügung gestellt wird.  Der Beobachter in uns ist es, der  unser Denken in Ordnung hält und es uns ermöglicht, uns auf das zu konzentrieren, was in diesem Augenblick sinnvoll ist zu denken.        

Dienstag, 5. April 2022

Die Macht der Vergebung

Viele Menschen, denen ich begegnet bin, konnten ihr Schicksal nicht in die Hand nehmen, weil sie mit  der Vergangenheit verbunden  waren. Eine  Frau die keine Verbindung mit einem Mann aufrechterhalten konnte, weil ihr Vater sie nicht beachtet hatte, Väter oder Mütter die ihre Familien verlassen haben,  weil ihnen das Gleiche in ihrer Jugend geschehen ist. Der Satz – So wie meine Mutter  möchte ich nie werden -  geht mir noch bis heute nach, - das Schicksal ist unerbittlich, wenn es nicht gelingt der Vergangenheit zu entkommen. Der einzige Weg scheint der Weg der Vergebung zu sein. Durch Vergebung bringe ich das Rad des Schicksals zum Stillstand . Wenn wir nicht vergeben können, dreht sich das Rad des Schicksals unerbittlich weiter und wir begehen die gleichen Fehler, wie diejenigen, denen wir nicht verzeihen können. -  Vergeben hat immer mit Vergangenheit zu tun, vergeben wird etwas, was in der Vergangenheit geschehen ist.  – Was aber,  wenn Vergangenheit nur ein Gedankenkonstrukt  unseres Verstandes ist -  unseres Verstandes der uns schon so oft in die Irre geführt hat?   Einen Hinweis gibt uns der Satz:  - Bevor Du in den Tempel trittst, vergib. -   Der Tempel, den wir betreten möchten,  ist unser innerstes Selbst, er ist unsere Gegenwart -  und bevor wir unser  Innerstes betreten, sollten wir vergeben haben. Vergeben heisst die Vergangenheit hinter sich zu lassen, wir sollen den Blick auf die Gegenwart richten, den Menschen, die uns weh getan haben vergeben,  den Menschen, die wichtig für uns waren und uns nicht beachtet haben, den Eltern die ihre Kinder verlassen haben und so sehr gefehlt haben, den Menschen, die uns verletzt haben.  Dem Schicksal vergeben, das uns in so widrige Verhältnisse gebracht hat und es so schwer macht, die Vergangenheit hinter uns zu lassen.  – Das soll dieser Satz sagen:  Den Tempel der Gegenwart kannst du nur betreten, wenn Du die Vergangenheit hinter Dir lässt.  -  Und was ist der Tempel der Gegenwart, den wir betreten sollen? -  Es ist die Tiefe unseres Menschseins, es ist das Leben, das uns ausmacht, es ist die Ewigkeit, die die Endlichkeit  vergessen lässt.  Unser Innerstes ist die Gegenwart  in der wir leben,  und  nur in der Gegenwart erfassen wir das was ist, und das was war, versinkt in der Vergangenheit.  Vergebung brauchen nur die Menschen, die in  der Vergangenheit leben,  die den Weg in ihren eigenen Tempel nicht finden, weil sie nicht vergeben können.  Im Licht der Gegenwärtigkeit gibt es keine Vergangenheit und  auch die Vergebung haben wir in der Vergangenheit  zurückgelassen, denn wo wir uns im Licht befinden,  verschwindet jede Dunkelheit.   Auch die Vergebung verliert ihre Macht, wo sie nicht mehr benötigt wird.


Samstag, 2. April 2022

Was immer bleibt

Es ist wieder Zeit,  etwas über die Welt zu lernen. Es ist die Zeit des Krieges angebrochen. Die Friedensordnungen brechen zusammen. Nichts ist mehr sicher. Seit fast 80 Jahren haben wir in Europa scheinbar in Sicherheit gelebt.  Und plötzlich ist nichts mehr sicher. Grosse Vermögen werden eingefroren, gehen an der Börse verloren, Städte und Länder werden verwüstet, Lebensentwürfe brechen zusammen.  Die vier apokalyptischen Reiter ziehen auch durch Europa. Eigentlich hätten wir gewarnt sein können. Zwei Jahre hat uns eine Seuche in Atem gehalten. Wie im Mittelalter lief die halbe Menschheit mit Masken herum und Tausende starben. Auf die Seuche folgt ein Krieg, der die halbe Welt mit hineinzieht,  eine Hungersnot und  Energiekrise droht,  und auch der Krieg könnte wie eine ansteckende Krankheit sein und auch andere Teile der Welt mit sich hineinziehen. Wieder blicken wir bedrückt in die Zukunft, wie soll das enden? -  Dabei passiert etwas ganz Normales.  Auf Zeiten des Aufschwungs, folgt die Zeit des Abschwungs.  Ein ewiger Zyklus, man stelle sich nur vor, wenn  es nur Wachstum gäbe,  wenn die Welt und die Natur übervölkert würden, leergefressen und unbewohnbar würden. – Die Zeit des Abschwungs ist genauso wichtig, wie die Zeit des Aufschwungs.  Wir erinnern uns plötzlich daran, dass alles vergänglich ist, und unser menschliches Leben eng mit den Zyklen der Welt verbunden ist. – Mein  eigenes Leben begann am Ende der zwei Weltkriege, am  Ende  einer Zeit, in der Millionen Menschen ihr Leben verloren und die Welt in Trümmern lag. Es folgten in der westlichen  Welt 80 Jahre des Friedens und einer Entwicklung des Wachstums, wie sie es in früheren Jahrhunderten nicht   gegeben hat. Und jetzt folgt wahrscheinlich eine Zeit des Niedergangs, auf die wir uns besser einstellen sollten. Keine Zeit ist gut oder schlecht -  sie ist wie sie ist – notwendig, damit die Welt im Gleichgewicht bleibt,  weiter lebenswert bleibt. Wie klein und lächerlich wirken die Bestrebungen der Menschheit, durch Gesetze und Bewegungen der Zerstörung der Welt durch die Zivilisation entgegenzuwirken,  wie armselig der Versuch der Menschheit durch Medizin und  Kosmetik unser Leben verlängern zu wollen. Wir lernen wieder einmal, dass alles vergänglich ist, nicht nur unser menschliches Leben, und dass nichts so  bleibt wie es ist, nicht einmal unser Planet und unser Sonnensystem. - Und doch bleibt etwas  in diesem ewigen Auf-und Ab, - es ist die Erkenntnis, dass hinter Allem eine Kraft steht, die dies  lenkt, schafft, gebärt, zurücknimmt, eine Kraft die wir ahnen, aber nicht erfassen können, die alles ausmacht  und deren Teil wir sind. In einer Welt des Aufgangs und des Niedergangs gibt es nur das Eine was bleibt,  das Ewige, das sich Wiederholende, das Licht und die Dunkelheit, das Alles und das Nichts, das was die Gegensätze in sich vereint. Der kleine Mensch blickt ängstlich auf die Geschehnisse, -  und die Welt  und der Kosmos ziehen  ungerührt ihre Bahn.  Das Vergängliche und das Unvergängliche bestimmen unser Leben.