Der Sommer geht zu Ende, in diesen Spätsommertagen wird mir
die Vergänglichkeit von allem bewusst.
In Gesprächen mit J. wird immer
wieder die Trauer und der Verlust deutlich, den der Tod meines Bruders in ihrem
Leben hinterlassen hat. Es wird mir aber
auch bewusst, dass der Tod nichts Schreckliches an sich hat, das Schreckliche sind nur unsere Gedanken
über den Tod, nicht aber der Tod selbst.
Schon in der Geburt ist unsere
Körperform dem Verfall ausgesetzt, und wenn der Tod eintritt schwindet unsere
Körperform und hinterlässt da, wo sie vorher gewesen ist eine Leere. Es ist diese Leere, die hinter der schwindenden Form aufscheint,
die uns einen Blick in die Dimension
ermöglicht, aus der wir kommen und in die wir zurückkehren. In der scheinbaren Leere scheint das durch, das die Körperform geschaffen hat,
das was wir das Göttliche nennen. Der
Tod ist nur die Metamorphose des
Gegenständlichen in das nicht Gegenständliche,
es ist ein heiliger Moment in der Existenz des Menschen. So wie die Raupe sich verpuppt und zum
Schmetterling wird, transformiert sich der Mensch im Moment des Todes in etwas
für unseren Verstand nicht Fassbares.
Wenn wir tief in uns Hineinhören, dann erkennen wir in uns und in allem
das Leben. Das Leben vergeht nicht, nur
die Form. Wenn das Leben unsere Form
verlässt, kehren wir nur dorthin zurück,
wo wir immer gewesen sind. In der
Leere die mir der Tod eines nahestehenden Menschens hinterlässt, erkenne ich das Leben,
und in dem heiligen Moment des Todes sind nicht nur der Sterbende, sondern auch
die Menschen, die an seiner Seite sein dürfen, dem Numismatischem, dem
Schöpfungsprozess, am Nächsten. Erst der
Tod ermöglicht uns das Leben zu erkennen, das in allem ist, er ist nicht das Ende des Lebens, sondern nur der Wandel der Form.
In unserer Verdrängungskultur, in der wir den Tod nicht wahrhaben wollen, entgeht uns ein
ganze wesentlicher Aspekt, der Aspekt
des Lebens. Nur wenn ich den Tod sehe, erkenne ich das Leben in mir. Ich lebe bewusster, ich lasse dem Tod seinen
Platz in meinem Leben und kann jetzt erst
das Geschenk des Lebens in seinem vollen Umfang würdigen.
Ich erblicke das
Wunder des Lebens in den Kindern, die um mich spielen, ich schaue auf das Leben
in den Lilien auf meinem Tisch, ich schaue auf die Elemente um mich, höre das Rauschen der Brandung, lasse mich in
den Spätsommertagen von dem diesigen Licht davontragen, atme die salzige Meeresluft, sehe in den Bäumen die Oliven reifen. Der Sommer geht zu Ende, der Herbst
naht, um mich die Fülle des Seins und
alles im Wandel begriffen, wie wir selbst auch,
alles im Wandel, kein Anfang und
kein Ende, das ist das Leben.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen