Mittwoch, 6. Oktober 2021

Völlerei

Als eine der sieben Todsünden gilt von Alters her die Völlerei. Das gilt für das Essen und für den Alkoholkonsum. Demgegenüber stand die Tugend der Mässigung. Völlerei ist also Konsum im Übermass, nicht mehr Genuss. Nicht umsonst sind in den wirklich guten Küchen die Kunstwerke der Köche klein gehalten, wir sollen die wenigen Bissen wirklich geniessen und schätzen. Sobald Essen zur Fresserei wird, hört jeder Genuss auf, auch für denjenigen der am Tisch sitzt und die Völlerei mit ansehen muss. In südlichen Ländern, wo die Lebensfreude auch am Essen zelebriert wird, schätze ich besonders, wenn gute Teller miteinander geteilt werden, jeder probiert Etwas von Allem. Durch die Vielfalt erfahren wir höchsten Genuss, nicht durch die Menge. Das Spiel der Aromen auf den Tellern ist es, was uns glücklich macht, nicht die Menge des Gegessenen. Es ist die Mässigung die wie in allen Lebensbereichen das Geheimnis des Genusses ist. Wenn wir uns bei der Nahrungsaufnahme immer bewusst sind, was wir da eigentlich tun, werden wir auch erkennen, dass Nahrung aus dem Gleichen besteht, wie wir selbst, aus Leben und Energie. Wir führen uns ständig das Gleiche zu, was wir selber sind. Ich schätze es, wenn ich noch die Früchte des Feldes erkennen kann, der Fisch ganz auf den Tisch kommt, wenn wir bewusst beim Essen sind. Menschen, die sich keine Zeit beim Essen nehmen oder Produkte der Nahrungsmittelindustrie verwenden, gehen an einem wichtigen Teil ihres Lebens vorbei, am Erkennen, dass es Leben ist, das wir zu uns nehmen. Und wenn wir uns dann an die Ratschläge zum Essen halten, jeden Bissen bewusst kauen, dann können wir schon zeitlich gar nicht in die Versuchung kommen zu viel zu essen. Völlerei hat auch mit Gier zu tun, die wir auch vielleicht in anderen Lebensbereichen haben, Gier führt zu Übermass, zu Ungleichgewicht, wir verlieren die Kontrolle über unser Leben. Ein Mensch, der sich im Gleichgewicht befindet, wird niemals Gier empfinden, weder im Essen, noch im Trinken, er wird mit Achtung alles behandeln was auf den Tisch kommt oder was das Leben ihm bietet. Das Gegenteil von Völlerei ist nicht nur Mässigung, sondern Achtung und Genuss für die wunderbaren Angebote der Natur an uns.

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