Sonntag, 12. Dezember 2021

Frieden finden

Das Jahr neigt sich dem Ende zu. Wir ziehen uns in unsere Häuser zurück. Und wenn das Leben sich dem Ende zuneigt, ziehen wir uns in uns selbst zurück. - Wie gross war die Welt als ich ein Kind war. Sie schien unermesslich zu sein. Und dann fing ich an die Welt zu vermessen. Ich lernte sprechen, rechnen, sehen, erhielt einige Erklärungen zu den Dingen, die mich umgaben und eine Weile schien es so, als ob die Welt aus dem bestünde, was ich erfassen konnte. Aus  lernen, denken, fühlen, sehen versuchte ich die Welt zu begreifen. Da waren  Dinge und  Menschen, die sich um mich kümmerten, da war der begrenzte Raum meiner Existenz.  Und da war dann noch eine Welt jenseits meiner Existenz, andere Menschen andere Dinge, andere Welten. Ich nahm die Welt an, so wie sie sich mir zeigte und sie zeigte sich mir in vielen Formen. Da  waren Zeiten von Krieg, Zerstörung, Wiederaufbau, - da waren Zeiten in anderen Ländern, in denen ich mit meinen Eltern lebte, aber immer lebte ich  in meiner kleinen Welt der Familie, mit Eltern und Brüdern, und später dann in meiner eigenen  kleinen Familie, mit meiner Frau und unseren Kindern. -  Ich lernte das Auf und Ab des Lebens zu begreifen. Auf Phasen des Aufwärts folgten Phasen des Niedergangs und ich begriff, dass beides notwendig für mein Leben war, dass es kein Aufwärts ohne ein Niederwärts gibt,  und beides seine Berechtigung hat. Und dieses Gesetz der Phasen sah ich bald in Allem und ich lernte, dass der Niedergang nicht gut und nicht schlecht ist, sondern notwendig, damit es auch das Aufwärts gibt. Ich vertraute mich dem Fluss des Lebens an. – Irgendwann im Leben fing ich an,   andere Dimensionen zu sehen. Ich entdeckte die Ewigkeit und die Unendlichkeit,  die Stille  und die Leere,  und ich begriff, dass diese Welt und die Endlichkeit der Dinge und die Endlichkeit jeder physischen Existenz, nur zu verstehen sind, wenn es die Unendlichkeit und die Ewigkeit gibt.  Und seitdem hat diese Welt und mein Leben in dieser Welt  eine andere Dimension erhalten. Die Ewigkeit und die Unendlichkeit sind in mein Leben getreten. Ich begreife den ungeheuren  Raum um mich und gleichzeitig den gleichen Raum in mir, als Teil meines Lebens,  eine Unendlichkeit  die meine physische Endlichkeit erfüllt und auch alle Menschen um mich und diese ganze Welt und den gesamten Kosmos trägt,  ich begriff  den unendlichen ewigen Raum als eigentliche Heimat aus der alles entsteht und in die alles vergeht.   Da ist noch die Welt mit ihren Lebewesen, die Welt bestehend aus Energie und Dingen.   Aber gleichzeitig sehe ich auch  in allen  Dingen, in den kleinsten Energieteilchen  das  Wesentliche das alle Dinge ausmacht, den  Raum und die Leere als deren wesentliche Eigenschaft.   Und heute  begreife ich mich als einen Teil von diesem  Raum und Leere, und  begreife,  dass meine wirkliche Heimat dieser Raum und diese Leere sind, mit denen ich auf ewig verbunden bin.  - Meine Sinne und mein Verstand können mir nur einen kleinen Ausschnitt aus der Realität der Welt zeigen, die mich umgibt.  Aber es gibt eine Dimension in mir, jenseits  meiner Sinne,  die mir die Gewaltigkeit des Ewigen zeigt,  die ewige Unendlichkeit, und  gleichzeitig  zeigen mir meine Sinne  die ungeheure Schönheit der Schöpfung dieser Welt und des gesamten Kosmos.    Es ist das Gleiche, das Gleiches erkennt,  das Ewige in mir  erkennt sich im Unendlichen, mein  Geist erkennt sich in der Materie.  Mein Blick auf die Welt und das Leben ist im Alter  ein anderer geworden. Er sieht das Sichtbare und das Unsichtbare,  die physische Welt und die nichtphysische Leere,  die Zeitlichkeit und die Ewigkeit. Und heute begreife ich mich als ein Teil von diesem Allem,  ganz von dieser Welt und ganz aus der Ewigkeit geboren und in die  Ewigkeit zurückkehrend. - Das ist der Frieden Gottes den wir finden, wenn wir die Grenzen der Welt durchschritten haben und in die Räume des Ewigen blicken können – ein  Frieden, der jenseits unserer Vernunft  und unseres Begreifens  liegt.


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