Sonntag, 12. Januar 2020

Lebenserfahrung

Älteren Menschen wird oft Lebenserfahrung nachgesagt. Gemeint ist wohl die Vielzahl der Ereignisse, die sich auf der Zeitachse des Lebens abgespielt haben, und die Folgerungen, die aus diesen Ereignissen gezogen werden. Das Wort erfahren weist darauf hin, dass diese Ereignisse eingetreten sind, also eher passiv wahrgenommen wurden. Wer aber nimmt wahr? Der Denker in uns, unser Verstand, der diese Ereignisse subjektiv gespeichert hat. Ist das was der Denker in mir an Ereignissen gespeichert hat, wirklich mein Leben? Sind die Erinnerunge nicht recht willkürlich und oft nur Gedankenkonstrukte, eine selektive Auswahl von den Ereignissen, an die wir uns gern erinnern und eine Verdrängung von Erinnerungen von denen wir nichts wissen wollen? Auf der Ebene der Gedanken scheint die Lebenserfahrung recht lückenhaft und wenig geeignet als unser Leben weitergeben zu werden.
Das Wort Lebenserfahrung hat auch noch eine andere Dimension. Die Erfahrung was Leben ist. Erfahren können wir das nur, wenn wir zum Leben erwachen. Wir erwachen, wenn wir uns des Lebens in uns bewusst werden. Wir können das Leben nicht denken, aber wir können das Leben wahrnehmen, weil wir das Leben sind. Erst wenn der Verstand schweigt werden wir uns der übergeordneten Intelligenz bewusst , die uns durchdringt und alle Körperfunktionen ohne unser Zutun lenkt. Es ist die gleiche Intelligenz die in allem zu sehen ist , das uns umgibt, das Universum durchdringt und wir erfahren uns als ein Teil dieser Intelligenz, die das eigentliche Leben ist. Diese Erkenntnis könnte unsere eigentliche Lebenserfahrung sein.

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