Sonntag, 7. Februar 2021

Wenn der Schleier fällt

In schöner Regelmässigkeit lese ich über Verbote von Burka und Nikab. Die wohlmeinende Öffentlichkeit möchte, dass die Schleier fallen. Es ist aber, wie so oft, wenn wir Splitter im Auge unseres Nächsten sehen, wir sehen nicht, dass wir selber auch diese Schleierträger sind, Schleier oft dichter gewebt als jeder Nikab es sein könnte. Es sind die Schleier, die uns unser Menschsein verdecken. Es sind unsere Kulturen, Worte aus alten Büchern, unsere Erziehung, unsere Wissenschaften, Voreingenommenheiten, Glauben, alles was uns davon abhält über die Grenzen hinaus zu sehen, die uns unserer Verstand setzt. Wir sind von einem ewigen Fluss von Gedanken erfüllt, die es uns nicht ermöglichen einen Moment der Stille eintreten zu lassen. Die Gedanken sind es, die uns die Stille verhüllen. Es ist aber nicht nur der innere Lärm der uns erfüllt, wie innen so aussen. Wir können keinen Moment der Stille ertragen. Fernsehen, Radio, ständige Musikgeräusche, selbst in der Natur und beim Sport hängen wir uns Stöpsel ins Ohr, um keinen Moment der Stille zu erleben. Es ist dieser Lärm der uns umgibt, der wie ein Schleier uns von der Stille abschirmt. - Wenn wir geboren werden haben wir nichts von dieser Welt als uns selbst. Wir kommen aus dem ewigen Raum und wir bleiben Teil des ewigen Raums. Und dann beginnt unser Eintritt in die Welt. Und in der Welt beginnen wir uns mit Gegenständen zu umgeben, und mit Wissen, Gedanken, Vorstellungen, wir kommen dahin, wo wir glauben, es gebe nur das, was unsere Sinne und Gefühle wahrnehmen können. Um uns senkt sich ein Schleier des Vergessens - wir wissen nicht mehr woher wir kommen, wer wir wirklich sind. Wir sehen uns nur als den kleinen Menschen ,in dieser Welt von Zeit und Form. Alles was uns davon abhält wieder zu unserem eigentlichen Menschsein zu gelangen wird durch unser Denken bestimmt, von dem Denker in uns, der glaubt, jenseits seines Denkens gäbe es nichts, was von Bedeutung wäre. . Dabei hat jeder Mensch die Fähigkeit, den Schleier zu heben, der ihn umgibt, hinter den Schleier zu sehen, und sein ewiges Sein zu erblicken, das ewige Leben aus dem jede Form entsteht und in das jede Form vergeht. – Warum es so wichtig ist, hinter den Schleier zu blicken: Nur hinter dem Schleier öffnet sich das Leben in seiner Ganzheit, in der ewigen Schönheit der Schöpfung. - Und wenn ich gefragt werde, was zu tun sei , um den Schleier zu heben, dann weise ich auf die Lehrer der Menscheit, die uns seit ewigen Tagen gelehrt haben, uns selbst zu erkennen: - Den Denker in uns zum Schweigen zu bringen, Stille in uns eintreten zu lassen, die Zeit anzuhalten, ins Jetzt einzutreten und das Leben zu uns sprechen lassen. Dann fallen alle Formen dieser Welt von uns ab, was bleibt ist der ewige Raum in uns, um uns. Da sind keine Gegenstände mehr, die vorher so wichtig waren, kein Name, kein Rang, keine Position, was bleibt ist der Mensch selbst, in seiner menschlichen und in seiner ewigen Form, erfüllt von dem Bewusstsein von dieser und jener Welt, und dem Wissen, mit dem ganzen Kosmos verbunden zu sein, mit allem was Form hat und mit allem, was formlos ist. Wenn die Schleier der Welt fallen, betreten wir den Raum der Ewigkeit, den Raum des Formlosen. Die Stille die uns dann umfängt ist die ewige Stille, es ist die Stille in der wir das Ewige hören können, das vom Anfang unserer Tage zu uns gesprochen hat, es sind die Worte des Lebens selbst, das zu uns spricht..

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