Mittwoch, 22. März 2017

Kategorischer Imperativ


Wenn ich über diesen komplizierten Ausdruck hinwegschaue und über die Freiheit der Willensentscheidung zum guten und schlechten Handeln nachdenke, kommt mir folgende Geschichte in den Sinn.

Mit einer befreundeten Familie waren wir an einer felsigen Küste im Süden in Teneriffa. Es herrschte Sturm und gewaltige Brecher liefen gegen die Felsen an. Eine Touristin hatte sich auf einen Felsen gesetzt, um das  Schauspiel zu bewundern, als eine gewaltige  Woge sie erfasste und in das Meer riss. Der etwa 14 jährige Junge unserer Freunde sprang zum  Entsetzen seiner Eltern in die See und konnte die Touristin retten. Unter Gefahr seines Lebens hat er sich für einen ihm nicht bekannten Menschen eingesetzt. Was mag in dem Jungen in diesem Moment vorgegangen sein?  Hatte er Zeit das Für und Wider seines Handelns abzuwägen und eine Entscheidung zu treffen?  Das moralische Handeln, von dem K. spricht, scheint so tief in uns verankert zu sein, dass wir spontan die richtige Entscheidung treffen, wenn wir keine Zeit haben, das „Sollen“ abzuwägen.  Ich habe dem Jungen damals gesagt, dies war sicher eine Deiner wichtigsten Entscheidungen und grössten Tat in Deinem  Leben.  Sein Handeln scheint so selbstverständlich für ihn gewesen zu sein, dass ich Ihn später nie mehr über diesen Moment habe sprechen hören.

Die wirklich wichtigen Entscheidungen in unserem Leben finden nicht auf der Ebene des Verstandes statt, sondern auf der Ebene der Seele, auf der wir alle miteinander verbunden sind.  Die Entscheidungen die wir dort treffen, fliessen aus unserem tiefsten Sein. Die Handlung selbst entspricht nicht einer Pflicht, sondern einer Entscheidung unseres freien Willens. Wie wunderbar, wenn dieser Wille sich vom Tiefsten in uns so beeinflussen lässt.

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