Mittwoch, 23. Dezember 2015

Stille Nacht, Heilige Nacht


Wieder einmal neigt sich  der Jahreszyklus  seinem Ende  zu. Die Tage sind kürzer geworden, die  Dunkelheit und die Kälte  umfangen uns. Und ausgerechnet in dieser Zeit feiern wir unser wichtigstes Jahresfest,   - Weihnachten.   Die Tage vor Weihnachten gehören zu den unruhigsten Tagen in unserem Jahr, alles bereitet sich vor, jeder möchte dem anderen eine Freude machen und dann endlich ist die Arbeit getan,  und  der Moment ist da, wo wir Stille in unser Leben eintreten lassen.  Wir ziehen uns unser festliches Gewand an, wir betreten die Kirchen,   und zusammen mit den anderen Menschen , feiern wir die Geburt eines Kindes. Die Lichter erlöschen im Kirchenraum,  die Dunkelheit wird nur noch vom Kerzenschimmer erhellt und dann singen wir mit allen Menschen um uns und mit der gesamten Menschheit  „Stille Nacht, heilige Nacht“.  Wer erlebt  nicht bei diesem Lied   heilige Schauer, wer erinnert sich nicht an seine Kindheit, an die wunderbaren Nächte mit den Eltern unter dem  Weihnachtsbaum. Auch der nichtgläubige Mensch wird Heiligabend  vom Zauber dieser Nacht erfasst.   Ein Jahreszyklus ist zu Ende, das Leben erneuert sich,  das Licht der Welt  wird mitten in der kältesten  und dunkelsten Nacht aufs neue geboren,  was scheinbar stirbt, die Natur, das Licht, das Leben,   erneuert sich und erstrahlt in neuem Glanz,  und  für uns Menschen wird das Kind geboren,  das Licht der Welt.

Wir  fassen die Hände der Menschen um uns und verbinden uns mit allen Menschen, die mit uns an diesem Tag  die Heilige Nacht feiern.  Wir lassen die Stille in uns hinein, wir vergessen die Hektik  unserer Tage,  und in der Stille  erleben wir die Heiligkeit dieses Momentes.  Wir erleben das innere Licht,   das Licht dieser Nacht, und in diesem Licht treten wir in die Stille ein,  lassen Stille in uns sein und   in der Stille erfahren wir das Göttliche in uns  Die Stille Nacht ist  für jeden von uns  unsere eigene  heilige Nacht,  es ist die Tür in unseren heiligsten Ort,  es ist die direkte Erfahrung des Göttlichen in  uns.

Ich wünsche uns allen eine Stille Weih Nacht, eine heilige Weih Nacht,  ich wünsche uns, dass der Glanz in den Augen unserer Kinder  sich  in unseren Augen widerspiegelt,  das Licht der Kerzen bis in die tiefsten Stellen unserer Seele vordringt,  uns erwärmt und uns erinnert:  - Erinnerung  an  dieses Licht in uns,   Erinnerung  an  unser Kind sein,   Erinnerung an die Unsterblichkeit des  Lebens , Erinnerung an das Licht aus dem wir kommen, Erinnerung   an den  ewigen Kreislauf des Seins. 

Lasst uns eintreten in die Stille dieser Nacht,  ich fasse Eure Hände und wünsche Euch den Frieden  der Heiligen Nacht,  den Frieden Gottes für unsere Herzen und Sinne,  und  für den Weg von der Dunkelheit in das Licht und  in das Neue Jahr.  Eine Frohe Weihnacht Euch allen.

Sonntag, 30. August 2015

Von der Kraft des Segnens


Der August,  ein Monat  voller Wärme,   Fülle in der Natur,   welch wunderbarer Moment, sich mit dem Reichtum des Himmels zu verbinden.  Vor der  Welt habt Ihr Euch schon vor diesem Tag  verbunden, vor dem Himmel habt Ihr Euch in Eurem Herzen verbunden schon seit Eurer frühen Jugend und der Himmel hat Eure Verbindung gesegnet.  Und heute  feiern wir hier, über dem Meer unter dem Himmel,  in der wunderbare Wärme des späten Sommers und  Ihr  wollt Eure Ehe auch noch unter den  Segen Eurer Religion stellen. Ein wichtiger Schritt,  wenn wir unser Leben  nicht nur der Macht der Liebe, sondern auch der Tiefe unseres Seins anvertrauen.   Wir geben der Welt  und uns selbst zu verstehen, dass wir nicht nur die Regeln der Menschen unser Leben bestimmen lassen,  dass es darüber hinaus noch Gesetze des Himmels gibt,  in denen wir leben und denen wir vertrauen.  Vor dem Angesicht des Himmels geben wir uns das Versprechen,  der ewigen Treue,  bis uns der Tod scheidet.  Und der Himmel hört diese Versprechen und er segnet uns,  er segnet uns durch die Liebe, die  ein Geschenk des Himmels ist und uns mit dem Göttlichen verbindet. Wir erfahren die Liebe zwischen zwei Menschen und dann die Liebe zu unseren Kindern, das sind Gefühle, die nicht mehr mit unserem Verstand zu deuten sind, das sind Gefühle, die aus der Tiefe unseres  Seins aufsteigen. Es ist die Liebe, die erkennt, dass der andere in mir ist,  dass der Andere mein Ich ist,  dass die Liebe zum Anderen und zu unseren Kindern aus einer Tiefe kommen, die unser menschliche Verstand nicht mehr erfassen kann,  dass  in der Tiefe des Seins unser Leben und unsere Liebe zu einer Einheit werden,  da ist nicht mehr der Andere, da ist nicht mehr das Kind, da werden das Ich und das Du  und das Kind  zu  einem Wir,  zu  einem  Sein, zu  einem ICH BIN.  Da gibt es auch nicht mehr das Gefühl der Trennung,  da gibt es kein Gefühl des Alleinseins,  da gibt es nur noch All Eins Sein
Wenn doch  die Momente im Leben kommen, in denen wir uns wieder auf uns selbst zurückgeworfen fühlen, dann vergesst nicht dass Ihr einmal in das  All Eins Sein aufgenommen, nicht mehr in die  Zweiheit zurückgeworfen werden könnt. Ihr bleibt  Eins, auch wenn auf dieser Welt unser Leben  andere  Wege gehen kann,  was im Himmel verbunden wird,  das  kann diese Welt nicht trennen. 
Wir bitten um den Segen des Himmels, für unser Leben, für unsere Familie für unsere Lieben.  Wenn  aber der Himmel mitten unter uns und in uns ist,  dann sind wir es selbst, die diesen Segen in unseren Händen halten, wir segnen unser Leben  durch die Liebe in uns,  die grösste aller Kräfte, die unser Leben bestimmt, wir segnen es durch die Aufmerksamkeit und Treue zu unserem Gefährten,  durch die  Innigkeit zu unseren Kindern.  Nicht Position, Erfolg oder materieller Reichtum sind für unser Glück entscheidend.  Es ist  unsere  Verbundenheit mit  der Tiefe unseres  Seins,  die Verbundenheit zu unserer  Mitte,  zu.  Und unserem  Herzen wenn wir  miteinander sprechen und leben, dann tun wir  das  mit den Augen der Liebe,  aus der Tiefe unserer  Herzen,  mit den Worten der Liebe.   Im Segnen liegt eine gewaltige Kraft, der  Segen, den wir  von unseren  Eltern empfangen,    der Segen der Kirche, der stellvertretend für die Gesamtheit der Gläubigen steht, der Segen der Ewigkeit, den   wir  durch den Himmel erfahren, und der Euch Euren kleinen Sohn geschenkt hat.  Wer ein gesegnetes Leben führt, der führt ein reiches und ein friedvolles Leben.

Segen ist die Aufmerksamkeit, die wir uns schenken,  die Eltern ihren Kindern,  der Mann seiner Frau,  der Himmel  seiner Erde,  und uns allen seinen Geschöpfen.  Wenn wir uns liebevoll anschauen, dann ist das ein Segen,  der Blick der Mutter zu ihrem Kind,  in diesem Blick ist so viel Zuwendung und so viel Kraft,  der Blick  des Liebenden zu seiner Geliebten,  welche Kraft ist  in solchen  Blicken enthalten,  alle guten Wünsche der Menschen  in einem Blick, in einem Gedanken, in einer Geste.  Die Worte des Segens,  die Friedensworte,  die wir auf unseren Weg mitnehmen,  den Frieden der höher ist als unsere Vernunft, der Frieden, der aus  unseren Herzen kommt und  uns begleitet.    


Freitag, 17. Juli 2015

Dichotomie

Ein Begriff, den wir  in vielen Bereichen  anwenden. Interessant, wenn er in Bezug auf unser tieferes Sein  bezogen ist. Wenn das was  uns ausmacht, die allumfassende Tiefe und Stille,  Träger unseres Lebens,  in allem zu sehen ist, so hat sich doch in jeder individualisierten Form  dieses Sein anders ausgedrückt.  Ich habe dazu einen interessanten Vergleich gelesen,  die Luft um uns ist immer Luft, aber im Haus anders riechend,  in der Küche nach Essen, im Wohnzimmer nach Rauch und im Garten nach Blumen. Dennoch ist es immer die gleiche Luft.

So auch mit unserem Sein, Träger allen Lebens,  in jeder Lebensform anders verdichtet, und dennoch  das gleiche Sein,  in allem erkennen wir einen Teil von uns Selbst, individualisiert in der Form und zurückgegeben an das Alles, wenn die Form zerfällt, und wieder eins werdend mit dem Alles. 


Mittwoch, 1. Juli 2015

Mystik


Angelus Silesius  dichtet: 
„Wird Christus tausendmal in Bethlehem geboren
und nicht in Dir, Du bleibst noch ewiglich verloren.“
Christus wird hier gleichgesetzt mit Erleuchtung, Christus nicht als Mensch, sondern als das göttliche Prinzip des Seins.  Erst durch die Erkenntnis des Seins in uns selbst  wird der Schleier der Illusion fortgezogen und  wir erkennen das, was Christus ausmacht in uns selbst. Da erscheint Christus nicht mehr als der fromme Wunderheiler, sondern die Wahrheit leuchtet in uns auf, wir sehen das Leben in allen Dingen, das eigentlich Göttliche in der Schöpfung.
„Halt an, wo läufst Du hin, der Himmel ist in Dir,
suchst Du Gott anderswo, Du fehlst ihn für und für.“

Auf der Suche nach  Erkenntnis, nach Sinn, besuchen wir  Workshops, Kurse,  Kirchen, Ashrams,  -  alles  vergebens,  wir brauchen nur innezuhalten und in uns selbst zu schauen, da können wir den Himmel entdecken.  Der Himmel   nicht  als  die Ebene nach unserem physischen Ende, den Himmel  im Hier und Jetzt,  den Himmel als das eine Leben, das Sein, das am Anfang war und am Ende und uns nie verlässt.


Freitag, 29. Mai 2015

Weisheit des Alters


Wie alles im Leben, hat das Alter nicht nur Nachteile, sondern auch seine schönen Seiten. In der Jugend  stürmen wir ungestüm  in das Leben hinaus. Wir befinden uns in unserer expansiven Phase, das Leben als großes Abenteuer,  die Welt  entwickelt sich vor unseren Augen, eine Vielzahl von Wegen und Möglichkeiten bieten sich an.  Je nach Temperament und Veranlagung  suchen wir uns unter der Vielzahl von Möglichkeiten unseren Weg, der eine zurückhaltend und vorsichtig, der andere mutig und  offen  für  die verschiedensten Herausforderungen. Ich selber habe mich immer in den zweiten Typ eingeordnet,  es hat mich   gereizt in die Welt hinauszugehen, mich den Herausforderungen anderer Kulturen zu stellen, soweit das eben in der kurzen Spanne eines menschlichen Lebens möglich war.  Meine Altersklasse waren Kriegskinder,  wir haben noch die kargen Zeiten des Krieges, und der Nachkriegszeit erlebt und die meisten haben wie ich ohne irgendeine Rückversicherung angefangen. Ich betrachte das nicht als eine schwierige Ausgangslage, eher als eine Herausforderung an unser Leben,  es in einem schwierigem Umfeld trotzdem zu schaffen. Als risikogeneigter Typ  habe ich immer den schwierigen Weg gewählt,  nicht den, den meine Eltern sich wünschten, die natürlich immer ihre Kinder in  abgesicherter Position, möglichst als Beamter sehen wollten. Meine beiden Brüder sind ähnliche Wege gegangen, jeder in seiner Art, der eine als Diplomat, immer in fernen Ländern zuhause und dem Weg unseres Vaters folgend, der andere  als  Wissenschaftler, ganz den Geheimnissen der Sprache folgend und an der Entdeckung der tiefen Zusammenhänge unseres Lebens forschend, die sich in der Sprache äussern.   Jeder von uns hat seinen Weg konsequent verfolgt,  und ich denke, dass im Rückblick,  jeder von uns, das was er geleistet hat selbst als gering einstuft, aber in den Augen der Welt ein respektables Ergebnis aufweisen kann.
Und nun im Alter, ist das nun  alles vorbei oder was hat sich geändert? Ab der Mitte des Lebens realisiert der Mensch, dass die expansive Phase seines Lebens vorüber  ist. Das was sich vorher nach Aussen gewendet hat, unsere  Lebensenergie, wendet sich nach innen.  Wenn ich früher in anderen Ländern meine Herausforderungen suchte, andere Sprachen lernte, schwierige Projekte  zum Erfolg zu bringen suchte,  so  wendete sich mein Blick nach innen, in die Erforschung von mir selbst,  ich folge meinen Gedanken an die Grenzen des menschlichen Denkens,  immer auf der Suche nach dem eigenen Selbst, immer auf der Suche nach dem  „Wer bin ich“.   Das was ich aussen geschaffen habe behält zwar seine Bedeutung, aber  vor mir tut sich im Inneren ein neuer ungeheure Raum auf ,  das ganze Universum dessen,  für das es keine  Bezeichnung gibt und  in diesen unfassbaren Räumen,  die Schöpfung,  das Leben selbst, das sich in allem äussert, das Gegenständliche im Nichtgegenständlichen.  Jede Nacht, wenn die Stunde meiner Meditation naht, entlasse ich meinen Geist in diese unfassbaren Räume, in die Stille , es ist eine Reise in das Unbekannte,   und jedes Mal  habe ich auf dieser Reise andere Erlebnisse, die mich voller Ehrfurcht das Leben betrachten lassen, die Schöpfung und mich selbst als Teil dieser Schöpfung.  Welch wunderbare Erfahrung, und ich bin froh, dass ich sie im Alter machen durfte.  Plötzlich verstehe ich die alten Lehrer der Menschheit, verstehe, was sie uns sagen wollten, schaue voller Verwunderung auf das, was die Menschen daraus gemacht haben.  Ich erfasse immer mehr die Evolution des menschlichen Geistes, das langsame Erwachen unseres Bewusstseins und so wie ich mich verändere, verändert sich auch um mich ständig die Welt.  Ich blicke aus verschieden Winkeln auf mich selbst,  da ist das,  was sich nach aussen manifestiert mein Ich ,  das äussere Ich, und das ist  inzwischen 75 Jahre alt geworden und da gibt es das innere Ich, und  das empfinde ich als ewig gleich geblieben, jung wie am ersten Tag,  das war schon da als ich in die Schule ging und es ist heute unverändert da, bis zur letzten Stunde meines Lebens, mein ewiges   Ich.
Ich stehe vor einem See, ich sehe, wie sich die Oberfläche kräuselt,  es entstehen Wellen, der See wird wieder glatt, die Abendsonne spiegelt sich in der Oberfläche,  immer neue Stimmungen und Bilder. Und  doch ist da in mir das Bewusstsein,  die Oberfläche ist nicht der See. Unabhängig von der Oberfläche, die mich beeindruckt, ist da die Tiefe des Wassers, die sich nicht beeindrucken lässt, von dem, was sich auf der Oberfläche tut,  ohne diese Tiefe würde es gar keine  Oberfläche geben.
Und ich blicke auf meine Umwelt, auf unsere Zivilisation, so voll von  Gegenständen, Wissen, Gedanken, Geschehnissen,  alles bewegt sich auf der Oberfläche, und ist sich nicht bewusst, dass alles nur Oberfläche ist,  Oberfläche von einem Raum und einer Tiefe von unvorstellbarer Grösse und Schönheit.  Der Raum hinter den Dingen dieser Welt, die Stille, aus der die Musik, unsere Sprache fließt,  die Tiefe, die das Universum trägt,  der Raum in dem sich mein Mikrokosmos bewegt. 

Und in tiefer Bewunderung für die Geheimnisse des Lebens eile ich durch die Zeit, und mit Spannung erwarte ich das, was auf mich zukommt. 


Freitag, 24. April 2015

Liebe und Ehe


Wenn wir in der Jugend in das Alter kommen, in dem wir uns einen Partner suchen, dann  erfasst uns eine innere Unruhe,  wir fühlen diese unbestimmte Sehnsucht in uns, eine Familie zu gründen. Und dann verlieben wir uns in einen anderen Menschen.  Plötzlich bekommt die Welt eine ganz andere Dimension.   Nicht mehr ich stehe im Zentrum meines Interesses, es geht um die Liebe zu einem anderen Menschen, mein Blick, der in den Jugendjahre sich haupsächlich auf mich selbst gerichtet  hatte, geht von mir weg und richtet sich auf den Anderen .  Wenn ich bis  zu meiner ersten Liebe hauptsächlich für mich selbst gelebt habe, dann ändert sich die Welt,  wenn ich einen anderen liebe. Nicht mehr ich, sondern der andere steht  von diesem  Moment an   im Vordergrund, alle meine Gedanken kreisen nur noch um den anderen  Und wenn der andere meine Werbung erhört, dann kommt der grosse Moment der Verbindung zweier Menschen,  die Hochzeit,  die Hohe Zeit des Lebens. Das Leben feiert sich selbst in diesem Moment,  das Leben setzt sich in diesen beiden Menschen fort.  Wenn diese Verbindung von Liebe getragen wird, dann liegt in dieser Verbindung  auch Vertrauen,  ein Mensch vertraut sein Leben dem Anderen an,  sie wollen gemeinsam dieses Leben bewältigen.  Wenn sich Menschen vor der Ehe lange kennen, dann haben sie auch keine falschen Erwartungen an den Anderen,  sie kennen den anderen Menschen und sie wissen, was sie vom anderen zu erwarten haben. Wichtig ist es nur, die Ehe im Alltag  zu erhalten, immer wieder  den anderen mit den Augen der Liebe zu sehen,  ihm Aufmerksamkeit zu schenken, ihn mit dem inneren Auge, mit dem Herzen zu sehen.  Wenn wir den anderen sehen lernen, dann merken wir, dass wir immer mehr der andere werden,  der andere wird zum Spiegel von mir  selbst, so hilft mir der andere langsam mich selbst zu sehen,  der andere wird zu mir selbst, es gibt keinen anderen mehr,  das Du wird zum Ich. -   Das Du ärgert mich,  da ist kein Du mehr, da bin nur noch ich,  der sich ärgert,  meine Ehe kriselt, da bin ich es, indem es kriselt.  Und wenn es um die Liebe geht, ich liebe den anderen mehr als mich selbst,  ich würde für meinen Liebsten alles tun, auch  da  bin ich es der so stark liebt und da bin ich es, für  den ich alles tue.   Wenn zwei Menschen eins werden vollzieht sich eines der wichtigsten Gesetze des Lebens aus  zwei Menschen wird eine Einheit,  die Dualität dieser Welt wird in diesem  Moment aufgehoben  und es entsteht in der Einheit von zwei Menschen das neue Leben. Es ist der grosse Schöpfungsprozess, dem wir alle unterliegen, wir sind ein Teil dieser Schöpfung und gleichzeitig  werden wir zum Schöpfer selbst  und das Leben feiert in diesem  Prozess seinen Fortgang, und wir sind Teil dieser unendlichen Kette der Erneuerung des Lebens. Für uns, die wir die Liebe erfahren, ist dies eines der tiefsten Momente in unserem Leben,  das Leben macht sich uns sichtbar und fordert uns auf es zu leben. Wenn es uns gelingt diesen Moment der Liebe zu ergreifen und zum  dauernden Bestandteil unseres Lebens zu machen, dann leben wir in der Liebe, und Menschen die in der Liebe leben, sind gesegnet, und wir die wir ihnen begegnen, fühlen das Besondere in ihnen.  

Natürlich holt Dich  in der Ehe  auch der Alltag ein, mit seinen täglichen Notwendigkeiten, lasst Euch nicht vergessen, dass in den Dingen des täglichen Lebens, die manchmal mühsam sind,  auch immer eine andere Dimension vorhanden  ist, die Dimension des Seins. Wenn Ihr in der Ehe  auch die kleinen Dinge des täglichen Lebens mit Achtsamkeit handhabt, dann werden auch die lästigen Tätigkeiten zu etwas Angenehmen.    Und vergesst nicht, wenn wir uns  im Laufe des Lebens verändern, älter werden, dann bleiben wir doch immer die gleichen, die wir am Anfang waren.   Hinter den Falten des Alters ist immer noch das gleiche Leben, wie am Anfang,   das Leben,  das  uns alle geschaffen hat und  das uns von Anfang bis Ende begleitet.   Geht mit dem Leben   und nicht gegen das Leben, wandelt jeden negativen Gedanken der in Euch  entsteht in einen positiven Gedanken um, dann  werdet ihr in jeder Lebensphase  den richtige Weg finden,  und  in  Euch wird das  Strahlen des Lebens sichtbar,  die Kraft, die Ihr von der Natur mitbekommen habt, und auch im Alter  wird Euch die innere  Schönheit   erhalten bleiben,  das vollkommenes Bild der Schöpfung, die sich in jedem von uns verwirklicht..  



Freitag, 13. März 2015

Glaube und Wissen


Wenn wir heute über Glauben sprechen, dann hauptsächlich im Zusammenhang mit Religion und den Bereichen,  die sich unsere menschlichen Denken entziehen. So glauben wir vielleicht an ein Leben nach   dem Tod,  an einen Gott, oder wir glauben daran dass nur  das ist,  was unser menschlicher Verstand erfassen kann. Aus der Naturwissenschaft wissen wir dass das menschliche Wissen einem ständigen Wandel und unterliegt und was heute gilt, schon morgen überholt ist.  Glaube ist ein Gedankenkonzept,  Glaube an ein System.  Glaube ist  unserer Verstandesebene   zuzurechnen, wir können nur das glauben was wir denken können. Glaube beinhaltet auch immer den Zweifel, dass das Gegenteil richtig sein könnte,  von dem was wir glauben.   Wenn wir in der Religion von Glauben sprechen so betreten wir die Ebene des Nichtwissens und der Spekulation. Auf dieser Ebene entscheide ich mich für eine von zwei Möglichkeiten,  ich entscheide mich dafür dass es einen Gott gibt, oder ich entscheide mich dafür dass es keinen Gott gibt. Wie auch immer meine Entscheidung ausfällt, in mir bleibt der Zweifel, ob ich mich für die richtige Alternative entschieden habe. Glaube hat immer mit Denken zu tun und mit Zweifel. Solange ich mich  auf der Ebene des Denkens befinde, bewege ich mich in der Ebene der Form, auf  der Ebene der Materie, ich bin mir bewusst, dass mein Denken sich nur auf das beziehen kann, aus dem es selbst kommt, aus der Welt der Gedanken, aus meinem Gehirn, mithin aus der Materie.  Gedankenkonstrukte und Systeme  sind  auf die Materie beschränkt,  können nicht über die Materie hinausgreifen,  sie beschränken sich selbst durch das was sie sind.  Die großen Irrtümer der Menschheit liegen darin, dass Gedanken- Systeme, wie Religion oder Ideologie zur absoluten Wahrheit erklärt wurden und der Glaube an diese vermeintliche Wahrheit das Leben der Menschen bestimmte. So sind im 20. Jahrhundert die Ideologien zur Religion erklärt worden unter ihrem Namen Millionen von Menschen umgekommen. Ein Gedankenkonzept, dass systemisch den Irrtum in sich trägt,  wurde zur Grundlage des menschlichen Lebens und hat in seiner gedanklichen Beschränkung  millionenfach  das Schicksal der Menschheit bestimmt. Jahrhundertelang  waren die Religionen, ebenfalls aus menschlichen Gedanken entstanden, Ursache für Kriege, Tod und Vernichtung.  Die große Gabe des Denkens, die uns Menschen mit auf den Weg gegeben ist, wurde misbraucht und gegen die Menschheit gerichtet: wenn heute die Menschheit in der Lage ist, sich durch einen Knopfdruck auszulöschen, zeigt es, wohin  menschliches Denken nicht führen darf. Die Grenze des menschlichen Denkens liegt dort, wo das menschliche Denken versucht zu erkennen aus welcher Energie das menschliche Denken entstanden ist und was den Menschen denken macht. Unsere Philosophen haben nur eins erkennen können, dass das was   den Menschen denken macht,  nicht durch das Denken selbst erkannt werden kann, weil  sich das  auf einer unserem Denken unzugänglichen Ebene befindet.

Ist aber nicht in jedem Menschen eine übergeordnete Intelligenz vorhanden in der ein nicht vom Verstand getragenes Wissen besteht, um das was uns denken macht und was uns das Leben gibt? Wenn wir  die letzten Partikel der Energie erforschen und in die Räume vorstossen in denen sich diese Partikel bewegen, sind wir dann an die Grenzen unseres Denkens gelangt oder sind diese Räume nicht auch in uns selbst vorhanden und können wir mithilfe dessen, was in uns selbst ist, das erfassen, was unser Verstand nicht erfassen kann?  Die Antwort auf diese Frage finden wir nicht in neuen Gedankenkonzepten, sondern nur in dem was in uns ist,  in dem Bereich der identisch ist mit dem Bereich auf den ich stosse, wenn ich an die Grenzen unseres gedanklichen Wissens gelange.  Es ist der Bereich den wir mit Hilfsbegriffen umschreiben müssen, es ist der Bereich von unendlichem Raum, unendlicher Stille und unendlichem Wissen um das, was wir das Allumfassende nennen. Das ist das, was ich das eigentliche Wissen nenne. Wirklich werde ich diesen Bereich erst erfassen können, wenn ich dorthin zurückkehre, woher ich gekommen bin.


Dienstag, 20. Januar 2015

Rolle und Funktion


Ein Mitarbeiter hat um seine  Entlassung gebeten.  Ich kenne ihn seit 15 Jahren. In den ersten Jahren ist er   mit seiner neuen Frau  zu einem anderen Platz gezogen. Seine zwei jungen Söhne baten mich  im Betrieb bleiben zu können.  Wir haben sie zur Schule geschickt und aufgezogen. Jetzt sind es selbständige Menschen geworden.  Die Ehe des Vaters ging nicht gut. Der Alkohol machte aus einem  zuverlässigen, pflichtbewusstem  Mitarbeiter  einen  immer mehr gebrochenen Menschen. Dieser Mensch kommt zu mir und bittet um seinen Abschied, sein Sohn will ihn begleiten, was wartet auf die Beiden. Mich berührt dieses Schicksal,  die beiden haben 15 Jahre  eine Rolle in meinem Leben gespielt. Was war der Anlass für diese Entscheidung, warum geben sie eine sichere Position für eine ungewisse Zukunft auf? 
Wir leben hier in einer noch archaischen Gesellschaft.  Die Menschen erfüllen Rollen,  der Mann, die Frau, das Kind, die berufliche Funktion.  Die Menschen definieren sich durch diese Rollen. Wird eine Rolle beschädigt, so wird das Ego beschädigt. In diesem Fall  hat die untreue Ehefrau den Mann in den Alkohol getrieben. Seine Rolle als Mann, sein Ansehen in der kleinen Gemeinschaft war in den Augen seines Egos so verletzt, dass er sich zunächst in den Alkohol  flüchtete und jetzt die Gemeinschaft gegen eine ungewisse Zukunft tauscht.
Ich überlege, ob ich   in meiner Art nicht auch eine Rolle spiele, ob mir mein Ego etwas vorgaukelt, was ich nicht bin.  Spiele  ich die Rolle des Vaters, des Unternehmers, des Anwalts?  Ich hoffe, dass ich in meinem Leben nie eine Rolle gespielt, sondern nur eine Funktion wahrgenommen habe, eine Verantwortung übernommen, einen Beruf ausgeübt habe.  Eine Funktion ausüben, ist etwas anderes, als eine Rolle spielen.  Bei einer Rolle übernimmt das Ego die Führung, die Ehefrau, die sich über ihren Mann definiert,  die Mutter, die ihre Kinder nicht loslässt, weil sie keine andere Funktion im Leben übernommen hat, der Angestellte, der ganz  von seinem Unternehmen  aufgesogen wird und sich in seinen Funktionen sonnt.
Die Aufgaben, die das Leben uns stellt,  sind alle wichtig. Wenn wir diese Aufgaben richtig angehen, mit Liebe und Verantwortungsbewusstsein ausfüllen, dann  wird alles was wir anfassen gut.  Die Eltern, die ihre Kinder mit Liebe und Verantwortungsbewusstsein aufziehen, entlassen mündige junge Menschen in das Leben.  Der  Ehemann, der seine Frau nicht als seinen Besitz betrachtet, sondern die Seele des anderen sieht, die sich ihm anvertraut  und  sich in dieser Seele erkennt, wird eine gute und erfolgreiche Ehe führen.  Der Unternehmer, der sein  Unternehmen nicht als sein Eigentum betrachtet, sondern als Verantwortung den Mitarbeitern  und der Welt gegenüber  sieht,  übt die ihm  vom Schicksal zugeordnete Funktion aus.  Dabei ist nichts von Bestand, alles wandelt sich, unsere Funktionen genauso, wie die Aufgaben,, die das Leben uns stellt.  Den Mitarbeiter, der um seine Entlassung bittet, der Sohn der seinen Vater in eine ungewisse Zukunft begleitet, ich lasse sie gehen. Meine  Worte zum Alkohol verhallen wohl ungehört.  Es berührt mich trotzdem, ein Teil meines Lebens entschwindet,  das Leben nimmt seinen Lauf


Sonntag, 11. Januar 2015

Standortbestimmung

Zum Anfang des Jahres mache ich mir Gedanken, wo ich in meinem Leben heute stehe. Durch den Wunsch meines Sohnes, Verantwortung für das zu übernehmen, was ich bisher gemacht habe, ist mir deutlich geworden,  dass alles was ich in dieser Welt bisher getan habe, seinem Ende zugeht. Über mein illusorisches Ich  bin ich mir bewusst, und mein eigentliches Ich ist nicht nur das Ziel meiner Träume, sondern auch das Ziel meiner Reise.  Wenn das Leben richtig läuft, dann erkennen wir irgendwo auf unserem Weg , dass wir nicht nur das Abenteuer des Lebens in dieser Welt zu bewältigen haben, sondern dass es noch ein viel grösseres Abenteuer ist, den Weg nach Innen zu gehen, den Weg zu unserem  eigentlichen Ich. Ich weiß nicht wie viel Zeit mir gegeben ist auf meinem verbleibenden Weg. Diese Zeit muss ich sorgfältig aufteilen, ich kann es nicht machen wie Karl V, der sich in ein Kloster zurückzog um sich ganz seinem Weg nach innen zu widmen, da bleibt noch einiges für mich  auf dieser Welt zu regeln. Ich will mich aber auch nicht vom Tagesgeschäft so vereinnahmen lassen, dass ich darüber den Weg zu meinem eigenen Himmel übersehe. Neue Abenteuer auf dieser Welt möchte ich nicht eingehen, es reicht schon, wenn es mir gelingt meine verschiedenen Schauplätze einigermaßen zu ordnen, meinen Kindern nicht ein Chaos zu hinterlassen. Meine Tageszeit teile ich mir sorgfältig ein, nachts gehe ich meinen Weg nach innen,  nicht nur in meiner unbewussten Schlafphase, sondern wenn ich erwache, meistens zwischen drei und vier, lasse ich nicht  einen ungeordneten Gedankenfluss zu, sondern blicke nach innen, um mein Leben zu fühlen. Diese frühen Morgenstunden sind  die wertvollste Zeit in meinem Leben, jeden Morgen widme ich mich einem anderen Gedanke. Das Leben hat mir vergönnt, meine Kinder alle erwachsen und selbstständig zu sehen. Dieses Jahr erlebe ich sogar meine ersten Enkelkinder. Das Schicksal  hat mich   auch mit einer guten Gesundheit ausgestattet, sodass ich nicht unter den üblichen Altersgebrechen leide. Einige Abstriche muss ich in Kauf nehmen, aber insgesamt kann ich mir noch fast alles zutrauen.  Meine sportlichen Aktivitäten haben in den letzten Jahren zugenommen, ich bin mir bewusst,  dass mein Körper mehr Aufmerksamkeit verlangt, als ich  ihm  in jüngeren Jahren gegeben habe. Mein Körper dankt es mir, in dem er mich vor Altersgebrechen und Krankheiten   weitgehend verschont hat. Ich beobachte auch immer wieder meinen Geist, ist dieser noch so funktionsfähig wie in früheren Jahren,    muss ich da Abstriche hinnehmen, lässt mein Gedächtnis nach, muss ich mir weniger zutrauen? Bisher habe ich keine wesentliche Einschränkung meines Kurzzeit- und meines Langzeitgedächtnis feststellen können. Auch mein  Denken scheint sich immer mehr auf das Wesentliche zu konzentrieren und der lästige Gedankenfluss lässt sich mit den zunehmenden Jahren immer besser zurückdrängen. Natürlich bin ich mir im klaren, dass die physischen Zerfallserscheinungen auch vor dem Geist  nicht halt machen. Ich hoffe aber, dass mein Geist, der sich immer mehr nach innen wendet,  auf mein eigentliches Ich zu,   meine Kräfte des Lebens dazu animiert,  mich  in meiner jetzigen Erscheinungsform noch etwas  zu erhalten, so dass es mir vielleicht  gelingt     physisch und geistig gesund zu bleiben, bis das Leben  mich wieder in sich aufnimmt.

  - Das interessante am Alter ist unser Blick, der sich nicht mehr rückwärts wendet, das was gewesen ist, ist gewesen. Auch ist unser Blick nicht mehr in die Zukunft gerichtet, eine Zukunft die es  nie gegeben hat, - die Zukunft bestand nur in unserer Fantasie, in unseren  Gedanken, wie viel weniger besteht sie wenn man einmal die 75 erreicht hat.  Die Tage werden länger, die Nächte kürzer das Leben  intensiver, wenn der Weg nach innen geht und wir mit unserer Seele in Dialog treten. Welcher Reichtum des Lebens breitet sich vor einem aus.- Die Menschen sagen, der Arme, er ist alt geworden.  Dabei übersehen sie, dass vor lauter Tagesgeschehen, sie ihr eigentliches Leben nicht wahrnehmen, das Leben dass in  jedem  von uns ist, dass uns geschaffen hat, das unseren Weg bestimmt, immer da war und immer da sein wird.   Und wenn es uns vergönnt ist im Alter etwas innezuhalten und unseren Blick, der immer nach außen gerichtet war nach innen zu lenken, dann erst entdecken wir den eigentlichem Reichtum unseres Lebens. Diesen Weg nach innen will ich immer mehr gehen  und den äusseren Weg auf das Notwendige beschränken. Das habe ich mir für dieses Jahr vorgenommen.