Mittwoch, 6. Juni 2012

Das Ende ist der Anfang

Neulich las ich, dass Terziano Terzani gefragt, ob er Angst vor dem Tod habe, geantwortet habe, mein Körper hat Angst vor dem Tod, ich selber nicht. Da ist es wieder, dieses Ich, das keine Angst vor dem Tod hat. Warum hat es keine Angst vor dem Tod? Weil es für das Ich keinen Tod gibt. Das Ich ist der unsterbliche Teil in uns, der immer war und immer sein wird. Das Ich ist das was wir die Seele nennen, das was uns geformt hat und von Geburt und Tod nur insoweit betroffen ist, als es sich im Moment der Geburt an unsere Form bindet und im Moment des Todes, sich von der Form löst. Viele Menschen wollen ihr Ich nicht wahrnehmen, es ist da und sie wollen es nicht sehen. Sie meinen es sei der Verstand, der sie ausmache, oder das Gehirn. Natürlich ist der Verstand und das Gehirn einer der wichtigsten Teile unseres Körpers, aber auch der Verstand ist nur da, weil er vom Ich materialisiert wurde. Es ist der Verstand und das Ego unserer materiellen Existenz die vom Tod betroffen sind und die Angst haben, weil sie wissen, dass mit dem Tod sich die materielle Form auflöst und mit dieser Auflösung ihre Existenz beendet ist. In unserer Kultur wird daher der Tod verdrängt, wir wollen ihn nicht wahrhaben. Tod ist heute eine Krankheit, der Mensch wird in Kliniken gebracht, an Apparate angeschlossen, auch wenn das Gehirn für seinen Körper schon weitgehend die Tätigkeit eingestellt hat, werden die Körperfunktionen aufrecht erhalten, als ob es ein Wert an sich sei am Leben zu sein. Dabei hat der sterbende Mensch meistens seinen Frieden mit sich gemacht, sein Ich hat die Herrschaft übernommen, wir beobachten, wenn wir einen Menschen in Ruhe sterben lassen, den tiefen Frieden, der sich über ihn breitet. Wer schwer stirbt, ist derjenige, der das Leben nicht loslassen kann, weil er bis zuletzt der Stimme des Egos zuhört, das nicht sterben will, und der die Stimme seines Ich nicht wahrnehmen kann, weil er auf die Illusion seiner physischen Form fixiert ist. Solange wir leben, leben wir in der Polarität von Angst und Liebe, Angst, die aus unserem Ego fliesst und der Gehirntätigkeit entspringt, die den dunklen Bereich unseres Seins erfüllt und Liebe, die mit unserem Ich verbunden ist und aus der anderen Dimension fliesst aus der unser Ich kommt. Die Dunkelheit der Angst können wir auflösen, indem wir sie in das Licht der Liebe tauchen. Wenn der kranke oder sterbende Mensch liebevoll seinen sich auflösenden Körper betrachten kann, in allem, auch im Auflösungsprozess, dieses ungeheure Wunder der Natur sehen kann, die in allem wirkt, im sich Lösen von der körperlichen Form, eine Befreiung von der Bindung an die Materie erblicken kann, dann kehrt der Frieden in ihn ein, der eben höher ist als alle Vernunft und den wir den Frieden Gottes nennen. Ein schönes Buch über das Sterben: Terzani , Das Ende ist mein Anfang.

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