Montag, 14. Mai 2012

Auf der Suche nach dem Sinn des Lebens

Wenn der Mensch erwacht aus seiner Unmündigkeit, oft schon als junger Mensch, meistens aber erst in der Mitte des Lebens, schaut er um sich und fragt sich, was er hier auf dieser Welt eigentlich macht. Oft begibt er sich dann auf eine Reise, um sich selbst zu finden. Die Reise nimmt die vielfältigsten Formen an, oft geht der Weg in die Religion, die er lange vermieden hat, vielleicht hat sie Antworten. Einige Suchende fahren nach Indien und erhoffen dort Erleuchtung. Gleichzeitig nimmt der erwachende Mensch in sich einen Schmerz wahr, einen Schmerz der aus seinem Innersten fliesst, der scheinbar mit seinem Zweifel zusammenhängt, ob er die Person sei, von der er lange meinte dass er sie sei. Er wird sich plötzlich der Vergänglichkeit und der Illusion seines Lebens bewusst, die Jugend mit ihrem schönen Schein ist verflogen, die beruflichen Erfolge werden bereits in Kürze auch der Vergangenheit angehören, und das Alter mit dem Verfall der physischen Formen beginnt. Dies alles löst im Menschen, der nach einem bewussten Leben strebt eine tiefe innere Krise aus, er steht plötzlich auf sich allein gestellt, dem Verfall preisgegeben, sein bisheriges Schaffen und Wirken erscheinen plötzlich bedeutungslos , was war das alles, was hat Du bisher Sinnvolles gemacht? Das was da in uns trauert um die Vergänglichkeit des Lebens, ist die Person, die manche das Ego nennen, eine von unserem Verstand geschaffene Kunstperson, die Person die vom Verfall in erster Linie betroffen ist, weil das Ego von der Existenz des Körpers und des Verstandes abhängt und mit diesen zugrunde geht. Der Verstand scheint sich bei der Schaffung des Egos selbständig gemacht zu haben, er hat eine Fatamorgana geschaffen, die es in der Wirklichkeit nicht gibt. Es ist fast eine Auflehnung des Verstand gegen uns als Wirt, so als ob wir dem Verstand gehörten und nicht umgekehrt der Verstand uns dienen sollte . Das Ego hat sich zum Herrscher über uns aufgeworfen und hat uns viele Jahre eine Welt vorgegaukelt, die jetzt durch das Erwachen unseres Bewusstseins in Gefahr gerät. Das Ego ist wie eine Person, die unseren Körper bewohnt und verhindert, dass wir uns selbst erkennen. Mit unserem Erwachen wird die Existenz des Egos bedroht. Es setzt sich zur Wehr und der Schmerz den wir fühlen ist der Todeskampf des Egos, das Licht und die Erkenntnis des erwachenden Bewusstseins lässt dem Ego keinen Raum mehr. Was aber in uns nach dem Weg sucht, oder nach der Erleuchtung, ist das, was jenseits des Verstandes und des Egos in Wirklichkeit unseren Körper bewohnt. Es ist unser eigentliches Ich, das Ich hinter dem Schein unserer Existenz. Dieses Ich nehmen wir nicht auf der Ebene des Verstandes wahr, es ist dieses Ich, das in uns den Zweifel weckt, ob das was wir als äussere Wirklichkeit sehen, sich nur auf diese äussere Form beschränkt, oder ob sich hinter der äusseren Form eine weitere Wirklichkeit öffnet, die wir mit unseren physischen Sinnesorganen nicht wahrnehmen , die wir nur auf einer anderen Ebene erleben können. Sind wir einmal an diesem Punkt angekommen, dann eröffnet sich dem Suchenden ein unendliches Feld der Möglichkeiten. Schon wenn ich die scheinbar feste Struktur eines Gegenstandes mit dem Verstand hinterfrage, erkenne ich die atomare Struktur des Gegenstandes, ich sehe eine ungeheure Welt von Energie, die sich in Materie wandelt, ich blicke in die unendlichen Welten und Möglichkeiten, selbst in den kleinsten Gegenständen. Ich bin plötzlich in der Lage die gleiche Leere und Weite des Alls in allem zu sehen und insbesondere auch in mir selbst. Ich erkenne, dass es diese Weite und Leere ist, die alles ordnet und ich nehme wahr, dass diese Superintelligenz in der Weite des Raumes und in allem um mich, von mir wahrgenommen werden kann, dass mein Ich in meinem Körper das Sein hinter den Erscheinungsformen wahrnehmen kann. Fragt man mich, was der Sinn des Lebens sei, so antworte ich, zu Bewusstsein kommen, bewusst den Weg des Lebens gehen und sehen lernen, was sich hinter den äusseren Formen verbirgt, sich bewusst neu verbinden, mit dem was immer da war und immer da sein wird, mit dem Sein, das wir auch das Leben nennen und das in mir und in allem um mich ist. In diesem „sich seiner selbst bewusst werden“ treten wir wieder mit der Kraft und Intelligenz in Verbindung , die uns beseelt und wir empfinden uns wieder als einen sinnvollen Teil der Schöpfung in der wir leben. Bewusst leben heisst in der Einheit mit Allem leben.

Keine Kommentare: