Dieses Wort Mehr ist symptomatisch für unsere
heutige Kosumgesellschaft. Die ganze Werbebranche ist damit beschäftigt in uns
Bedürfnisse auf Mehr zu wecken. Wir sollen uns nicht mehr auf das Dauerhafte Wertvolle
konzentrieren, Schuhe, die ein Leben
lang hielten, Kleider die von einer Näherin nur der jeweiligen Mode angepasst
wurden, Jacken, die bei
durchgescheuerten Ärmeln einen Lederlappen aufgenäht bekamen, bei denen erst der Schick entstand, wenn die Patina
sichtbar war. Noch heute sehen wir die Überreste dieses verflossenen
Wertesystems in den Lederlappen an den Ärmeln von Saccos, die nun künstlich
aufgenäht werden und nicht mehr der Lebensdauer des Stücks entsprechen. Heute
sind wir zu einer Wegwerfgesellschaft mutiert, unsere Bedürfnisse nach immer
schnellerem Wechsel, immer neuer Mode, lässt unzählige Fabriken entstehen, ganze
Flotten fahren über die Weltmeere, Millionen von Menschen werden beschäftigt,
in ganzen Regionen die Umwelt verpestet. Nicht nur in der Mode ist diese
Entwicklung nach Mehr festzustellen. Unsere soziale Stellung definieren wir über
Position, Geld, Autos, es muss immer mehr werden, die Häuser die wir bauen
immer grösser, die berufliche Stellung immer höher. Das
Bedürfnis nach Mehr prägt unsere ganze Gesellschaft. Durch das Wachsen der Menschheit verstärkt sich
dieser Trend und führt zu einer
rücksichtslosen Ausbeutung aller Resourcen, die uns die Natur zur Verfügung
stellt. Solange unser Selbstwertgefühl von Dingen abhängt, solange wir uns über
Besitz, Position und Macht definieren, wird es keine Besserung geben.
Zu Recht gibt es heute grosse Bewegungen, die diesen Trend
umdrehen wollen. Wir machen uns zu wenig Gedanken, was dieses Mehr für uns und
unsere Nachwelt bedeutet. Auf unserer eigenen
physischen Ebene, unserem Körper, sehen wir, was geschieht, wenn sich Zellen
beliebig vermehren, entarten und am Ende ihren Wirt fressen. Auf diesem Planeten sind wir die Krebszellen,
die sich ständig vermehren und die Welt mit ihren Bedürfnissen unbewohnbar machen.
Ist der Trend überhaupt noch umkehrbar, reicht es wenn wir anfangen, unseren
Impakt auf unsere Umwelt, nur etwas
einzuschränken?
Die wesentliche Folge unseres Konsumdenkens ist die Ausserachtlassung unserer geistigen Werte.
Mit der neuen Wegwerfmentalität, haben wir auch unsere alten geistigen Werte
mit über Bord geworfen und entsorgt. Was zählen noch Philosophie, Religion,
Kultur, was zählen noch Weisheit, Milde, Liebe, Frieden, Genügsamkeit? Alles wird verdeckt von dem Streben nach Mehr.
Gibt es noch Schulen, Universitäten oder
Familien, die die klassischen Tugenden lehren?
Stattdessen werden wir zu immer
mehr Lernen und mehr Wissen geführt, damit wir für die moderne Industrie
zu willfährigen Erfüllungsgehilfen
werden. Dieser Prozess des Mehrs wird immer hektischer, die Spirale des Mehr
dreht sich immer schneller.
Der einzelne Mensch ist diesem Prozess hilflos
ausgeliefert. Wir gehen sehenden Auges
in eine Welt hinein, die unbewohnbar wird. Es sind nicht die Kriege, die eine
Bedrohung für diese Welt sind, es sind
unsere Lebensgewohnheiten, die die Welt unbewohnbar machen. Jeder Einzelne von
uns muss bei sich beginnen nicht mehr
mitzumachen. Nicht mehr leben nach dem
Motto, die Hauptsache mir geht es gut. Jeder sollte sich rückbesinnen auf das was er
wirklich ist, auf sein Menschsein, darauf dass er ein Teil dieses Planeten, ein Teil der Natur
ist, die dieser Planet entwickelt hat.
Er sollte sich auf die alten klassischen Tugenden besinnen, Weisheit, Gerechtigkeit,
Mut und Mäßigung. Die Weisheit die Zugehörigkeit
des Menschen zur Natur zu erkennen, die Gerechtigkeit, nicht alles für sich haben
zu wollen, sondern die anderen an den Geschenken der Natur teilhaben zu lassen,
den Mut, sich dem allgemeinen Trend entgegenzustellen und die Mitmenschen zum Erwachen zu bringen und vor allem bei sich selbst mit der
Genügsamkeit zu beginnen.