Wenn ich über diesen komplizierten Ausdruck hinwegschaue und
über die Freiheit der Willensentscheidung zum guten und schlechten Handeln
nachdenke, kommt mir folgende Geschichte in den Sinn.
Mit einer befreundeten Familie waren wir an einer felsigen
Küste im Süden in Teneriffa. Es herrschte Sturm und gewaltige Brecher liefen
gegen die Felsen an. Eine Touristin hatte sich auf einen Felsen gesetzt, um das
Schauspiel zu bewundern, als eine
gewaltige Woge sie erfasste und in das
Meer riss. Der etwa 14 jährige Junge unserer Freunde sprang zum Entsetzen seiner Eltern in die See und konnte
die Touristin retten. Unter Gefahr seines Lebens hat er sich für einen ihm
nicht bekannten Menschen eingesetzt. Was mag in dem Jungen in diesem Moment
vorgegangen sein? Hatte er Zeit das Für
und Wider seines Handelns abzuwägen und eine Entscheidung zu treffen? Das moralische Handeln, von dem K. spricht,
scheint so tief in uns verankert zu sein, dass wir spontan die richtige
Entscheidung treffen, wenn wir keine Zeit haben, das „Sollen“ abzuwägen. Ich habe dem Jungen damals gesagt, dies war
sicher eine Deiner wichtigsten Entscheidungen und grössten Tat in Deinem Leben. Sein
Handeln scheint so selbstverständlich für ihn gewesen zu sein, dass ich Ihn später
nie mehr über diesen Moment habe sprechen hören.
Die wirklich wichtigen Entscheidungen in unserem Leben
finden nicht auf der Ebene des Verstandes statt, sondern auf der Ebene der
Seele, auf der wir alle miteinander verbunden sind. Die Entscheidungen die wir dort treffen,
fliessen aus unserem tiefsten Sein. Die Handlung selbst entspricht nicht einer
Pflicht, sondern einer Entscheidung unseres freien Willens. Wie wunderbar, wenn
dieser Wille sich vom Tiefsten in uns so beeinflussen lässt.
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