Über Beziehungen ist schon oft geschrieben worden. In jedem
Menschenleben spielen die gegenseitigen Beziehungen eine Rolle. Jeder glaubt, auch
sich hierzu äussern zu können, betrifft es ihn doch auch selbst. Wenn ich über Beziehungen schreibe, dann greife ich nur
Teilaspekte heraus, in der Hoffnung, hieraus Rückschlüsse auf die Dynamik von
Beziehungen ziehen zu können.- Es gibt
zwei Blickrichtungen, wenn wir auf Beziehungen blicken, wenn wir nach aussen schauen
und wenn wir nach innen sehen. Unser Blick
nach aussen beschäftigt sich mit dem Äusseren, gutes Aussehen, Position in der Welt, mit Erfolg, aber auch Charakter,
Zuverlässigkeit, Treue und Gesundheit.
Das gilt nicht nur für uns selbst sondern auch für die Menschen an unserer
Seite. Wenn wir nach innen blicken, dann
nur in unser eigenes Inneres. In das
Innere des Anderen können wir nur manchmal blicken, wenn er oder sie es
zulässt. Nur in meinem eigenen Inneren kann ich mit meiner Seele kommunizieren. - Als
junge Menschen blicken wir auf die Welt. Wir gehen voller Mut und Hoffnung in
die Welt hinaus, aber auch voller Illusionen. Wir glauben noch daran, das Leben
draussen in der Welt, zu finden. Spätestens wenn wir in der Welt unseren Platz
gefunden haben und eine Familie gründen, ändert sich etwas in uns. Wir
begreifen, dass das Du für uns genauso wichtig ist, wie unsere eigene Person. Wir sind auf die Ergänzung zu unserem Leben
gestossen, die uns bisher gefehlt hat, auf das andere Geschlecht. Eine weitere grosse Veränderung tritt mit
Kindern in unser Leben. Wenn wir bisher annahmen, dass die Liebe zu unserem
Partner das Wesentliche in unserem Leben wäre, erleben wir bei unseren Kindern eine völlig neue
Liebe, eine bedingungslose Liebe, in der wir unsere Kinder aufwachsen lassen. Es
ist die tiefste Beziehung, die wir zu unseren Kindern haben und die uns unser
Leben begleitet. Die Welt verkleinert
sich, die Familie steht im Mittelpunkt der Welt. Auch die Beziehung zum Partner ändert sich.
Sie wird zu einer echten Partnerschaft, in der zwei Menschen für ihre Kinder
sorgen, sich dabei aber auch nicht aus den Augen verlieren dürfen. Liebe erhält
eine tiefere Qualität, wenn es nicht mehr um die Eigenliebe, sondern um die
Liebe für die Anderen geht. Spätestens, wenn die Kinder aus dem Haus gehen,
erhält die Beziehung zum Anderen ihre erste grosse Sinnkrise. In früheren
Zeiten, in denen das Leben nur 40 oder 50 Jahre dauerte, musste eine Beziehung
nicht so viele Jahre andauern. War das
schon alles, fragen sich heute die Menschen, was kommt in den nächsten 40
Jahren – es ist der Moment, in dem viele
Beziehungen auseinandergehen. Die Menschen glauben, die schöne Zeit der Jugendliebe
liesse sich noch einmal mit einem anderen Partner wiederholen. Obwohl sie
wunderbare Lehrmeister hatten, ihre Kinder, haben sie nicht begriffen, dass
Liebe tief im Inneren des Menschen stattfindet und nicht vom anderen Menschen,
nicht von der Dauer der Beziehung, nicht von den äusseren Umständen, abhängt. Die Liebe ist in Wirklichkeit eine Liebe
zum Leben, und das Leben äussert sich in uns selbst und in Allem das uns umgibt.
Aber wohlmöglich kommen Zweifel auf. Wir stellen unser bisheriges Leben in
Zweifel, unseren Beruf, unsere Beziehung
zum anderen Menschen, selbst unser Leben. Wenn der Zweifel in uns aufkommt, dann haben
noch nicht begonnen den Blick in unser Inneres zu richten,
haben noch nicht unseren inneren Raum wiedergefunden, den wir auf unserem Weg
durch die Welt vergessen hatten. Wir müssen wieder die Liebe zu uns selbst
entdecken, die Liebe zum Leben das in uns stattfindet. Wenn nur einer der Partner den Weg zurück in
sein Inneres gefunden hat, dann kann er den Weg weisen, für die Menschen, mit denen
er so viele Jahre verbunden war. Es sind herausfordernde Zeiten, wenn wir in
eine Krise geraten, den Gefährten können wir nur ändern, wenn wir uns selbst
ändern. Wenn wir wieder in Verbindung
mit unserem Selbst stehen, erkennen wir, dass es keine Trennung zwischen uns
und den Anderen gibt, zwischen uns und der Welt. Alles ist miteinander
verbunden und wir beeinflussen uns gegenseitig , auf einer Ebene, die für die
Verstandesmenschen nicht existiert, aber ein machtvolles Instrument ist. Keiner
kann sich dem Einfluss unserer Wesenheit auf Dauer entziehen, wenn wir die
Ganzheit in uns selbst wieder entdeckt haben. Daran sollten alle denken, die in
eine Krise geraten. Alles ist miteinander verbunden und nichts kann sich der
Veränderung entziehen. Wir müssen uns nur dem Fluss des Lebens anpassen, unser Leben verändern, das uns immer vor neue
Herausforderungen stellt. Krisen sind nur das leichte Kräuseln des Wassers auf
der Oberfläche unseres Lebens. In der
Tiefe des Wassers verändert sich nichts, unbeirrt fliesst das Leben seine Bahn.
Montag, 28. August 2023
Veränderung ist die Konstante in Beziehungen
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