Meine ersten Schritte als junger Mensch in der Religion
haben mich mit der Sünde in Berührung gebracht.
Angeblich sollten wir alle sündig sein, behaftet mit der Erbsünde, von der wir nur durch die Gnade Gottes geheilt werden. Hier
hat die Kirche ihren Gläubigen einen schwer verständlichen Text auf
ihren Lebensweg gegeben.
Wenn in früheren Jahrhunderten
die Sünde als Machtinstrument
eingesetzt wurde, um die Gläubigen zu disziplinieren, so ist heute ein neuer Blick auf die Sünde angebracht. In der
ersten Übersetzung des
Testamentes aus dem griechischen wurde das Wort
Sünde verwendet. Tatsächlich
bedeutet das griechische
Wort: „ Das Ziel verfehlen“. Welches
Ziel verfehlen wir und warum
nennen wir dies Sünde? Vielleicht bringt
es uns weiter, wenn wir die symbolische Darstellung der Schlange
betrachten, die an einem Stab sich nach unten ringelt.
Das symbolisiert den Abstieg des Menschen in die Materie , den
Menschen, der aus der Einheit einer
anderen Ebene kommt und in die Welt der Formen und des Gut und Böse geworfen wird. Und
der Weg des Menschen in dieser Welt ist der Weg der Heilung , ist der Weg zurück in die Einheit, oder wieder
im Bild der Schlange ausgedrückt, am
Stab des Asklepios ringelt sich die
Schlange wieder nach oben. Wenn Sünde die Bedeutung, -
das Ziel verfehlen – hat, dann verfehlen wir
den Weg zurück in die Einheit.
Wir bleiben in der Welt des Dualismus,
wir bleiben in der Welt der Formen
und verlieren uns in der Betrachtung und Erklärung der Formen. Was aber wäre die Heilung, der Weg zurück ins
Ziel: Zu
erkennen, dass Form nicht ohne
Raum sein kann, dass Form aus dem Raum
entsteht und wieder in den Raum zurückkehrt,
dass Form und Raum eins sind und
wir Form nur begreifen können, wenn
wir den Raum in der Form sehen
können. Die modernen
Naturwissenschaften sind an der Grenze
der Form vorgestossen , zu der auch die Energie gehört, und weisen den Weg in den zeitlosen Raum aus
dem die Form fliesst. Warum nicht den kleinen Schritt
weitergehen, wir sind dazu in der Lage,
auf zu den kleinsten
Energiepartikeln und dahinter in die
Welt des unendlichen Raums auf den Flügeln unserer Phantasie.
Können wir aber überhaupt das Ziel verfehlen? Löst sich nicht die Form unseres Lebens
langsam auf und kehren wir nicht in die Einheit zurück, ohne dass wir etwas
dazu beitragen müssen? Nur für unser
eigenes zeitlich begrenztes Leben können wir das Ziel vergessen, aber nicht
verlieren. Unser Blick auf die Welt der
Formen und unser Tanz um die Formen wendet den Blick in die falsche Richtung, und
übersieht das Leben das in allem ist, das Leben in dem Geburt und Tod jeder
Form einschliesslich von uns selbst, nur eine kleine Episode in der Zeit dieses Universums ist. Das Ziel
verfehlen heisst für unsere eigene Zeit,
den Raum, das Leben und die Kraft zu
übersehen, die uns innewohnt und die
einmal entdeckt unser Leben in
seinen Dimensionen unendlich
bereichert und es lebenswert macht.