Mein Sohn heiratet . Viele
Gedanken gehen mir durch den Kopf. Welche Gedanken gebe ich ihm und seiner Frau zur Hochzeit mit auf den
Weg? Sicher sind Gedanken über die Liebe der wichtigste Aspekt an diesem
Tag.
Ich blicke auf die Kindheit
zurück, es sind 30 Jahre, die wir zusammen verbracht haben. Habe ich
alles richtig gemacht? Habe ich
ihm die Liebe und Anerkennung als Kind
gegeben, die er als Mensch für sein späteres Leben brauchte? Kann er diese Liebe an seine Frau und seine
Kinder weitergeben? Als er zu mir auf diese Welt kam, habe ich ihn
da als
Mensch und als Sein wahrgenommen? Hat sich meine Liebe auf seine
physische Form beschränkt oder habe ich ihn
auch auf der Ebene des Seins ,
als mit mir in meinem Sein verbunden wahrgenommen ? Viele Fragen und schwierige Antworten, da wir
uns selbst nur schwer wahrnehmen können.
Unsere Liebe
zu unserem Kind hat einen
Teil, der ganz dieser Welt
zugewandt ist, aber auch einen Teil, der auf der seelischen Ebene stattfindet.
Kinder, die in der seelischen Liebe aufwachsen, bekommen die ganze Stärke des Lebens
vermittelt. Da können viele
Voraussetzungen der physischen
Existenz fehlen, ich denke an die Zeit
meiner Kindheit und der Hungersnot nach dem Krieg. In der Liebe meiner Eltern habe ich mich immer
sicher und geborgen gefühlt. Es ist
nicht die Sicherung der physischen Existenz, die uns ausmacht, es ist die emotionale Geborgenheit in der
Liebe unserer Eltern, die uns die Kraft zum Leben gibt. Und wenn wir selbst in
der Liebe aufwachsen können wir auch diese Liebe weitergeben. Das ist die Antwort auf meine Fragen.
Und jetzt beginnt alles aufs Neue. Zwei junge Menschen verbinden sich. Ich
wünsche Ihnen, dass sie, wenn sie sich anschauen, nicht nur auf
den Menschen schauen, auf den
Gegenüber, in seiner äusseren
Erscheinung, ich wünsche Ihnen, dass
sie auf
das Mensch-Sein des anderen blicken, das sehen,
was den anderen ausmacht, das Sein hinter dem Menschen sehen, die
Kraft und Energie die unser MeinschSein bestimmt, die für uns nicht fassbar und
dennoch tief mit unserer Existenz
verbunden ist, wie es auch wunderbar
in der sprachlichen Verbindung von
Mensch und Sein ,
im Menschsein zum
Ausdruck kommt.
Zwei Menschen
verbinden sich, um das Leben gemeinsam zu
verbringen. Da kann es viele
Gründe geben warum diese Verbindung zustandekommt. Natürlich die Liebe und die Anziehung zwischen zwei jungen
Menschen, der Wunsch der Eltern, die Macht der Gewohnheit, Angst vor dem Alleinsein, der Wunsch nach gemeinsamen Kindern. Oft spielen
viele Aspekte bei der
Entscheidung eine Rolle. Am Wichtigsten scheint mir aber das Vertrauen
zu sein, wie es schon im Wort anvertrauen oder Trauung zum Ausdruck
kommt.
Vertrauen hat mit Treue zu tun, mit Festigkeit und
Stärke. Das Kind springt von oben in die Arme seines Vaters, weil es
darauf vertraut, der Vater wird es
fangen. Das ist etwas sehr aufregendes,
ich kann verletzt werden, aber ich traue mich trotzdem , weil ich dem
anderen vertraue. Nicht anders in
einer Ehe: Ich vertraue mich in meiner ganzen Verletzlichkeit dem Anderen an, weil
ich weiss, der andere wird dies Vertrauen nicht ausnutzen. Wo aber kommt ein solches Vertrauen her?
Aus der Liebe im tiefsten Sinn. - Bestimmt
wird unser Leben von zwei grossen
Antrieben, von Liebe und Angst, vom
gebenden und vom nehmenden
Aspekt. Liebe zwischen zwei Menschen,
die sich für ihren Lebensweg verbinden wollen ist eine der schönsten Beweggründe
für das gemeinsame Leben. Einer
jungen Frau, die sich nicht über
ihre Gefühle zu ihrem Partner im Klaren war, schrieb ich:
Liebe ist, wenn mein eigenes Sein, mein Ich bin, den anderen
nicht mehr als anderen wahr nimmt, sondern der andere zu einem Bestandteil von
mir wird, wenn ich nur noch voller Freude bin, wenn der andere um mich ist,
weil ich mich im anderen fühlen kann, wenn ich tief auf der Ebene des Seins
mein Leben als seines fühlen kann, wenn der andere gut für mich ist, so wie ich
gut für mich bin und ich gut für ihn bin, wenn ich den anderen nicht mehr auf
der Ebene des Verstandes, sondern mit meiner Seele wahrnehme, wenn der andere
nicht weg ist wenn er nicht da ist, wenn das Du zu einem Teil von meinem Ich
geworden ist, wenn ich den anderen so annehme, wie er ist .
Was bleibt noch zu sagen:
Der Dank des Vaters für
das Vertrauen und die Liebe, die
Du mir immer entgegengebracht hast, die Fürsorge, die ich in allem spüre
was Du bist. Der Dank, dass Ihr beide
mir immer wieder Eure Herzen geöffnet habt und ich Euer Menschsein sehen durfte.
Die Bitte an Euch, wenn Ihr Euch anschaut,
Euch wahrzunehmen, Euch mit
Eurem Herzen wahrzunehmen, die zu
sehen, die Ihr wirklich seid.
Was kann ich Euch auf Euren Weg mitgeben:
Meinen Segen, den
Friedensegen, ich wünsche Euch den Frieden
in Eure Seelen, in Eure
Herzen, auf Eurem gemeinsamen Weg, geht nicht nebeneinander, sondern geht vereint miteinander und wenn immer Unfrieden sich zwischen
Euch stellen sollte, dann schaut Euch nicht mit Eurem Verstand, sondern mit Eurem
Herzen an.
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