Samstag, 28. September 2013

VOM ALLEINSEIN


Wenn ich den  Versprechungen der zahlreichen Partnerbörsen Glauben schenken würde, dann finde ich mein Glück,  in dem ich Mitglied bei der Partnerbörse werde und mir mit Hilfe psychologischer Tests einen Partner suche. Allein ein Blick in die mir bekannten Ehen und Partnerschaften macht mir schnell klar, so einfach ist es  mit dem  Glück nicht,  nicht in meinem Leben und erst recht nicht in der Partnerschaft.  Ich bin mir bewusst, in meiner physischen Existenz bin ich unvollkommen, ich bin in die Zweiheit geboren und  um Vollkommen zu werden fehlt mir der andere Teil.  Diese innere Sehnsucht leitet mich  und motiviert mich  zur Partnersuche. Zu oft ist aber meine Erwartungshaltung an den anderen fehlgeleitet.  Der andere soll mich glücklich machen,   alles ändert sich, wenn ich nur einen Partner habe.   Schnell tritt dann die grosse Enttäuschung ein, wenn der andere nicht meine Erwartungen erfüllt, ich trenne mich  und   halte ich  nach einem neuen Partner Ausschau.
Auf der Ebene der existentiellen Natur besteht die Anziehung  der Geschlechter, die Natur sichert durch diese Anziehung den Fortbestand  der Schöpfung.  Anziehung und Vollzug auf der körperlichen Ebene ist die einfachste Form der Partnerschaft.  Daneben haben sich aber eine Vielzahl von  Aspekten entwickelt, die wir zusätzlich in der Partnerschaft erwarten, wie  Besitz,  Versorgung, Absicherung des Nachwuchses, aber auch Lustgewinn,  Zeitvertreib, Liebeserwartung  und dieser Katalog  könnte beliebig fortgesetzt werden.  Diese Erwartungen richte ich an die  andere Person   , ich erwarte vom Anderen, dass er meine Erwartungen erfüllt,  oft noch abgesichert durch die vertraglichen Bindungen von Kirche und Gesetzgeber. Das sind keine guten  Voraussetzungen  für eine Ehe oder Partnerschaft,  Voraussetzungen die spätestens in Frage gestellt werden, wenn sich die materiellen Voraussetzungen ändern,  mein Partner verliert seinen Beruf,  wird alt, seine Attraktivität schwindet, mein  Partner wird krank, mein Partner  macht mich nicht mehr glücklich. Was ist da bei mir schief gelaufen?
Vielleicht sollte ich  einen ganz anderen Ansatzpunkt sehen. Vielleich sollte ich nicht so sehr auf den Anderen blicken und Erwartungen an ihn haben.  Primär sollte ich zunächst meine Aufmerksamkeit auf mich selbst richten,  meine Person, meine Existenz.  
Ich stelle fest, Ich bin ALLEIN. 
Im Licht meiner Aufmerksamkeit   nehme ich mich  wahr,  ich bin   hineingeboren in diese Welt  der mannigfaltigsten Erscheinungsformen . Es ist zunächst dieser Urzustand meines Seins, den es gilt in mein Bewusstsein zu ziehen, das ALLEINSEIN  in der Welt des  ALLES.  Das Wort  ALLEINSEIN  sagt schon etwas über meine eigentliche Wirklichkeit aus,  das ALLES und das  EINS SEIN  sind mein Urzustand.  Ich bin in allem und das Alles ist in mir, ist eins mit mir.  Aber etwas hindert mich diesen  Urzustand zu begreifen.  Es ist die Welt meiner Gedanken, die   unablässig in meinem Kopf schwirren und mich davon abhalten, mich auf mich selbst zu besinnen,  mich selbst zu bewohnen,  mich selbst wahrzunehmen. Ich muss diese Gedankenwalze  zum Stillstand bringen,  den Lärm in meinem Kopf zum Schweigen bringen.   Erst mit meiner  Selbstbesinnung, mit  Meditation,  mit Gedankenruhe       entsteht ein Feld der Stille,    ein Raum  in dem ich anfange mich selbst wahrzunehmen,  ein Raum aus dem mich bisher meine Erziehung, mein Umfeld, die Erwartungen meiner Umgebung und vor allem der Lärm in meinem Kopf  vertrieben haben. Erst wenn ich wieder das Licht meiner Wahrnehmung auf mich selbst lenken kann und in meinem eigenen Raum der Stille, in meinem ALLEINSEIN wohnen kann, entwickele ich die Kraft auch die Welt um mich wahrzunehmen, in mich aufzunehmen, Eins zu werden mit dem Alles. 

Wenn ich jetzt die Sehnsucht nach einem anderen Menschen in mir spüre, dann entwickelt sich in diesem Raum in mir eine Energie die ausstrahlt auf andere, andere anzieht, die in diese Energie passen. Nur wenn ich mich selbst in mir  finde, finde ich auch den anderen  als Ergänzung zu mir.  Wenn ich als junger Mensch heute voller Schwung und Erwartungen in eine Ehe gehen,  dann  ist  in der ersten Phase  der Verliebtheit viel von der Aufmerksamkeit zu spüren, die notwendig ist, damit der andere sich wohl fühlt.  Es müssen sich aber beide wohlfühlen, der andere und ich, und  wenn in der ersten Phase des Zusammenseins,  der einzelne Partner alles tut, um  dem anderen dessen Erwartungshaltungen zu erfüllen,  kommt nach einiger Zeit der Moment des  Erwachens, der Moment wo ich mir  sage,  das bin doch gar nicht ich, der da handelt,  das sind die Erwartungen des anderen, die sich in mir widerspiegeln.  Es ist dieser Moment der ENT-TÄUSCHUNG,  der Moment des Erwachens, der dann unsere Beziehung in die Krise stürzt.  Wir werden auf uns selbst zurückgeworfen, auf unser  ALLEINSEIN,  und nur wenn  ich  in der Lage bin, mich wieder selbst zu entdecken schaffe ich den Raum in mir, in dem auch der andere seinen Platz findet.  Vielleicht sollte ich  meinen Lebensablauf anders gestalten.  Bevor ich nach dem Anderen in meinem Leben Ausschau halte, sollte ich  mich   erst   selbst finden  und Raum in mir   für  mich und   den anderen schaffen.  Habe ich diesen Raum in mir geschaffen, dann ist auch Platz für den anderen da.  Dann schickt mir  mein Schicksal   den Partner, der zu mir passt,  der diese Lücke in meinem Leben schliesst,  mit Partnerbörse aber auch ohne. 

1 Kommentar:

Astrolant hat gesagt…

Internet im Zeichen der Liebe:
Die mannigfaltigen Plattformen - übervoll von sympathisch lächelnden photogeshoppten schönen Menschen - eröffnet uns die Möglichkeit, mit wildfremden Menschen auf intimste und persönlichste Art zu kommunizieren.
Wir vergessen dabei allzu leicht dass sich zu jedem attraktiven Phänotyp mindestens ein völlig desillusionierter Ex-Partner verbirgt
Ist das nun ein Fortschritt?
Es kann durchaus auch ein Fluch sein, denn wir geben uns allzu gerne der Illusion hin immer wieder jemand noch attraktiveren, anziehenden und sympathischeren finden zu können!
So verlieren wir mit DSL Geschwindigkeit die Fähigkeit zur Genügsamkeit und zur Treue!
Durch die „sozial“ genannten Netzwerke verlieren wir nur zu leicht JEGLICHE Bindungsfähigkeit. Wir arbeiten an keinen Konflikten mehr, sondern gehen auf den Viehmarkt der Bildergalerien der Bedürftigen und suchen uns reflexartig jemand "scheinbar" Besseres.
Die wahrhaftige Liebesfähigkeit leidet, weil wir durch das Internet auf Amors Auge immer blinder werden – doch die Zahl der Eisen im Feuer ist hoch.
Fazit:
Wir versauen es uns alle selbst!!!!

Friedrich Nietzsche Morgenröte auch deshalb Einsamkeit
A: So willst du wieder in deine Wüste zurück? — B: Ich bin nicht schnell, ich muss auf mich warten, — es wird spät, bis jedes Mal das Wasser aus dem Brunnen meines Selbst an’s Licht kommt, und oft muss ich länger Durst leiden, als ich Geduld habe. Deshalb gehe ich in die Einsamkeit, — um nicht aus den Zisternen für Jedermann zu trinken. Unter Vielen lebe ich wie Viele und denke nicht wie ich; nach einiger Zeit ist es mir dann immer, als wolle man mich aus mir verbannen und mir die Seele rauben — und ich werde böse auf Jedermann und fürchte Jedermann. Die Wüste tut mir dann not, um wieder gut zu werden.

Die Ehe ist ein Versuch, zu zweit wenigstens halb so glücklich zu werden, wie man allein gewesen ist.
Oscar Wilde
Wir werden im Leben nicht nur einmal - mit oder ohne Partnerbörse im Alltag mit Menschen konfrontiert die uns mehr über uns selbst lehren, als uns selbst lieb ist. Wer lässt sich schon gerne einen Spiegel vorhalten. Aber genau der Spiegel ist es der uns die Möglichkeit gibt an uns selbst zu wachsen, und mit dem Allein Sein Frieden schließen zu können.
Verloren ist im Grunde nur der, der die Fähigkeit sabotiert sich neutral von außen selbst zu betrachten.
Es ist aber auch (gänzlich profan) die Möglichkeit, für Menschen, die - aus verschiedenen Gründen heraus – sich nicht in das öffentliche „zur Schau tragen“ der eigenen Bedürftigkeit einreihen können oder wollen.
Letztendlich gelten hier auch die Kenntnisse aus der Werbung und der Werbeerfolgskontrolle.
1000 visuelle Kontaktchancen ergeben nach meiner Erfahrung 100 oberflächliche textliche Annäherungen, aus denen dann 10 „Kaufabsichten“ destilliert werden, aus denen sich dann realistisch ein bis zwei „ Deals“ werden.