Samstag, 13. November 2021

Ich definiere mich über meinen Verstand

Kürzlich las ich diesen Satz einer bekannten Buchkritikerin. Sicher ist der Verstand ein nützliches,  um ein gutes Buch beurteilen zu können. Wirklich gute Literatur entsteht aber nicht aus dem Verstand und aus Worten,  die nur die Werkzeuge des Dichters sind. Die grosse Literatur und Dichtung entstehen aus dem Schöpfungsprozess eines Menschen, der in Verbindung mit seinem höheren Selbst steht. Und wenn wir ein solches Werk in die Hände bekommen,  sind wir fassungslos von der Schönheit der Worte und Bilder, dann ist es nicht das solide Handwerk, nicht die Verstandesleistung, die uns berührt, es ist der Geist des Dichters und das Leben,  das in diese Dichtung geflossen ist. Es ist das gleiche Leben, das uns selbst erfüllt, und das  seinen Widerhall in den Gedanken und Worten des Dichters  findet. Nicht der Verstand ist es, der diese Worte gefügt hat, es ist die Seele und das höhere Sein des Dichters, die sich in Worten verewigen.  Wirklich grosse Werke  der Literatur berühren unser Innerstes, weil der Dichter die Fähigkeit hatte, mit dem Ewigen  in sich selbst in Verbindung zu stehen. Die Seele des Dichters kann nicht über den Verstand erfasst werden, nur unsere eigene Seele kann sie begreifen.  Der Satz, -Ich definiere mich über meinen Verstand, - macht daher nicht allein eine gute Buchkritikerin aus. Hinzukommen muss die Fähigkeit, sich mit der Seele des Dichters in Verbindung zu setzen, das Leben zu fühlen, das in Worte geflossen ist, mit dem Dichter im Gleichklang    zu schwingen,  den Dichter als Werkzeug zu begreifen, durch den das Ewig Gültige in die Welt einfliesst. Wenn ich in einem  Buch oder Gedicht diesen Flow in mir spüren kann,  dann habe ich es mit grosser  Dichtung zu  tun.

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