Samstag, 5. März 2022

Traumata

Vielleicht begreift die Welt nicht, warum Deutschland so zögerlich ist, sich mit militärischen Mitteln  am Schutz bedrohter Völker zu beteiligen.  Deutschland ist ein traumatisiertes Land.  Verletzungen die kollektiv  über Generationen von seiner Bevölkerung weitergegeben werden. Deutschland ist Täter und Opfer zugleich. Wir Älteren  erinnern uns noch an die Väter die aus dem Krieg und Gefangenschaft zurückkehrten.  Sie haben über das was sie erlebten kaum gesprochen.  Zuerst von einer verbrecherischen Regierung gezwungen sich an einem Vernichtungsfeldzug zu beteiligen, und dann in Gefangenschaft zum Opfer des Krieges zu werden. Täter und Opfer in einem,  eine doppelte Verletzung,  deren Wunden in einem Leben kaum zu heilen sind. Die Russen, die Ukrainer, die jüdischen Bevölkerung,  sie alle  erlebten Verletzungen,  körperliche und  seelische Traumata,  die von Generation zu Generation weitergegeben werden. Die jungen Menschen, die heute  in den Panzern sitzen und  von ihren   Regierungen  zu Tätern gemacht werden, sind zugleich Opfer, die für den Rest ihres Lebens  nicht vergessen werden, zu was sie gezwungen wurden. Wenn wir aber aus unserer eigenen Geschichte etwas gelernt haben müssten,  dann  nicht wegzusehen, wenn andere Völker  in ihrer Freiheit und ihrem Leben bedroht werden. Die Befreiung aus der eigenen Täter- und Opferrolle kann nur erfolgen, indem wir aktiv anderen helfen, nur das kann Heilung von unserem eigenen kollektiven Schmerz bringen,  es ist wie in der Homöopathie – Gleiches kann nur durch Gleiches geheilt werden -  das scheint endlich auch von den Regierenden begriffen zu sein. Wenn wir wegsehen und glauben, es ginge uns nichts an, wenn  verbrecherische Regime ihre eigene Bevölkerung verfolgen und andere Länder überfallen, werden wir zu Mittätern,  kaum besser als die eigentlich Verantwortlichen.  Unser eigenes  geschichtliches Traumata werden wir nur überwinden, wenn wir uns aktiv in  den Schutz von Freiheit und Unversehrtheit unserer Nachbarn einbringen.  Wenn wir jetzt Zeichen eines Umdenkens in unserem Land sehen, lässt es  hoffen, dass ein Erwachen  aus unserem  trägen Selbstmitleid  erfolgt. Es wäre höchste Zeit


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