Das Jahr neigt sich dem Ende zu. Wir ziehen uns in unsere
Häuser zurück. Und wenn das Leben sich dem Ende zuneigt, ziehen wir uns in uns
selbst zurück. - Wie gross war die Welt als ich ein Kind war. Sie schien
unermesslich zu sein. Und dann fing ich an die Welt zu vermessen. Ich lernte sprechen,
rechnen, sehen, erhielt einige Erklärungen zu den Dingen, die mich umgaben und
eine Weile schien es so, als ob die Welt aus dem bestünde, was ich erfassen
konnte. Aus lernen, denken, fühlen,
sehen versuchte ich die Welt zu begreifen. Da waren Dinge und Menschen, die sich um mich kümmerten, da war
der begrenzte Raum meiner Existenz. Und da
war dann noch eine Welt jenseits meiner Existenz, andere Menschen andere Dinge,
andere Welten. Ich nahm die Welt an, so wie sie sich mir zeigte und sie zeigte
sich mir in vielen Formen. Da waren Zeiten
von Krieg, Zerstörung, Wiederaufbau, - da waren Zeiten in anderen Ländern, in
denen ich mit meinen Eltern lebte, aber immer lebte ich in meiner kleinen Welt der Familie, mit Eltern
und Brüdern, und später dann in meiner eigenen kleinen Familie, mit meiner Frau und unseren
Kindern. - Ich lernte das Auf und Ab des
Lebens zu begreifen. Auf Phasen des Aufwärts folgten Phasen des Niedergangs und
ich begriff, dass beides notwendig für mein Leben war, dass es kein Aufwärts ohne
ein Niederwärts gibt, und beides seine
Berechtigung hat. Und dieses Gesetz der Phasen sah ich bald in Allem und ich
lernte, dass der Niedergang nicht gut und nicht schlecht ist, sondern
notwendig, damit es auch das Aufwärts gibt. Ich vertraute mich dem Fluss des
Lebens an. – Irgendwann im Leben fing ich an, andere
Dimensionen zu sehen. Ich entdeckte die Ewigkeit und die Unendlichkeit, die Stille und die Leere, und ich begriff, dass diese Welt und die
Endlichkeit der Dinge und die Endlichkeit jeder physischen Existenz, nur zu verstehen
sind, wenn es die Unendlichkeit und die Ewigkeit gibt. Und seitdem hat diese Welt und mein Leben in
dieser Welt eine andere Dimension
erhalten. Die Ewigkeit und die Unendlichkeit sind in mein Leben getreten. Ich
begreife den ungeheuren Raum um mich und
gleichzeitig den gleichen Raum in mir, als Teil meines Lebens, eine Unendlichkeit die meine physische Endlichkeit erfüllt und
auch alle Menschen um mich und diese ganze Welt und den gesamten Kosmos trägt, ich begriff
den unendlichen ewigen Raum als eigentliche Heimat aus der alles
entsteht und in die alles vergeht. Da ist noch die Welt mit ihren Lebewesen, die
Welt bestehend aus Energie und Dingen. Aber gleichzeitig sehe ich auch in allen
Dingen, in den kleinsten Energieteilchen das Wesentliche
das alle Dinge ausmacht, den Raum und die
Leere als deren wesentliche Eigenschaft. Und heute
begreife ich mich als einen Teil von diesem Raum und Leere, und begreife,
dass meine wirkliche Heimat dieser Raum und diese Leere sind, mit denen
ich auf ewig verbunden bin. - Meine
Sinne und mein Verstand können mir nur einen kleinen Ausschnitt aus der Realität
der Welt zeigen, die mich umgibt. Aber
es gibt eine Dimension in mir, jenseits meiner
Sinne, die mir die Gewaltigkeit des
Ewigen zeigt, die ewige Unendlichkeit, und
gleichzeitig zeigen mir meine Sinne die ungeheure Schönheit der Schöpfung dieser
Welt und des gesamten Kosmos. Es ist das Gleiche, das Gleiches erkennt, das Ewige in mir erkennt sich im Unendlichen, mein Geist erkennt sich in der Materie. Mein Blick auf die Welt und das Leben ist im
Alter ein anderer geworden. Er sieht das
Sichtbare und das Unsichtbare, die
physische Welt und die nichtphysische Leere,
die Zeitlichkeit und die Ewigkeit. Und heute begreife ich mich als ein
Teil von diesem Allem, ganz von dieser
Welt und ganz aus der Ewigkeit geboren und in die Ewigkeit zurückkehrend. - Das ist der Frieden
Gottes den wir finden, wenn wir die Grenzen der Welt durchschritten haben und
in die Räume des Ewigen blicken können – ein Frieden, der jenseits unserer Vernunft und unseres Begreifens liegt.
Sonntag, 12. Dezember 2021
Frieden finden
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen