Sonntag, 21. Juni 2020

Die tiefere Wahrheit


Seele des Menschen, wie gleichst du dem Wasser!
Schicksal des Menschen, wie gleichst du dem Wind
Diese Worte aus dem – Gesang der Geister über dem Wasser-
kehren mir immer wieder in den Sinn. Die Seele als immer wiederkehrende Kraft als tiefste Wahrheit unseres Lebens. Der Dichter versucht sie als Wasser zu fassen, als Gleichnis des Lebens, das nicht fassbar aufsteigt in den Himmel und als Wasser wieder fassbar zurückkehrt zur Erde, im ewigen Rhythmus des Kommens und des Gehens. Das Bild des Wassers: die ständige Bewegung und Dynamik und im Bild des Sees die Ruhe, die ewige Tiefe, das Unererklärliche. Das Unerklärliche als tiefste Wahrheit unseres Lebens, kann es da noch eine tiefere Wahrheit geben? Wenn ich diese Tiefe als ewigen Raum nicht mehr fassen kann, dann bewege ich mich im Bereich, den der menschliche Geist nicht mehr erahnen kann. Der menschliche Geist von der Seele für die Materie geschaffen, kann nur die Erde und den Kosmos vermessen. Er ahnt aber die ewige Mutter, aus deren Schoß er geflossen und zurückkehren wird, wie Hesse es ausgedrückt hat. So fliesst mein Leben durch die Zeit, manchmal vom Wind aufgewühlt, dann aber wieder in Ruhe, im langsamen Strom des Lebens, dem Meer des Ewigen entgegen.
Goethe hat dieses Gedicht auf seiner Italienreise in Interlaken geschrieben. Auch meine Reise hat mich in die Schweiz geführt und wenn ich auf die Wasser des Sees blicke kann ich die Tiefe spüren, die in allem ist, aus der wir kommen und zurückkehren, als Teil des ewigen Geschehens.

Keine Kommentare: