Du stehst am Ende Deines Lebens und blickst auf Dein
Schaffen zurück. Du hast ein bedeutsames Werk geschaffen. Die anderen sagen,
das ist ein wirklich grosser Denker. Er
hat alles erreicht was man sich auf diesem Gebiet wünschen könnte. Und doch ist
da etwas in Dir, das Dir sagt, war das alles,
ich könnte doch noch so viel mehr leisten. Und vielleicht setzt Du Dich hin und schreibst
noch ein bedeutendes Buch und alle sagen, ein wirklich wichtiges Werk. Aber Deine Stimme sagt, das war es doch nicht
was ich wollte. Soll das alles in meinem Leben gewesen sein? Und dann tritt ein wichtiges Ereignis in Dein
Leben ein. Du hast einen Schlaganfall
und plötzlich sind wichtige Voraussetzungen nicht mehr da, um vielleicht noch
ein wichtiges Werk zu schreiben, aber Dein Schicksal hat Dir die Fähigkeit
erhalten, weiterhin wahrnehmen zu können, denken zu können, aber auch
wahrnehmen zu können. Du liegst in
Deinem Bett und denkst, welches Unglück, ich kann noch denken, aber nicht mehr
das schreiben, was ich denken kann. Aber
daneben ist auch noch eine andere
Wahrnehmung, wie wäre es, wenn
mein Schicksal mein Freund ist und mir diese äussere Einschränkung meiner Handlungsfähigkeit
geschickt hat, um mir noch in meinem Leben Gelegenheit zu geben, die Dimension
des Nichtdenkens zu erleben, das
wahrnehmen zu können, was zwischen den Gedanken liegt, die Stille, die Weite, die Leere. Nicht die Sterne zu analysieren, sondern den Raum wahrnehmen, in dem die
Sterne sich bewegen, nicht die Worte zu
denken, sondern die Stille wahrzunehmen, aus der die Worte entstehen, nicht den
Baum zu spezifizieren, sondern die Schönheit und Vollkommenheit des Baums auf
mich wirken zu lassen. Aber vor allem,
in mich hineinzublicken und die Vollkommenheit des Lebens in mir wahrnehmen zu
können, das Leben, das bis zu meinem letzten Atemzug in mir ist und alle Funktionen meines Körpers
in perfekter Harmonie miteinander korrespondieren lässt. Auch wenn einzelne Funktionen eingeschränkt
sind, ist doch das Ganze erhalten und wird erhalten bleiben, solange ich lebe. Dieses Leben kann ich nur jenseits meiner
Gedanken wahrnehmen, es ist die eigentliche Welt, aus der wir kommen, die in
uns ist und in der wir immer bleiben werden.
Fragst Du mich nach dem Sinn des Lebens, so antworte ich, alles was wir
in unserem Leben geleistet haben, hat seinen Wert, aber der eigentliche Sinn
ist es, die Dimension in uns wahrnehmen zu lernen, die uns ausmacht und aus der
wir kommen.
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