Freitag, 1. November 2013

Zeit und Leben

Wenn ich meinen Lebensweg betrachte, dann sehe ich mich auf einer linearen Ebene  von  Punkt A nach B wandern.   Ich bin der kleine Punkt auf der Linie. Am Anfang bewegt  sich der kleine Punkt unendlich langsam.  Das Morgen  scheint immer  unendlich weit zu sein. Kaum bin ich grösser,  fängt der Punkt an, sich viel schneller zu bewegen, er eilt auf der Linie voran.  Die Tage eilen davon und ehe ich mich versehe, bin ich alt und plötzlich verlangsamt sich das Tempo des Lebens erneut, die Tage schleichen dahin.  Zeit ist etwas sehr relatives und sie gerät nahezu zum Stillstand, wenn ich in eine schwierige Situation gerate,  eine Krankheit fesselt mich ans Bett,  ich warte auf den nächsten Morgen mit Schmerzen, ich kann nicht schlafen, ich komme an Grenzen, die ich nicht überwinden kann. In diesen Momenten kommt  mein Leben fast zum Stillstand, ich weiss nicht wie es weitergeht. Das sind Momente,  die auch eine grosse Chance bieten, die Chance  die horizontale Linie meines Lebensweges zu durchbrechen und in die vertikale Linie  der Tiefe meines Seins vorzustossen.  Auf dieser Linie öffnen sich völlig neue Dimensionen von Welten, von deren Existenz ich vielleicht etwas geahnt habe, aber in der Eile meines Lebens keine Notiz nehmen konnte.  Erst wenn mein Leben fast zum Stillstand kommt, durch äussere Hindernisse wie Krankheit oder durch  das willentliche Anhalten in der Medition, habe ich die Möglichkeit  in die Tiefe meines Seins vorzustossen.  Ein Bild das vielleicht hilft diesen Schritt zu machen:  Ich sehe mich als diesen kleinen Punkt auf der Lebenslinie. Der Punkt kommt zum Stillstand. Ich richte mich auf,  meine Füsse berühren die Erde und fühlen die Kraft die mir die Erde durch ihre Gaben ein Leben lang schenkt und mein Kopf ragt in den Himmel.  Mein Kopf öffnet sich und lässt die Kraft des gesamten Universums in mich fluten,  das Leben selbst, das mich geschaffen hat,  fliesst in mich ein. Himmel und Erde verbinden sich in mir und ich erkenne mich zugleich als  ein Geschöpf von Himmel und Erde,  das ist das, was ich bin. 

1 Kommentar:

Liqing hat gesagt…


Der Gelbe Kaiser fragt seinen Berater, den Weisen „Khi Pa (Bao)“:


„Ich habe gehört, dass es in alten Zeiten geistige Wesen gab,

die standen zwischen Himmel und Erde und verbanden das Universum,

sie verstanden Yin und Yang und lenkten die Prinzipien der Natur,

sie atmeten den Stoff des Lebens,

sie versenkten sich bewegungslos in den Geist des Lebens ...“