Sonntag, 10. September 2023

Geben und Nehmen

Wohin wir auch blicken, das Leben ist voller Geben und Nehmen. Die Natur gibt Leben und nimmt Leben, gibt Begabungen und Fertigkeiten und am Ende nimmt sie uns diese. Und die Natur verteilt die Güter dieser Welt sehr unterschiedlich, gibt einem Teil der Menschheit wenig und einem anderen Teil viel.   Wir empfinden das als ungerecht, versuchen die Verteilung auszugleichen, und trotzdem gelingt das nur sehr ungenügend.  Es  beginnt schon an der Schule, wo es die Begabten gibt, und die weniger Begabten, wie kann man Begabungen ausgleichen?  Jeder erhält seine Talente und muss mit diesen Talenten leben.  Aber wenn wir genauer hinschauen, kann der eine, der viel an Talenten erhalten hat, nicht ohne den etwas erschaffen, der nur wenig Talente hat.   Der Unternehmer der die Risiken eingeht und grosse Unternehmen gründet, Arbeitsplätze schafft und derjenige , der  davon lebt und Arbeit findet und seine Existenz sichern kann. So wäre es falsch, das Geben und Nehmen als einseitigen Vorgang zu sehen. Wenn wir genauer hinschauen, ist jedes Geben auch mit einem Nehmen verbunden.  Am Ende kommt es zu zu einem Ausgleich von Leistung und Gegenleistung.  Es gibt aber auch noch ein anderes Geben und Nehmen, wenn wir die Ebene der Welt verlassen und die Ebene des Geistes und der Wahrnehmung betreten.  Was bedeutet der Satz:  Wer da hat, dem wird gegeben, dass er die Fülle habe; wer aber nicht hat, dem wird auch das genommen, was er hat.  Dieser Satz aus dem Matthäusevangelium hat nichts mit dem gerechten Ausgleich von materiellen Gütern zu tun.   Es geht nicht um das Geben und Nehmen auf der Ebene der Welt. Es geht vielmehr um den inneren Zustand der Erleuchtung. Wer einmal den Blick nach innen gewendet hat und den  Reichtum des Seins erlebt, dem werden immer  tiefere Einsichten möglich. Er wird innerlich immer reicher.   Wem aber diese Einsichten versagt bleiben, der wird arm im Geist  bleiben, ohne dass ihn ein Verschulden trifft. -  Wenn wir als Menschen schon viel beim Ausgleich der materiellen Güter   geleistet haben, so ist es uns kaum auf der seelischen Ebene gelungen, unseren Mitmenschen auf der Ebene des Geistes Hilfe zu geben . Das Licht der Einsicht durchdringt nur schwer die Dunkelheit, die in dieser Welt die Vorherrschaft hat. –  Das Erfahren von innerem Reichtums im Reich von Ewigkeit und Leere  ist auf eine kleine Minderheit beschränkt. Es ist eine Gnade an diesem Reichtum teilzunehmen.  Diejenigen von uns, die innerlich reich sind, würden gerne Andere an ihrem Reichtum teilhaben lassen.  Aber das gelingt nur in seltenen  Fällen. Wie eine undurchdringliche Mauer schiebt sich der menschliche  Verstand zwischen Geist und Materie und verhindert den Einblick in seine Geheimnisse.   

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