Mittwoch, 29. Dezember 2021

Leben in Gefängnissen

Kürzlich las ich ein Interview  mit dem chinesischen Künstler Weiwei. In seiner Kindheit lebte er mit seinem Vater, einem bekannten chinesischen Dichter in einem Erdloch eines Lagers zur Umerziehung. Aber ihren unabhängigen Geist konnte der Staat nicht brechen. - In den meisten totalitären Regimen, sitzen die Gegner in Gefängnissen und Lagern, als ob man dadurch den menschlichen Geist brechen könnte. Am Ende zerfallen  alle Regime, die sich gegen den Menschen richten. -  Noch viel mehr Menschen sitzen in selbst errichteten Gefängnissen. Sie sind in Dogmen gefangen, Religionen, Sitten, Gebräuchen, alles Gefängnisse, denen sie nur schwer entfliehen können. Aber auch was heute als Wissenschaft, als Philosophie, als Zeitgeist,  was an Universitäten und Schulen gelehrt wird , kommt mir oft  als Gefängnis vor,  als Mauern, die in unserem Kopf errichtet werden und verhindern, dass wir hinter diese Mauern blicken können. Es liegt daran, dass wir an unseren Verstand und an die Gedanken glauben, die in unserem Kopf entstehen und  Gedanken, die ignorieren, dass neben der Welt der Sinne,  unzählige andere Welten existieren, die sie nicht zur Kenntnis nehmen, sie sogar achtlos zerstören. Es sind die Welten der anderen Lebewesen, der Tiere, der Pflanzen, Insekten, Bakterien und Viren, unendlich viele Welten, allein auf diesem Globus. Und wer blickt schon in die Welt des ewigen Raums, dessen Bestandteil wir sind, wer sieht das Leben in Allem was uns umgibt ? Unser menschlicher Verstand will einfach nicht wahrhaben, dass er in einem Käfig seines Verstandes lebt, einem Käfig, dem er kaum entrinnen kann. Erst wenn es uns gelingt, durch die Gitterstäbe  des Käfigs  zu blicken, die scheinbar unsere Welt begrenzen, können wir das sehen was jenseits des Käfigs unseres Verstandes liegt, erst dann brechen wir aus unserem Gefängnis aus und vor uns liegt das Land der unbegrenzten Möglichkeiten, die Unendlichkeit, unsere wahre Heimat, dort wo der Dichter seine Worte findet,  der Künstler die Materie überwindet und das ewig Seiende in sein Werk fliesst,  dort wo wir wirklich zu Hause sind, jenseits unserer irdischen Gefängnissse,   jenseits aller Mauern unserer Gedanken.  Rilke hat das in die Worte gefasst:  «Nur manchmal schiebt der Vorhang der Pupille sich lautlos auf.-  Dann geht ein Blick hinein, geht durch der Glieder angespannte Stille - und hört im Herzen auf zu sein.»  Unser Herz verbindet sich in diesen seltenen Augenblicken der Klarsicht,  mit dem, was hinter den Stäben unseres mentalen Gefängnisses liegt, es ist  das, was der Kleine Prinz – «als mit dem Herzen sehen» - nennt. Gerade die Menschen, die den mentalen Gefängnissen des Verstandes entrinnen, und die Wahrheiten des Lebens erkennen, sind für die Herrscher dieser Welt unerträglich. Noch unerträglicher aber sind die Mauern die wir selbst in unserem Kopf errichten und die  uns in Gefängnissen leben lassen.

Samstag, 25. Dezember 2021

Was mir Weihnachten bedeutet

Von allen Festen des Jahres ist Weihnachten mir das Wichtigste. Wir kommen zusammen mit unseren Familien und wir feiern die Geburt des Kindes, des neuen  Lebens. Vielleicht ist nicht allen klar, was das bedeutet.  In der Geburt des Kindes wird zugleich die Geburt des Lebens gefeiert. Das Menschenkind Jesus wird geboren, und zugleich das Gotteskind Christus, ein Kind mit 2 Naturen, ganz aus dieser Welt und ganz aus Ewigkeit bestehend, ganz aus Endlichkeit und ganz aus ewigem Leben.  Und keine dieser 2 Naturen kann ohne die andere sein, denn die Natur Welt besteht nur, weil das Leben sie gerufen hat -  und die Ewigkeit, Gott, braucht  die Welt, um sich selbst wahrzunehmen, denn das Unendliche kann sich nur wahrnehmen, wenn es das Endliche gibt.  Das ewige Nichts hat die Welt geschaffen, um sich selbst zu erkennen. In jedem neuen Leben erkennt sich das Ewige aufs Neue. So wie die Welt geboren  wurde und alles Leben auf dieser Welt, so wird heute dieses Kind geboren, das für die endliche Welt und für das ewige Alles  steht,   ganz aus dem Menschen geboren und ganz  aus der Ewigkeit heraus entstanden. Der Mensch Jesus war Geburt und Tod unterworfen, die göttliche Natur Christus aber kommt aus der Ewigkeit und kehrt in die Ewigkeit zurück.  Und wenn wir am Weihnachtsabend die Geburt des Kindes feiern, dann verstehen wir, dass wir es selbst sind, die gemeint sind,  ganz von dieser Welt kommend, und ganz aus der Ewigkeit geboren, und wir erinnern uns, woher wir kommen und wohin wir gehen. An diesem Weihnachtsabend fällt die Welt von uns ab und wir erkennen uns in dem Kind, dessen Geburt wir feiern, es sind wir selbst die das Licht der Welt erblicken, ganz von dieser Welt und doch aus Ewigkeit bestehend, erleben wir das Wunder des Lebens.

Donnerstag, 23. Dezember 2021

Keine Zeit haben

Gerade in den vorweihnachtlichen Tagen sind die Menschen um mich gehetzt, oder wie es heute  heisst, durchgetaktet.  Sie versuchen in kurzer Zeit alles zu erledigen, alle Freunde und Bekannte zu sehen, so als ob morgen diese Welt nicht mehr da wäre.  Dabei sollte gerade Weihnachten eine Zeit sein, in der die Zeit von uns abfällt, wir nicht mehr unter Zwängen stehen, mit Ausnahme unserer engsten Familie keiner mehr von Wichtigkeit ist. Es ist die Zeit in der wir uns in unser Haus zurückziehen, nur noch unsere engste Familie sehen, eine Zeit, in der die Hektik des täglichen Alltags von uns abfällt und Frieden in uns einkehrt.  Nichts ist mehr wichtig, nicht der Beruf, nicht die Freunde, nicht der Alltag und nicht die Geschenke.  Zeit sollte keine Bedeutung mehr haben- wir sollten keine Zeit mehr haben.  Ein ruhiges Gespräch vor dem Kamin mit den Menschen, die uns etwas bedeuten, unsere Kinder um uns haben, unsere Eltern, die wir vielleicht schon lange nicht gesehen haben, die aber so wichtig für unser ganzes Leben sind.  Vor  Allem sollten wir in diesen Tagen zu uns selbst finden, Ruhe in uns einkehren lassen, die  Geburt des Kindes in uns selber feiern, uns daran erinnern, dass wir nur sind, weil sich das Licht und das Leben in uns manifestiert hat. Das sollte Weihnachten sein,  Ruhe kennt keine Zeit,  Weihnachten hat keine Zeit,  weil in diesen Tagen die Welt zum Stillstand kommt , und   das Leben in uns neu geboren wird. Deshalb liebe ich Weihnachten, weil die Zeit von mir abfällt  und ich im Kreis meiner Lieben die Geburt des Lichts und des Lebens feiere.

Gespräche am Kamin

Abends am Kamin, wenn die Hektik des Tages abfällt von uns. Wir sitzen mit unseren Freunden und Familie. Wir hören Gespräche, beteiligen uns, wir sehen die Menschen, die wir so lange kennen. Wir fragen uns, was sehen wir, was hören wir?  Sehen wir wirklich andere, oder sehen wir die anderen nur, weil wir selbst da sind, wenn wir nicht anwesend wären, dann wären  die anderen ja für mich auch nicht anwesend?  Es scheint fast, dass die Anderen ein Teil von uns selbst wären, dass wir auch die Anderen wären, die ohne uns nicht wären. - Und wir sagen Worte und hören Worte, und jeder hört nur die Worte, die er hören kann, das was nicht ein Teil von ihm ist, kann in ihn nicht eindringen. Das was wir vom anderen verstehen ist schon als Teil in uns selbst vorhanden, sonst könnten wir es nicht verstehen. Das Bild, das wir uns vom Anderen machen, ist ein Bild, das nur wir sehen. Jeder sieht den Anderen anders, jeder sieht  und hört etwas anderes. Und so sitze ich vor dem Kamin und überlege, ob der Andere neben mir nur dort ist, weil ich hier bin, der Andere  ein Teil von mir ist, weil er ohne mich nicht da wäre, wir vielleicht eine Person sind, vielleicht ein Spiegel von uns selbst?  Die Ameise kann uns nicht sehen, weil wir nicht ein  Teil ihrer Welt sind, und auch die Fliege nicht. Und ich selber kann nur das sehen, was ich selber bin. Das was ich sehen und hören kann, bin ich selbst und wenn der andere spricht, dann kann ich nur das hören, was in mir vorhanden ist. Und das was ich hier schreibe, versteht nur, wer in sich das gleiche verspürt. Das was aussen getrennt erscheint, ist eins, wenn ich es genau überlege. Das was um mich ist, bin ich selbst, sonst könnte ich es nicht wahrnehmen. Wenn wir uns sehen und verstehen können, dann wird das Du zum Ich. - Es ist schon etwas Besonderes, vor dem Kamin zu sitzen und etwas über die Welt zu lernen.


Sonntag, 19. Dezember 2021

Weihnachten 2021

Weihnachten 2021 steht vor der Tür.  Unser guter Stern hat uns nicht nur sicher durch das  Corona - Jahr geführt,  und jetzt beginnt er hell zu leuchten und sendet sein Licht in unsere Häuser, wenn Heiligabend anbricht.  Die Kinder strahlen das Licht zurück, wenn sie sich um den Weihnachtsbaum versammeln.  Es ist der Tag der Geschenke, und das grösste Geschenk ist die Wärme und Liebe,  die wir Weihnachten von unseren Kindern und Lieben erfahren,  geben und zurückerhalten. Weihnachten feiern wir die Geburt, den  Neubeginn des Lebens,   die Kinder voller Neugier auf das Leben das vor ihnen liegt,   die Erwachsenen lassen das Alte Jahr hinter sich, um Neues zu wagen und für die Älteren von uns, ist Weihnachten die Zeit des Wandels, das früher Wichtige wird  unwichtig, das Gewesene bleibt zurück und weicht dem Neubeginn.

Jedes Weihnachten habe ich immer anders erlebt, jedes Mal habe ich neue Bedeutungen gesehen. Der Stern, der mich durch mein Leben begleitet hat, und der mich, und ich ihn, niemals aus den Augen verloren hat. Der Stern war mein innerer Kompass, an dem ich mich orientiert habe. Der Stall in dem neues Leben geboren wird, ist mein Herz, in dem das Licht  des Lebens eintritt.  Und die Geburt des Kindes,  ist das Neue das immer wieder in mir entsteht.  Das Alte liegt hinter mir und der Blick geht nicht zurück.  Jedes Weihnachten, wenn das Licht aufs Neue geboren wird, heisst es Neues wagen, nicht am Alten festhalten, denn Leben heisst ewiger Wandel,  nur wenn wir uns immer wieder neu erfinden, bleiben wir lebendig. Das gilt für jeden Einzelnen von uns, das gilt für Familien und für ganze Völker.  Nur der Wandel, oder Disruption,  wie es heute heisst,  sichert unser Leben in dieser Welt.  Die Zeiten von Seuchen, Klimaänderung und Völkerwanderungen weisen darauf hin, dass wir es versäumt haben, uns ständig in Frage zu stellen, wir haben nicht genug  Neues  gewagt.  Es ist nicht das Gelingen, das gefragt ist, es ist das Wagen.  Auf meinem Weg durch die Welt habe ich vieles gewagt, manches ist gelungen, anderes nicht.  Weihnachten erinnert mich daran, dass Neubeginn nötig ist, mehr denn je, wenn wir auch künftige Weihnachten in Frieden feiern möchten. Der Stern über uns und in uns wird uns den richtigen Weg weisen.  Frohe Weihnacht!

Sonntag, 12. Dezember 2021

Frieden finden

Das Jahr neigt sich dem Ende zu. Wir ziehen uns in unsere Häuser zurück. Und wenn das Leben sich dem Ende zuneigt, ziehen wir uns in uns selbst zurück. - Wie gross war die Welt als ich ein Kind war. Sie schien unermesslich zu sein. Und dann fing ich an die Welt zu vermessen. Ich lernte sprechen, rechnen, sehen, erhielt einige Erklärungen zu den Dingen, die mich umgaben und eine Weile schien es so, als ob die Welt aus dem bestünde, was ich erfassen konnte. Aus  lernen, denken, fühlen, sehen versuchte ich die Welt zu begreifen. Da waren  Dinge und  Menschen, die sich um mich kümmerten, da war der begrenzte Raum meiner Existenz.  Und da war dann noch eine Welt jenseits meiner Existenz, andere Menschen andere Dinge, andere Welten. Ich nahm die Welt an, so wie sie sich mir zeigte und sie zeigte sich mir in vielen Formen. Da  waren Zeiten von Krieg, Zerstörung, Wiederaufbau, - da waren Zeiten in anderen Ländern, in denen ich mit meinen Eltern lebte, aber immer lebte ich  in meiner kleinen Welt der Familie, mit Eltern und Brüdern, und später dann in meiner eigenen  kleinen Familie, mit meiner Frau und unseren Kindern. -  Ich lernte das Auf und Ab des Lebens zu begreifen. Auf Phasen des Aufwärts folgten Phasen des Niedergangs und ich begriff, dass beides notwendig für mein Leben war, dass es kein Aufwärts ohne ein Niederwärts gibt,  und beides seine Berechtigung hat. Und dieses Gesetz der Phasen sah ich bald in Allem und ich lernte, dass der Niedergang nicht gut und nicht schlecht ist, sondern notwendig, damit es auch das Aufwärts gibt. Ich vertraute mich dem Fluss des Lebens an. – Irgendwann im Leben fing ich an,   andere Dimensionen zu sehen. Ich entdeckte die Ewigkeit und die Unendlichkeit,  die Stille  und die Leere,  und ich begriff, dass diese Welt und die Endlichkeit der Dinge und die Endlichkeit jeder physischen Existenz, nur zu verstehen sind, wenn es die Unendlichkeit und die Ewigkeit gibt.  Und seitdem hat diese Welt und mein Leben in dieser Welt  eine andere Dimension erhalten. Die Ewigkeit und die Unendlichkeit sind in mein Leben getreten. Ich begreife den ungeheuren  Raum um mich und gleichzeitig den gleichen Raum in mir, als Teil meines Lebens,  eine Unendlichkeit  die meine physische Endlichkeit erfüllt und auch alle Menschen um mich und diese ganze Welt und den gesamten Kosmos trägt,  ich begriff  den unendlichen ewigen Raum als eigentliche Heimat aus der alles entsteht und in die alles vergeht.   Da ist noch die Welt mit ihren Lebewesen, die Welt bestehend aus Energie und Dingen.   Aber gleichzeitig sehe ich auch  in allen  Dingen, in den kleinsten Energieteilchen  das  Wesentliche das alle Dinge ausmacht, den  Raum und die Leere als deren wesentliche Eigenschaft.   Und heute  begreife ich mich als einen Teil von diesem  Raum und Leere, und  begreife,  dass meine wirkliche Heimat dieser Raum und diese Leere sind, mit denen ich auf ewig verbunden bin.  - Meine Sinne und mein Verstand können mir nur einen kleinen Ausschnitt aus der Realität der Welt zeigen, die mich umgibt.  Aber es gibt eine Dimension in mir, jenseits  meiner Sinne,  die mir die Gewaltigkeit des Ewigen zeigt,  die ewige Unendlichkeit, und  gleichzeitig  zeigen mir meine Sinne  die ungeheure Schönheit der Schöpfung dieser Welt und des gesamten Kosmos.    Es ist das Gleiche, das Gleiches erkennt,  das Ewige in mir  erkennt sich im Unendlichen, mein  Geist erkennt sich in der Materie.  Mein Blick auf die Welt und das Leben ist im Alter  ein anderer geworden. Er sieht das Sichtbare und das Unsichtbare,  die physische Welt und die nichtphysische Leere,  die Zeitlichkeit und die Ewigkeit. Und heute begreife ich mich als ein Teil von diesem Allem,  ganz von dieser Welt und ganz aus der Ewigkeit geboren und in die  Ewigkeit zurückkehrend. - Das ist der Frieden Gottes den wir finden, wenn wir die Grenzen der Welt durchschritten haben und in die Räume des Ewigen blicken können – ein  Frieden, der jenseits unserer Vernunft  und unseres Begreifens  liegt.


Sonntag, 5. Dezember 2021

Unsere rosige Zukunft

Wachstum wird von uns als etwas Positives gesehen, Niedergang als etwas Negatives. Das ist einer der grossen Irrtümer unserer Zeit. In der Nachkriegszeit haben wir eine lange Phase des Wachstums  der Wirtschaft hinter uns. Und jetzt schauen wir erschreckt auf die Welt und begreifen nicht, warum diese scheinbar positive Entwicklung, die Menschheit fast an die Unbewohnbarkeit der Welt gebracht hat. Anscheinend brauchen wir auch Phasen des Niedergangs, damit unsere Welt weiter bewohnbar bleibt. Das gleiche gilt in der Medizin.  Seuchen und Krankheiten wurden fast ausgerottet, anscheinend auch eine positive Entwicklung, aber mit der Folge, dass die Menschheit so zugenommen hat, dass die Welt allmählich überbevölkert ist. Das was uns  als Segen erscheint, entpuppt sich als höchst problematisch. Was uns fehlt ist das rechte Augenmass und das Masshalten. Wachstum muss durch Masshalten begrenzt werden, das gilt gleichermassen für das Wachstum der Wirtschaft wie auch das Wachsen  der Menschheit. Statt masszuhalten behandeln wir die Symptome des Wachstums, den Klimawandel, die Migrationsströme, die Seuchen.  Wachstum ohne Niedergang gibt es nicht. -  Schon merken wir, wie die Natur sich anfängt gegen das Wachstum zu wehren. Neue Seuchen treten auf, die Pole schmelzen ab und ganze Länder werden unbewohnbar.  Wir kämpfen gegen den Klimawandel,  gegen die Seuchen, gegen die Migrationsströme. Unser Widerstand gegen diese  Entwicklungen wird  nichts bewirken.  Widerstand ist negative Energie und bewirkt genau das Gegenteil von dem was der Widerstand beseitigen soll.  Es ist etwas ganz anderes gefragt:  Wir brauchen eine neue innere Einstellung, die uns zur Mässigung bringt, die   nicht  die Ausbeutung der Welt als höchstes Ziel betrachtet.    Mässigung beginnt  bei jedem Einzelnen.  Mässigung in allem was unser eigenes  Leben betrifft,  Verzicht auf Konsum, auf Egoismus, Rückkehr zu den Gesetzen der Natur,  einen neuen Blick auf das Leben. - Und vor Allem müssen wir auch im Niedergang das Positive   sehen, nicht ewiges Wachstum, sondern auch der Zyklus des Niedergangs  ist erforderlich, um die Welt und damit uns, die Menschheit, am Leben zu erhalten. So wie wir aus einer Krankheit gestärkt  herausgehen können, so kann auch die Welt erneut erblühen, wenn wir die Krisen der Welt als Krankheit begreifen, die wir überwinden können. Es geht darum, uns nicht dem Niedergang entgegenzustemmen, sondern unseren kranken Zustand zu akzeptieren, die Krankheit als Weg zur Gesundheit zu begreifen. - Das kann doch nie gelingen, höre ich die Skeptiker sagen. -  Ich zumindest glaube daran, dass auch die Veränderungen der Welt zu neuen Wegen führen werden. Wir werden uns diese Veränderungen nutzbar machen,  die Verwandlung der Welt wird uns  zu neuen Lebensweisen führen -  Veränderungen lassen sich nicht rückgängig machen. Aber jede Veränderung birgt neue Möglichkeiten in sich  und es gilt diese Möglichkeiten zu entdecken. Nicht rückwärts schauen – sondern auf zu neuen Ufern -  sollte unser Leitspruch sein.


Sonntag, 28. November 2021

Novembertage

Wenn sich die Nebel über den See legen, die letzten Blätter  noch nicht den   Novemberstürmen zum Opfer gefallen sind, lockt es uns nicht mehr ins Freie hinaus. Es ist die Zeit der trüben Gedanken – wer unter Depressionen leidet ist jetzt besonders betroffen. Uns wird der Ablauf des Jahres bewusst,  der Verlust von Zeit  und   Leben.  In der Natur beobachten wir, wie sich die Bäume in ihr Wurzelwerk zurückziehen, um im nächsten Jahr wieder in das Leben zurückzukehren.  Pflanzen,  deren Lebenszeit abgeschlossen ist, setzen sich über ihren Samen fort, es ist die Zeit des Wandels, der Erneuerung.  Es ist nicht nur eine Zeit des Abschieds, es ist die Zeit der Metamorphose. - Im menschlichen Leben entspricht der November den 70er und 80er Jahren, wenn Frühling, Sommer und Herbst hinter uns liegen und wir alle Äusserlichkeiten ablegen, alle Attribute eines erfolgreichen Lebens. Es ist der Monat, in dem wir viel über unser Leben erfahren können. Wenn die Nebel über dem See liegen und wir nicht mehr das jenseitige Ufer sehen können, wird uns bewusst, dass sich nichts geändert hat. Noch immer liegt der See da, in seiner unergründlichen Tiefe – die Oberfläche verhüllt sich und wir ahnen die Geheimnisse der Tiefe. Es ist nicht umsonst, dass Menschen, die  im Alter den Verlust von allen äusseren Attributen erleben, sich in kognitive Krankheiten flüchten. Der November ist der Monat, in dem der Mensch mit den Worten des Dichters zu sprechen in die Einsamkeit fällt -  wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben,  wird wachen lesen, lange Briefe schreiben und in den Alleen hin und her unruhig wandern, wenn die Blätter treiben.-  Der November ist der Monat in dem wir lernen können zu sterben  bevor wir sterben und zu erfahren, dass Tod nur Wandel ist und nur das   Leben verdeckt,  das sich hinter den Nebelschwaden unseres Bewusstseins versteckt. Ein wunderbarer Monat kann der November sein, wenn wir ihn zu nutzen wissen, Gedanken von Abschied und Tod verwandeln sich in Verheissung und Leben und Neubeginn.


Donnerstag, 18. November 2021

Wofür lebe ich?

Diese Frage wurde in einem Artikel gestellt, den ich kürzlich las.  Der Autor hat  als Antwort gefunden:  Für die Nachkommen.  Er hat die Frage biologisch verstanden und die Antwort – für die Fortführung des Lebens in unseren Kindern -  ist sicher berechtigt.  Viele Antworten sind möglich, und die meisten Antworten berechtigt.  Andere werden antworten:  Für die Selbstverwirklichung -    jede Antwort führt zu weiteren Fragen:  Was ist dein Selbst, was ist die Wirklichkeit? Und mit jeder Antwort gehen wir mehr in die Tiefe und weitere Fragen entstehen,  und wahrscheinlich gelangen wir niemals bis auf den Grund der Erkenntnis. Unsere Fragen schweben im Raum und je mehr Fragen wir stellen und Antworten finden, desto tiefer kommen wir den Wahrheiten näher. Wichtig ist die Frage, - auch wenn keine befriedigende Antwort gefunden wird.  Wenn ich antworte für meine Familie – und was ist wenn die Kinder ins Leben hinausgehen und meine Ehe geschieden wird?  Dann könnte ich antworten – ich lebe für die Anderen. Bestimmt eine sinnvolle  Antwort, wenn sich meine Liebe zum Leben anderen zuwendet.  -  Auf die Frage: Wofür lebe ich? -   werden andere sagen, ich lebe für meinen Beruf, für meine Karriere -  und dann fragt sich der Mensch, ist das nicht nur ein Broterwerb und für was setze ich mein Leben wirklich ein?   Wenn Beruf und Karriere zu Macht und Ansehen gelangt, dann sagt der Mensch – Ich habe es geschafft, ich trage das Verdienstkreuz, bin Präsident und besitze ein dickes Bankkonto – und auch bei ihm kommt die Stunde des Abschieds von Ruhm, Ehre und Vermögen und  was bleibt ist eine Inschrift  auf einem Grabstein.  -   Was ist, wenn sich unsere Fragen  nach dem Sinn unseres Lebens nach innen richten, wenn wir anfangen unseren Geist und unsere Seele zu hinterfragen, wenn wir den Weg der Selbsterkenntnis beschreiten?  Da wird die Tiefe der Fragen und Antworten immer gewaltiger und wir gelangen an die Grenzen unseres  Denkens. Bei keinen Antworten, auf die wir stossen sind wir sicher, das wir den Kern der Frage wirklich verstanden haben-   Zu einer Erkenntnis gelangen wir immer, dass die Welt um uns und das Leben in uns,  auf das tiefste miteinander verbunden sind,  keines kann ohne das andere sein.  Nur bedingt können wir das Christuswort verstehen:  Die Welt verlieren – das Leben gewinnen.  Wir können das Leben nur als Teil der Welt begreifen, in der wir leben,  Leben und Welt sind eins, wir können nicht das Eine ohne das Andere haben. Wenn die Sinnsucher sich von der Welt abwenden und  Erleuchtung und Erlösung  jenseits der Welt suchen, werden sie diese nicht finden. Erleuchtung können wir nur finden, weil es die Welt gibt. Ohne  die Welt gäbe es auch keine Erlösung. Zur Ausgangsfrage zurück: Wofür lebe ich?  Ich lebe ganz für die Welt, weil ich nur durch die Welt das erfahren kann, was das Leben ist. Und ich lebe für die Fragen die ich stelle, was ist die Welt und was ist das Leben das ich lebe? -  Und ich lebe für die Antworten, die ich auf meinem Weg finde, Antworten, die nie die volle Wahrheit erfassen können. - So gehe ich durch die Welt, stelle meine Fragen, und bin auf der Suche nach Antworten:  Dafür lebe ich.


Sonntag, 14. November 2021

Der Mangel an Energien

Das Hauptproblem unserer Zeit scheint  der Mangel an Energie zu sein. Dabei sind wir umgeben von Energie.  Die Sonne als grösster Energiespender produziert seit Millionen von Jahren Energie. Das gesamte Leben auf der Erde lebt von Sonnenenergie. Selbst  die fossilen Brennstoffe sind gespeicherte Sonnenenergie. Die Lösung unseres Energieproblems könnte durch Sonnenenergie erfolgen. Die gleiche energetische Quelle  wie bei der Sonne ist auch auf unserem Planeten vorhanden. In jedem Atom ist Energie. Bereits ist es dem Menschen gelungen diese Energie durch Spaltung freizusetzen. Und man denke auch an die unendliche Energie  die sich unter der dünnen Erdkruste verbirgt, ein  glühender Erdball, der uns für Millionen von Jahren mit Energie versorgen könnte. - Wir befinden uns in unserer Energieversorgung noch ganz am Anfang der Entwicklung, fast noch in der Zeit, wo wir die Energiegewinnung an den ersten Holzfeuern gelernt haben. Wohin wir blicken bieten sich unendliche Energiequellen an, wir müssen nur lernen sie zu nutzen.  -  Wir wissen noch nicht einmal wie die Energie unseres eigenen Körpers funktioniert.  Durch Essen werden uns die Mediziner sagen,  wir verbrennen die in der Nahrung gebundene Sonnenenergie.  Wir wissen aber so gut wie nichts über unsere Lebensenergie, das was die Prozesse  des Energieaustausches trägt, sie geschaffen hat.  Wir nehmen jede Form von Energie als gottgegeben hin, sie ist einfach da. - Unendliche miteinander verflochtene Prozesse bestimmen das, was wir das Leben auf diesem Planeten nennen. Und Energie spielt in Allem eine Rolle.   Und alles wird zusammengehalten von einer  Intelligenz, die allem innewohnt, die wir aber nur in Ansätzen ahnen können.  Wir haben begriffen, welche ungeheuren Energiereserven um uns sind. Es geht jetzt nur darum diese Energie nutzbar zu machen, ohne die Schöpfung  zu zerstören.  Der Weg dahin wird  möglich sein,  denn wir leiden nicht an einem Mangel an Energie, sondern uns steht ein Übermass zur Verfügung,  wenn wir nur lernen die Energien sinnvoll zu nutzen.   

Samstag, 13. November 2021

Ich definiere mich über meinen Verstand

Kürzlich las ich diesen Satz einer bekannten Buchkritikerin. Sicher ist der Verstand ein nützliches,  um ein gutes Buch beurteilen zu können. Wirklich gute Literatur entsteht aber nicht aus dem Verstand und aus Worten,  die nur die Werkzeuge des Dichters sind. Die grosse Literatur und Dichtung entstehen aus dem Schöpfungsprozess eines Menschen, der in Verbindung mit seinem höheren Selbst steht. Und wenn wir ein solches Werk in die Hände bekommen,  sind wir fassungslos von der Schönheit der Worte und Bilder, dann ist es nicht das solide Handwerk, nicht die Verstandesleistung, die uns berührt, es ist der Geist des Dichters und das Leben,  das in diese Dichtung geflossen ist. Es ist das gleiche Leben, das uns selbst erfüllt, und das  seinen Widerhall in den Gedanken und Worten des Dichters  findet. Nicht der Verstand ist es, der diese Worte gefügt hat, es ist die Seele und das höhere Sein des Dichters, die sich in Worten verewigen.  Wirklich grosse Werke  der Literatur berühren unser Innerstes, weil der Dichter die Fähigkeit hatte, mit dem Ewigen  in sich selbst in Verbindung zu stehen. Die Seele des Dichters kann nicht über den Verstand erfasst werden, nur unsere eigene Seele kann sie begreifen.  Der Satz, -Ich definiere mich über meinen Verstand, - macht daher nicht allein eine gute Buchkritikerin aus. Hinzukommen muss die Fähigkeit, sich mit der Seele des Dichters in Verbindung zu setzen, das Leben zu fühlen, das in Worte geflossen ist, mit dem Dichter im Gleichklang    zu schwingen,  den Dichter als Werkzeug zu begreifen, durch den das Ewig Gültige in die Welt einfliesst. Wenn ich in einem  Buch oder Gedicht diesen Flow in mir spüren kann,  dann habe ich es mit grosser  Dichtung zu  tun.

Sonntag, 7. November 2021

Eine Welt des Glaubens

Die Kirchen leeren sich, die letzten Gläubigen aus der Welt der heiligen Bücher werden nur noch milde belächelt.  Und doch leben wir in einer Welt der Gläubigen. Wir glauben an das Aussen, das was uns unsere Sinne zeigen und ignorieren unser Inneres, unseren Geist.  Wir glauben wir seien aus Fleisch und Blut geschaffen und ignorieren die Erkenntnisse der Wissenschaft , die uns als Energiekörper aus Atomen und Molekülen unseren Körper erklärt.  Wir glauben nur an unsere eigene Sinneswahrnehmung ,wenn wir uns im Spiegel betrachten  und uns als einzige Person wahrnehmen und übersehen die Milliarden von Kleinlebewesen, die mit uns in Symbiose leben. Wir glauben, die Welt wäre so, wie wir sie sehen und erleben  und  vergessen, dass jedes andere Lebewesen  eine andere Wahrnehmung von Welt hat,  -denken wir nur an eine Ameise, eine Fliege oder einen Fisch deren Welt ganz anders aussieht als unsere. - Alle glauben, dass ihre Wahrnehmung die einzig richtige sei, wir vergessen, dass Wahrnehmung immer von dem abhängt, der wahrnimmt.  -  Wir glauben   an die Wissenschaften, - immer das, was gerade gilt wird als höchste Erkenntnis gepriesen – und doch wissen wir,  dass die Wissenschaft des Menschen nur Bruchteile der Schöpfung begreift, und das Wissen von heute schon morgen überholt sein wird. - Wir glauben an ein Recht des Menschen auf  die freie Entfaltung seiner Persönlichkeit, und sehen mit Entsetzen wohin uns das gebracht hat . Die freie Entfaltung des Menschen    hat die halbe Welt  nahezu unbewohnbar gemacht. - Die Menschheit glaubt, sich an  dem Reichtum der Natur   bedienen  zu können, mit den Folgen  von  verbrannter Erde und unbewohnbaren Landschaften. - Das woran wir glauben scheint uns in die falsche Richtung zu führen,  denn unser Glauben wird von unserem Denken beherrscht und unsere Gedanken haben uns meistens in die Irre geführt.  Wir müssen tiefer als das Denken gehen, wir müssen auf unser eigentliches Wesen und  Wissen zurückgreifen auf die übergeordnete Intelligenz, deren Teil wir sind. Wir müssen mit den Augen des Schöpfers auf sein Werk blicken, uns als Teil eines Schöpfungsprozesses begreifen. Erst wenn wir unser eigentliches tiefes Wissen zum Einsatz bringen, werden wir die Welt des Glaubens hinter uns lassen und das tun, was nötig ist, um die Schöpfung zu erhalten. Das gelingt nur, wenn wir Glauben durch tiefes Wissen ersetzen, das Wissen, das uns mit unserer übergeordneten Intelligenz verbindet, deren Teil wir sind.


Sonntag, 31. Oktober 2021

Der Schöpfungsmythos

Seit je her hat sich die Menschheit für die Schöpfung interessiert und ihre Geschichten und Mythen erzählt. In  der Bibel wird der Mensch von Gott aus Erde (Materie) geformt und das Leben wird durch den Atem Gottes eingehaucht. Auf der Zeitschiene hat dieser Vorgang natürlich Millionen von Jahren gebraucht, vom Einzeller zum Vielzeller, - aus der Sicht der Ewigkeit oder Gottes nur einen Augenblick. Der Atem Gottes ist die Lebenskraft,  die Seele,  im Indischen  ATMAN,  die die Materie zum Leben erweckt hat. Der Atem oder die Luft, aus damaliger Sicht  das Unsichtbare,  wurde mit Gott gleichgesetzt. Heute ist der Stand der Wissenschaft bei 100 Billionen Zellen angelangt aus denen jeder Mensch bestehen soll und jede Zelle soll wiederum 100 Billionen Atome haben. Unvorstellbare Grössenordnungen, und es ist denkbar das auch die Zusammensetzung der Atome weitere Mikrowelten zeigen könnte. In der Welt der Energie kommen wir an unsere denkbaren Grenzen – wie sieht es jenseits der Energie und Materie aus,  nicht der Antimaterie, sondern in der Welt die sich unserem Denken nicht erschliesst, weil sie undenkbar ist,  die wir Seele oder Himmel oder Leben nennen?  Da hilft uns nur noch der Schöpfungsmythos weiter, das ATMAN,  der Atem des Ewigen, der sich mit der Materie verbunden und der Materie Leben eingehaucht hat. Blicken wir auf die kleinsten Einheiten der Materie.  Selbst die kleinste Einheit, das Atom besteht  zu fast 100 % aus Raum, in dem   Energiekörper kreisen. Es scheint der Raum zu sein, der eine Signatur enthält, die Energie bindet und sie zu dem macht was sie ist. So besteht jeder Körper fast zu 100 % aus Raum, aus Leere, die nur unsere Sinne als festen Körper wahrnehmen. Wo für den menschlichen Geist nur Leere ist,  da ist in dem Raum die Signatur des Ewigen, die der Materie das Leben eingehaucht hat. So wie der Mensch dort einen festen Körper sieht, wo keiner ist,  so erkennt seine Sinneswahrnehmung  den eigenen  leeren Raum   nicht als das was er ist,  als  die göttliche  Seele,  als das Eigentliche,  das jedes Lebewesen ist,  die Signatur des Ewigen die uns zum Leben gerufen hat. Je tiefer die Wissenschaft in die Räume der Materie vordringt, umso deutlicher werden die für uns nicht sichtbaren Räume, umso deutlicher wird der Schöpfergeist, der diese Räume erfüllt und der auch jeden einzelnen von uns ausmacht. Der Schöpfungsmythos erwacht zu neuem Leben.

Freitag, 29. Oktober 2021

Der fliegende Holländer

Wir kennen alle die Legende vom fliegenden Holländer. Tote Seelen die ruhelos über die Meere segeln. Es ist ein Bild der Menschheit, das auch heute noch gilt.  Die halbe Menschheit die ruhelos immer auf Reisen ist, immer auf der Suche nach neuen Orten, neuen Erlebnisses, selbst die Sterne sind nicht weit genug, um nicht in Raumschiffen die endlosen Weiten des Kosmos zu erkunden. Was ist es, was wir an anderen Orten zu erkunden suchen, was wir nicht an dem Ort finden können, wo wir uns im Augenblick aufhalten? Sind es unsere Seelen, die im rastlosen Suchen etwas zu finden hoffen,  was sie noch nicht gefunden haben? Ist nicht die Welt an allen Orten ähnlich, die Probleme die Gleichen, auch wenn wir dort andere Kulturen und andere Völker antreffen?  Können wir durch rastloses Reisen unsere Seelen wieder zum Leben erwecken? – Wir suchen etwas wo wir es nicht finden können,  wir suchen das Leben an anderen Orten.  Dieses eine wunderbare Leben, das uns geschenkt wurde und das wir nicht an anderen Orten finden können,  das wir nur dort finden, wo wir gerade sind,  in uns selbst. Solange wir unsere eigene Seele nicht gefunden haben, fühlt sie sich tot an, wird nicht beachtet  und nur wenn wir anhalten könnte endlich die Reise beginnen, auf die unsere  Seele  unruhig wartet, die Reise zu uns selbst. Und nur auf dieser Reise können wir an das Ziel gelangen,  das wir solange suchten  und nirgendwo auf der Welt finden konnten. Erst wenn unser Lebensschiff vor Anker geht, wachen wir auf  aus dem Traum,  die Welt läge da draussen in anderen Ländern, anderen Kontinenten, im All.   Da wo wir sind  beginnen  wir die Reise zu uns selbst. Für diese Reise brauchen wir Ruhe,  Selbstbesinnung,  Anhalten der Zeit.  Denn wir reisen  in die Räume unseres eigenen Lebens,   in die Räume in der es keine Zeit gibt, in der ein Moment die Ewigkeit ist. Es sind die Räume der Seele, die wir zu wenig bemerkt haben,  in die Räume, die unsere Sehnsucht solange vermisst haben,  es sind die Räume in denen unser eigentliches Leben stattfindet. In uns selbst wird unsere Sehnsucht gestillt, die Sehnsucht, unserem Leben zu begegnen, das wir solange entbehrt haben. In diesem einen Moment, in dem wir innehalten und in uns selbst unsere Seelenreise beginnt,  begegnen wir dem Menschen, der wir wirklich sind, auch wenn sich  diese Begegnung  nur auf diesen einen kleinen Moment beschränkt, der doch so voll, reich und unendlich zu sein scheint. Unsere Reise  ist an ihr Ziel gelangt. Die Begegnung mit dem eigenen Leben macht  aus toten Seelen  lebendige ,die nicht mehr rastlos über die Meere segeln, sondern im eigenen Hafen angelegt haben.

Montag, 18. Oktober 2021

Welche Energien wir an unsere Kinder weitergeben

Wir vergessen oft, dass wir reine Energiekörper sind, Atome und Moleküle  und  Millionen anderer Energiekörper, die in uns kreisen und denen wir jeden Tag Energie in Form von Nahrung zuführen.  Aber vor allem bestehen wir aus Lebensenergie, von der ich hier sprechen möchte. Lebensenergie können wir nicht messen, wir können sie aber fühlen.  Wir wissen nicht woher wir sie haben, vielleicht von unseren Eltern, weitergereicht von Generationen, aber sicher auch aus anderen Quellen, letztlich aus dem allumfassenden Leben. Es ist diese Energie, die unser Leben bestimmt und die von unseren Eltern  stark beeinflusst wird.  Kinder brauchen diese Energie, um ihr Leben aufzubauen.  Mädchen zehren an der Lebensenergie der Mutter,  Jungens an der der Väter. Als Eltern fühlen wir, wie stark die Kinder unsere Energie verbrauchen und viele Eltern sinken abends erschöpft ins Bett, so sehr haben Kinder von ihrer Energie gezehrt. Vielen Eltern ist nicht klar, dass es nicht die Körperkräfte, sondern die Lebenskräfte sind, die Kinder am meisten brauchen. Wenn die Lebenskräfte bei den Eltern unterschiedlich  ausgestaltet sind, wenden sich Kinder oft instinktiv dem stärkeren Elternteil zu, sie brauchen für ihr Leben in den Jahren der Entwicklung so viel Lebensenergie wie möglich. Wenn Kinder schwache Eltern haben,  Eltern voller Ängste,  Kranke oder Drogenabhängige, dann sind die Entwicklungsmöglichkeiten der Lebenskräfte der Kinder stark eingeschränkt und oft tragen Kinder das Schicksal ihrer Eltern weiter in die nächste Generation. Manche Kinder wenden sich aber auch aus Herzensgüte dem schwächeren Elternteil zu und tragen dann die  Ängste und Lasten ihrer Eltern mit, oft durch ihr ganzes Leben. Es ist daher so wichtig, dass wir die eigenen Ängste nicht auf unsere Kinder übertragen. Kinder sind voller Mut und voller Leben. Sie wollen die Welt erforschen, auch mit ihren Gefahren, und wir sollten sie nicht mit unseren Ängsten behindern, ihnen höchstens die Gefahren aufzeigen.  Sie müssen lernen sich selbst zu schützen. Wenn wir heute die überbehüteten Kinder sehen, die auf Schritt und Tritt von ihren Eltern begleitet werden, dann wissen wir,  dass daraus keine mutigen Menschen werden können, denn wir haben sie Angst vor dem Leben gelehrt und nicht das was sie brauchen:  Lebensmut und Lebensfreude. Nur dem Mutigen und Starken wird sich das Leben in seiner ganzen Fülle zeigen, der Ängstliche wird diese Fülle nicht erleben.

Donnerstag, 14. Oktober 2021

Vergebung

Beim Studium des Rechts habe ich mich mehr mit Schuld und Sühne beschäftigt, als mit Vergebung. Im Recht sein heisst die Rechtsordnung  einzuhalten. Die Rechtsordnung soll die Werte der Gemeinschaft schützen. Die Verletzung dieser Werte führt zu Sanktionen. Die Sanktionen sollen die Waage der Gerechtigkeit wieder in das Gleichgewicht bringen. - All das hat nichts mit Vergebung zu tun. Das Zusammenleben von Menschen ist nicht nur durch Gesetze geregelt, sondern durch eine Vielzahl von Werten, von Sitten, von Gefühlen, von Ethik,  alles was unserem Leben einen inneren Wert verleiht, und was von keinem Gesetzgeber geregelt werden kann. Die Verletzung der Werte des menschlichen Miteinanders kann viel schwerwiegendere Folgen haben, als die Verletzung der staatlichen Normen. Wie gehen wir damit um, wenn ein Vater seine Familie verlässt, eine Mutter ihre Kinder, wenn wir Menschen in Not unsere Hilfe verweigern, wenn das Vertrauen eines anderen Menschen verletzt, Liebe missbraucht wird?  Meldet sich wirklich immer unser Gewissen und versuchen wir unsere Verletzung wieder gutzumachen?  Oder suchen wir nach einer Rechtfertigung, wo keine  möglich ist, legen uns eine Geschichte zurecht, die schwer auf unseren Schultern lastet und unser Leben begleitet? Und wie ist es bei dem verletzten Menschen, kann er mit seiner Verletzung leben oder wird er von Hass und Groll zerfressen und gibt er dem Verletzer die  Schuld, wenn sein Leben aus der Bahn gerät? – Es gibt nur den einen Weg aus der Verletzung heraus,  wenn der Verletzte vergibt. Das ist ein innerer Vorgang, ganz unabhängig vom Verletzer.  Vergeben ist ein göttlicher Akt, ich werfe die Last meiner Verletzung ab, unabhängig davon, ob der Verletzer seine Schuld einsieht und Wiedergutmachung sucht. Schon das Wort VERGEBEN sagt um was es sich handelt, ich gebe etwas ohne Gegenleistung.  Durch Vergebung  mache ich mich frei von allen Verletzungen. -  Verzeihung ist ein weniger gegenüber Vergebung, Verzeihung setzt Einsicht des Verletzers voraus, vielleicht auch Wiedergutmachung, zumindest  Schuldeingeständnis. Das ist oft ein schwerer Weg, denn die Last der Verletzung, die der Verletzer auf seinen Schultern oft ein ganzes Leben lang trägt, wiegt schwer. Aber genauso schwer wiegt die Last des Verletzten. - Wenn wir dagegen vergeben, dann vergibt das Göttliche in uns. Wir rechnen nicht auf, wir verlangen keine Wiedergutmachung. Wir vergeben, da wo Verzeihung kaum möglich erscheint,  Völker vergeben das was sie sich gegenseitig angetan haben, auch wenn die Betroffenen schon nicht mehr leben. Wir vergeben in unseren Familien, das was  wir falsch gemacht haben. Wir vergeben uns, wenn wir unser Leben  und unsere Gaben nicht genutzt haben. Vergebung braucht keinen Gegenüber.   Mit Vergebung fällt eine Last von unserer Seele, an der sie schwer getragen hat und wir befreien auch den Verletzer von seiner Schuld und machen es ihm möglich um  Verzeihung zu bitten. Wenn wir vergeben   stellen wir die göttliche Ordnung wieder her, in der Aufrechnung unbekannt ist.

Sonntag, 10. Oktober 2021

Das unstillbare Verlangen nach Mehr

Gerade bei jungen Menschen ist oft ein Hunger nach Welt und nach Mehr zu spüren. Welt bedeutet für sie Dinge zu begehren, Erfolg, Auto, Geld, Ausgehen, Dazugehören und Ansehen bei Anderen, Rang, Namen,Titel. Aber bald tritt die Erkenntnis ein, habe ich etwas von diesen Dingen erreicht, ist das Verlangen nicht etwa gestillt, sondern es erwächst ein weiteres Verlangen nach Mehr. Ein unstillbarer Hunger entsteht und mündet oft in Drogenkonsum und sinnlosen Vergnügungen. Es liegt schon oft an den Elternhäusern, die keine Werte mehr vermitteln konnten, an den Schulen in denen nur Wissen und keine Weisheit gelehrt wurde, es liegt an fehlenden Institutionen, die Werte vermitteln können. Literatur und Dichtung sind kaum mehr gefragt, seit die Digitaltechnik und die sozialen Medien übernommen haben. So treiben viele Menschen orientierungslos, ohne ein inneres Steuer durch das Leben. Die Anhäufung von Erfolg, Ansehen und Besitzstand führen zu keiner Befriedigung. Spätestens im Zeitpunkt des Todes wird ihnen klar, dass nichts von den scheinbaren Errungenschaften dieser Welt verbleibt und Besitzstand nur eine kurze Zeit des Lebens geliehen wird. Wer rechtzeitig erkennt, dass Haben und Besitz keinen Bestand haben, dass Rang und Namen kein wirklicher Erfolg sind, jedes scheinbare Vergnügen nur zur Ernüchterung führt, und Wohlstand keine dauerhafte Befriedigung gibt, der macht einen gewaltigen Schritt in Richtung Leben. Und desillusioniert fragen wir uns, was ist es, was wir Leben nennen? Wo finde ich das wirkliche Leben? In der Natur, jenseits der Zivilisation, auf dem Land, in der Einfachheit, bei den Philosophen?
 - Leben finden wir nicht im Mehr, Leben finden wir aber in allem was uns umgibt, wir müssen nur lernen genauer hinzuschauen. Leben finden wir, wenn wir erkennen, dass hinter allem was ist auch das ist, was nicht ist. Es ist das was nicht ist, was Leben bedeutet, das aus dem alles entsteht, in das alles vergeht, das Absolute, das Ewige. In jedem Stein ist Leben, in jeder Pflanze, in jedem Tier und vor allem in uns selbst. Wenn wir eine Begegnung mit dem Leben wollen, müssen wir innehalten und in uns selbst das Leben suchen. Jede unserer Zellen ist mit Leben erfüllt, jedes Atom, jeder Gedanke. Jeder einzelne von uns ist voller Leben, er hat nur vergessen was Leben ist. Wir müssen wieder lernen das Leben in uns zu entdecken, den reichsten Schatz, den wir auf unserem Weg durch die Welt mitbekommen haben. Mehr als das Leben in uns können wir nie finden. Wenn wir diesen Schatz gehoben haben, ist unsere Suche nach Mehr an ihr wirkliches Ziel gelangt, an das wirkliche Leben.  

Samstag, 9. Oktober 2021

Traumziele

Das Traumziel vieler Zeitgenossen ist das Haus am Mittelmeer. Früher war es Italien mit der Toskana, heute mehr Spanien mit seinen südlichen Küsten, die Balearen und auch die Kanaren. Schon im Alten Rom hatten die wohlhabenden Patrizier ihre Landvillen, am Meer und in den Bergen. Wir haben wahrscheinlich alle unsere Sehnsuchtsorte, möchten dort unsere Seele baumeln lassen und den Alltag vergessen. Schon der Traum und die Sehnsucht die uns mit diesen Orten verbindet weisen darauf hin, dass diese Orte aus einer Illusion von uns selbst geboren werden. Der römische Kaiser und Philosoph Marc Aurel schreibt in seinen SELBSTBETRACHTUNGEN, dass diese Sehnsucht eine Selbsttäuschung ist. – Aber das ist bloss Unwissenheit und Schwachheit, da es Dir ja freisteht dich in dich selbst zurückzuziehen. Es gibt für den Menschen keine geräuschlosere und ungestörtere Zufluchtsstätte als seine eigene Seele …. - Vielleicht brauchen wir aber solche Orte der Stille und der inneren Einkehr, um uns daran zu erinnern, dass wir eine Seele haben. Vielleicht kommen wir in unseren täglichen Verrichtungen gar nicht dazu, unser Seele baumeln zu lassen – ein schönes Bild, wie sie von unserem Lebensbaum baumelt. Ich jedenfalls bin gerne an meinen Sehnsuchtsorten. Das Meer, der Wind und die Sonne lassen alles vergessen, was mich in meinem Alltag beschäftigt. Hier kann ich mich meiner Seele erinnern und wenn ich will, mich auch in sie zurückziehen. Traum und Sehnsucht gelangen hier an ihr Ziel, wenn wir in südlichen Gefilden unsere Seele baumeln lassen.

Mittwoch, 6. Oktober 2021

Völlerei

Als eine der sieben Todsünden gilt von Alters her die Völlerei. Das gilt für das Essen und für den Alkoholkonsum. Demgegenüber stand die Tugend der Mässigung. Völlerei ist also Konsum im Übermass, nicht mehr Genuss. Nicht umsonst sind in den wirklich guten Küchen die Kunstwerke der Köche klein gehalten, wir sollen die wenigen Bissen wirklich geniessen und schätzen. Sobald Essen zur Fresserei wird, hört jeder Genuss auf, auch für denjenigen der am Tisch sitzt und die Völlerei mit ansehen muss. In südlichen Ländern, wo die Lebensfreude auch am Essen zelebriert wird, schätze ich besonders, wenn gute Teller miteinander geteilt werden, jeder probiert Etwas von Allem. Durch die Vielfalt erfahren wir höchsten Genuss, nicht durch die Menge. Das Spiel der Aromen auf den Tellern ist es, was uns glücklich macht, nicht die Menge des Gegessenen. Es ist die Mässigung die wie in allen Lebensbereichen das Geheimnis des Genusses ist. Wenn wir uns bei der Nahrungsaufnahme immer bewusst sind, was wir da eigentlich tun, werden wir auch erkennen, dass Nahrung aus dem Gleichen besteht, wie wir selbst, aus Leben und Energie. Wir führen uns ständig das Gleiche zu, was wir selber sind. Ich schätze es, wenn ich noch die Früchte des Feldes erkennen kann, der Fisch ganz auf den Tisch kommt, wenn wir bewusst beim Essen sind. Menschen, die sich keine Zeit beim Essen nehmen oder Produkte der Nahrungsmittelindustrie verwenden, gehen an einem wichtigen Teil ihres Lebens vorbei, am Erkennen, dass es Leben ist, das wir zu uns nehmen. Und wenn wir uns dann an die Ratschläge zum Essen halten, jeden Bissen bewusst kauen, dann können wir schon zeitlich gar nicht in die Versuchung kommen zu viel zu essen. Völlerei hat auch mit Gier zu tun, die wir auch vielleicht in anderen Lebensbereichen haben, Gier führt zu Übermass, zu Ungleichgewicht, wir verlieren die Kontrolle über unser Leben. Ein Mensch, der sich im Gleichgewicht befindet, wird niemals Gier empfinden, weder im Essen, noch im Trinken, er wird mit Achtung alles behandeln was auf den Tisch kommt oder was das Leben ihm bietet. Das Gegenteil von Völlerei ist nicht nur Mässigung, sondern Achtung und Genuss für die wunderbaren Angebote der Natur an uns.

Dienstag, 5. Oktober 2021

Alkohol

In fast jedem Film sieht man die Darsteller mit einem Glas Wein in der Hand oder an Theken stehen. Familienfeiern scheinen ohne Alkohol undenkbar. Nach Feierabend greift die Mehrheit zu einem Glas Alkohol - ohne Alkohol scheint es nicht mehr zu gehen. Nur derjenige der nicht trinkt merkt, dass der Alkohol etwas verändert. Die Fröhlichkeit wird zur Lustigkeit, eine leichte Aggressivität liegt in der Luft, Paare, die sich sonst gut verstehen, gehen in der Anwesenheit Anderer gegeneinander vor, alles verändert sich unter dem Konsum von Alkohol. Im Wein liegt Wahrheit, sagt der Volksmund. Ist es die Wahrheit, die der Alkohol hervorbringt, sind es nicht vielmehr verborgene Aggressionen, die hervortreten? Derjenige der nicht trinkt ist fast die Ausnahme, Trinken ist zur festen Gewohnheit geworden und wenn ich mich nicht beteilige gelte ich als Spielverderber. Also besser so zu tun, als ob man mittrinkt, um sich zu ersparen, angemacht zu werden. Die alten Religionen haben schon gewusst was sie taten, als sie sich gegen Rauschmittel aussprachen: Verboten ist, was trunken macht.- Aber wer hält sich schon daran. Wer lässt es bei einem kleinen Glas gut sein? Sind Rauschmittel Lebensersatz ? Kann ich den Rausch des Lebens nur spüren, wenn ich trinke? Oder haben wir vergessen was Leben ist - nicht der Druck und die Erwartungshaltung der Welt an uns - sondern die Fülle der Natur, die vielen Geschenke, die das Leben ständig für mich bereit hält, das Rauschen des Windes und des Meeres, die unglaubliche Schönheit, die jede Blume und Pflanze ausstrahlt, und vor allem das Wunder meiner eigenen Existenz, das mich ständig begleitet. Ich berausche mich am Wind, am Meer, am Himmel, an der Natur, aber auch am Menschen, wenn er nicht berauscht ist. Vielleicht müssen wir erst in einer Schule das Feiern lernen, das Feiern des Lebens, das uns geschenkt ist, das Feiern das erst ohne Alkohol zu einem echten Genuss wird.

Donnerstag, 30. September 2021

Säen und Ernten

Wo immer ich auch gelebt habe ich Wert auf einen Garten gelegt. Gärten sind für mich das Symbol des ewigen Werdens und Vergehens. Am Garten lernen wir das nicht nur das Säen wichtig ist, wer nur sät wird oft nur Unkraut ernten. Wer nicht sät wird aber gar nichts ernten. Soviel Liebe wir einem Garten an Aufmerksamkeit und Zuwendung geben, so sehr belohnt er uns mit seinem Blühen und seinen Früchten. Und so wie wir es mit unserem Garten halten, ist es in allen Bereichen unseres Lebens, in Familie, in Beruf, in der Freizeit, aber auch bei unseren Lebensgewohnheiten, Essen, Sport, Vergnügen. Alles was wir mit voller Zuwendung machen, mit unserem gesamten Sein, das gelingt. Wenn wir eine Pflanze an einen falschen Ort setzen, dann kann sie nicht gedeihen. Ein kluger Gärtner sieht das und wird für eine Umpflanzung sorgen. Erfolg haben wir immer dann, wenn wir wirklich die Menschen, Tiere, Pflanzen, unsere gesamte Umwelt mit unserer Seele erfassen, alles was uns umgibt zu verstehen versuchen, uns überlegen ob sich alles in Harmonie befindet und vor Allem, unsere ganze Energie in das einfliessen lassen was wir tun und was uns umgibt . - Wenn mir manches in meinem Leben nicht gelungen ist, dann lag es immer an mir. Ich habe nicht die Bedürfnisse einer Situation richtig erfasst und konnte meine Energie nicht richtig einsetzen. Aber gerade wenn etwas nicht so richtig gelang, war es mir Anreiz, es besser zu machen. Und manchmal hat es 20 Jahre gedauert, bis ich etwas Begonnenes zu einem guten Ende bringen konnte. Bei Gärten dauert es oft viele Jahre, in denen wir Ihnen unsere Zuwendung schenken, und sie sich erst dann in voller Pracht zeigen. Bei Familien dauert es ein ganzes Leben in dem wir in unserer Liebe und Zuwendung niemals nachlassen dürfen. Zuwendung ist die geistige Anwesenheit in Allem was uns betrifft, alles was uns begegnet auf unserem Weg durch die Zeit. In jedem Moment gewahr sein, wo der andere steht und die tiefe Verbundenheit aus dem gemeinsamen Ursprung in der Allgegenwärtigkeit spüren. Wie Gärten gelingen uns auch Familien nur, wenn wir ihnen unser Leben lang unsere Aufmerksamkeit schenken. Auch diese Überlegungen sind eine solche Zuwendung, denn Säen ist nur der erste Schritt und dann beginnt die eigentliche Arbeit, - und Lohn und Ernte erhalten wir nur, wenn wir in unserer Zuwendung niemals nachlassen.

Sonntag, 26. September 2021

Astern schwelende Tage

Astern – und Dahlienrausch auf Mainau, aus ganz Deutschland kommen die Menschen, um diese Blütenpracht zu bestaunen. Mir kommt das Gedicht von Benn in den Sinn
Astern, schwelende Tage, alte Beschwörung, Bann, die Götter halten die Waage eine zögernde Stunde an. Noch einmal die goldenen Herden, der Himmel, das Licht, der Flor, was brütet das alte Werden unter den sterbenden Flügeln vor?
Es ist der Moment des Innehaltens, der Abschied von den reichen Sommertagen, die Natur bereitet sich auf den Herbst vor, bald wird diese Blumenpracht Vergangenheit sein. Aber noch geniessen wir die wärmenden Strahlen der Sonne, der Dunst über dem See kündet von den kälter werdenden Wassern. Und wie der Dichter fühlen wir die Frage, was der Herbst unter den sterbenden Flügeln des Jahres ausbrütet? Das Werden und Vergehen ist in diesen Tagen besonders spürbar. Voller Ahnungen fühlen wir den Wandel. Wir sind, wie der Dichter in seiner letzten Zeile schreibt:
Noch einmal das Ersehnte, den Rausch, der Rosen Du – der Sommer stand und lehnte und sah den Schwalben zu,
wir sind wie der verflossene Sommer, wir lehnen uns zurück und sehen den Schwalben zu, die uns verlassen und in ferne Lande ziehen – und vielleicht kommen uns noch einige Erinnerungen an den verflossenen Sommer, an die Menschen die uns begleitet , - an unsere Wünsche und Träume, die wir ersehnt haben . Das ewige Werden kündet den Wandel an, und doch lehnen wir uns gelassen zurück und nehmen den Wandel an, so wie er kommt. Wunderbar der Rausch von Astern und Dahlien, wunderbar der Rausch des Lebens.

Samstag, 25. September 2021

- Worüber man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen -

Diesen Satz las ich kürzlich in einem Artikel über Wittgensteins Philosophie. Ohne weiterzulesen überlegte ich, ob der Satz wirklich stimmen könnte. Worüber ich nicht sprechen kann ist das Unsagbare. Das Unsagbare ist das, wofür es keine Worte mehr gibt – also das was in den Religionen als Gott bezeichnet wird. So findet sich auch immer in allen grossen Weisheitslehren das Verbot der Namensnennung. Und gerade deshalb gibt es kaum etwas über das in der Menschheitsgeschichte mehr gesprochen und geschrieben wurde. Gerade über das Unsagbare wurde mehr gesagt und geschrieben und mit nichts hat sich die Menschheit mehr beschäftigt als mit dem Unsagbaren. Es gäbe wahrscheinlich keine Religionen, keine Philosophie, keine Weisheitslehren, wenn das Unsagbare nicht die grösste Herausforderung für die Menschheit darstellen würde. Aus der Sicht Gottes scheint es, als ob er den Menschen geschaffen hätte, um aus dem Unsagbaren in die Existenz des Sagbaren zu kommen. Erst durch die Worte, die Sprache erwacht das Unsagbare zum Leben und wird existent. Anders ausgedrückt, durch Schweigen bleibt das Unsagbare auf ewig ohne Bedeutung, auf Ewig Nichts. Das grosse Bedürfnis der Menschheit über das Unsagbare zu sprechen, durch Worte dem Unsagbaren Gestalt zu geben, scheint ein Hinweis darauf zu sein, dass das Unsagbare, bei der Entstehung der Welt den Wunsch gehabt zu haben scheint, durch die Form des Wortes erkannt zu werden und damit ebenfalls existent zu werden. - Beim Weiterlesen des Artikels kam ich dann zu einer Aussage von W. , die meine Überlegung bestätigte : W. benutzt seine Sätze, damit der welcher sie versteht, sie als unsinnig versteht, und diese Sätze als Leiter benutzt, um zum richtigen Verständnis der Welt zu kommen. – Also eine Provokation um den Leser zum eigenständigen Nachdenken zu bringen, was ihm bei mir gelungen ist. Das Unsagbare wurde für mich zum Sagbaren, Existenz und Nichtexistenz zu einer Einheit.

Freitag, 24. September 2021

Sind wir alle dement?

Vor einigen Tagen besuchte ich einen alten Schulfreund in Madrid. Seine Lebensgefährtin hatte mich informiert, dass er unter Demenz leide. Ich fand ihn eigentlich recht fröhlich vor, wie in alten Tagen. Er erkannte mich und wir erzählten uns Geschichten aus alten Zeiten. - Ich hatte natürlich über Demenz nachgelesen. Dementia auf Latein bedeutet Wahnsinn. Die kognitiven Fähigkeiten lassen in den verschiedenen Erscheinungsformen nach, das Gehirn schrumpft, das Erinnerungsvermögen wird weniger, meine Sinne lassen nach. - Seit Jahren beschäftige ich mit der Illusion der Sinne, mit unserer beschränkten Wahrnehmung, die uns eine Welt zeigt, die aus anderen Perspektiven ganz anders aussieht. Die Welt aus der Perspektive anderer Lebewesen, die Welt aus der Perspektive dieses Planeten, die Welt in Raum und Zeit. Unsere Sinne sehen die Welt nur im Rahmen unserer Möglichkeiten, was wir sehen sind Bruchstücke und trotzdem befinden wir uns in dem Wahn, unsere Sichtweise wäre die einzig wahre. Leidet nicht die ganze Menschheit an dieser Art Wahnvorstellung, an einer Art Demenz? - Allein die Vorstellung von Zeit - beschäftigt sich unser Gehirn nicht unaufhörlich mit der Vergangenheit und Zukunft? - Dabei ist die Vergangenheit ein reines Gedankenkonstrukt des Gehirns und hat wenig mit der Realität zu tun, und erst recht die Zukunft, die unser Gehirn uns vorgaukelt, und von der keiner weiss, wie sie wirklich aussieht? Das ist doch auch nichts anderes als ein Wahn der Sinne. Aber da alle in diesem Wahn leben, gilt der Wahn nicht als Wahnsinn. Natürlich wünschen wir uns nicht ein Nachlassen unserer kognitiven Fähigkeiten, aber ein Verlust der Illusion unserer Vergangenheit scheint mir gar nicht so schlimm zu sein und das, was wir Zukunft nennen gibt es ohnehin nicht, wenn wir einmal die 80 überschritten haben. Das ist eine der Segnungen des Alters, dass wir in der Gegenwart angekommen sind. Die Vergangenheit verblasst und wird zu einer Schimäre die am Horizont verschwindet. Zeit verliert ihre Bedeutung. Ich zähle nicht mehr die Tage und Jahre. Jeder Tag ist der schönste in meinem Leben. Die Zeit bleibt stehen, ich geniesse die Momente, und erst jetzt habe ich den Punkt erreicht, wo ich begreife, was Leben ist, und ich begreife auch die Dimension der Tiefe in mir, die ich so viele Jahre vor lauter Gedankenstress vernachlässigt habe. Vor allem sehe ich das Leben in meinen Gefährten, sehe wie sie noch an der Oberfläche festhalten und wünsche mir, dass sie auch lernen anzuhalten. – Die Weisen lehren uns, einen Zustand zu erreichen, der dem der Demenz gleicht. Namen, Rang, Ansehen ablegen, den Vergnügungen, Lastern und dem Zeitvertreib entsagen und sich dem widmen, was uns wirklich ausmacht - dem Leben in uns und dem Leben um uns. Aber wer hört schon auf den Rat der Weisen. Es beginnt mit dem Anhalten des Gedankenrades im Kopf, dem Ankommen in der Gegenwart, dem Anhalten der Zeit, und der Wiederentdeckung unserer Dimension der Tiefe. Solange wir nicht diesen Weg für uns entdecken, sind wir alle dement.

Dienstag, 21. September 2021

Schuld und Sühne

Kürzlich sah ich ein altes Foto über den Zug der jüdischen Bevölkerung von Kiew auf dem Weg nach Babij Jar , um dort ermordet zu werden. In Berlin erinnert ein Mahnmal an die jüdischen Opfer der Progrome unter dem Nazi – Regime. Die Schuld, die unter dem Namen Deutschland auf unser Land geladen wurde, werden wir in Generationen nicht sühnen können. Wir können nur auf Vergebung hoffen. - Was ich bisher vermisse ist das Gedenken an die 25 Millionen Russen und ihrer verschiedenen Völker, die nicht im Kampf, sondern als Zivilisten von den deutschen Truppen ermordet wurden, und nicht nur von SS wie so gerne behauptet wird. Wann gedenkt Deutschland sich an diese Opfer zu erinnern? Auch diese Menschen wurden brutal ermordet um Siedlungsland im Osten zu erobern. Diese Schuld wiegt genauso schwer, wie der Holocaust.- Im Kalten Krieg wurde diese Schuld einfach totgeschwiegen, sie passte nicht in das Feindbild, das Deutschland vom Osten haben sollte. Stattdessen wurde auf die Mordtaten Stalins am eigenen Volk verwiesen. Es ist höchste Zeit sich dieser Taten zu erinnern, die von unserem Land an der nichtjüdischen Zivilbevölkerung begangen wurden und die Toten des Holocaust weit übersteigen. Wir sind in gleicher Weise verpflichtet uns dieser Ermordeten zu erinnern, um zu zeigen, dass wir nie wieder eine solches Leid zulassen werden. Da gibt es auch kein Aufrechnen mit den Taten der Russen an uns, wie das so gerne getan wird. Wir tragen als Volk die kollektive Schuld für die Morde an der russischen Bevölkerung und können nur um Vergebung bitten. Noch immer betrachten wir uns als potentielle Gegner und es scheint nicht in das politische Bild zu passen, uns mit der Schuld zu befassen, die wir seit dem 2. Weltkrieg mit uns tragen. Wenn die Russen sich noch heute im Poststalinismus befinden, dann wird oft vergessen, dass die traumatische Angst vor einem erneuten westlichen Überfall, sie nach einer starken Führung suchen lässt. Wir können diese Ängste nur auflösen, wenn wir als Deutsche endlich auch unsere Schuld an Russland eingestehen, und Wiedergutmachung durch Erinnerung leisten. Nur die Erinnerung kann künftiges Leid vermeiden. Was uns beim Holocaust selbstverständlich ist, sollte genauso für Russland gelten. Wir sollten uns an die Werte erinnern, die unsere Völker mit seinen Dichtern, Denkern und Musikern seit Jahrhunderten miteinander verbinden, und der Toten gedenken, die wir gegenseitig zu beklagen haben. Wenn Dostojewski von SCHULD UND SÜHNE schreibt, dann wäre es an der Zeit zu zeigen, dass wir unsere Schuld und unsere Sühne verstanden haben, und dass wir bereit sind ein Mahnmal für die Opfer zu errichten, ein Mahnmal das diesmal unserem Nachbarvolk gilt, und das für unsere SCHULD UND SÜHNE und für unser kollektives Erinnern an die Toten steht.

Sonntag, 19. September 2021

Das Rauschen des Meeres

Wie oft sitze ich in meinem Turm und blicke auf die Brandung des Meeres. Ich lausche den Stimmen des Windes. Oder ich sitze vorne an der Klippe und lasse Wind und Meer auf mich einwirken. Jede Welle ein Menschenschicksal, ein ewiges Auf und Ab, getrieben von dem Wind des Schicksals. Eine dieser Wellen bin ich und um mich die Wellen meiner Weggefährten. Scheinbar getrieben vom Wind und doch immer an der gleichen Stelle. Scheinbar jede einzeln für sich und doch ohne die anderen Wellen nicht vorstellbar. Und alle Wellen und Menschenschicksale miteinander durch die unergründbare Tiefe verwoben. - Seit Millionen von Jahren steigen wir als Welle aus der Tiefe auf, wenn das Schicksal uns ruft, und kehren in die Tiefe zurück, immer dort bleibend, wo wir schon immer waren. Scheinbar einzeln an der Oberfläche der Wasser, und doch durch die Tiefe vereint. Ich bin diese Welle, die diese Gedanken hat. Meine Gedanken kommen aus der Tiefe und sie verbinden mich mit allen Wellen, die mich auf meinem Weg begleiten.- Ein Irrtum, wenn wir glauben, wir wären als Welle allein auf dieser bewegten Oberfläche. Ohne die Tiefe wären wir ein Nichts, und es ist diese Tiefe, die uns alle miteinander verbindet. - Wenn der Wind sich legt und das Wasser wieder stumm und leer daliegt, kehre ich zurück in die Tiefe und warte darauf dass der Wind des Schicksals mich wieder an die Oberfläche ruft. - Es gibt viele Bilder, die mich mein Leben begreifen lehren. Doch keines ist mir so lieb wie der Blick auf das Wasser, und kein Geräusch höre ich lieber als den Wind und keine Kraft scheint mir göttlicher als die gewaltige Sonne, die sich morgens über die Wälder schiebt und Wind und Wellen bewegt. Ich fühle mich als Kind dieser Welten, der Sonne, der Erde und des Meeres und ich fühle mich als Teil des Universums, das in mir sein eigenes Universum geschaffen hat.

LGBT - Ehe für Alle

Wenn wir in diese Welt geboren werden, erwachen wir in der Dualität. Wir gehören dem männlichen oder dem weiblichen Geschlecht an. Wir sind nur die Hälfte vom Ganzen. Eine geniale Idee der Natur, um den Fortbestand des Lebens zu sichern. Einmal in die Welt der Dualität geboren, sollte unser geistiger Weg von der Zweiheit zurück in die Einheit führen. Wir versuchen es durch die Verbindung von Mann und Frau – zwei Hälften sollten doch ein Ganzes ergeben. Aber meistens zerfällt die Einheit doch nach einiger Zeit, es war wohl nur eine Illusion die Einheit in der Verbindung von Mann und Frau zu suchen. - Sind da nicht Menschen die nicht als Hetero geboren werden privilegiert? Sie sind nicht für die Fortpflanzung vorgesehen und spüren nicht den Zwang der Natur, einen Partner für die Fortpflanzung zu finden. Aber weit gefehlt - sie versuchen die Naturgesetze zu imitieren, und bilden ähnliche Lebensgemeinschaften wie Heteros, und versuchedie Fortpflanzung durch Adoption zu ersetzen. Jetzt rufen sie nach gesetzlichem Schutz, nach der Ehe für Alle. Wie sollte Ehe für alle sinnvoll sein, - Gesetze, die dem Schutz von Familien dienen, die den Fortbestand der Menschheit sichern sollen, können schon kaum den Zusammenhalt der Familien sichern. Wie sollten Gesetze den Bestand von gleichgeschlechtlichen Lebensgemeinschaften sicherstellen, wenn die Beteiligten sich zur Trennung entschliessen? Es gibt kein schutzwürdiges Interesse der Allgemeinheit, Lebensgemeinschaften einen besonderen Schutz zu geben, die nicht dem Allgemeinwohl dienen, und nur dort sollte der Gesetzgeber eingreifen. Wofür haben wir den Schutz der Menschenrechte des Einzelnen, was sollte in einer LGBT Ehe besonders geschützt werden? - Vielleicht hat die Natur gerade die Menschen, die nicht das andere Geschlecht für ihre Einheit als Mensch in der Welt erleben sollen, dafür bestimmt, die Einheit in sich selbst zu finden? Sie müssen sich nicht um den Fortbestand des Menschheit bemühen und könnten die Dualität der Welt durchbrechen und das Gesetz der Einheit finden, den Weg den uns alle Religionen vorschlagen. Wenn der nicht als Hetero geboren Mensch aus seiner Not eine Tugend macht, aus seinem Anderssein ein Einssein, dann könnte das Anderssein als ein Wegweiser der Natur gedeutet werden, der ihm den Weg zurück in die Einheit erleichtert. Es wäre der Weg der Erlösung. Nur den Wenigsten gelingt es diesen Weg zu finden, sie suchen dort Erlösung, wo Erlösung nicht zu finden ist, in den Dingen dieser Welt. Gesetze helfen uns da kaum weiter, vor allem nicht, wenn ein Mensch die Ganzheit im eigenen Geschlecht sucht. Ehe für Alle ist eine Illusion, die uns kaum auf unserem Weg durch das Leben weiterbringt, - aber Freundschaft, tiefe Verbundenheit, Zufriedenheit und Glück könnten uns dort verbinden, wo Gesetze uns nicht weiterhelfen. Menschliche Gesetze können göttliche Gesetze nicht ersetzen, wir sollten uns dem Willen der Natur nicht in den Weg stellen und vor allem nicht nach dem Gesetzgeber rufen, wo dieser nichts verloren hat.

Mittwoch, 15. September 2021

Das schlechte Gewissen der Erben

Ein besonderes Anliegen der linken Parteien scheint der Ausbau der Vermögens- und Erbschaftsteuer zu sein. Den volkswirtschaftlichen Nutzen einer solchen Besteuerung lasse ich einmal beiseite. Mich stört bei diesen Forderungen vor allem der Neidkomplex. Leistungsträger, die ohnehin schon vom höchsten Steuersystem der Welt gerupft werden, sollen versteuertes Geld noch einmal versteuern. Wundert es da, dass Leistungsträger immer mehr abwandern, unsere Universitäten auf hintere Stellen abgewertet werden und andere Länder, wie die USA, von der Abwanderung unserer Intelligenz und unserer Leistungsträger profitieren? Müssen Erben wirklich ein schlechtes Gewissen haben, wenn sie erben? Abgesehen von einigen wenigen Exzessen, die in der Regenbogenpresse bekannt werden, bei denen die Umverteilung von Vermögen an die Allgemeinheit in kürzester Zeit erfolgt, weil das Erbe vergeudet wird, erlebe ich nur verantwortungsbewussten Umgang mit dem Ererbten. Familienunternehmen werden in 2. und 3. Generation geführt, Geldvermögen werden überwiegend in Aktien angelegt und damit die Kapitalversorgung unserer Wirtschaft sichergestellt. Die naive Annahme, Geld würde nur sinnlos verprasst, ist absurd. Wir erleben dagegen , wie der Staat mit unseren Steuern umgeht. Überall fehlt es an Infrastruktur, an Ausbildungsmöglichkeiten, an Lehrern, Pflegepersonal für unsere älteren Menschen. Ist das ein verantwortungsbewusster Umgang mit unseren Steuergeldern? - Wohin die Umverteilungsphantasien der Linken geführt haben, konnten wir im letzten Jahrhundert erleben, am Scheitern der linken sozialistischen Staatssysteme. Erben die ich erlebt habe, waren gut ausgebildet, auf ihren verantwortungsvollen Beruf im Familienunternehmen vorbereitet, vor allem waren sie bereit, Verantwortung zu tragen. Kein Erbe muss sich seines Erbes schämen, wenn er sein Erbe übernimmt und angemessen verwaltet, und vor Allem verantwortungsbewusst mit seinen Ressourcen umgeht, indem er sie im Sinne des Erblassers einsetzt und weiterentwickelt. Vor allem sollten sich Erben nicht von den linken Politikern beeindrucken lassen, die selber kaum jemals irgendeine unternehmerische Leistung gebracht und keine wirtschaftlichen Erfahrungen gesammelt haben, die oft nur gelernt haben Halbwissen unter die Leute zu bringen und noch öfter nicht einmal ihr Studium abgeschlossen haben. Neider hat es zu allen Zeiten gegeben, man darf ihnen nur keine politische Macht in die Hände legen. Erben sollten stolz auf das sein, was die Familie geschaffen hat, es ist in ihren Händen besser verwaltet, als wenn es über Erbschaftsteuern in die Giesskanne des Staates flösse. Für ein schlechtes Gewissen besteht überhaupt kein Anlass, denn Erben ist nicht nur ein Vorteil, sondern vor allem Verpflichtung. Um es mit Goethe zu sagen: - Was Du ererbt von Deinen Vätern, erwirb es, um es zu besitzen. -

Dienstag, 14. September 2021

Wir gehen wählen

In Zeiten von Covit natürlich nicht in ein Wahllokal. Vor mir liegt ein endlos langer Fragebogen. Die Namen, die dort vorgeschlagen werden, sagen mir nichts. Nicht einmal ein Foto der Kandidaten liegt bei. Vielleicht sollte die Berufsbezeichnung etwas aussagen? Aber wie kann ich wissen, ob der Kandidat diesen Beruf ausübt und ob er Erfahrung in seinem Beruf hat und ob er überhaupt geeignet ist, mich in einem politischen Gremium zu vertreten? Eine Direktwahl scheidet so schon aus, ich kann niemanden wählen, dessen Eignung ich nicht kenne. - Vielleicht mich am Parteiprogramm orientieren? Das lässt sich ja zumindest in den Medien abfragen. Wir stehen ja vor wesentlichen Fragen, die unser aller Zusammenleben betreffen. - Vielleicht uns mit Rousseau an - Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit – orientieren? Aber dann fällt mir ein, dass unter diesen Idealen die französische Revolution ihre eigenen Anhänger umgebracht hat, im Kommunismus unter diesen Idealen Millionen von Menschen starben und in den USA noch immer Rassismus, Ungleichheit und natürlich keine Brüderlichkeit herrschen, obwohl diese Ideale in der Verfassung stehen. Die Farbe Rot, mit der sich gerne die Kommunisten schmücken, steht für mich für Blut, ich denke an meine Grosseltern, die unter dieser Farbe sterben mussten. Rot steht aber auch für Neid, Missgunst, Gleichmacherei, Bevormundung, Unterdrückung – also einen grossen Bogen um Rot. Bei uns in Europa stehen uns aber mehrere Farben zu Auswahl, wenn wir in Farben denken. Da gibt es das Gelb für den Liberalismus, den Menschen machen lassen, so wenig Staat wie möglich, den Staat als Dienstleister nur dort einsetzen, wo die menschliche Eigeninitiative nicht ausreicht. Das sagt mir schon eher zu. Bei den grossen Themen der Gegenwart, Klimaschutz, Gesundheit und Bildung muss der Staat eingreifen, da reicht die Eigeninitiative nicht aus. Die Liberalen würden aber sicher bessere Fachleute einsetzen und keine studierten Politologen oder Soziologen, wie sie weitgehend das politische Spektrum prägen. - Die Farbe Grün steht für den Kindergarten, wohlmeinende Menschen, Idealisten wie Greta, die Weltverbesserer, die selbsternannten Spezialisten für eine bessere Welt, fast ohne Erfahrung in Beruf und im praktischen Leben. Es waren immer die Idealisten, die unsere Welt ins Unglück stürzten, die Ideengeber, wie Nietsche, Marx und Engels, deren Gedankengut von den Mächtigen missbraucht wurde. Die Farbe Grün ist die Farbe des Lebens, sie sollte aber nicht von Idealisten und Träumern umgesetzt werden, sondern von Fachleuten und Praktikern. Und dann haben wir noch die Farbe Schwarz – da wird es schon komplizierter. Das Christliche im Namen ist unsere gemeinsame Kultur als Volk, das Soziale ist in unseren europäischen Staaten zum Markenzeichen geworden, aber demokratisch ? Ist es demokratisch uns an die Wahlurnen zu schicken und uns nichts über die Kandidaten zu sagen? Wer bestimmt unsere Vertreter? Ist das alles Mutti, die dafür sorgt, dass die richtigen Menschen an der richtigen Stelle sitzen? Wäre es nicht sinnvoll in Zeiten der Digitalisierung uns bei jedem Kandidaten einen Link mitzuliefern, der uns zu seinem Lebenslauf, zu seinen politischen Äusserungen und seinen beruflichen Leistungen führt? Wie ein mächtiger Krake hat die Farbe Schwarz alle Richtungen in sich eingesogen, es sollten alle Farben in Schwarz vertreten sein. Aber dieses Privileg steht nur der Farbe weiss zu. Wenn eine Partei versucht alle Richtungen zu vertreten handelt sie undemokratisch. Demokratie lebt von unterschiedlichen Richtungen. Aus der gegenseitigen Kontrolle, in der keine Richtung je zu mächtig werden darf. Wahrscheinlich hat die jetzt abtretende Mutti, alles unter ihrer Fuchtel haben wollen , aber demokratisch kann man ihre Form der Regierung nicht nennen. Die Farbe Schwarz muss sich neu formieren, ihre eigene kantige Form entwickeln, die Persönlichkeiten herausstellen, die das Format und die Erfahrung haben zu regieren. Eine Pause in der Opposition wird Schwarz gut tun. Sollte ich meine Stimme an Loser verschwenden? Ich sollte meine Stimme der Farbe Blau geben. Blau steht für den Himmel und das Meer, Blau steht für unseren Planeten, aber Blau steht auch für Europa, schade dass wir nicht eine europäische Partei haben, die weg von der Kleinstaaterei will, die für einen grossen europäischen Staatenverbund steht, dieser Farbe Blau würde ich gerne meine Stimme geben.

Donnerstag, 9. September 2021

Die Schwierigkeit Kunst zu definieren

Zu allen Zeiten haben die Menschen darüber nachgedacht, was denn Kunst sei. Bei Aristoteles liest man eine kopflastige Definition, - Kunst als Vollendung oder Nachahmung der Natur - . Leonardo da Vinci spricht von Kunst als - Vollendung aller Wissenschaft -. Bei Aristoteles sehen wir einen Kopfmenschen, der den Prozess der Kunst nicht begreift, bei Leonardo einen Menschen, selber einer der grössten Künstler aller Zeiten, der seinen eigenen Schaffensprozess nicht einordnen kann und glaubt, er könne dies mit Wissenschaft erklären. Anders Goethe – Die Kunst ist eine Vermittlerin des Unaussprechlichen - er erkennt, dass Kunst nur dann entsteht, wenn das Unaussprechliche im Künstler wirkt. Marc Chagall scheint als Künstler verstanden zu haben, warum er ein Künstler ist - Kunst ist ein Zustand der Seele - . Nietzsche definiert Kunst als - Bejahung, Segnung, Vergöttlichung des Daseins - bei ihm scheint der Prozess des Denkens das Gegenwärtige zu vergöttlichen. Wenn Andy Warhol von Kunst spricht, dann zeigt er, was er wirklich von seiner Kunst hält - Kunst ist all das, womit du davon kommst -. Damit ist er nicht schlecht gefahren und das meiste was wir heute als Kunst vorgesetzt bekommen, scheint seiner Definition zu entsprechen. Yoko Ono hat schon eher begriffen, um was es bei Kunst geht - Kunst ist ein Versuch, Dich einen halben Zentimeter über dem Boden schweben zu lassen - . Aus den verschiedenen Zitaten wird deutlich, dass Denker nicht über ihren Denkprozess hinaus denken können und Künstler meistens den Prozess der Verbindung mit dem Unaussprechlichen gar nicht als etwas besonderes empfinden, sondern als Teil ihrer Natur. Meine eigene Antwort auf die Frage – Was ist Kunst? - Kunst entspricht dem Schöpfungsakt Gottes, - das Unendliche tritt in die Endlichkeit ein.

Dienstag, 7. September 2021

Was ist Kunst?

Ein Gespräch mit einer japanischen Sängerin über die berühmten Teeschalen brachte mich zum Nachdenken, ob es sich bei den Teegefässen um Kunst handelt. Über 16 und mehr Generationen wird in Familien das Geheimnis der Herstellung weiter gegeben. Manche Teeschalen sind unbezahlbar, manche aus dem 14. Jahrhundert mehr als 1 Million USD wert. Was ist das Geheimnis dieser Teeschalen und was unterscheidet eine solche von wahren Meistern geschaffene Teeschalen von gewöhnlichen Teeschalen? Es ist die Frage, die wir uns bei allen Kunstwerken stellen - Was ist Kunst? - Für mich ist das Wort INSPIRATION der Schlüssel zur Kunst. Es braucht natürlich auch noch Begabung und Können, aber entscheidend ist die INSPIRATION. Gleich ob es sich um Malerei, Skulptur, Musik oder Literatur handelt, ohne das Geheimnis der INSPIRATION entsteht keine Kunst. Das Wort zeigt den Weg zur wirklichen Kunst - der Künstler braucht den SPIRITUS, die Verbindung zum Ewigen, zum Numinosen, um wahre Kunst zu schaffen. Der wahre Künstler ist das Medium durch das die Schönheit und Vollkommenheit der Ewigkeit in das Diesseits eintritt. Ohne diese spirituelle Qualität ist jede Kunst nur Kunstgewerbe. Aber wo diese spirituelle Qualität in Menschenwerken zu spüren ist, da steht die Menschheit ergriffen vor den heiligen Ikonen, den Tieren an den Felswänden alter Kulturen, ist erschüttert von der Musik eines Beethovens, steht stundenlang in den Galerien vor einzelnen Werken. Kunst wird nur von den Menschen erkannt, die sich dem Spiritus des Werkes öffnen können, sie ist für die Welt geschaffen, aber nur einem sehr kleinen Kreis von Menschen zugänglich.

Sonntag, 5. September 2021

Sein oder Nichtsein?

Das ist die Frage, die sich Hamlet stellt, als er sich mit Selbstmordgedanken trägt. Sein ist für ihn sein sterblicher Körper und Nichtsein der Zustand nach seinem Ableben. Ihn quälen seine Gedanken, auch nach seinem Tod könnten ihn noch Träume verfolgen, und er zieht es vor sich den Problemen seines Lebens zu stellen, weil er Angst vor dem hat, was da kommen könnte. Für ihn gibt es nur ein Entweder - Oder, hier das Leben, dort der Tod – und das Überschreiten der Grenze bedeutet ihm das Ende seiner Existenz. - Schon in den alten Lehren geht die Menschheit nicht mehr von einem - Entweder - Oder - aus, sondern von einem - Sowohl - Als auch. Und schon früh haben sich die Weisen gefragt, ob nicht die physische Existenz uns im Weg steht, das Ewige zu erfassen. Unser physischer Körper, schien der Grund zu sein, warum wir das Ewige nicht erkennen konnten. Irrtümer, wie Kasteiung und Sündhaftigkeit des Körpers, entstanden und viele Generationen erkannten nicht, dass wir das Ewige nicht ohne das Endliche begreifen können. Unsere Sinne standen uns im Weg, sie waren geeignet unsere physische Natur zu erforschen, aber sie konnten nicht das Ewige erkennen. Das was Hamlet SEIN nennt, ist das Leben, unser physisches Leben und unser ewiges Leben, und heute wissen wir um die Doppelnatur des Wortes SEIN -LEBEN, es bedeutet das Diesseitige und auch das Jenseitige, das was uns in der ewigen Wirklichkeit ausmacht. Wir brauchen heute nicht mehr in Tempeln und Synagogen nach diesem SEIN zu suchen. Es sind nicht Priester und Meister, die uns das SEIN weisen könnten. Das SEIN ist schon da, mitten unter uns, in uns, in jedem einzelnen Körper, der ohne dieses SEIN gar nicht wäre. - Aber was tun, wenn unsere Sinne nicht in der Lage sind, dieses SEIN zu begreifen? Was ist dieses SEIN , wie kann ich es erfassen? - Mir hat die moderne Physik den Weg zum SEIN gewiesen. Ich stelle mir vor ich gehe in meinen Körper, bis hinein in die kleinsten Energieteilchen und realisiere die ungeheuren Räume, die sich in den Atomen und Molekülen befinden, die gleichen Räume, die den ganzen Kosmos erfüllen, bei mir meinen eigenen kleinen Kosmos. Es sind diese Räume der Leere, diese Fülle des Nichts, eine Leere, die von unseren Sinnen nicht erfasst werden kann, die wir aber in allem fühlen und sehen können, weil wir ein Teil dieser Leere sind. Nur Gleiches kann Gleiches erkennen, nur das Ewige kann das Ewige sehen, nur Leere ihre eigene Fülle, die ganze Fülle der unbegrenzen Möglichkeiten in der alles umfassenden Leere. Es ist diese Leere, die Christus den Himmel nennt und darauf hinweist, dass dieser Himmel mitten unter uns und in uns ist. Hamlet kann sich nicht zwischen SEIN und NICHTSEIN entscheiden, das Eine ist ohne das andere nicht zu haben, unser Weg in dieser Welt ist der Weg des Verstehens, der Weg in das Begreifen, dass SEIN Leben ist, und dass Leben nie endet, auch nicht durch das Ende unserer physischen Existenz. Eine Entscheidung zwischen SEIN und NICHTSEIN gab es nicht, Hamlet hat sich für den richtigen Weg entschieden, den Weg des Lebens.

Donnerstag, 2. September 2021

Mein feines Gehör

Wahrscheinlich denkt meine Umwelt ich höre im Alter schlechter. Meine Hörhilfe scheint das anzudeuten. Tatsächlich ersetzt eine Hörhilfe nicht ganz das feine Gehör der Jugend. Umso mehr wundert es mich, dass viele Menschen mit gutem Gehör sich mit ständigem Lärm zudröhnen, ständig mit Kopfhörern am Ohr, oder die Dauergeräusche von Fernsehern oder Musikanlagen. Alles das entgeht mir weitgehend und dennoch höre ich im Alter weit mehr als in meiner Jugend. Ich habe gelernt die Stille zu hören. Erst in der Stille erschliesst sich mir die Welt der Töne, die Welt der Sprache, die Welt der Musik. Die Stille ist um mich, die Stille ist in mir und gleichzeitig ist die Stille der Bereich der unbegrenzten Möglichkeiten, wenn ich etwas hören will. Denn alle Musik und alle Sprache und jedes Geräusch kommt aus der Stille und kehrt in die Stille zurück. Ich berühre eine Klangschale, ein Ton schwillt an, ebbt ab und kehrt dorthin, woher er kam. Wahrscheinlich hat unsere Welt die Fähigkeit verloren, die Stille als den Bereich des wichtigsten Hörens zu begreifen. Denn wenn wir genau hinhören, dann können wir in der Stille alles hören, was je gesagt wurde, alle Töne die je gespielt wurden, wir erleben in der Stille das Ewige, Unendliche, Unsagbare und Unhörbare. So muss Beethoven gehört haben, als sein Gehör ihn verliess und er zum Instrument der Stille wurde. Auch ich lerne erst im Alter mein feines Gehör zu schätzen, es hört Dinge, die ich früher nicht wahrnahm.

Mittwoch, 1. September 2021

Sind wir Verstandes - oder Gefühlsmenschen ?

Wir glauben oft, wir wären das eine oder das andere. Mit Verstandesmensch wird ein lebenstüchtiger diesseitsbezogener Mensch identifiziert, bei Gefühlsmenschen vermuten wir oft das Gegenteil, das Wort Gefühlsmensch scheint negativ besetzt zu sein. Wie immer gibt es natürlich kein - entweder - oder - wir sind beides, Verstandes- und Gefühlsmenschen. Bei der Einordnung war unser Verstand am Werk, …. - natürlich ist dem Verstandesmenschen der Vorzug zu geben.- sagt der Verstand und disqualifiziert unsere Gefühle. Dabei ist das Gefühl eines unserer wichtigsten Sinnesorgane - Bauchgefühl - Körpergefühl - Lebensgefühl - gerade letzteres Gefühl verbindet uns mit dem was wir wirklich sind, es verbindet uns mit dem Leben, mit unserem Menschsein. Mein Bauchgefühl hat mir vor kurzem das Leben gerettet. Eine Blinddarmentzündung war nicht diagnostiziert worden, auch ein Krankenhaus nahm mich nicht an, aber mein Bauchgefühl sagte mir, dass ich handeln musste. Und kurz entschlossen setzte ich mich in ein Flugzeug und wurde noch in der gleichen Nacht in Zürich in einer Notoperation behandelt. - Auch mein Körpergefühl sagt mir mehr über meinen Körper als mein Verstand. Wenn ich einmal den Punkt erreicht habe, an dem mir klar ist, dass mein Bild im Spiegel eine Sinnestäuschung ist, beginnt die Erforschung meines Körpers mit meinen Sinnen und meinem Gefühl. Der Körper erhält eine ganz neue Dimension. Ich fange an meinen Körper zu bewohnen, mir vorzustellen, was er benötigt. Die Zusammenhänge von Bewegung, Ernährung und geistiger Tätigkeit werden mir immer bewusster. Meine Belohnung ist das Wohlgefühl in meinem Körper und eine gute Gesundheit bis ins hohe Alter. Und noch ein Wort zu Lebensgefühl. Ein gesunder Körper vermittelt mir ein ganz anderes Lebensgefühl als ein schlecht behandelter und am Ende kranker Körper. Tritt aber noch die Innensicht des Körpers hinzu, erlebe ich die ganze Dimension meines Lebens, das sich in meinem Körper manifestiert. Es ist die Reise in die Innenwelt meines Körpers, in die Welten der Energie, in die unendlichen Räume meines eigenen Kleinen Kosmos, die Reise in die Unendlichkeit, die sich auch in mir manifestiert. Was für ein wunderbares Lebensgefühl, wenn ich mich in der Meditation auf diese Reise begebe und erfahre, wer ich wirklich bin.

Sonntag, 29. August 2021

Sehhilfe - Die Welt sehen lernen

Wenn die Augen im Alter schwächer werden schaffen wir uns eine Brille an. Wir sind seid unserer Geburt daran gewöhnt, die Welt in den Formen zu sehen, die unsere Augen erfassen können. Wir machen uns nicht viele Gedanken, ob diese Welt wirklich so aussieht, wie wir sie sehen. Wenn die äussere Sicht nachlässt beginnen die Gedanken, ob die Welt wirklich so aussieht, wie wir sie sehen. Schon ein Blick durch ein Elektronenmikroskop erweckt ernsthafte Zweifel an unserem Weltbild. Plötzlich zerlegt sich die Welt in kleinste Partikel, eine Welt von Energiekörpern, Atomen, Molekülen, die Welt scheint plötzlich ganz anders auszusehen. Und da ist kein Ende in Sicht. Wir gehen tiefer und tiefer in die Welt der Formen und Energie hinein und sehen in den Atomen noch kleinere Energiekörper ihre Bahn ziehen. und vor allem erblicken wir gewaltige Räume in denen diese Bewegungen stattfinden. Hinter diesen Welten vielleicht weitere Formen und Räume, bisher noch nicht fassbare Erscheinungen. - Ein Abbild des Makrokosmos im Mikrokosmos, aber vor allem die ungeheuren Räume in denen die Energiekörper schwirren. Wir fühlen uns wie Ameisen, die einen Menschen vor sich sehen und diesen nur als amorphe Masse wahrnehmen und nicht wissen, wie sie ihn einordnen sollen. Mich beeindrucken vor allem die leeren Räume zwischen den Energiekörpern. Entgegen unserer Wahrnehmung bestehen wir hauptsächlich aus leerem Raum. Es scheint dieser leere Raum zu sein, der die Energiekörper in ihre Gesetzmässigkeit zwingt, der gleiche leere Raum, der im All die Sterne in ihre Umlaufbahn bringt, aber vor allem Energie schafft und wieder aufsaugt. Es ist der gleiche leere Raum aus dem der Mensch besteht und in den er vergeht. Und ich beginne zu begreifen, dass mein Auge nicht nur die Formen sehen kann, sondern auch die Leere, das Nichts. Mir fällt ein Satz aus den Upanischaden ein, - Nicht die Augen die sehen, sondern das was die Augen sehen macht, wisse das ist Brahma. Ein wunderbares Geschenk der Natur - unsere Augen.

Freitag, 27. August 2021

Wenn Träume in Erfüllung gehen

Ich spreche nicht über unsere Nachtträume, die so schnell verfliegen, wenn wir erwachen. Ich spreche auch nicht über die Tagträume, wenn sich ein endloses Gedankenkarussell in unserem Kopf dreht, das sich kaum zum Stillstand bringen lässt. Ich spreche über Lebensträume. Erfüllte Träume und nicht erfüllte Träume. Als junger Mann hatte ich den dringenden Wunsch, einmal einen Porsche zu besitzen. Als ich ihn dann endlich hatte, war der Traum schnell entzaubert und nie mehr hatte ich später diesen Wunsch. Wie viele Menschen träumen von einem Haus in der Toskana oder einer einsamen Insel oder einem Tropenparadies. Wer den Traum sich verwirklicht langt spätestens dann in der Realität an. Dem Urlaub, den man als besserer Hausmeister mit dem Herrichten des Hauses verbringt, einem von Einbrechern geleerten Haus oder den steuerlichen Unbillen, die einem die Finanzverwaltung im Gastland und im Heimatland bereitet. Klima und Ungeziefer lassen die Träume schnell verfliegen und bald sehnen wir uns in unsere bekannte Umgebung zurück, in der wir uns wohlfühlen und in der wir uns auskennen. Jeder Traum bleibt solange ein Traum, bis er in Erfüllung geht - dann wird der Traum zu Realität , und die Realität wirkt oft ernüchternd. - Was aber geschieht mit den Träumen, die nicht in Erfüllung gehen? – Sie begleiten uns ein ganzes Leben lang. Die Liebe als junger Mensch die wir aus Schüchternheit nie dem anderen gezeigt haben - die unschuldigen Küsse in unserer Jugend, die Gefühlstürme in uns ausgelöst haben, sich aber nie dem Leben stellen mussten, sie begleiten uns ein Leben lang und sind nie vergessen. Für mich sind das die wahren Träume, die nie enttäuscht wurden, Begleiter durch unser Leben, und immer die Frage in uns, was wäre wenn …… der Traum in Erfüllung gegangen wäre? Mir sind diese Träume die liebssten - Träume die nie der Enttäuschung ausgesetzt waren

Sonntag, 22. August 2021

Warum der Klimawandel nicht gelingen kann

Es geht beim Klimawandel um das äussere Haus der Menschheit - die Welt. Wie kann die Menschheit ihr äusseres Haus in Ordnung halten, wenn es ihr nicht gelingt nicht einmal ihr eigenes inneres Haus sauber zu halten? Es gilt hier das alte Weisheitsprinzip - Wie innen, so aussen. Ich muss mit meinem eigenen Haus beginnen, dieses in Ordnung und sauber zu halten, bevor ich mich um das Haus der Menschheit kümmere. Was aber tun, wenn mir und fast der gesamten Menschheit gar nicht bewusst ist, dass jeder von uns ein eigenes inneres Haus hat und noch niemals darüber nachgedacht hat, wie er sein eigenes Haus in Ordnung halten kann - oder wie die Philosophen sagen, wenn er in Seinsvergessenheit lebt? Der Zustand der Welt ist immer ein Spiegel von uns selbst. Wenn wir die Welt vollgemüllt haben, müssen wir davon ausgehen, dass dies unserem inneren Zustand entspricht. Was ist zu tun, wenn wir uns alle dem äusseren Konsumrausch ergeben haben, wenn Bescheidenheit und Verzicht nicht mehr zu unserem Wortschatz gehören? Ich habe meine grossen Zweifel, ob es uns gelingen kann unsere eigene innere Zumüllung zu erkennen, das wäre die Voraussetzung für die Reinigung unseres eigenen inneren Hauses. Die Menschheit hat es sich so bequem in ihrem Konsum gemacht, undenkbar ein Verzicht auf die Errungenschaften der Technik, auf Wohlstandsdenken, auf geistige Betäubung durch Medien, auf die Drogen des Alltags. Wer glaubt dass Klimawandel möglich ist, muss bei sich selbst anfangen, sein eigenes Haus aufräumen, sich von den Lasten des Wohlstands befreien, sein eigenes Leben zurückgewinnen. Bisher sehe ich nur Menschen, die Wasser predigen und Wein trinken. Wie soll da ein Klimawandel gelingen? Es reicht nicht eine Partei zu wählen die Klimawandel verkündet oder auf Demonstrationen zu gehen und gegen die Klimaverschmutzer zu protestieren. Wir müssen uns selbst als ersten Schritt zurückgewinnen, erkennen, dass unser Leben nicht von den Errungenschaften der modernen Zivilisation abhängig ist. Ist ein solcher Schritt noch denkbar - wieder zurück zum einfachen Leben? Jeder erkennt, dass er mit am Klimawandel und der Veränderung der Erde beteiligt ist, aber keiner ist bereit in seinem Leben zurückzustecken. Die Staaten können es nicht durch Verordnungen und Gesetze erreichen, das können wir nur als Individuen, jeder Einzelne durch Verzicht an sich selbst. Undenkbar ein solcher Verzicht - wir gehen weiter auf unserem Weg, die Erde für uns Menschen und die meisten anderen Lebewesen unbewohnbar zu machen.