Sonntag, 3. September 2023

Hüter des Raumes

Bei den Griechen war der Hund Zerberus der Hüter des Flusses, der das Land der Lebenden vom Land der Toten trennte.  Auf der einen Seite des Flusses das Leben, auf der anderen Seite das Reich der Toten. In den monotheistischen Glaubensrichtungen wird zwischen Diesseits und Jenseits unterschieden, wieder eine Trennung, die durch den Tod markiert wird. Und dann sind da noch die Vorstellungen vom Reich der Finsternis,  in dem die Seelen für ihre Taten Busse tun. Mit diesen Vorstellungen kann der Mensch der heutigen Zeit wenig anfangen. Ein neues Verständnis von dem was Welt bedeutet, ist an die Stelle der alten Mythologien getreten.  Weiterhin bestehen aber tiefe Lücken im menschlichen Wissen, was Leben bedeutet, auch wenn wir unsere Gene entschlüsseln können und tief in die Geheimnisse der Natur eingedrungen sind. Früher unterschied man zwischen Leben und Tod. Heute wissen wir mehr über die Verwandlung  von Energie in Materie und über die Auflösung von Materie zurück in Energie. Wir rätseln über die dunklen Energiemassen, die ganze Sternensystem schlucken können und neue Sternensysteme gebären.  Und in unseren physikalischen Experimenten sind wir in der Lage zu erkennen, dass der anscheinend absolut leere Raum ständig Energieteilchen produziert und wieder zurücknimmt.  Und immer wieder stellen wir die Frage was Leben ist.  Ist Energie = Leben?  Ist Leben die übergeordnete Intelligenz, die in allem enthalten ist und sind wir Teil dieser Intelligenz? Welche Kraft formt die gewaltigen Energiemassen, die sich im Universum formieren, auf diesem Planeten Ausdruck finden, und schliesslich auch in unserer kleinen Existenz unseren Körpers vorhanden sind?  Ich kenne nicht die Antworten. Aber voller Ehrfurcht und Staunen betrete ich in den Stunden meiner Meditation den inneren Raum meiner körperlichen Existenz, ich bin mir der Millionen Energieteilchen bewusst, die in der Leere meines inneren Raums ihre Funktion erfüllen und mich formen, und mich in der Welt in Erscheinung treten lassen. Es sind nicht mehr die Kirchen, die wir heute betreten, wenn wir die Geheimnisse des Lebens suchen. Die Kirchen sind zu unserem inneren Raum geworden ,und wenn wir ihn betreten, treten wir  in Verbindung mit unserer  übergeordneten Intelligenz, die wir auch die Gottheit nennen können, wenn wir das Unbegreifliche begreiflich machen wollen. Meine Kraft und mein Denken fliessen aus der zeitlosen Leere meines inneren Raums und ich empfinde mich als Hüter dieses kostbaren Gebildes, das aus Raum, Leere, Intelligenz und Energie geschaffen ist,   und das alles  bin ich– der Mensch, ein Teil des göttlichen Alles.

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