Donnerstag, 11. Dezember 2025

Freiheit und Liebe

Wie werden in die Freiheit geboren. Am freiesten sind wir im Moment unserer Geburt. Dann beginnt schon bald die Einschränkung. Wir müssen uns an Zeiten gewöhnen, werden zu braven Kindern erzogen, in Elternhaus und Schule müssen wir uns vielfältigen Zwängen beugen. Bald presst ein Beruf uns in vorhandene Muster, von der ursprünglichen Freiheit bleibt nicht viel übrig.

Die ganze Zeit aber bleibt der Traum von Freiheit. Wer hat nicht schon im Schlaf,  sich auf den Schwingen des Traums in die Lüfte erhoben, das Gefühl der absoluten Freiheit erlebt?  Wenn wir die erste Liebe erleben, erfüllt uns ein ähnliches Gefühl. Wir könnten Berge versetzen und sind bereit, uns über alle Konventionen hinwegzusetzen, die uns  Erziehung und Regeln beigebracht haben.

Aber die Freiheit ist uns schon längst verloren gegangen. Wenn der erste Rausch des Verliebtseins  verflogen  ist, setzt unser Verstand  und unsere Erziehung ein und übernimmt das Ruder.    Wir folgen dem Muster anderer Ehen, beschränken die Freiheit unseres Partners, nörgeln und kritisieren den Anderen, «Ich liebe Dich», wird zu einer Floskel, Beischlaf zu einer Pflicht.  Der graue Alltag  hat uns eingeholt und von der Liebe bleibt nur wenig übrig.

Es geht aber auch anders. Die Freiheit ist uns angeboren. Wir brauchen uns nur zurückzuerinnern, dass wir als freie Menschen diese Welt betreten haben, erfüllt vom Schöpfergeist, willens die Welt zu verändern.  Wir müssen uns bewusstwerden, dass der Mensch,  den wir lieben,  in die gleiche Freiheit geboren ist, und dass es uns nicht zusteht, in seine Freiheit einzugreifen. Das würde voraussetzen, dass wir erkennen, dass man uns zur Unfreiheit erzogen, uns in Formen gepresst hat, damit wir uns in die Zwänge der Welt einfügen.   Wir müssten uns von den Zwängen der Erziehung befreien, uns auf unser eigentliches  Selbst besinnen, darauf, dass wir in die Freiheit geboren wurden. Eigenliebe wäre dann keine Ego Liebe, sondern die Liebe zu uns selbst, aber  auch die Liebe zur Freiheit unseres Partners. Nur wenn wir den Anderen lieben wie uns selbst, wäre es wahre Liebe.

Im Tempel von Delphi steht über der Eingangspforte:  «Erkenne Dich selbst».  Das ist die Pforte zur  Liebe, die Selbsterkenntnis, dass wir nicht nur als Mensch die Welt betreten, sondern auch als freie Seele, frei in der Erschaffung der Welt und des Menschen mitzuwirken, vor allem, frei in unserer eigenen Erschaffung. Als freier Mensch brechen wir alle  Mauern der Unfreiheit nieder und erkennen die Freiheit nicht nur in  uns selbst, sondern auch in allen Menschen, die wir lieben, als das, was sie wirklich sind, als Kinder der göttlichen Liebe, in die Freiheit des Lebens geboren.  

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