Samstag, 18. März 2023

Grenzen der Menschheit

Ich habe immer die grossen Denker bewundert, die mathematische und physische Modelle erdacht haben. Sie haben die gleiche Fähigkeit wie Künstler und Dichter, sie gehen bis an die Möglichkeiten des menschlichen Denkens. Die Schönheit und Eleganz ihrer Denkmodelle entdecken immer Neues, aber enden immer dort, wo wir gerne einen Blick in den Raum der Schöpfung werfen würden. An die Stelle von Religion und Philosophie ist heute eine Wissenschaftsgläubigkeit getreten, die auch nicht  die Rätsel der Schöpfung oder des Menschseins zu lösen vermag. Im letzten Jahrhundert ist die Physik an ihre Grenzen gelangt und seit mehr als 40 Jahren hat sich auf diesem Gebiet nichts Weltbewegendes mehr getan. Es scheint immer noch der Satz des Sokrates zu gelten: Ich weiss, dass ich nichts weiss. Es liegt in der menschlichen Natur, zu versuchen, die Rätsel des Lebens zu lösen. Wir wissen heute, dass jedes Energieteilchen aus dem wir bestehen, die gesamte  Information von allen Generationen, die vor uns lebten, in sich trägt. Im   Zeugungsakt verbinden sich die Energieteilchen des männlichen und des weiblichen Körpers. Alle Informationen die sich seit ewigen Zeiten angesammelt haben verbinden sich im neu entstehenden Leben.  Es ist ein gottähnlicher Akt, wenn wir neues Leben erzeugen. Wenn wir vom ewigen Leben sprechen, dann ist es das, was dem Weiterleben am nächsten kommt. Aber da sind wir schon an den Grenzen unseres Denkens angelangt.-  Wenn der menschliche Körper stirbt, was geschieht mit den Energieteilchen, die freigesetzt werden und unsere gesamte Information enthalten? Kein Energieteil  geht verloren, alles wendet sich neuen Bestimmungen zu. Was geschieht mit dem Leben, das jeden organischen  und anorganischen Körper beseelt, und zu dem macht, was von unseren Sinnen wahrgenommen  wird?  Kehrt das Leben an seinen Ursprung zurück,  wird es wieder Teil des vom Menschen nicht wahr genommenen  Ursprungs allen Seins?  Ist es das, was wir das ewige Leben nennen? – Keine Antworten, nur Fragezeichen.  -  Die Mythen der Menschheit leben fort.  Die Mehrheit der Menschheit lebt im Mythos des Prometheus, sie glaubt an die Welt ihrer Sinne, an die Zeit, die Vergänglichkeit. -  Ich halte es eher mit Goethe, der in seinem Gedicht  «Grenzen der Menschheit»  den weise geworden Menschen schildert, der schon froh ist, wenn er den letzten Saum des Kleides der Gottheit küssen darf -  oder mit Hesse, der das Leben zurückkehren lässt, in den Schoss der ewigen Mutter. Wo der menschliche Verstand an seine Grenze kommt, da bleiben uns nur die alten Mythen.


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