Mittwoch, 20. Januar 2016

Vertrauen haben

In unseren persönlichen Beziehungen, zu unseren Kindern, zu unseren Partnern, aber auch zu Freunden und Mitarbeitern ist Vertrauen eine der wichtigsten Voraussetzungen für das miteinander umgehen. Alles beginnt mit dem Urvertrauen in mich selbst, in mein Leben, in die Güte des Lebens, in mein Schicksal.  Dieses Urvertrauen wurzelt tief in uns und ist aus der Liebe geboren, aus der Liebe unserer Eltern zu uns aber auch aus unserer eigenen Liebe zu uns selbst. Wir können nicht durch unser Leben gehen, ohne Vertrauen zu haben.  

Wo Vertrauen ist, kommt es auch immer wieder zu Verletzungen des Vertrauens. Schon bei unseren Kindern dürfen wir solche Verletzungen nicht hinnehmen,  die Kinder wissen schon früh um das Vertrauen und  wissen dass die Verletzung ein Tabu ist, dass zu Sanktionen führt. Verzeihung ja, aber erst die Sanktion stellt das gestörte Gleichgewicht wieder her.

Schwieriger wird es unter den erwachsenen Menschen.  Im beruflichen Leben habe ich immer wieder erlebt, dass Menschen mein Vertrauen verletzt   und mein Vertrauen als Dummheit betrachtet haben. Vielleicht gilt in diesen Beziehungen der alte Satz:  Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser.  Trotzdem habe ich mir  immer meine beruflichen Partner am Anfang unserer Geschäftsbeziehung gut angesehen und für mich galt immer, wenn ich nicht dem Wort meines Partners glauben kann, dann hilft mir auch kein Vertrag.  Verletzungen dieses beruflichen Vertrauens sind nicht reparabel und führen zur Beendigung  der  beruflichen Beziehung.  Bei Freunden werden wir sicher eher geneigt sein, die Verletzung des Vertrauens zu verzeihen und erst mehrmalige Verletzungen werden zu einem Bruch der Freundschaft führen.

Schwieriger ist es auf persönlicher Ebene,  in der Beziehung zu unserem Partner, in der Beziehung zu unseren Kindern.  Wo wir selber dazu beigetragen haben Vertrauen aufzubauen, bei der Erziehung  unserer Kinder,  werden wir das zurückbekommen, was wir eingebracht haben. Gestörte Vertrauensverhältnisse zwischen Eltern und Kindern liegen oft darin begründet, dass die Eltern das Vertrauen der Kinder zu oft enttäuscht haben. Auch werden diese enttäuschten Kinder später Schwierigkeiten haben, ihren Partnern und Kinder Vertrauen entgegen zu bringen. Es  scheint beim Vertrauen so zu sein, dass es als Bestandteil der Liebe uns angeboren ist aber auch durch die Erziehung geformt wird. Das Wort  vertrauensselig  ist  im Sprachgebrauch negativ besetzt. Im  Grunde sagt es aber,  dass  der Mensch im Vertrauen sich in einem seligem  Zustand befindet, also im Einklang mit seiner Seele ist.  Eine häufige Verletzung des Urvertrauens beim kleinen Menschen stört empfindlich dieses Gleichgewicht der Seele.   

In  unserem Leben werden wir immer wieder auf Menschen stossen, die  nicht dieses Urvertrauen mit auf ihren Weg bekommen haben. Diese Menschen verletzen immer wieder die Vertrauenssphäre,  sie empfinden, dass ihnen etwas wichtiges im Leben fehlt und versuchen dies durch Verletzungen der Sphäre  ihrer Beziehungspersonen zu erlangen.  Bei den ohnehin schwierigen persönlichen Beziehungen kommt es dann zu empfindlichen Störungen. Diese Verletzungen werden dann mit zahlreichen Erklärungen gerechtfertigt, aber dahinter verbirgt sich,  meine Eltern haben mich enttäuscht, sie haben mir das Wichtigste im Leben  vorenthalten,  Liebe und Vertrauen.  Du Partner musst mich dafür entschädigen.   Eine normale Beziehung wird hierdurch erheblich  leiden und natürlich kann der Partner die Verletzung nicht einfach hinnehmen und muss sich zur Wehr setzen, denn nicht er war es, der  die Ursachen gesetzt hat.   

Kann dieses fehlende Vertrauen in einem Menschen wiederhergestellt werden?  Ich denke ja. Der verletzte Mensch wird sich instinktiv einen  Menschen als Bezugsperson  suchen, der im Vertrauen zu sich und der Welt ruht.  Er wird wie ein Kind immer wieder versuchen  die Grenzen des Vertrauens zu testen,  gibt es das wirklich eine Welt des Vertrauens, was passiert, wenn ich diese Welt verletze, wird mir verziehen?  Er nimmt die sich aus Verletzungen ergebene Sanktionen in Kauf,  wichtig  für ihn ist,  wird mir trotzdem noch Vertrauen geschenkt?  Es ist der Ruf des verletzten Menschen in die Welt des Vertrauens aufgenommen zu werden. Wer diesen Wunsch hat der wird auch erreichen, dass wieder Urvertrauen hergestellt wird,  Urvertrauen, dass eine der wichtigsten Grundlagen unseres Lebens ist.