Donnerstag, 23. April 2020

Vom unbewussten Handeln in Zeiten der Not

Wir lesen in Zeiten von Coronas von medizinischen Personal, Ärzten, Pflegern, Hilfskräften, die unermüdlich, ungeachtet der ständigen Ansteckungsgefahr, in völlig überlasteten Kliniken im Einsatz stehen, das alles bei unzureichenden Gehältern. Die Menschen danken ihnen mit spontanem Beifall. Solche kollektiven uneigennützigen Leistungen sind in Zeiten von Not möglich, warum sind sie soviel seltener in Zeiten der Normalität? In Zeiten von Not, wenn es um das Überleben geht, handelt der Mensch instinktiv, er verbündet sich mit den Menschen, die in der gleichen Situation sind, er wird Teil eines grossen Organismus, der daran mitwirkt zu überleben. Das Ego und Rollenspiele sind vergessen, er befindet sich in der gleichen Lage wie der Sterbende. Rang, Namen und Rolle des Lebenden werden abgelegt. Der handelnde Mensch wird eins mit seiner Handlung und eins mit den anderen Menschen, die mit ihm zusammenwirken und eins mit den Menschen, die seiner Handlung bedürfen. Solche Zeiten der Not prägen sich tief in das individuelle und kollektive Gedächtnis der Menschheit ein. Wer immer solche Zeiten der Not und Krisen erlebt hat, dem bleiben sie unauslöschlich in Erinnerung. Ich habe Menschen nach dem 2. Weltkrieg kennengelernt, die ihre Kameraden gerettet hatten, schwer verwundet wurden und dennoch nie ein Wort darüber verloren haben. Da wo heute die medizinischen Pflegekräfte Übermenschliches leisten, da wird man im Nachhinein kein Selbstberühmen hören. Da wo wir im Einklang mit dem Universum handeln, da sind Worte nicht nötig, es sind die wirklichen Momente unseres Lebens, sie sind das Leben selbst und bedürfen keiner Worte.
Wenn das Leben dann seinen Pulsschlag verlangsamt und wieder normale Zeiten herrschen, fällt der Mensch oft zurück in seine alten Rollenspiele, der Halbgott in Weiss, die machtbewusste Stationsschwester, das Ego erinnert an seine Existenz und verlangt Beachtung. Der gleiche Mensch, der vorher selbstlos sich für die Gemeinschaft eingesetzt hat wird wieder eitel und selbstbezogen. Der Mensch scheint verschiedenen Naturen zu haben und ist sich dieser Naturen nicht bewusst. Er ist situationsbezogen völlig uneigennützig oder fällt zurück in die Welt der Rollenspiele, wahrscheinlich ohne sich dieses Wandels bewusst zu werden. Im Narrativ seines Lebens spielt die Zeit in der er im Einklang mit der universellen Intelligenz gehandelt hat keine Rolle, das unbewusste Handeln bedarf keiner Worte, es spricht für sich selbst.

Keine Kommentare: