Ein Namensvetter ist gestorben. Während wir noch von ihm
sprachen, war er nicht mehr auf dieser Erde. Wir hatten gerade darüber
gesprochen, was bei unserem Tod tatsächlich geschieht.
Schon die Aussage, unser Körper zerfällt zu Asche, oder wird
zu Erde, entspricht nicht mehr unserem Wissen. Wenn wir, wie alles auf dieser
Welt, reine Energie sind, Energie, die
sich in Form von Atomen und Molekülen zu
einem Körper geformt hat, dann kann diese Energie nicht durch den Tod dieses
Körpers verloren gehen. Sie , die Energie, wird nur wieder freigesetzt und die Atome und
Moleküle nehmen eine andere Form an. Nichts geht verloren, es wandelt nur seine
Form, ein Bild aus der Natur: die Metamorphose der Raupe zum Schmetterling.
Wenn schon der Tod unseres Körpers nur eine Wandlung ist,
wie sollte dann das Leben selbst, das diesen
Körper und uns selbst zu dem
geformt hat, was wir sind, dem Gesetz von Geburt und Tod unterworfen sein? Das was wir Leben nennen, die übergeordnete
Intelligenz, die Energie formt und diesen Menschen geschaffen hat, diesen Planeten
und die ganze Galaxis, ist nicht dem Gesetz des Wandels unterworfen, sie ist
das Gesetz selbst, sie ist der Himmel mitten unter uns, der diese Welt formt.
Himmel und Erde sind eins, wir sind ganz Energie und Materie und wir sind ganz
die übergeordnete Intelligenz, das Leben selbst, das uns formt. Wenn wir scheinbar diese Welt verlassen, gehen wir nirgendwohin. Wir sind schon
da, dort wo wir schon immer waren,
zurückgekehrt ins Vaterhaus.
Ein Bild steigt in mir auf:
Ich blicke auf einen See. Der
Wind kräuselt das Wasser, es bilden sich Wellen, ich bin eine dieser Wellen und
um mich herum die anderen Wellen sind alle die Menschen die mein Leben berühren. Der Wind bläst stärker, die Wellen werden
höher, werden von dem Wind des Schicksals über die Oberfläche vor sich
hergetrieben. So sieht das Leben für mich aus, dem Betrachter des Sees. Und der
Wind legt sich, die Wellen werden kleiner und bald liegt der See in der
Abendstille wieder friedlich da, keine Wellen trüben mehr mein Bild. Wir sehen nur die Oberfläche des Sees, aber
die Oberfläche verdeckt die Wirklichkeit. Der Wind des Schicksals hat nicht die
Welle vor sich hergetrieben, die ganze Zeit war die Welle auf der gleichen Stelle, verbunden mit der Tiefe des Sees, so wie alle
Wellen des Sees mit dieser Tiefe
verbunden waren, mit der unergründlichen
Tiefe, aus der alles kommt und in die alles zurückkehrt. Wenn der Wind des
Schicksals sich legt und die Welle in die Tiefe zurückkehrt ist sie wieder dort , wo sie hergekommen ist,
ihrer eigentlichen Heimat, ihrem Vaterhaus. Wenn die Stille eintritt in unser
Leben, dann erlaubt uns die Oberfläche einen Blick in die Tiefe zu werfen, in
die Unendlichkeit aus der wir kommen und in die wir zurückkehren, immer wieder, wenn der Wind des Schicksals uns
ruft.