Eine Krankheit tritt in mein Leben. Die wenigsten von uns würden sie freudig
begrüssen. Es gilt sie zu bekämpfen, Widerstand zu leisten. - Es treten Lebensumstände ein, die unsere
physische Existenz bedrohen, wir leisten
Widerstand, wir versuchen diese Widrigkeiten zu bekämpfen. Wir neigen dazu die Dinge um uns
positiv oder negativ zu bewerten. Wenn wir aber genauer hinschauen, dann zeigt
sich in allem was uns begegnet, in uns und um uns, die gleiche Lebensenergie, und das Leben
selbst lässt sich nicht bewerten, bewerten tut nur unser Verstand und klassifiziert eine Situation als negativ
oder positiv ein.
Vielleicht am Beispiel des Alterns betrachtet. Wir schauen unseren alternden Körper an,
denken daran wie er einmal ausgesehen hat, wir sehen viele Funktionen
eingeschränkt und auch das endgültige Verfallsdatum scheint in der nahen Zukunft zu liegen. Alles dies, von der Warte des Verstandes aus betrachtet,
wird als negativ
bewertet.
Es gibt aber auch eine andere Betrachtungsweise. Wir schauen
den gleichen alternden Körper im an. Wir sehen, wie alle Steuerungen unseres
Organismus bis zur letzten Stunde
perfekt funktionieren, es ist das Leben in uns, das dies alles steuert, nicht
unser Gehirn. Unser Gehirn wird auch von der gleichen Energie gesteuert
wie unser Körper. Es ist das Leben
selbst, das unser Gehirn steuert, erst
wenn das Leben uns verlässt, stellt der Körper seine Funktionen ein. Habe ich dieses Leben jemals beachtet? Habe
ich in meiner anscheinend so positiven Jugend auch nur einen Gedanken an das
Leben verschwendet? Konnte ich überhaupt
das Leben denken, das einer anderen nicht denkbaren Ebene angehört? Erst
jetzt im Alter erkenne ich, das da etwas ist, jenseits des Denkbaren, das dem Altersprozess nicht unterliegt. Erst im langsamen Schwinden meiner physischen
Existenz kann ich die dahinterliegende und alles erhaltende nicht physische
Existenz erkennen, das Leben.
Kann ich dem Altern Widerstand entgegensetzen? Kann ich der Krankheit mit Widerstand
begegnen? Was sollte dieser nutzlose
Widerstand bringen? - Das Gegenteil von
Widerstand ist das Annehmen, das Annehmen von Etwas, was nicht geändert werden
kann. Widerstand leiste ich, wenn mein
Verstand etwas negativ bewertet, wenn ich aber eine unabänderliche Situation
annehme, ändert sich sofort deren Qualität.
Ich habe eine Krankheit, ich nehme die Krankheit an und sehe plötzlich,
was mir die Krankheit zum Ausdruck bringen möchte und indem ich dies erkenne,
befinde ich mich auf dem Weg zur Besserung.
Ich blicke auf mein Alter und nehme es an, wie es ist und erkenne voller
Bewunderung und Dankbarkeit, welche Geschenke das Leben mir meinen ganzen Weg
über gegeben hat und gibt und erst recht im Alter gibt, wo ich mir des
eigentlichen Lebens bewusster werde.
Ich blicke die Menschen an, die mich mein Leben begleiten.
Alle haben eine tiefe Bedeutung für meinen eigenen Weg. Mit allen fühle ich
mich verbunden, in allen erkenne ich das gleiche Leben, das in mir selbst ist.
Wie unbedeutend werden im Alter die Zwistigkeiten oder negativen Erfahrungen,
die wir vielleicht einmal erlebt haben.
Wie gehe ich mit den Widerständen um, die ich von anderen,
vielleicht meinem Lebensgefährten erfahre?
Ich vergesse nie, dass alle Widerstände den Gedanken, dem Gehirn des
anderen entspringen, nicht aber seinem
Leben. Wenn ich nicht mit eigenem Widerstand dagegenhalte, fehlt dem Widerstand
der Widerstand,
an dem er sich reiben kann und damit ist der Widerstand bereits erloschen. Widerstand entsteht nur da, wo wir in der Zweiheit denken. Ich und die
Welt, ich und Du, ich und mein Körper.
Sobald wir uns aus der Illusion der Zweiheit verabschieden und in die Einheit
zurückkehren, ich bin die Welt, der andere
und ich sind eins, mein Körper und ich sind eins, gibt es keinen Widerstand mehr, wir sind da
angelangt, wo unser eigentliches zuhause ist,
im ICH BIN.