Wenn ich meinen Lebensweg betrachte, dann sehe ich mich auf
einer linearen Ebene von Punkt A nach B wandern. Ich bin der kleine Punkt auf der Linie. Am
Anfang bewegt sich der kleine Punkt
unendlich langsam. Das Morgen scheint immer
unendlich weit zu sein. Kaum bin ich grösser, fängt der Punkt an, sich viel schneller zu
bewegen, er eilt auf der Linie voran.
Die Tage eilen davon und ehe ich mich versehe, bin ich alt und plötzlich
verlangsamt sich das Tempo des Lebens erneut, die Tage schleichen dahin. Zeit ist etwas sehr relatives und sie gerät
nahezu zum Stillstand, wenn ich in eine schwierige Situation gerate, eine Krankheit fesselt mich ans Bett, ich warte auf den nächsten Morgen mit
Schmerzen, ich kann nicht schlafen, ich komme an Grenzen, die ich nicht
überwinden kann. In diesen Momenten kommt mein Leben fast zum Stillstand, ich weiss
nicht wie es weitergeht. Das sind Momente,
die auch eine grosse Chance bieten, die Chance die horizontale Linie meines Lebensweges zu
durchbrechen und in die vertikale Linie
der Tiefe meines Seins vorzustossen.
Auf dieser Linie öffnen sich völlig neue Dimensionen von Welten, von
deren Existenz ich vielleicht etwas geahnt habe, aber in der Eile meines Lebens
keine Notiz nehmen konnte. Erst wenn
mein Leben fast zum Stillstand kommt, durch äussere Hindernisse wie Krankheit
oder durch das willentliche Anhalten in
der Medition, habe ich die Möglichkeit
in die Tiefe meines Seins vorzustossen. Ein Bild das vielleicht hilft diesen Schritt
zu machen: Ich sehe mich als diesen
kleinen Punkt auf der Lebenslinie. Der Punkt kommt zum Stillstand. Ich richte
mich auf, meine Füsse berühren die Erde
und fühlen die Kraft die mir die Erde durch ihre Gaben ein Leben lang schenkt
und mein Kopf ragt in den Himmel. Mein
Kopf öffnet sich und lässt die Kraft des gesamten Universums in mich
fluten, das Leben selbst, das mich
geschaffen hat, fliesst in mich ein.
Himmel und Erde verbinden sich in mir und ich erkenne mich zugleich als ein Geschöpf von Himmel und Erde, das ist das, was ich bin.
1 Kommentar:
Der Gelbe Kaiser fragt seinen Berater, den Weisen „Khi Pa (Bao)“:
„Ich habe gehört, dass es in alten Zeiten geistige Wesen gab,
die standen zwischen Himmel und Erde und verbanden das Universum,
sie verstanden Yin und Yang und lenkten die Prinzipien der Natur,
sie atmeten den Stoff des Lebens,
sie versenkten sich bewegungslos in den Geist des Lebens ...“
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