Ich habe immer die grossen Denker bewundert, die
mathematische und physische Modelle erdacht haben. Sie haben die gleiche
Fähigkeit wie Künstler und Dichter, sie gehen bis an die Möglichkeiten des
menschlichen Denkens. Die Schönheit und Eleganz ihrer Denkmodelle entdecken
immer Neues, aber enden immer dort, wo wir gerne einen Blick in den Raum der
Schöpfung werfen würden. An die Stelle von Religion und Philosophie ist heute
eine Wissenschaftsgläubigkeit getreten, die auch nicht die
Rätsel der Schöpfung oder des Menschseins zu lösen vermag. Im letzten
Jahrhundert ist die Physik an ihre Grenzen gelangt und seit mehr als 40 Jahren
hat sich auf diesem Gebiet nichts Weltbewegendes mehr getan. Es scheint immer
noch der Satz des Sokrates zu gelten: Ich weiss, dass ich nichts weiss. Es
liegt in der menschlichen Natur, zu versuchen, die Rätsel des Lebens zu lösen.
Wir wissen heute, dass jedes Energieteilchen aus dem wir bestehen, die gesamte Information von allen Generationen, die vor
uns lebten, in sich trägt. Im Zeugungsakt verbinden sich die Energieteilchen
des männlichen und des weiblichen Körpers. Alle Informationen die sich seit
ewigen Zeiten angesammelt haben verbinden sich im neu entstehenden Leben. Es ist ein gottähnlicher Akt, wenn wir neues
Leben erzeugen. Wenn wir vom ewigen Leben sprechen, dann ist es das, was dem
Weiterleben am nächsten kommt. Aber da sind wir schon an den Grenzen unseres
Denkens angelangt.- Wenn der menschliche
Körper stirbt, was geschieht mit den Energieteilchen, die freigesetzt werden
und unsere gesamte Information enthalten? Kein Energieteil geht verloren, alles wendet sich neuen
Bestimmungen zu. Was geschieht mit dem Leben, das jeden organischen und anorganischen Körper beseelt, und zu dem
macht, was von unseren Sinnen wahrgenommen
wird? Kehrt das Leben an seinen
Ursprung zurück, wird es wieder Teil des
vom Menschen nicht wahr genommenen Ursprungs
allen Seins? Ist es das, was wir das
ewige Leben nennen? – Keine Antworten, nur Fragezeichen. - Die Mythen
der Menschheit leben fort. Die Mehrheit
der Menschheit lebt im Mythos des Prometheus, sie glaubt an die Welt ihrer
Sinne, an die Zeit, die Vergänglichkeit. - Ich halte es eher mit Goethe, der in seinem
Gedicht «Grenzen der Menschheit» den weise geworden Menschen schildert, der
schon froh ist, wenn er den letzten Saum des Kleides der Gottheit küssen darf
- oder mit Hesse, der das Leben
zurückkehren lässt, in den Schoss der ewigen Mutter. Wo der menschliche
Verstand an seine Grenze kommt, da bleiben uns nur die alten Mythen.
Samstag, 18. März 2023
Grenzen der Menschheit
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