Sonntag, 17. Mai 2020

Eigenverantwortlichkeit

Gerade in Zeiten von Mangel und Entbehrung werde ich mir des ungeheuren Reichtums bewusst, den mir das Leben schenkt. Es fühlt sich wieder an wie am Ende des letzten Krieges, - alles ist zerstört, viele Existenzen sind vernichtet, niemand weiss wie es weitergehen wird. Und gleichzeitig fühlen wir in uns das Geschenk des Lebens, den Reichtum der Natur, wir hören wieder das Zwitschern der Vögel, das Geschenk des Regens oder die Kraft der Sonne, die überall neues Leben entstehen lässt. Es ist nicht die Zeit zu klagen, sondern die Zeit neu anzufangen, erneut der Herausforderung des Lebens zu begegnen. Es ist nicht das Ende unserer bisherigen Existenz, sondern der Beginn von etwas Neuem. Das Wunderbare am Leben ist, es geht eben nicht immer so weiter, wie es bisher war, sondern wir lernen mit immer neuen Situationen umzugehen. Statt in allem Tod und Vernichtung zu sehen, können wir auch nach vorne blicken, auf die neuen Möglichkeiten, die uns das Leben gibt. Es sind diese Möglichkeiten, die uns reich machen, die ganze Fülle des Seins liegt in uns und um uns. Wir werden alle mit dem gleichen inneren Reichtum geboren, den uns das Leben schenkt – diesen Reichtum können wir nur verlieren, wenn wir ihn nicht sehen. Wir verlieren ihn aber auch, wenn wir ihn für uns behalten und nicht mit anderen teilen wollen. – Auch wenn die Welt, wie wir sie kennen, in den grossen Katastrophen der Menschheit um uns untergeht, - es ist nie zu Ende, etwas Neues entsteht. Das haben wir vor 75 Jahren am Ende des grossen Krieges gelernt, das erleben wir vielleicht gerade jetzt mitten in einer unser bisheriges Leben bedrohenden Seuche. Wir sehen, wie die ganze Menschheit an der Seuche leidet, der Virus kennt keine Nationen, keine Grenzen, er schlägt auf dem ganzen Planeten zu und alle Menschen sind betroffen. Vielleicht gelingt es uns jetzt auch, globaler zu denken, über den Tellerrand hinaus zu sehen, das gemeinsame Schicksal der Menschheit zu erkennen. Auch globaler zu denken, wenn es um das Wohl der Schöpfung auf dem ganzen Planeten geht. Wir sitzen nicht mehr in einem sicheren Haus und in einem einzelnen Land, der ganze Planet ist betroffen. Es geht heute darum, dass jeder für alle mitdenkt und mithandelt. Da ist kein Raum mehr für egoistische, anachronistische Staatslenker, die kommen nur noch bei den ewig gestrig Denkenden an. Dabei ist ihre Zeit längst abgelaufen. Ein Virus lehrt uns, was geschehen muss, wenn wir überleben wollen. Wir müssen uns auf uns selbst zurückbesinnen auf die Tugenden von Disziplin und innerer Stärke. In jedem Einzelnen von uns liegt die alleinige Verantwortung für sich selbst und damit für die anderen. In dem wir uns selbst schützen, helfen wir den anderen. Die Gefahr ist nicht der Virus, der auch nur ein Ausdruck des Lebens ist, die Gefahr ist die Missachtung des Lebens in uns und um uns. Vielleicht will der Virus uns daran erinnern, dass wir nicht ungestraft in die Gesetze der Schöpfung eingreifen dürfen und uns in jedem Moment daran erinnern sollen, wer wir wirklich sind, - Träger des Lebens und zugleich dessen Schützer, nicht nur des eigenen Lebens, sondern von Allem, was Leben in sich trägt. Es ist die Zeit des Erwachens, die Zeit des Neubeginns.

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