Sonntag, 19. Mai 2024

Wut und Hass

Wenn wir morgens die Zeitung lesen, dann sehen wir überall auf der Welt Wut und Hass.  Es sind Menschen die im Wahn ihrer Sinne leben.  Machthaber, die den Wahn ihrer Väter noch in sich tragen und von Imperien träumen, die längst vergangenen Zeiten angehören,  religiöse Eiferer, die  ihre Religion als Herrschaftsinstrument einsetzen, junge Menschen, die glauben mit Wut und Hass die Welt verändern zu können.  Wut und Hass gegen die Andersdenkenden, Andersgläubigen, andere Völker und Rassen. In Europa glaubten wir, die Zeiten von Wut und Hass hinter uns gelassen zu haben. Jetzt erwachen Wut und Hass zu neuem Leben. -  Als Kinder werden wir in allen Völkern in Liebe und Güte erzogen.  Liebe und Güte sind die Urkräfte des Lebens, sie ermöglichen überhaupt die Menschheit.  Erst nach der Kindheit treten Wut und Hass in unser Leben.  Wut und Hass sind der Gegenpol zu Güte und Liebe.  Wut und Hass vernichten das Leben,  und auch die Träger von Wut und Hass.    Es ist eine Krankheit, ein Krebs der durch  die Menschen seine Metastasen sät.  Unheilbar lautet die Diagnose.  Wenn eine Heilung nicht möglich ist, muss der Krebs herausgeschnitten werden.  Das gilt auch für Wut und Hass. Wo immer er ein Volk vergiftet, hilft nur eine schmerzhafte Operation durch den gesunden Teil der Menschheit . Wenn die Menschheit glaubt, durch Nichtstun  Wut und  Hass zu besiegen, dann wird der Schaden immer grösser, die Krankheit breitet sich aus und ergreift immer weitere Teile der Menschheit.  – Das Gegenteil von Wut und Hass  ist Güte und Liebe. So wie Wut und Hass die Menschen in die Dunkelheit der Vernichtung  führt, so zeigen uns Liebe und Güte den Weg in das Licht. Nur im Licht ist Leben möglich. Der Weg, den wir als Menschen einschlagen, wenn wir die Kindheit verlassen, entscheidet über unser Schicksal, wir bleiben im   Licht des Lebens oder stürzen ab, in die Dunkelheit. – Im Mythos des gefallenen Engels (Lucifer) wird das Schicksal des Menschen beschrieben, der als Träger des Lichts geboren  wird und auf seinem Wege abstürzt in die Dunkelheit.  -  Ein Grossteil der Menschheit  lebt ein Leben im Dunkel der eigenen Vorstellungen,   im Glauben an das eigene Selbst.   Nur in einer Welt, in der Menschen an die Materie glauben und  die Welt des Geistes nicht sehen wollen, können Wut und Hass entstehen. Auslöser kann alles sein,   die ungleiche Verteilung der Güter dieser Welt, die unterschiedlichen Religionen, Hautfarben,  jede Form von materiellen und geistigen Vorstellungen.  Es ist eine arme und dunkle Welt,  in der Neid , Hass und Wut regieren, in der kein Licht in die Dunkelheit dringt.

Sonntag, 12. Mai 2024

Lebenswelten

Wahrscheinlich haben die meisten Menschen eine klare Vorstellung, was ihre Lebenswelt ist. Es ist die Welt, wie ihre Sinne sie wahrnehmen.  Sie vergessen aber, dass jeder Mensch  seine eigene Wahrnehmung von Welt  hat, und  dass es in den Welten der Anderen ganz anders aussehen kann, als in unserer eigenen.  – So leben Kinder  noch in einer Traumwelt von Phantasie, in der Spielzeuge zu einer realen Welt werden,  kleine Mädchen zu Müttern  und Jungen zu Piraten und Helden. Die Welt der Kinder ist nicht weniger real, als die der Erwachsenen.  Die Welt des Landwirts oder des Försters, ist eine andere Welt, als die des Stadtmenschen. Wir kennen die Welt der Musik, die Welt der Künstler, die ihre Werke bereits erschaffen haben, bevor sie physisch sichtbar sind. Gerade  wird an Beethoven erinnert, der vor 200 Jahren seine  9. Symphonie schuf, obwohl sein Gehör ihn schon verlassen hatte. Die Dichter und Schriftsteller, die Philosophen,  und Wissenschaftler, deren Werke in ihren eigenen Welten  entstanden sind.  Die Welt eines Zimmermanns, der seine Arbeit liebt, ist eine andere Welt, als die eines Bankers. Aber auch Tiere, Pflanzen und alle Erscheinungen der Schöpfung haben ihre eigenen Welten. Die Welt der Tiere  ist ganz anders, als die Welt des Menschen. Man stelle sich die Welt der Ameise vor, die nur die Welt in und um den Ameisenhaufen kennt, das Reh, das nur den Wald sieht, die Wiese und seine Feinde, wie Fuchs und Wolf.  Für die Pflanzen ist der Boden, in dem sie wachsen, Sonne und Regen, die Welt ihrer Wahrnehmung. -  Es sind nicht nur Welten des Verstandes, es sind auch Welten der Sinne. - Nur der Mensch kann sich auch in andere Lebenswelten hineindenken, und ganze Wissenszweige sind aus den verschiedenen Lebenswelten entstanden.  Oft genügt uns nicht eine Welt, in der wir gerade leben, wir möchten auch die andere Welten kennenlernen. - In den grossen Entwicklungsromanen  geht der Mensch durch diese Welten, um am Ende zu erkennen, dass in allen Welten, die er durchmessen hat, die gleichen Gesetze des Lebens gelten. Ob Mensch oder Natur, wir sind alle aus der Ewigkeit geboren und kehren immer in die Ewigkeit zurück, in die Gesamtheit, in der die Leben von Welt und Nichtwelt zusammenfliessen.  

Sonntag, 5. Mai 2024

Die Übernahme von Verantwortung

Wittgenstein hätte seine Freude an dem Wort  «Verantwortung».  Nicht nur in unserer Lebenszeit verändert es ständig seine Bedeutung, sondern auch in Generationen ging die Menschheit in unserer Kultur und in den Kulturen der Welt, immer unterschiedlich mit Verantwortung um.  

Wenn  wir Kinder sind, tragen unsere Eltern die Verantwortung für uns, die Verantwortung betrifft uns noch nicht.  Zu den wichtigsten Aufgaben der Eltern gehört es, den Kindern langsam Eigenverantwortung zu übertragen.  Verantwortung zu übernehmen, setzt die Fähigkeit voraus, die Folgen des eigenen Handelns einschätzen zu können.  Ab wann kann ein Kind einschätzen, wie hoch das Risiko ist, auf einen Baum zu klettern?  Eltern können das nur schwer einschätzen und müssen ein  Risiko in Kauf nehmen, dass sich das Kind wehtut, nur so lernt es Risiken zu beurteilen. Das gilt für alle Bereiche des Lebens, in denen sich Kinder bewegen.  Langsam lernt das Kind von den Eltern, Eigenverantwortung zu übernehmen. Die Eigenverantwortung ist ein weites Feld. Sie betrifft Ausbildung,  gesundes Leben, Nutzung der angeborenen Talente, einfach alles, was den Menschen betrifft. In der Jugend sind wir noch begierig, alles aufzunehmen, um verantwortungsbewusste  Erwachsene zu werden.  Bei Erwachsenen lässt dieses Verantwortungsbewusstsein oft nach. Wir gehen nachlässig mit uns um,  vernachlässigen unseren Körper und unseren Geist.  Was auf der körperlichen Ebene stattfindet, spiegelt sich auch in der geistigen Entwicklung wider.  Mit dem Ende  der schulischen Ausbildung setzt auch die Verantwortungslosigkeit gegenüber unseren geistigen Fähigkeiten ein.  Ein Grossteil der Menschheit überlässt den Anderen  die Verantwortung für ihr Leben, dem Staat, den Schulen und den Vorgesetzten.

Von der Eigenverantwortung zur Fremdverantwortung ist es nur ein kleiner Schritt. Am natürlichsten ist dieser Schritt, in dem Augenblick, in dem wir Eltern werden. Die Familie hilft uns, Verantwortung zu übernehmen . Wenn wir das Wort Verantwortung  als Wegweiser für uns selbst betrachten, fällt uns auf, dass in fast allen westlichen  Sprachen  das Wort  «antworten» in Verantwortung enthalten ist, zB «respondere»  in  «responsibility».  Es scheint, als ob wir mit der Übernahme von Verantwortung  eine Antwort geben, oder eine Antwort erhalten. Nur der Mensch kennt Verantwortung, gegenüber seinem Selbst, den Anderen,  Tieren und Pflanzen und  dem Planeten gegenüber.  Wenn der Mensch dieser Verantwortung   nicht gerecht wird, antwortet die Natur mit Veränderung in der Schöpfung,  mit  dem Aussterben von Tieren und Pflanzen,  mit Veränderung in Natur und  Klima. Ist das die  Antwort der Natur auf fehlende Verantwortung?  Oder ist die Antwort im Leben selbst zu suchen, im verantwortungsbewussten Handeln?   Wenn wir in der Einheit mit der Schöpfung  leben, antwortet uns die Schöpfung,  sie offenbart sich in ihrer Gesamtheit, in ihrer unermesslichen Fülle, in ihrer Schönheit. Der  Schritt in  die Verantwortungslosigkeit  aber bedeutet,  -  wir verlieren die Schöpfung  und damit den Zugang  zu unserem Leben. Es ist nur ein kleiner Schritt in die Verantwortung und in die Fülle  des Lebens, und ein kleiner Schritt in die Verantwortungslosigkeit.  Es ist eine Entscheidung zwischen Leben und Tod.  Das ist für mich die Antwort, die wir versteckt im Wort Verantwortung finden, eine Entscheidung, die unser Leben bestimmt.