Montag, 1. Oktober 2012

Hersttage

An diesen reifen Herbsttagen, wenn im tiefen Licht der Sonne die Herbstfarben langsam aufleuchten kommt mir immer wieder Hölderlins Lied an die Parzen in den Sinn:

1. Nur Einen Sommer gönnt, ihr Gewaltigen Und einen Herbst zu reifem Gesange mir, Daß williger mein Herz, vom süßen Spiele gesättiget , dann mir sterbe.
2. Die Seele, der im Leben ihr göttlich Recht Nicht ward, sie ruht auch drunten im Orkus nicht; Doch ist mir einst das Heil’ge, das am Herzen mir liegt, das Gedicht gelungen,
3. Willkommen dann, o Stille der Schattenwelt! Zufrieden bin ich, wenn auch mein Saitenspiel Mich nicht hinab geleitet ; Einmal Lebt ich, wie Götter, und mehr bedarfs nicht.

Hölderlin war nur 29 Jahre alt, als er dieses Gedicht schrieb. Es ist das Bild, das in diesem Gedicht vor mir steht und mich berührt. Die Vergänglichkeit des Sichtbaren, ausgedrückt im Wechsel der Jahreszeiten. Die kurze Lebensspanne die uns zur Verfügung steht. Die Verbindung unseres Lebens mit dem Göttlichen, beim Dichter ausgedrückt im Saitenspiel, in das das Göttliche einfliesst, das Göttliche in den Worten des Dichters. Das Herz ist das Medium in dem das Göttliche empfunden wird. Die Worte sind die Nahrung des Herzens. Die Sehnsucht das zum Ausdruck zu bringen, was in allem ist, das ist der Wunsch des Dichters und gleichzeitig jedes Menschen. Ist nicht der Zweifel im Gedicht spürbar ob das gelingen wird? Kann das Göttliche in die Worte des Verstandes fliessen? Wenn das Göttliche in allem ist, dann auch in den Worten des Menschen. Und wenn unser Herz von den Worten des Dichters berührt wird, dann ist ihm das bereits gelungen, die Gottheit spricht selbst zu uns. Das ist es was uns an diesem Gedicht berührt.

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