Mittwoch, 25. Juli 2012

Kann ich noch einer Kirche angehören?

Letzten Sonntag hatten wir mit der ganzen Familie einen Gottesdienst. Die Lesung war von der wundersamen Brotvermehrung, von der Speisung der 5000 Menschen. Wenn wir solche Begebenheiten hören fragen wir uns unwillkürlich: Kann das sein, das Brot hört nicht auf, von so wenig Brot werden so viele ernährt? Ist das nicht ein frommes Ammenmärchen? Tatsächlich müssen wir bei Christus näher hinschauen, um zu begreifen, was geschieht. Mit Christus betreten wir die Ebene unseres spirituelles Lebens. Wenn von Brot die Rede ist sprechen wir von geistiger Nahrung. Brot ist das Symbol für die Speisung des Körpers, bei Christus ist Brot die Speisung der Seele . Und ist es nicht einleuchtend, wenn 5000 Menschen von den wenigen Wahrheiten die Christus an diesem Tag verkündet hat, satt geworden sind. Es ist etwas wunderbares, auf Menschen zu stossen, die uns mit dem was sie sagen satt machen. Ein Familienmitglied ging mit uns, obwohl er aus der Kirche ausgetreten war. Er hat es uns zuliebe getan. Das was der Pfarrer sagte, war ihm zuwider. Möglicherweise ist das, was die Kirche represäntiert für einen naturwissenschaftlich geprägten Menschen nicht akzeptabel. Der grosse Irrtum der rationalistisch denkenden Menschen liegt in der Begrenzung ihres Denkens. Sie können nur soweit sehen, wie sie denken können. Der uns mitgegeben Geist ist zwar eine wunderbare Gabe, und hilft uns auch unsere physische Existenz zu bestehen. Aber hinter dem Geist steht das Sein, das den Geist geschaffen hat. Dieses Sein wird von den Meisten nicht wahrgenommen. Wir leben nach dem Motto, was ich nicht denken kann, ist nicht. Wir leben in der Trennung von Geist und Seele. Wir sagen, ich habe ein Leben. Hier bin Ich, dort ist mein Leben. Sind das zwei verschiedene Bereiche. Ist es nicht vielmehr so, dass Ich und mein Leben eins sind? Ich bin mein Leben, es besteht keine Trennung zwischen mir und meinem Leben. Nur die Welt unserer Gedanken trennt unser Leben von unserem Selbst. Wir sagen, ich habe einen Körper. Wer hat einen Körper, mein Ich? Sind nicht vielmehr mein Korper und ich eins? Wir suchen nach einem Weg zu unserem Sein. Da gibt es keinen Weg. Wir sind bereits im Sein, meistens ohne es zu wissen. Wir glauben an eine Macht die alles geschaffen hat. Da ist keine andere Macht, die getrennt von uns ist, sondern es ist wieder dieses Sein, das in uns und in allem ist, Gebet ist nicht an einen Dritten gerichtet, sondern es ist das Gespräch mit unserer Seele, mit dem uns innewohnenden Sein. Gehen wir diesen Gedanken weiter, heben wir die Trennung zwischen unserem Selbst und dem auf, was um uns ist. Wie wäre es, wenn ich sagen würde, ich und die Kirche sind eins. Ich bin die Kirche, ich lebe in der geistigen Gemeinschaft, die sich Christen nennen. Da bin nicht ich, und da die anderen, ich bin auch die anderen. Und da ist nicht der sonderbare Heilige, der sich Christus nennt und hier bin ich, nein, Christus und ich sind eins, die Wahrheiten seiner Lehren und ich sind eins. Nicht die Organisationsform Kirche, die von Menschen gemacht wurde und ich sind eins, sondern dass was hinter der Kirche aufscheint, das geistige Sein der Kirche, Wahrheiten die in der Lehre Christi erscheinen und ich sind eins, so wie ich aus den Gesetzen des Alls geflossen bin und ein Teil dieses Alles bin, so bin ich auch ein Teil der eigentlichen tiefen Lehre die uns von Christus vermittelt wurde. Da werde auch ich noch nach einigen tausend Jahren gespeist von der geistigen Nahrung die uns ein Weiser hinterlassen hat. Ich kann verstehen, dass sich viele von Dogmen und kirchlichen Organisationsstrukturen abgestossen fühlen. Aber was hinter diesen menschlichen Strukturen, die unserem fehlgeleiteten Denken entspringen aufleuchtet, das sind die eigentlichen Wahrheiten, das eigentliche Sein das in allem ist , und das mich zu einem Unterstützer dieser alten ehrwürdigen menschlichen Strukturen macht, die wir Kirche nennen. Vielleicht wäre es besser wir würden diese Verbindung zur Wahrheit und zu unserem eigentlichen Sein Religion nennen, denn das ist es, was dieses Wort aussagt, Rückverbindung zu meinem eigentlichen Sein. Vielleicht können die meisten von uns noch mit dem Gedanken leben, Ich und mein Leben sind eins, oder ich und mein Körper sind eins. Da ist nicht mein Ich das einen Körper hat, sondern aus meinem Ich ist mein Körper entstanden, ich bin identisch mit meinem Körper, in jeder Zelle meines Körpers ist mein Sein, ohne diese übergeordneten Intelligenz, die ich mein Sein nenne, wäre nicht eine Zelle meines Körpers auch nur einen Augenblick lebensfähig. Jetzt gehe ich noch weiter, ich schaue auf meinen Partner, könnte es nicht sein, dass ich auch eins mit meinem Partner bin? Dass es nur ein Gedankenkonstrukt ist, es bestünde eine Trennung zwischen mir und meinem Partner? Da sind sicher zwei verschiedene Körper, und da sind auch trennende Dinge, aber jetzt gehe ich tiefer, auf die Ebene des Seins, sind da nicht mein Partner und ich Eins? Trennend können meine Gedanken sein, Gedanken die auch der Ebene der Formen angehören, aber auf der Ebene der Seele sind der andere und ich Eins, das was mich beim anderen stört, das ist in mir vorhanden und ich muss mich im Widerhall des anderen in mir selbst betrachten, was ist es das mich in mir stört? Ich weiss, dass es ein grosser Anspruch ist, mich in der Einheit mit allem zu sehen, denn in der letzten Konsequenz sehe ich mich dann auch in der Einheit mit Gott und als Schöpfer und Verursacher meines Lebens. Aber beginnen wir vielleicht mit einer einfachen Übung, verbinden wir uns mit den geistigen Wurzeln unserer westlichen Kultur, mit den Wahrheiten unserer Religion, was Wahrheiten sind spürt jeder von uns in dem Moment, in dem er auf eine Wahrheit stösst, nehmen wir auch von dem Brot mit, dass in der Speisung der 5000 verteilt wurde. Versuchen wir etwas mehr von den Wahrheiten zu verstehen, die in uns sind. Dann sind wir plötzlich weniger Individuum hinausgestossen in die Härte der Welt, sondern wieder Teil des unendlichen Seins, das uns mit allem verbindet. Dann können wir uns auch im Einklang mit Institutionen befinden, die unser menschlicher Geist geschaffen hat, weil wir die tieferen Wahrheiten sehen lernen die hinter den Strukturen aufleuchten.

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