Sonntag, 27. April 2025

Freiheit und Verantwortung

Wenn es gelingt, uns aus dem Gefängnis von gesellschaftlichen Normen, aus der Bevormundung von Familie, Institutionen und Staat zu befreien, haben wir den Zustand der Freiheit erreicht.  Aber Freiheit ohne jegliche Verantwortung würde in Anarchie enden. Freiheit hat immer als Gegengewicht die Verantwortung.  Wenn wir ohne Verantwortung handeln, hinterlassen wir ein Chaos, das wir der Schöpfung und unserer Mitmenschen nicht zumuten können. - Die Mehrheit der Menschheit ist nicht bereit diese Verantwortung  für das eigene Leben zu übernehmen. Lieber überlassen sie die Freiheit  der Entscheidungen  anderen, und damit auch die Verantwortung für ihr Leben. Die Eltern sollen entscheiden, der Staat, die Kirche. Sie sollen die Verantwortung übernehmen, wir wollen die Verantwortung für unser Leben nicht tragen.  Freiheit scheint den normalen Menschen zu überfordern.  Lieber überassen sie die Verantwortung für ihr Leben den Anderen und geben  damit ihre eigene Freiheit auf. - Es ist nur eine kleine Gruppe von Menschen, die in Freiheit leben wollen,  die bereit sind Verantwortung zu tragen. Es sind sie, die den Lauf der Geschicke bestimmen und die Entwicklung der Menschheit. -  Freiheit ist nicht nur die eigene Freiheit, es ist auch die Freiheit der Anderen. Freiheit sollten wir in unseren Familien lernen, unseren Kindern beibringen, bis sie selber Verantwortung übernehmen können, sie dann in die Freiheit entlassen,  damit sie ihr eigenes Leben führen können. Freiheit bedeutet auch Freiheit für die Menschen, mit denen wir leben, in den Familien, in den Berufen, in unseren Freundschaften, -  bedeutet die Anderen  nicht einzuengen, nicht  in unsere eigenen Vorstellungen zu zwingen, vielmehr deren Vorstellungen zu respektieren. So wie wir erwarten, dass unsere Kinder und unsere Partner und Freunde unsere Freiheit respektieren, so muss es auch umgekehrt sein. Familien sind dann am stärksten, wenn jeder seine eigene Freiheit leben kann, aber in Verantwortung auch den anderen gegenüber. Respekt kann nicht eingefordert werden, er ergibt sich natürlich, wenn jemand Respekt verdient. Das gilt auch für Eltern, die nur dann Respekt verdienen, wenn sie in Liebe handeln. In Liebe handeln sie, wenn sie den Kindern die Freiheiten geben, die sie für ihre Entwicklung brauchen und dennoch  die Verantwortung für sie tragen, bis die Kinder selber die Verantwortung für sich übernehmen können. Freiheit bedeutet, den uns anvertrauten Menschen ihr Leben  zu lassen,  mit den Begabungen und Einzigartigkeiten, die die Natur ihnen  geschenkt hat, nicht die eigenen Erwartungen auf den anderen zu übertragen, sondern  glücklich zu sein, wenn der andere glücklich ist.  Die Freiheit der Mitmenschen an unserer Seite  ist unsere eigene Freiheit, und ihre Selbstverwirklichung unser eigenes Glück.  Freiheit ist immer auch die Freiheit der Anderen,   und Verantwortung haben wir nicht nur für uns selbst, sondern auch für die Menschen, mit denen wir leben, die uns anvertraut sind oder die sich uns anvertrauen.

Samstag, 19. April 2025

Ostern - oder wer ich bin

Die alten religiösen Mythen sind nicht gerade förderlich auf unserem Weg zur Selbsterkenntnis. Wir sind niemals aus dem Paradies vertrieben worden, wie man uns weiszumachen versucht. Wir befinden uns im Paradies, auch wenn das unsere äusseren Umstände oft nicht vermuten lassen. Das Paradies ist nicht der himmlische Garten, gefüllt mit unseren schönsten Träumen, das Paradies befindet sich hier, in unserer jetzigen Existenz, mitten unter uns. Und die Gottheit ist nicht eine ferne strafende Gottheit, sie ist anwesend, in allem, auch in jedem von uns.   Selbst die Vorstellungen von Gut und Böse  sind nur von Menschen erfunden. In der Welt der Schöpfung gibt es diese Begriffe nicht.  Es mag merkwürdig erscheinen, dass Mörder und Tyrannen  Teil der Schöpfung sind, die Kriege und Katastrophen, alles Teil sind des unendlichen Schöpfungsprozesses  und unser menschliches Zutun nur ein kleiner Teil dieses Prozesses ist. Für alles gilt:  Der Schöpfergeist  erfüllt die ganze Schöpfung,  nicht nur den Menschen, er  erfüllt jeden Baum und Strauch, jede Blume, jeden Grashalm. Es gilt der biblische Satz:  Der Vater und ich sind Eins – alles ist Schöpfung, es gibt keine Trennung oder Vertreibung des Menschen aus diesem Schöpfungsprozess. - Nur der Mensch mit seinen alten Mythen hat versucht, uns   aus dem Paradies zu treiben,  eine Trennungskeil  zwischen Schöpfergeist und Menschsein zutreiben.Verwundert reiben wir uns die Augen:  Diese Kriege, dieses Morden, der Tod und die Zerstörung sollen auch dem Schöpfergeist entspringen?  Tod und Vernichtung sind auch Teil des Schöpfungsprozesses,  und auch die Erhabenheit, die Schönheit und Vollendung der Schöpfung, das ewige Wachsen und Vergehen.  Ist nicht auch die ganze Natur von Wachsen und Vergehen,  von Geburt und Tod geprägt, - ist nicht selbst unser Essen Vernichtung und Tod von etwas Anderem?  -  Wenn auf Karfreitag Ostern folgt, auf Marter und Tod die Auferstehung, so ist dies der ewige Kreislauf der Schöpfung,  ein mystisches Fest, mit tiefen Wahrheiten, die wir Menschen nur teilweise  wahrnehmen wollen. Ostern ist die Antwort auf die Frage: Wer ich bin – Ich bin  Teil des ewigen Schöpfungsprozesses, Teil von Geburt, Tod und Wiederkehr, im ewigen Kreislauf des Seins.   

Freitag, 18. April 2025

Ewige Wandlung - Karfreitag

Es ist Karfreitag. Eigentlich ein Tag, der für die Menschheit als Erinnerungstag wichtig wäre. Es ist der Tag der Wandlung und Erkenntnis. Ein wichtiger Mensch ist noch einmal ganz Mensch und hadert mit dem Göttlichen, «warum hast Du mich verlassen»? – er ist in diesem Moment noch ganz Mensch, der die Illusion von Tod und Ende erlebt. Im nächsten Moment wird er sich seiner ewigen Natur bewusst, wird ganz Leben, seine Seele übernimmt, wenn er die Worte sagt oder denkt «Dein Wille geschehe».  Es ist der Moment, in dem wir die Doppelnatur der Schöpfung begreifen: Nichts ist so, wie unsere  Sinne es begreifen, nicht die Welt der Schöpfung, die wir erleben.  Diese Welt ist eine Illusion,  die in dem Moment endet, in dem diese Welt für uns als Mensch endet. Das Ende ist aber gleichzeitig Anfang. - Es ist der Moment, in dem der Schöpfer und das Ich Eins werden, die Schöpfung und der Schöpfergeist sich als Einheit zeigen, als Doppelnatur - die Schöpfung als zeitliche Illusion, und der Schöpfergeist als unendliches Alles, ganz Welt und ganz ewige Seele.  -  In der göttlichen Wirklichkeit gibt es keine Wandlung. Es gibt nur Leben im ewigen Wandel. Der Mensch am Kreuz erlebt die Gleichzeitigkeit von Leben und Tod.  Alles geschieht  im selben Moment, der Tod und das Leben – und der Tod , eine Illusion der Sinne, - das Leben aber bleibt als ewige Wirklichkeit.  Es ist nicht nur die Geschichte des Menschen Jesus, die uns für diesen Tag überliefert ist, es ist die Geschichte der Menschheit, aber auch die Geschichte der Schöpfung, die Geschichte der ewigen Wiederkehr, eine Geschichte ohne Anfang und ohne Ende. Karfreitag ist nicht ein Tag des Leidens, es ist ein Tag der Zuversicht und Freude, der den Tod als Illusion der Welt zeigt,  und das Leben als Sieger über den Tod. 


Mittwoch, 16. April 2025

Anwesenheit

Die Definitionen zu diesem Wort werden dessen Bedeutung nicht gerecht. Wir verstehen unter Anwesenheit das Zugegensein und das Vorhandensein. (Duden)  Die Bedeutung von Anwesenheit geht aber weit über diese Definition hinaus.  Das Wort „Anwesenheit“ enthält das Wort „Wesen“. Es impliziert daher, dass man im eigentlichen Wesen ist – sei es im eigenen Wesen, im Wesen aller Dinge oder im Wesen der Welt. Es geht sowohl um unsere physische Präsenz als auch um den metaphysischen Zustand der Existenz in einem übergeordneten Bereich, im tieferen Aspekt des Lebens.  Wenn wir davon ausgehen, dass unsere Sinne uns eine Welt vortäuschen, und es auch ganz andere Sichtweisen auf die Schöpfung gibt, dann führt uns unsere geistige Anwesenheit in die eigentlichen Wahrheiten, in den Raum der Erkenntnis, in die Welt hinter den Dingen. Die körperliche Anwesenheit ist nur ein kleiner Teil unserer Anwesenheit, unsere geistige Anwesenheit erforscht die Räume unseres Wesens und unsere seelische Anwesenheit verbindet uns mit der gesamten Schöpfung. Immer wieder staunen wir, welche Geheimnisse in Worten unserer Sprache verborgen sind, und welche Räume der Erkenntnis sich öffnen, wenn wir wirklich anwesend sind.

Sonntag, 13. April 2025

Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit

Ein Ideal für die Menschheit, das wie fast alle Ideale sich schon bei seiner Entstehung in das Gegenteil verwandelt hat. Schon in der französischen Revolution hat sich Freiheit in Unterdrückung verwandelt, in Unfreiheit.  Gegner wurden verhaftet und in Kerker geworfen oder gleich zu einem Opfer der Guillotine.  Wenn Menschen von Freiheit sprechen, dann ist oft das Gegenteil der Fall, Freiheit scheint immer mit Unfreiheit oder noch Schlimmeren verbunden zu sein. -  Ähnlich ist es mit der Gleichheit. Was wäre denn gleich auf dieser Welt? Nichts gleicht dem anderen, alles ist einzigartig. Kein Mensch, kein Tier, keine Pflanze und nicht einmal die Planeten am Himmel gleichen sich.  Wie soll denn eine solche Forderung, die so sehr der Schöpfung widerspricht, ein Ideal sein? Sie ist genauso eine Utopie wie die Freiheit. Die Einzigartigkeit ist es, die uns in der Schöpfung begegnet, nicht die Gleichheit.  – Brüderlichkeit würde voraussetzen, dass schon die Brüder in einer Familie sich harmonisch verhalten, liebevoll füreinander da sind und nur das gemeinsame Interesse vertreten – eine weitere Utopie, die in der Realität des Lebens oft ganz anders aussieht. Brüderlichkeit zwischen den Mitmenschen ist noch viel seltener anzutreffen, jeder sorgt sich nur um sich selbst.  -  Aber vielleicht sind gerade Utopien gerade dafür da, uns  zum Nachdenken zu bringen, uns zu ermuntern, es nicht bei den gegenwärtigen Verhältnissen zu belassen, sondern unserem Leben eine andere Richtung zu geben, die uns diesen Zielen näherbringt?  Ist es so utopisch in der gesamten Menschheit, jenseits aller Mythen, das Gemeinsame zu entdecken, das, was uns alle ausmacht, jenseits aller Hautfarben, aller Religionen, jenseits von Stand und Bildung, die uns alle verbindende Seele, das gleiche Leben, das uns alle erfüllt? Vielleicht werden wir eines Tages in die Freiheit geboren, empfinden alle Menschen als Brüder und Schwestern und entdecken das Gemeinsame in uns, nicht die Unterschiede. Ist dieser Gedanke zu utopisch, um jemals wahr zu werden?

Momente der Opportunität

Opportunität bezieht sich auf eine günstige Gelegenheit oder ein passendes Zeitfenster, in dem eine bestimmte Handlung oder Entscheidung getroffen werden kann. Sie bietet eine Möglichkeit, einen Vorteil zu erlangen oder ein erwünschtes Ergebnis zu erzielen, indem die Umstände oder Ressourcen optimal genutzt werden. Wir erben nicht Opportunität von unseren Eltern. Es ist das Leben, das uns Opportunitäten verschafft. Als Eltern bemühen wir uns, unseren Kindern Mut zu geben, Opportunitäten zu erkennen. Wir vermitteln ihnen unser Weltbild, unsere Gedanken, eine möglichst gute Ausbildung und die Motivation, das Beste aus den Gaben der Schöpfung  zu machen, die ihnen mitgegeben wurden. Auf dem Weg durch das Leben treten oft Opportunitäten an uns heran. Wir müssen sie nur sehen und begreifen, dass wir ein Angebot des Lebens erhalten. Wir können niemals davon ausgehen, dass uns Opportunitäten zustehen, oder dass wir ein Recht auf Opportunitäten hätten. Der eine erkennt eine Opportunität und macht etwas aus ihr. Der andere lässt eine Opportunität vorübergehen. Ergreift man eine Opportunität, dann ist das ein Schöpfungsprozess, der von einem einzelnen Menschen ausgeht und nur von diesem Menschen ausgeübt wird. Opportunitäten zu erkennen, sind  das eigentliche Erbe des Lebens, für das wir unsere Kinder ausbilden, die Gabe, Momente zu erkennen, in denen uns das Leben etwas anbietet und wir daraus etwas machen können, oder wir lassen den Moment vorübergehen und nichts hat sich verändert. Auf meinem Weg durch das Leben habe ich oft solche Momente erlebt, und oft ist etwas entstanden, das noch heute besteht, oder widrige Umstände waren gegen mich und ich habe wieder verloren was schon sicher erschien.  Ich habe mich nie gefragt, ob das gerecht oder ungerecht war, es war das Leben, das sich mir in allen seinen Erscheinungen zeigte. Wenn wir etwas gewinnen wollen, müssen wir etwas riskieren, nur dann gibt es eine Opportunitäten für unser Leben.

Sonntag, 6. April 2025

Körper, Geist, Seele

Unsere Aufmerksamkeit gilt meistens dem Körper. Es geht  um Essen, Trinken, Sport und Lust. Wenn Krankheiten eintreten, dann weil wir in der einen oder anderen Richtung übertrieben haben. In den seltensten Fällen halten wir inne und werfen einen Blick auf das Wunderwerk Körper, auf das Zusammenspiel der Zellen, auf die Schönheit der Schöpfung, die sich in jedem Körper zeigt. -  Ein gleiches gilt für unsere Sinnesorgane. Sie  führen  uns in die Welt des Geistes, zu unserem Verstand. Wir glauben, dass unser Geist sich in unserem Gehirn befindet. Richtig ist, dass nur ein Teil des Geistes seinen Sitz in den Gehirnzellen hat. Wir vergessen, dass keine Zelle des gesamten Körpers leben würde, wenn nicht die gleiche Intelligenz  auch in jeder Zelle  wäre und ihre Funktionen steuern würde. Der Geist ist die Intelligenz unseres gesamten Zellkörpers und sorgt für das Zusammenspiel der Zellen. Und auch der Geist bedarf der ständigen Zuwendung, muss ständig wie eine Software gepflegt und aktualisiert werden, wenn er nicht veralten und irgendwann seine Funktionen einstellen  soll. Aber leider vernachlässigt ein Grossteil der Menschheit dieses wunderbare Geschenk der Natur,  vernachlässigt seinen Geist und stellt ihm nicht die Pflege zur Verfügung, die er bis ins hohe Alter  zu seiner Funktionsfähigkeit benötigt. – Und schliesslich die Seele. Ein guter Teil der Menschheit bezweifelt, dass es eine Seele gibt. Sie ist für sie selbstverständlich, sie ist das Leben, sie ist einfach da, entsteht mit der Geburt und endet mit dem Tod.  Dabei würde nichts ohne die Seele existieren.  Seele ist das Leben,  das gleiche Leben, das den ganzen Kosmos erfüllt.  Wir leben in der Seele, in  der Gesamtheit der Schöpfung,  und die Seele individualisiert sich in uns. Seele ist der für uns Menschen nicht fassbare Schöpfergeist, der in allem enthalten ist, auch in unserem Körper,  in jeder Zelle, in jedem Atom und Molekül.  Alles ist Seele, was existiert, alles ist durch die Seele miteinander verbunden, verdichtet sich in der Existenz, individualisiert sich und kehrt zurück in die Gesamtheit, im ewigen Rhythmus der Zeit. Die Wissenschaft hat erkannt, dass jeder Mensch zu 99% aus leerem Raum besteht, so wie wir diesen leeren Raum zur Kenntnis nehmen müssen, ohne ihn zu verstehen, so müssen wir die Seele wahrnehmen lernen, die uns erfüllt und uns umhüllt und das ist, was unsere Existenz ausmacht. Diejenigen unter uns Menschen, die die Seele nicht fühlen können, nicht die Sprache der Seele verstehen, nicht mit ihrer Seele kommunizieren, bekommen irgendwann ein Problem im Leben. Sie zweifeln am Sinn des Lebens, hören nicht die innere Stimme die zu ihnen  spricht, die sie im Gleichgewicht hält, die ihnen der treueste Gefährte im Leben ist. Die Seele war da, bevor wir die Welt betraten und ist noch da, wenn wir die Welt verlassen. Wir sind Teil der Seele und die Seele der Schöpfung ist ein Teil von uns. Die  Seele ist das Eigentliche in uns, Schöpferin von unserer physischen, individuellen Existenz, und gleichzeitig ist die Seele  Teil der Gesamtheit, die die ganze Schöpfung erfüllt. Das Ich und der Vater sind eins -  heisst es in den die alten Schriften. Man muss nicht religiös sein, um das zu verstehen. Wir sind Teil der Gesamtheit und Ewigkeit und  die Gesamtheit personifiziert sich in uns. Das ist das Geheimnis der Dreieinigkeit.