Donnerstag, 20. Dezember 2012

Gedanken eines Vaters


Mein Sohn heiratet .  Viele Gedanken gehen mir durch den Kopf.  Welche Gedanken  gebe ich ihm und seiner  Frau  zur Hochzeit mit auf den  Weg?   Sicher sind Gedanken über die  Liebe  der wichtigste Aspekt  an diesem  Tag.
Ich blicke auf die Kindheit  zurück,  es sind 30 Jahre,  die wir zusammen verbracht haben. Habe ich alles richtig gemacht?   Habe ich ihm  die Liebe und Anerkennung als Kind gegeben, die er als Mensch für sein späteres Leben brauchte?  Kann er diese Liebe an seine Frau und seine Kinder weitergeben?  Als er  zu mir auf diese Welt kam, habe ich ihn da  als  Mensch und  als Sein  wahrgenommen?  Hat sich meine Liebe auf    seine physische  Form beschränkt oder  habe ich ihn  auch auf der Ebene  des Seins , als mit  mir in meinem Sein verbunden  wahrgenommen ?  Viele Fragen und schwierige Antworten, da wir uns selbst nur schwer wahrnehmen können.
 Unsere  Liebe  zu unserem   Kind  hat einen  Teil, der ganz  dieser Welt zugewandt ist, aber auch einen Teil, der auf der seelischen Ebene  stattfindet.  Kinder, die in der seelischen Liebe aufwachsen,   bekommen die ganze Stärke des Lebens vermittelt.  Da  können viele  Voraussetzungen  der physischen Existenz fehlen,  ich denke an die Zeit meiner Kindheit und der Hungersnot nach dem Krieg.  In der Liebe meiner Eltern habe ich mich immer sicher und geborgen gefühlt.  Es ist nicht die Sicherung der physischen Existenz, die uns ausmacht,  es ist die emotionale Geborgenheit in der Liebe unserer Eltern, die uns die Kraft zum Leben gibt. Und wenn wir selbst in der Liebe aufwachsen können wir auch diese Liebe weitergeben. Das  ist die Antwort auf meine Fragen.
Und jetzt beginnt alles aufs Neue.  Zwei junge Menschen verbinden sich.  Ich  wünsche Ihnen, dass sie, wenn sie sich anschauen,  nicht nur auf  den Menschen  schauen, auf den Gegenüber, in  seiner äusseren Erscheinung,  ich wünsche Ihnen, dass sie   auf  das Mensch-Sein  des anderen blicken,  das sehen,  was den anderen ausmacht,  das Sein hinter dem Menschen sehen, die Kraft und  Energie die unser  MeinschSein  bestimmt, die für uns nicht fassbar und dennoch tief mit unserer  Existenz verbunden ist,  wie es auch  wunderbar  in der sprachlichen Verbindung von  Mensch und Sein ,  im  Menschsein    zum  Ausdruck  kommt.
Zwei  Menschen verbinden sich, um das Leben gemeinsam zu  verbringen. Da  kann es viele Gründe geben warum diese Verbindung zustandekommt.  Natürlich die  Liebe und die Anziehung zwischen zwei jungen Menschen,  der  Wunsch der Eltern,  die Macht der  Gewohnheit,  Angst vor dem Alleinsein,  der Wunsch nach gemeinsamen Kindern.  Oft spielen  viele Aspekte  bei der Entscheidung  eine Rolle.  Am Wichtigsten scheint mir aber das Vertrauen zu sein,  wie es schon im Wort anvertrauen oder Trauung zum Ausdruck kommt.
Vertrauen hat mit Treue zu tun, mit Festigkeit und Stärke.  Das Kind springt  von oben in die Arme seines Vaters, weil es darauf vertraut,  der Vater wird es fangen. Das ist etwas sehr aufregendes,  ich kann verletzt werden, aber ich traue mich trotzdem , weil ich dem anderen vertraue.   Nicht anders in einer  Ehe:  Ich vertraue mich in meiner  ganzen Verletzlichkeit dem Anderen an, weil ich weiss, der andere  wird  dies Vertrauen nicht ausnutzen.  Wo aber kommt ein solches Vertrauen her?
Aus der Liebe im tiefsten  Sinn. -  Bestimmt  wird  unser Leben von zwei  grossen  Antrieben, von  Liebe und  Angst, vom  gebenden und  vom nehmenden Aspekt.  Liebe zwischen zwei Menschen, die sich   für  ihren Lebensweg verbinden wollen  ist eine der schönsten  Beweggründe  für das gemeinsame Leben.  Einer jungen Frau, die sich  nicht über ihre  Gefühle  zu ihrem Partner im Klaren war, schrieb ich:
Liebe ist, wenn mein eigenes Sein, mein Ich bin, den anderen nicht mehr als anderen wahr nimmt, sondern der andere zu einem Bestandteil von mir wird, wenn ich nur noch voller Freude bin, wenn der andere um mich ist, weil ich mich im anderen fühlen kann, wenn ich tief auf der Ebene des Seins mein Leben als seines fühlen kann, wenn der andere gut für mich ist, so wie ich gut für mich bin und ich gut für ihn bin, wenn ich den anderen nicht mehr auf der Ebene des Verstandes, sondern mit meiner Seele wahrnehme, wenn der andere nicht weg ist wenn er nicht da ist, wenn das Du zu einem Teil von meinem Ich geworden ist, wenn ich den anderen so annehme, wie er ist .


Was bleibt noch zu sagen:
Der Dank des Vaters für  das Vertrauen und die Liebe, die  Du mir immer entgegengebracht hast, die Fürsorge, die ich in allem spüre was Du bist. Der Dank,  dass Ihr beide mir immer wieder Eure Herzen geöffnet habt und ich Euer Menschsein  sehen durfte.  Die Bitte an Euch,  wenn Ihr Euch anschaut, Euch wahrzunehmen,  Euch  mit  Eurem Herzen wahrzunehmen,  die zu sehen, die Ihr wirklich seid.
Was kann ich Euch auf Euren Weg mitgeben:
Meinen Segen,  den Friedensegen,   ich wünsche Euch den  Frieden  in Eure  Seelen, in Eure Herzen,   auf Eurem gemeinsamen Weg,   geht nicht nebeneinander, sondern geht  vereint miteinander  und wenn immer Unfrieden  sich zwischen  Euch stellen sollte, dann schaut Euch  nicht mit Eurem Verstand, sondern mit Eurem Herzen an. 

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