In der
Theologie sind dies die göttlichen Tugenden, im Gegensatz zu den menschlichen
Tugenden. Emerson schreibt: Glauben heisst die Versicherungen der Seele
annehmen, Unglauben, sich ihnen verschliessen.
Glaube an
was? Setzt nicht Glaube auch Zweifel und
Nichtglauben voraus? Kann man Glauben
verstehen oder ist Glaube unserem Verständnis entzogen. Es scheint so zu sein,
dass der Glaube dort beginnt, wo das Verstehen, also unser Verstand
aufhört. Dann ist zwangsläufig
auch der Nichtglaube der Bruder des
Glaubens, denn es könnte auch sein, dass
das was ich glaube nicht richtig ist. Das Dilemma der Religionen, das Postulat, an die grossen
Bücher zu glauben, die einzig und allein, jedes für sich, die einzige und
fundamentale Wahrheit enthalten sollen, sprechen für sich. Reduzieren wir die Religionen auf ihre Grundwahrheiten,
so nähern wir uns an Gewissheiten. Die Grundlehre Christi besteht aus
wenigen Grundwahrheiten, der Rest wurde
von Nachfolgern hinzugefügt. Die
Grundwahrheiten sind in jedem Menschen vorhanden, sie gehören zu den
Gewissheiten unseres Lebens, zum
fundamentalen Wissen jedes Einzelnen.
Wenn ich diese Grundwahrheiten meine,
bei Christus die Sätze der Bergpredigt,
dann spreche ich nicht vom Glauben, sondern von innerem Wissen, von
innerer Gewissheit. Glaube scheint mir
immer etwas mit Ungewissheit zu tun zu haben, mit Zweifel, mit fehlender innerer Gewissheit, mit Anlehnung
an das was Menschen und Kirchen vorschreiben. Nicht im Aussen, in der Zugehörigkeit zu Kirchen, in der
Anhängerschaft an charismatische Prediger finden wir diese
Gewissheiten. Wahrscheinlich war das
Letzte was Christus wollte, seine Lehre niedergeschrieben zu sehen und eine
Organisation zu gründen. Er wollte die innere Wahrheit im Menschen
erwecken, den äusseren Tempel
einreissen, die Organisationsformen der
damaligen Religion in Frage stellen und den Tempel im Inneren seiner
Jünger errichten. Tempel ist die
innere Gewissheit, die im Innersten jedes Menschen angelegt ist, die nur durch den Blick nach aussen verstellt ist. Der Blick nach aussen führt zu den Religionen und den Auswüchsen, die wir ständig sehen. An diese Religionen zu
glauben ist kaum möglich. Die tiefen Wahrheiten werden wir in keiner
Religion finden. Die tiefen Wahrheiten
und Gewissheiten finden wir nur in uns selbst, nur
wenn wir in uns selbst hineinhören gelangen wir in die Tiefen, die zu Gewissheiten werden und von denen die
grossen Lehrer der Menschheit gesprochen haben. Wir glauben nicht an das Leben,
an das Weiterleben nach dem Tod, an die Auferstehung, wir wissen in der Tiefe
unseres Seins, dass Leben unvergänglich
ist und was unvergänglich ist kann auch nicht auferstehen, weil es schon immer
dort war wo es ist, nicht stirbt und nicht aufersteht. Wenn wir Ostern die
Auferstehung feiern, dann ist das nur ein Sicherinnern an das Unvergängliche in
uns, unser ewiges Sein, den Sieg des Lebens über Tod und Angst.