Montag, 29. Juni 2020

Ich bin ich

Meine Gedanken der letzten 5 Jahre habe ich unter dem Titel – Ich bin Ich – zusammengefasst. Das Ich, das meine Person in dieser Welt ist, in der Beschränktheit ihrer physischen Existenz, aber auch als Teil dieser Welt in ihrer Schönheit und ihren Schrecken, ein Wunder der Natur und doch so vergänglich, voller Harmonie und voller Gegensätzlichkeiten.
Und das Ich bin, das ewige Sein, das Leben selbst, das sich in mir offenbart. Die ganze Tiefe des Kosmos, das allgegenwärtige Leben, das sich in mir offenbart, das sich mir öffnet, wenn ich die Zeit dieser Welt anhalte und den ewigen Raum in mir betrete.
Diese drei Worte – Ich bin Ich - stellen das dar, was mein Leben ausmacht, so wenige Worte und soviel Tiefe.

Sonntag, 21. Juni 2020

Die tiefere Wahrheit


Seele des Menschen, wie gleichst du dem Wasser!
Schicksal des Menschen, wie gleichst du dem Wind
Diese Worte aus dem – Gesang der Geister über dem Wasser-
kehren mir immer wieder in den Sinn. Die Seele als immer wiederkehrende Kraft als tiefste Wahrheit unseres Lebens. Der Dichter versucht sie als Wasser zu fassen, als Gleichnis des Lebens, das nicht fassbar aufsteigt in den Himmel und als Wasser wieder fassbar zurückkehrt zur Erde, im ewigen Rhythmus des Kommens und des Gehens. Das Bild des Wassers: die ständige Bewegung und Dynamik und im Bild des Sees die Ruhe, die ewige Tiefe, das Unererklärliche. Das Unerklärliche als tiefste Wahrheit unseres Lebens, kann es da noch eine tiefere Wahrheit geben? Wenn ich diese Tiefe als ewigen Raum nicht mehr fassen kann, dann bewege ich mich im Bereich, den der menschliche Geist nicht mehr erahnen kann. Der menschliche Geist von der Seele für die Materie geschaffen, kann nur die Erde und den Kosmos vermessen. Er ahnt aber die ewige Mutter, aus deren Schoß er geflossen und zurückkehren wird, wie Hesse es ausgedrückt hat. So fliesst mein Leben durch die Zeit, manchmal vom Wind aufgewühlt, dann aber wieder in Ruhe, im langsamen Strom des Lebens, dem Meer des Ewigen entgegen.
Goethe hat dieses Gedicht auf seiner Italienreise in Interlaken geschrieben. Auch meine Reise hat mich in die Schweiz geführt und wenn ich auf die Wasser des Sees blicke kann ich die Tiefe spüren, die in allem ist, aus der wir kommen und zurückkehren, als Teil des ewigen Geschehens.

Mittwoch, 10. Juni 2020

Die letzten 80 Jahre

Wenn ich über die letzten 80 Jahre meines Lebens zu berichten hätte, käme nur ein sehr subjektiver Erfahrungsbericht zustande, bei dem ich mir nicht sicher wäre, ob er der Wirklichkeit entsprechen würde. Lieber halte ich einen Moment inne und würdige den jetzigen Augenblick, so wie er sich mir zeigt. Nur vom jetzigen Moment weiss ich, dass er sich mir real zeigt, die Welt in der ich lebe und das Ewige, so wie ich es in diesem Augenblick erlebe. Die Welt im steten Wandel begriffen und der Vergänglichkeit unterworfen. - Das Ewige unergründlich in seiner Tiefe, kennt nicht Geburt und Tod, es war immer und wird immer sein. Beide Eigenschaften sind untrennbar mit mir und der gesamten Schöpfung verbunden. Nur im Jetzt kann kann das Ewige sichtbar werden. Drei Eigenschaften des Ewigen machen diese Welt lebenswert: Liebe – Freude – Frieden.
Das Ewige in mir hat meine Welt erschaffen in der ich lebe. Was immer die Welt und mein Schicksal mir auf meinem Weg zeigten, selbst die schlimmsten Katastrophen, erscheinen als Teil des Lebens , das es anzunehmen galt . Als Kind wurde ich in den Krieg hineingeboren, habe Bomben, Hunger, Krankheiten, Vernichtung und Tod erlebt. Aber immer fühlte ich mich geborgen, denn die Liebe meiner Mutter trug mich und mir fehlte nichts, solange ich diese Liebe fühlte. Es ist diese Liebe, die uns durch unser Leben begleitet, die nicht die Liebe dieser Welt ist, sondern die Liebe des Ewigen des Unvergänglichen, die unser Leben so einzigartig macht. Wenn wir uns dem Fluss des Lebens anvertrauen, können wir in der Tiefe unseres Seins immer diese Liebe fühlen, sie begleitet uns unser Leben lang und verlässt uns nie. Wir erleben die Liebe wieder, wenn unsere Kinder zur Welt kommen, an die wir die Liebe weiter geben. Liebe ist das, was uns, diese Welt und die gesamte Schöpfung trägt, sie ist die göttlichste aller Eigenschaften in uns.
Auf unserem Weg durch die Zeit erleben wir die Freude am Sein. Diese Freude erfasst uns, wenn wir nicht süchtig nach den Freuden der Welt werden, sondern süchtig sind nach innerem Raum, süchtig nach Ewigkeit, süchtig nach der Tiefe des Lebens. Beethoven und Schiller haben die Freude als Tochter des Himmels verewigt, sie wussten um das Göttliche der wahren Freude. Auf unserem Weg haben wir so viele Mömente, wo wir diese Freude empfinden können, - ein Blick in die Augen eines anderen Menschen, die Stimme eines Vogels, die Stille in der Morgendämmerung. Um die tiefe Freude am Leben fühlen zu können, müssen wir die Zeit anhalten und uns dieses Momentes bewusst werden.
Frieden finden wir, wenn wir uns dem Leben nicht widersetzen, wenn wir das Leben so annehmen, wie es auf uns zukommt. Friede entsteht aus der Widerstandslosigkeit, aus der Annahme des Lebens, Friede entsteht aus der Bewertungslosigkeit, nicht alles was in unser Leben tritt mit gut oder schlecht bewerten, wenn wir in allem was ist einen Sinn erkennen können. Es ist der Friede der höher ist als unsere Vernunft. Wenn ich am Ende meines Lebens stehe und alles was ich erfahren und erlebt habe als gut und richtig erkennen kann , dann habe ich den Frieden erreicht, den wir uns alle wünschen. Alles war richtig, alles war gut, auch wenn es schwierig war, und alles kehrt zurück, woher es gekommen ist.
80 Jahre waren wie ein Rausch, voller Liebe, voller Freude und ich danke dem Ewigen in mir für meinen inneren Frieden.