Dienstag, 29. März 2022

Ängste vor der Zukunft

Wenn ich  in  die Suchfunktion  des Blogs das Stichwort Ängste eingebe, sehe ich , dass ich immer wieder mich mit dem Thema beschäftigt habe. Nicht weil ich Lebensängste hätte, sondern weil ich in meiner Umgebung  immer wieder Ängste beobachte. Jetzt treten wir in eine neue Krise ein und viele von uns fragen sich wieder, was wird die Zukunft für unser Leben bringen. Und wieder sind Ängste zu spüren, können wir unseren Wohlstand aufrechterhalten? Wie wird sich der Krieg auf unser Leben auswirken?  Wie auf unsere Kinder?  Immer geht es um die Zukunft.  Es nützt auch nichts, wenn wir uns sagen, Zukunft – was ist das – hat schon jemand Zukunft erlebt?  Zukunft ist doch nur ein Gedankenkonstrukt,  Zukunft gibt es nicht, es gibt nur Gegenwart.  Am Ende sind Ängste nur Ängste vor dem Tod, Ängste vor der Ungewissheit,  vor dem Unbekannten, das vor uns liegt.  In der Geschichte der Menschheit haben sich immer die Mächtigen der Ängste bemächtigt, die Kirche hat ihre Macht in der Angst vor dem Fegefeuer begründet, die Herrscher  ihren Untertanen  die Abwehr von Angriffen von  Aussen versprochen,  und  die Gegner  ihrer Herrschaft mit Gefangenschaft  und noch Schlimmeren bedroht.  Angst ist schon immer ein schlechter Ratgeber gewesen. Vor allem wenn wir unsere Kinder erziehen. Eltern, die selber von Ängsten geplagt werden, geben ihre Ängste an ihre Kinder weiter. Angst vor Versagen, Angst vor Krankheit, Angst vor der Zukunft, Angst vor Verlust.  Wenn wir aber das Glück haben,  Eltern zu haben, die voller Mut in ihr Leben gehen, die das Leben so annehmen, wie es sich ihnen zeigt,  die Fülle und den ewigen Wandel als den Reichtum des Lebens begreifen,  dann hat uns das Schicksal  mit der Kraft ausgestattet,  die wir brauchen, um durch das Leben zu gehen.  Und auch der Tod schreckt uns nicht, er ist Teil dieses Lebens.  Ängste schränken unser Leben ein,  verengen es, wie das Wort  angustia lt. sagt.  Mut, Zuversicht und Vertrauen sind die Eigenschaften, die wir brauchen, um ein erfolgreiches Leben zu führen.

Freitag, 25. März 2022

Wer bist Du?

Wie oft habe ich mir diese Frage schon gestellt. Und immer sind mir neue Antworten eingefallen. Und  heute stelle ich diese Frage  einem kleinen Menschen, der in unser Leben eingetreten ist. Und gleich stellen sich  mir weitere Fragen:  Woher kommst Du und wohin gehst Du?  -  Du antwortest mir:  Ich solle die Antworten doch in mir selbst finden -  eine kluge Antwort.  Und obwohl ich viele Jahre meines Lebens über diese Frage nachgedacht und auch immer neue Antworten gefunden habe, kann ich diese Frage nur in Fragmenten beantworten.  Ich möchte Dir keine naturwissenschaftliche Erklärung geben, und keine religiöse und keine philosophische.  Ich glaube entscheidend für Dein Leben ist es, diese Frage Dir immer wieder  zu stellen, und immer wirst Du weitere Antworten finden, es ist wie mit dem Weg, nach dem wir suchen,  wir müssen ihn gehen, die Antworten kommen mit dem Weg,  der Weg ist das Ziel, wir wissen nicht wohin er führt. Du findest viele Antworten, wenn Du in meinen Gedanken liest, die ich meinen Enkeln  hinterlasse und Du wirst viele Antworten finden, wenn Du suchst. Vielleicht einige Hinweise:  - Als du geboren wurdest, bist Du der Wahrheit zu Deinem Leben sehr nahe gewesen, Du bist aus der Ewigkeit in die Endlichkeit gefallen,  aber bist ein Kind  der Ewigkeit geblieben, ein Teil der uns allen innewohnenden  Intelligenz,  die Himmel und Erde erfüllt. Das darfst Du nie vergessen, wohin Dein Schicksal Dich auch führen mag. -  Es gibt kein Gut und kein Schlecht auf Deinem Weg. Alles ist wie es ist und muss so sein, damit Du Dein Schicksal erfüllen kannst. -  Glaube nicht an die Versprechungen der Welt.  Wenn Dir die Schätze dieser Welt vor Füssen gelegt werden, dann vergiss nie, dass alle Dinge vergänglich sind.  Aber denke über die Schätze nach, die unvergänglich sind.  Unvergänglich ist Dein Sein, das Leben, das Dich erfüllt, das Du als grösstes Geschenk erhalten hast, das von Deinen Eltern, von Deinen Grosseltern und einer unendlichen Kette von Menschen an Dich weitergereicht wurde.  Erkenne das Leben in Allem, das Dich umgibt und versuche die Ansprüche zu erfassen, die das Leben an Dich stellt,   das allumfassende Leben, das Dich  herausfordert.  Ein erfülltes Leben wirst Du haben, wenn Du  Dein Leben in Dir selbst gefunden hast,  wenn du erkennst, dass Du ein Teil eines viel Grösseren bist,  Teil einer allumfassenden  Intelligenz,  grösser als du sie  je mit Deinem menschlichen Verstand erklären   kannst.  Auf Deinem Weg durch die Welt erfasst Dein Verstand nur das was Welt ist. Aber in Dir ist auch die Fähigkeit, hinter die Welt zu sehen, in die Dimension der Tiefe, die in Dir ist.  Das wird dann geschehen, wenn  Du erwachst, wenn Du  Dein eigentliches Sein in Dir sehen lernst,  wenn  Du den Himmel in Dir entdeckst, das was wir das Göttliche nennen, das was Dich erschaffen hat, das Dich  erfüllt,  immer da war und ewig mit Dir sein wird. Vielleicht ist das eine Antwort auf die Frage: Wer bist Du? -  Du bist ganz von dieser Welt , und  Du bist Teil der allumfassenden Intelligenz, die uns mit Leben erfüllt. - Es ist das Licht der Erkenntnis, das ich Dir für Deinen Weg wünsche.  (Worte zur Taufe meines jüngsten Enkels Louis am 26.März 2022)

 


Dienstag, 22. März 2022

Wasser des Lebens

Eine Taufe steht an. Die eingeladenen Gäste bereiten ihre Geschenke vor,  das Silber und Gold dieser Welt. Und das Kind möchte etwas zurück schenken, was könnte das sein, das mehr wert ist als alles Gold und Silber?  Und überhaupt,  für was steht Taufe, für Reinigung,  für Erinnerung, für einen alten Brauch?  Als im Jordan die Menschen getauft wurden, da wollten sie sich von den Sünden der Welt reinigen.  Was waren diese Sünden?  Nicht die kleinen täglichen Missetaten,  sie wollten sich davon reinigen,  das  Göttliche ihres Lebens, vergessen zu haben.  Die einzige Sünde, die wirklich zählt, uns durch Vergessen von Gott getrennt zu haben. - Und uns ist dieser alte Brauch geblieben,  und er ist wichtiger denn je.  Vor lauter täglichen Dingen, vor lauter täglichen Verrichtungen haben wir das Leben in uns vergessen,  haben vergessen, das Leben Gott ist,  das einzige was uns wirklich ausmacht, das uns von unserer Geburt an begleitet, ohne das wir überhaupt nicht wären.    Und das ist es, was  wir bei der Taufe als grösstes  Geschenk vom Kind zurückerhalten,  die Erinnerung an das Wasser des Lebens das uns erfüllt. - Nicht nur das Kind wird getauft, das noch nicht weiss, wie ihm geschieht, wir selbst  sind es die getauft werden, indem wir uns erinnern, wer wir sind: Wesen voll göttlichen Lebens, das uns auf unserem Weg durch die Welt begleitet und nicht einen Moment verlässt. Das ist das grösste Geschenk das wir an der Taufe zurückerhalten, die Erinnerung daran, wer wir wirklich sind.


Sonntag, 20. März 2022

Dejà vue - Wie sich Geschichte wiederholt

 

1939  nach dem Hitler Stalin Pakt überfiel Russland die Westukraine, damals ein von Polen besetztes Gebiet.  Die ersten Opfer waren die dortige Intelligenz,  ein Universitätsstudium glich einem Todesurteil. Eine der  Opfer waren meine  Grosseltern, die 1939 nachts vom KGB abgeholt und im Wald erschossen wurden. Ihr Vergehen war, dass mein Grossvater als Gymnasialprofessor der Intelligenz angehörte.   Der grösste Teil meiner ukrainischen Verwandtschaft war rechtzeitig nach den USA emigriert, sie konnten sich retten.  So habe ich meine Grosseltern nie kennengelernt.  150 Jahre hatte die Westukraine zu Österreich gehört,  Teil der Provinz Galizien,  ein Vielvölkerstaat in dem Ukrainer, Polen, Juden, Armenier friedlich zusammenlebten.  Lemberg, das ich kürzlich besuchte, sieht noch heute wie eine österreichische Provinzstadt aus. Es ist diese Provinz, aus der bedeutende deutschsprachige Autoren, wie Joseph Roth, Gregor von Rezzori, Paul Celan, Rose Ausländer kamen.- In meinem Leben wird die Ukraine nun zum  dritten Mal überfallen:  1939 von den Russen unter Stalin, die unter der Intelligenz ein Blutbad anrichteten,  1941 von den Deutschen unter Hitler, Opfer wurde die gesamte jüdische Bevölkerung von Galizien und der Bukowina , nahezu eine Million Menschen, und die ukrainische Bevölkerung wurde für deutsche Kriegszwecke versklavt.  Und heute, nachdem die Ukraine seit dem Zusammenbruch des  Moskauer Imperiums,  30 Jahre des Friedens und des Aufbaus erlebte, wird sie wieder Opfer der Moskauer Politik, soll erneut  unterjocht werden. Diesem freiheitsliebenden Land gehört unsere volle Unterstützung. Die Ukraine ist ein Teil unseres Europas, unserer europäischen Kultur und Geschichte, ein Teil auch von mir selbst. Ich hoffe, dass sie noch in meinem Leben in die europäische Union integriert wird.

Sonntag, 13. März 2022

Krankheit und Verfall

Wir haben vollständig unsere Verbindung zum Alter, zu Krankheit und Verfall verloren. Mit allen Mitteln versuchen wir das Alter aufzuhalten, natürlich sind wir zum  Scheitern verurteilt.  So wie das Alter werden Krankheiten als ein Übel angesehen, das wir am besten ignorieren, werden an Ärzte, an Kliniken überlassen, so als ob Krankheiten nicht mit uns selbst etwas zu tun hätten, - und  unser eigenes Verfallsdatum, das wir sonst immer im  Supermarkt bei unseren Lebensmitteln sorgfältig prüfen, wird geflissentlich übersehen.  Die Gesellschaft sieht das Alter wie eine Krankheit, am besten werden die Alten versteckt, in dafür eigens geschaffene Heime, damit wir nicht an das Alter erinnert werden - Das hohe Ansehen, das die  Alten in den frühen Zivilisationen genossen haben, ist wie so manches in Vergessenheit geraten. -  Dabei gewinnen wir gerade im Alter  die Zeit, die wir in jungen Jahren nicht hatten,  um uns selbst zu sehen.  Der Tag  bleibt  viel öfter stehen, wir haben mehr Zeit für uns selbst, unser Blick richtet sich mehr nach innen, als nach aussen. Vielleicht erkennen wir erst jetzt,  welches Wunderwerk unserer eigener Körper ist,  und welche Kraft  noch immer, wie am ersten Tag , in uns anwesend ist, und  uns dieses volle Leben geschenkt hat. - Und vielleicht fragen wir uns auch, was es ist, das uns zu dieser Bewunderung fähig macht?  Ist  das unserer Verstand,  oder ist da vielleicht noch etwas  in uns, das sich diese Frage stellt?  Endlich finden wir im Alter die Zeit , um uns solche Fragen zu stellen, denn jetzt können wir die Tage anhalten, die früher wie im Fluge verstrichen sind,  wir sind endlich im Alter bei uns selbst angekommen. Und wenn wir jetzt nicht unser Leben mit sinnlosen Beschäftigungen füllen,  dann können wir  jetzt   unseren Blick nach innen richten,  weg von der Oberfläche, die uns unser ganzes Leben so stark beschäftigt hat, einen Blick in die Tiefe von uns selbst,  in das , was uns die ganzen Jahre begleitet hat, und dessen Dimension  von uns nicht wahrgenommen wurde,  in das was uns erfüllt und uns zu dem macht, was wir sind:  Wir nehmen endlich das  Wunder des Lebens in uns wahr.   Da ist nicht eine andere Person, die wir in der Tiefe von uns selbst erblicken,  wir sind selbst diese Person, die wir unser Leben nennen,  zwei in eins,   unser  physischer und unser geistiger Körper,  der eine ohne den anderen nicht denkbar.  - Vielleicht haben wir als alte Menschen in der Welt unsere Bedeutung verloren, aber wenn wir unsere andere Dimension, unser eigentliches Leben in uns  entdecken, dann fangen wir an, uns innerlich  zu verändern.  Neben den äusserlichen Verfall tritt jetzt eine Qualität der Tiefe, und aus dieser  Tiefe  fängt das Leben an, nach aussen zu treten. Das was immer da war, wird  sichtbarer. Das Leben wird sichtbarer, das was wir wirklich sind.  -  Das ist das wunderbare am Alter, wenn sich das Leben vollendet:  Wir erkennen, dass unser Leben aus der Tiefe des Seins kommt und  ganz in die Welt hinaus strebt, wo wir vergessen, woher wir kommen und sich dann zurück wendet, bis an seinen Ursprung, an seine Quelle. Ein ganzes Leben haben wir gebraucht, an diese Quelle zurückzufinden, erst jetzt sind wir angelangt, dort wo wir schon immer waren. Es ist die Geschichte vom verlorenen Sohn, der in sein Vaterhaus zurückkehrt.


Mittwoch, 9. März 2022

Das Reich der Finsternis

Wir scheinen immer wieder die alte Weisheit zu vergessen:  «Wenn Du den Frieden bewahren willst, dann bereite den Krieg vor.» Kaum haben wir eine Zeit des Friedens gehabt, schon droht wieder ein Krieg. Die meisten Länder haben in meinem Leben Krieg erlebt. Immer wieder gelingt es Egomanen die Macht zu ergreifen, und sie sind nicht damit zufrieden, das eigene Volk zu beherrschen, sie müssen auch andere Völker überfallen und unter ihr Szepter zwingen. Die Menschheit hat sich die Demokratie erdacht, um den Machtmissbrauch zu verhindern. In den alten Ländern, in denen Demokratie zur Selbstverständlichkeit wurde, ist Machtmissbrauch so gut wie unmöglich geworden. In Ländern in denen noch Strukturen von Angst und Schrecken über Jahrhunderte die Menschen geformt haben, gelingt es noch immer verbrecherischen Cliquen, die Macht an sich zu reissen und sich die Menschen untertan zu machen. Einzelne Länder wie  Russland, Syrien,  Länder Afrikas, Asiens  werden noch immer von Despoten regiert, die Angst und Terror als Mittel der Unterwerfung verwenden. Nicht die Länder die unter dem Joch von Wenigen stehen sind das Reich  der Finsternis, sondern es sind die Wenigen,  die die Macht an sich gerissen haben, die im Reich der Finsternis leben. Es sind die Tyrannen und Oligarchen dieser Welt, die  wie Anachronismen  in der heutigen Zeit wirken. Viele sagen, Demokratie sei schwach, wenig geeignet, der Tyrannenherrschaft zu begegnen.  Wenn wir uns aber umsehen, sind die Demokratien mit all ihren Schwächen, zur mächtigsten Macht geworden.   Das Volk, das selbst seine Herrscher wählen konnte, hat seine Länder zu den wichtigsten der Welt gemacht. Für Demokratie lohnt es sich zu kämpfen,  es sichert den Menschen ein Leben in Freiheit, und nur in Freiheit kann sich der Mensch entfalten.  In das Reich der Despoten und Oligarchen dringt nicht das Licht der Freiheit, sie errichten Wälle, um sich und um die Menschen die sie beherrschen wollen.  Hinter diesen Wällen herrscht die Finsternis. Eine der wichtigsten Aufgaben der Menschheit besteht im Niederreissen dieser Wälle. Es gibt Zeichen, dass die Menschheit dies begriffen hat. 

Dienstag, 8. März 2022

Geschenke des Lebens

Wenn wir geboren werden erhalten wir vom Leben die Geschenke Zeit, Verstand und Welt .  Am Ende unseres Lebens machen wir eine Bestandsaufnahme.  Wo sind unsere Geschenke geblieben, was haben wir mit unseren Geschenken gemacht? Von der Zeit ist nichts geblieben, es gibt keine Zukunft mehr, die Vergangenheit scheint nur das zu sein, was noch in unserem Gedächtnis gespeichert ist, und mit unserem Tod verschwindet auch noch dieser Rest. Uns bleibt nur noch die Gegenwart und jetzt, im Alter,  sind wir endlich in der Gegenwart angelangt und  erst jetzt  bleibt die Zeit stehen und jeder Augenblick wird der beste in unserem Leben. -  Und was ist von unserem denkenden Verstand übriggeblieben. In unserer Jugend haben wir das Wissen der Schulen und Universitäten bewundert und danach gestrebt, so viel wie möglich vom Wissen dieser Welt zu erlangen. Und im Alter bemerken wir, wie wenig wir wissen,  selbst die kühnsten Forschungen und Entwicklungen bedeuten nur kleinste Bruchteile im Gesamtgeschehen des Kosmos. -  Aber das Geschenk der Welt an uns,  unser Verstand und unser Wissen, hat das nichts bedeutet, haben wir es nicht zu Rang und  Namen gebracht, waren wir nicht wer,  in der Welt in der wir lebten? Sollte das alles hinfällig sein, wenn wir die Welt verlassen? -  Und erst jetzt fällt uns auf, wir haben unser Leben noch gar nicht als Geschenk erwähnt, ist das Leben so selbstverständlich, dass wir es gar nicht wahr nehmen?  Ist nicht alles um uns und auch wir selbst Leben, und warum erkennen wir das Leben nicht?  Meister Eckhart, ein grosser Lehrer des 12. Jahrhunderts  hat diese Frage beantwortet : Weil die Zeit den Blick auf das Leben verstellt, und natürlich der Verstand, der die Zeit geschaffen hat und unsere Vorstellung von Welt. -  Er nennt das Leben Gott, ein Wort, was wir nur ungern in den Mund nehmen, so sehr ist es im Laufe der Jahrhunderte missbraucht worden. Unser kleiner Verstand, der vom Leben geschaffen wurde, kann das Leben nicht erkennen, weil das was ihn erschuf , das Leben, zu gross und umfassend ist, als dass er es begreifen könnte. - Und  so blicken wir auf diese Welt, die nur ein Sandkorn der Schöpfung ist und auf unser Wissen, das kaum etwas begreift und die Sekunde Zeit, die uns von der Ewigkeit eingeräumt wurde und versuchen den Vorhang zu lüpfen, der uns die Ewigkeit verbirgt. Und doch ist da etwas in uns, das uns die Geschenke des Lebens wahrnehmen lässt, es ist das was uns ausmacht und erfüllt, das uns so geschaffen hat wie wir sind, und das wir wahrnehmen können weil wir es sind, es ist das Leben selbst, das grösste Geschenk der Natur an uns.

Samstag, 5. März 2022

Traumata

Vielleicht begreift die Welt nicht, warum Deutschland so zögerlich ist, sich mit militärischen Mitteln  am Schutz bedrohter Völker zu beteiligen.  Deutschland ist ein traumatisiertes Land.  Verletzungen die kollektiv  über Generationen von seiner Bevölkerung weitergegeben werden. Deutschland ist Täter und Opfer zugleich. Wir Älteren  erinnern uns noch an die Väter die aus dem Krieg und Gefangenschaft zurückkehrten.  Sie haben über das was sie erlebten kaum gesprochen.  Zuerst von einer verbrecherischen Regierung gezwungen sich an einem Vernichtungsfeldzug zu beteiligen, und dann in Gefangenschaft zum Opfer des Krieges zu werden. Täter und Opfer in einem,  eine doppelte Verletzung,  deren Wunden in einem Leben kaum zu heilen sind. Die Russen, die Ukrainer, die jüdischen Bevölkerung,  sie alle  erlebten Verletzungen,  körperliche und  seelische Traumata,  die von Generation zu Generation weitergegeben werden. Die jungen Menschen, die heute  in den Panzern sitzen und  von ihren   Regierungen  zu Tätern gemacht werden, sind zugleich Opfer, die für den Rest ihres Lebens  nicht vergessen werden, zu was sie gezwungen wurden. Wenn wir aber aus unserer eigenen Geschichte etwas gelernt haben müssten,  dann  nicht wegzusehen, wenn andere Völker  in ihrer Freiheit und ihrem Leben bedroht werden. Die Befreiung aus der eigenen Täter- und Opferrolle kann nur erfolgen, indem wir aktiv anderen helfen, nur das kann Heilung von unserem eigenen kollektiven Schmerz bringen,  es ist wie in der Homöopathie – Gleiches kann nur durch Gleiches geheilt werden -  das scheint endlich auch von den Regierenden begriffen zu sein. Wenn wir wegsehen und glauben, es ginge uns nichts an, wenn  verbrecherische Regime ihre eigene Bevölkerung verfolgen und andere Länder überfallen, werden wir zu Mittätern,  kaum besser als die eigentlich Verantwortlichen.  Unser eigenes  geschichtliches Traumata werden wir nur überwinden, wenn wir uns aktiv in  den Schutz von Freiheit und Unversehrtheit unserer Nachbarn einbringen.  Wenn wir jetzt Zeichen eines Umdenkens in unserem Land sehen, lässt es  hoffen, dass ein Erwachen  aus unserem  trägen Selbstmitleid  erfolgt. Es wäre höchste Zeit


Donnerstag, 3. März 2022

Das kollektive Gedächtnis der Völker - Der Holodomor in der Ukraine

Vielleicht fragen sich Viele, woher der kollektive Widerstand des ukrainischen Volkes kommt, der trotz der  Überlegenheit der russischen Waffensysteme, sich einer Besetzung entgegenstemmt.  Es ist kaum anzunehmen, dass irgendeiner unserer Politiker sich mit der Geschichte der Ukraine beschäftigt hat, mit der Bedeutung die dies Land für alle slawischen Völker hat.  Kiew ist das Zentrum der slawischen Christianisierung gewesen. Das Zentrum der Orthodoxie mit seinen uralten Klöstern und Kirchen,  eigentlicher Sitz des Metropoliten, nach dem Fall von Byzanz.  Von dort zogen Kyrill und Method  nach Norden, um die slawischen Völker zu christianisieren. Moskau war da noch Sitz der Tartaren Herrscher, und  erst in den folgenden Jahrhunderten verschob sich die politische Bedeutung des Slawentums nach Norden. Im Bewusstsein der Ukraine, sind sie es, die Träger der christlichen slawischen  Kultur sind. Es waren sie, wie der Name U kraine  sagt, die am Rande, an der Grenze der Slawengebiete lagen , die das Land vor den Einfällen der Turkvölker schützen mussten. - Mit der zunehmenden Bedeutung  Moskaus hat die Ukraine nur schlechte Erfahrungen gehabt. Die ursprünglich freien Völker der Ukraine wurden  in Fürstentümer aufgeteilt,  teilweise in Leibeigenschaft gebracht  und verloren ihren Status als freie Bauern. Der Ostteil der Ukraine gehörte politisch zu Moskau, der Westteil zu Österreich. Die  grösste Leidenszeit des Volkes begann aber nach dem 1. Weltkrieg.  Die von Russland annektierten Teile wurden ab 1929 der Zwangskollektivierung unterworfen, die Bauern wurden, soweit sie nicht sich freiwillig kollektivieren liessen, in Lager nach Sibirien deportiert (Entkulakisierung).  Wegen des erheblichen Widerstandes  in der Bauernschaft beschloss die Parteiregierung in Moskau 1932  den Widerstand der Bauern endgültig zu brechen. Es wurde die Konfiszierung sämtlicher Lebensmittel verordnet und die Bevölkerung dem Hungertod überlassen. Wer Widerstand leistete, wurde erschossen. Die Grenzen der Ukraine wurden geschlossen, keiner durfte das Land verlassen. Drei bis 5 Millionen Ukrainer  fielen dem Holodomor (Hungertod) zum Opfer.  In Literatur und Filmen wird beschrieben, wie in den Dörfern kein Hund und keine Katze mehr am Leben war, und die Toten in dem eisigen Winter nicht mehr bestattet werden konnten. Vielfach haben die Menschen nur durch Kannibalismus überleben können. Für die Ukraine verbindet sich mit den Herrschern in Moskau die Erinnerung an  Schreckensherrschaft,  Tod und Leiden.  Es sind nicht die Menschen, die sich als Russen und Ukrainer fremd sind.  Sie sprechen die gleiche Sprache  und im Westen des Landes das Ukrainische, das dem Russischen eng verwandt ist.  Es sind die schrecklichen Erfahrungen, die  die Ukrainer mit den Herrschern in Moskau gehabt haben. Wenn die Ukraine von  der Regierung in Moskau wieder überfallen wird, dann stehen den Menschen die Bilder vor Augen,  welche Leiden ihre Grosseltern  unter der Herrschaft Moskaus erdulden mussten. In Kiew  steht die Skulptur eines kleinen verhungerten Mädchens. Es weist den Weg auf  ein Museum, das dem Hungertod gewidmet ist.  Es sind die Bilder dieser Zeit, die sich in das kollektive Gedächtnis dieses freiheitsliebenden Volkes der Ukrainer eingebrannt haben,  das nie wieder unter der Herrschaft Moskaus leben möchte.